Heyde rechnet mit turbulenter Hauptversammlung
Ausblick 8.50 Uhr
Frankfurt (vwd) - Vorstand und Aufsichtsrat der im Nemax-50 notierten Heyde AG, Bad Nauheim, rechnen mit einer turbulenten Hauptversammlung an diesem Donnerstag. Einem Sprecher des Unternehmens zufolge haben sich die Mitglieder der Gremien auf detaillierte Fragen der Aktionäre über den schlechten Geschäftsverlauf im vergangenen Jahr vorbereitet. Für Fragen, warum die Aktionäre nicht früher über die Probleme unterrichtet wurden und ob es Insiderverkäufe vor Bekanntgabe der Hiobsbotschaften gegeben habe, hätten sich die Unternehmenslenker ebenfalls gewappnet, sagte der Sprecher zu vwd.
Aggressiver Expansionskurs wurde revidiert
Der IT-Dienstleister hatte wegen seines aggressiven Expansionskurses im Februar einen höher als erwarteten Fehlbetrag für 2000 ausgewiesen und seine Planzahlen für 2001 nach unten revidiert. Der Vorstandsvorsitzende und Firmengründer Dieter Heyde war daraufhin zurückgetreten. Im Mai reduzierte sein Nachfolger Dirk Wittenborg die Prognosen für 2001 erneut und verkündete einen konsequenten Spar- und Restrukturierungskurs, mit dem im bereits vierten Quartal 2001 wieder der Breakeven erreicht werden soll.
Seit Februar befindet sich der Kurs der Heyde-Aktie auf Talfahrt. Analysten sind allerdings skeptisch, ob der angeschlagene IT-Dienstleister bis Jahresende an die Gewinnschwelle gelangt. Das Unternehmen will auf der Hauptversammlung seine vorläufigen Halbjahreszahlen präsentieren. Erfahrungsgemäß könne sich da noch einiges ändern, für eine Gesamtjahreseinschätzung müssten die endgültigen Halbjahreszahlen am 14. August abgewartet werden, meint Analyst Maximilian Schoeller von Merk Fink & Co. Zudem habe Heyde mit den Erstquartalszahlen enttäuscht. Darüber hinaus müsse sich das Unternehmen zur Rückführung seiner Verbindlichkeiten dringend Liquidität beschaffen.
Analysten: Verkauf des PSB-Anteils brachte drei bis vier Mio EUR
Zu den in der vergangenen Woche angekündigten Beteiligungsverkäufen sollen auf der Hauptversammlung nähere finanzielle Details genannt werden. Die Analystenschätzungen über einen Mittelzufluss von drei Mio bis vier Mio EUR aus dem am Montag verkündeten Verkauf des 10,4-prozentigen Anteils an der börsennotierten PSB AG, Ober-Mörlen, kommentierte der Sprecher mit: "Dem widersprechen wir nicht." Weiter wollte er sich nicht äußern. Heyde hatte angekündigt, bis spätestens August mehrere nicht strategische Beteiligungen veräußern zu wollen, um damit eine Finanzierungslücke von knapp 30 Mio EUR zu schließen und Liquidität für die weitere Neuausrichtung zu gewinnen.
Analyst Schoeler nennt den ersten Verkauf allerdings einen "Tropfen auf den heißen Stein" angesichts der Finanzierungslücke von 30 Mio EUR. Laut Tagesordnung sollen die Aktionäre am Donnerstag zudem eine Reihe von Kapitalmaßnahmen beschließen, mit denen die Rückkehr zur Profitabilität vorangetrieben werde sollen. Zudem wollen Aufsichtsrat und Vorstand ihre Entlastung für das Geschäftsjahr auf eine weitere Hauptversammlung vertagen, bis Wirtschaftsprüfer die Ursachen der Planzielverfehlung für 2000 analysiert haben. Ein Aktionär hat bereits den Gegenantrag gestellt, die Vertagung nicht zu gewähren, sondern Schadensersatzansprüche gegen die Unternehmensführung zu stellen. +++Frances Palgrave
vwd/12.7.2001/pal/gl
12. Juli 2001, 09:15