
Zehnjährige Mädchen gegen Mehl getauscht
Nach Angaben des Roten Kreuzes nimmt die Hungersnot in Afghanistan dramatische Züge an. In der Verzweiflung würden Blätter von den Bäumen gegessen und Kinder für Nahrungsmittel verkauft.
Laut einer Rotkreuz-Delegation, die die Zustände in Westafghanistan untersuchte, werden in den Provinzen Herat und Farah zehnjährige Mädchen im Tausch für ein paar Säcke Mehl zum Heiraten angeboten.
"Wir sahen Kinder mit bloßen Händen in Feldern graben. Sie waren auf der Suche nach essbaren Wurzeln und Feuerholz. Sogar Blätter von Bäumen haben sie gegessen", sagte John Watt, Leiter der Hilfsoperation vom Internationalen Roten Kreuz.
Das Team untersuchte die Lebensverhältnisse in zwölf Dörfern im abgelegenen Tal Rooz Daz. Unter den 10.000 Einwohnern waren den Angaben zufolge 510 Waisenkinder, 261 Witwen und 699 ältere Menschen, die auf die Hilfe ihrer verarmten Nachbarn angewiesen sind. In keinem der Dörfer gebe es bearbeitete Felder. Die Menschen besäßen weder Saatgut noch Werkzeug. Das Vieh ist nach Angaben der Hilfsorganisationen gestorben oder musste verkauft werden. Durch den Krieg in den vergangenen 23 Jahre und den immer wiederkehrenden Dürreperioden seien die Menschen völlig verarmt, viele Bergdörfer seien seit Jahren von der Außenwelt abgeschnitten.