Hedge-Fonds mischen die deutsche Börse auf

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woody w:

Hedge-Fonds mischen die deutsche Börse auf

 
01.09.01 13:28
Samstag, 01. September 2001     Berlin, 13:26 Uhr

         Hedge-Fonds mischen die deutsche Börse auf

Leerverkäufe beschleunigen den Kurssturz an den Märkten. Auch Blue-Chips können zu Angriffszielen werden

 
Von Holger Zschäpitz

Berlin - Hedge-Fonds kommen bei privaten Anlegern in Mode. Angesichts der Kursturbulenzen an den Börsen suchen immer mehr Investoren ihr Heil bei den alternativen Anlageprodukten, die losgelöst von der Marktentwicklung stabile Erträge versprechen. Was die meisten aber nicht wissen - sie setzen damit auf jene Fonds, die für den rapiden Kursverfall an den Börsen mitverantwortlich sind. Hemmungslos prügeln die Hedge-Fonds-Manager auf Aktien ein und lehren damit nicht nur die Börsianer sondern auch die Unternehmenslenker das Fürchten.
Selbst lange als solide geltende Blue-Chips purzeln wie die Aktien kleiner Technologiefirmen. Ob Deutsche Telekom, MLP, Infineon oder Bayer - zweistellige Kursverluste an einem Handelstag sind auch für die Dax-Werte keine Ausnahme mehr, wenn sie erst einmal ins Fadenkreuz der Hedge-Fonds-Manager gelangen. "Viele benutzen den Markt als Vehikel, um kräftig draufzuhauen", sagt ein Branchenkenner. "Mit der zunehmenden Fülle an Hedge-Fonds sind die Auswirkungen auch immer stärker in Deutschland zu spüren."

Tatsächlich mischen die völlig unregulierten Investmentgesellschaften den deutschen Markt regelrecht auf. Denn die Manager können mit so genannten Leerverkäufen auch an fallenden Kursen verdienen und beschleunigen damit die Abwärtsspirale. Das Geschäft mit den Leerverkäufen ist einfach. Die Fondsmanager leihen sich gegen eine geringe Gebühr von Banken ihrer Ansicht nach überbewertete Aktien, die sie sofort am Markt verkaufen. Danach hoffen sie auf einen Kursverfall, um sich später wieder günstiger eindecken zu können, um die geliehenen Aktien zurückzugeben. Bei MLP funktionierte das Geschäft prächtig. Wer sich kurz vor der Dax-Aufnahme bei 120 Euro die Papiere lieh und verkaufte und sich jetzt bei einem Kurs von 70 Euro wieder eindeckte, hat innerhalb eines Monats 50 Euro Gewinn gemacht.

Besonders schlechte Erfahrungen mit den Leerverkäufern hat auch Telekom-Chef Ron Sommer gemacht. Nicht nur die T-Aktie ist ein Lieblingskind der Hedge-Fonds, auch die Internettochter T-Online gehört zu den Angriffszielen. Die WestLB schätzt etwa, dass 60 Millionen T-Aktien gegenwärtig verliehen und leer verkauft sind. Bei T-Online gehen Marktbeobachter von fünf Millionen Stück aus, was etwa fünf Prozent aller frei handelbaren Aktien entspricht. Doch nicht nur den Aktien der T-Familie bekommt die Zuneigung der Leerverkäufer wenig. Auch die Hedge-Fonds-Lieblinge Epcos, MAN, WCM und Cargolifter sowie die Neuen-Markt-Gesellschaften Brokat, Biodata und Mobilcom entwickelten sich deutlich schlechter als der Gesamtmarkt. Bei Mobilcom sollen Branchenkennern zufolge etwa 500 000 Aktien verliehen und leer verkauft sein.

Zwar gilt das Geschäft mit den Leerverkäufen als anrüchig, aber dennoch hat sich eine ganze Leihe-Industrie entwickelt, die für die Hedge-Fonds die Aktien herankarrt. Nahezu alle Banken versuchen am Boommarkt zu partizipieren. So beschäftigt der Marktführer Deutsche Bank weltweit rund 250 Mitarbeiter, deren einzige Aufgabe darin besteht, Aktien von "normalen" Investmentgesellschaften wie DWS oder Union Investment zu leihen und an Hedge-Fonds wieder zu verleihen. Beim deutschen Marktzweiten, der Dresdner Bank, gibt es am so genannten Leihetisch inzwischen über 50 Mitarbeiter. Tendenz steigend. Und auch für die Fondsgesellschaften, die ihre Stücke zur Verfügung stellen, ist die Aktienleihe ein großes Geschäft, da sie im Gegenzug Zinsen bekommen.

Das Zusammenspiel zwischen Investmentgesellschaft und Banken verläuft reibungslos. Union Investment, DWS & Co. übermitteln den Banken elektronisch ihre Aktienbestände, die Verleiher erstellen dann daraus so genannte Wunschlisten.

Die Beteiligten sehen nur Vorteile. "Kurzfristig kann eine Aktie durch Hedge-Fonds mal ins Trudeln geraten. Langfristig setzt sich das faire Kursniveau durch", sagt Eike Reneerkens von Union Investment. Er sieht keine Nachteile durch die Hedge-Fonds. "Die Hedge-Fonds beseitigen Marktineffizienzen", sagt Reneerkens. Für Union-Anleger habe das Geschäft mit der Aktienleihe sogar Vorteile. So polierten die Leihezinsen die Performance des Europafonds um 0,5 Prozentpunkte

www.welt.de/daten/2001/09/01/0901fi279040.htx
woody w:

Wer erzählt was von 250 Mio T-Aktien??? Siehe:

 
01.09.01 14:13
Zitat von oben:

"Die WestLB schätzt etwa, dass 60 Millionen T-Aktien gegenwärtig verliehen und leer verkauft sind."

Courtage? hallo!
cap blaubär:

Die Schlangengrube Hedgefonds im unreglementierten

 
01.09.01 14:21
auf etwa faustrechtniveau befindlichen Börsenalltag ist wirklich klasse,da können Banken ihre SchrottIPOs dann gleich shorten und sich so die Taschen ganzheitlich füllen,fürchte die kommen bald durcheinander mit dem wer zuerst bescheißen.(da die hiesigen Fondmanager schon mit ihrer Aufgabe hart an ihren intelektuellen möglichkeiten segeln,seh ich für Hedgefonds dunkelschwarz,hab mir mal paar Charts von sowas reingetan,ist wohl mehr als Spende zur Nachwuchsförderung zu sehen)
blaubärgrüsse  
schmuggler:

Mag jetzt ein wenig krass klingen:

 
01.09.01 15:08
Früher hätte man diesen Gaunern die Hände dafür abgeschlagen.    
Falcon2001:

Zustimmung auf breiter Front

 
01.09.01 15:35
@cap Blaubär: Na zurück aus dem Urlaub? Die Hedgefonds werden mit anziehen der Märkte garantiert so derartig auf die Mütze kriegen, das die Anleger darin die letzten Looser sein werden. Ein solcher Fonds funktionierte Anfang2001 wunderbar, aber inzwischen können die doch Schorten wo immer sie wollen. Es verkauft doch kaum mehr einer Was. Schau mal auf die Umsätze. Die sind so ober lächerlich das es beinahe weh tut. Grüsse zurück.

@Schmuggler: Es gab auch Länder, da wurden solche möchtegern Schlaules einfach mit einem Messerschlitz im Ohr bestraft, damit jeder gleich wusste, wen er vor sich hat. Daher auch das Sprichwort Schlitzohr. Was nutzt es denen die Hand ab zu Hacken? Telefonieren und somit Schaden anrichten können die doch weiterhin.
Ich plädiere für wegsperren bis in Japan die Baise anfängt (in 100 Jahren). und dann dorthin ausweisen.  
Kritiker:

Und jetzt meine gewohnt banale Frage hierzu:

 
01.09.01 15:56
Wie sollen wir darauf reagieren? Flucht in Nischenwerte?, die uns keiner mehr abkauft? Oder vom Daytrading ins Stundentrading? Oder gleich Pokern? Aber mit wem?? Vielleicht Killer anheuern? Die rentieren sich aber auch nicht!
Erstmal entspannen und Tee trinken. Gruß Kritiker.
ariva55:

shorten

 
01.09.01 18:11
leute, wenn ihr schon so sauer seit auf diejenigen, die auf breiter front shorten (banken, institutionelle, hedge fonds) dann möchte ich wenigstens daran erinnern, daß in den usa es jeder weiß, wieviele aktien von jeder ag gerade short sind, weil es eine pflicht zur angabe gibt und die zahl days to cover im short interest sogar die genaue zahl liefert.
das sich das ab heute nicht mehr lohnt, weil angeblich keiner mehr verkauft, ist grundsätzlich falsch, weil es darauf ankommt ob noch bzw. schon jemand etwas kaufen will.
angenommen keiner verkauft heute mehr seine positionen die er hat- passiert erst mal nichts.
wenn jetzt viele aktien durch shorten auf den markt kommen- hängt es davon ab ob erst einmal zu diesen noch hohen preisen etwas gekauft wird. dann wird immer weiter geshortet mit verschiedenen konten von derselben institution und der kurs wird gedrückt ohne das wirklich netto neuverkäufe stattfinden. dies funktioniert insbesondere wenn es in größeren menge passiert.
ziel ist es lediglich mit geringem geldaufwand die kurse in den keller zu fahren ohne dabei stets neue aktien neu zu shorten, weil ich ja meine eigenen shortpositionen glich wieder long einkaufen kann auf einem anderen konto und somit gar keinen aufwand außer den transaktionskosten habe.

ziel ist es meine shortpositionen nicht zu vergrößern, sondern mehr prozente gewinn aus den bereits vorhanden herauszuholen.

das gilt übrigens auch für die longpositionen.

ist denke ich eine interessante gedankenwelt, die sicher ihre berechtigung hat.

euer
ariva55  
cap blaubär:

OS Shorten+Co war mal zum absichern von Positionen

 
01.09.01 18:41
gedacht das Lottoeigenleben das sie heute führen(für Privatiers)und die Hebelabzockmöglichkeiten sind relativ neue Varianten,allerdings bei der hiesigen konstelation der Banken/Börsenwelt(keine Trennung der Public+Investbank,keine SEC,keine 5$Unteregrenze beim Shorten,kein Bekanntmachen der Positionen+++,würd sowas durchaus den Betrugssachverhalt eines wohlwollenden Staatsanwalts erfüllen können)
blaubärgrüsse

schmuggler:

@Cap

 
01.09.01 18:48
Ist es da nicht eventuell an der deutschen Börse ein Reglement zu schaffen, um den Privatanleger zu schützen?  
cap blaubär:

die DT-Börse ist Erfüllungsgehilfe ihrer

 
01.09.01 21:27
Mehrheitseigner+das sind nunmal unsere Banken,also überfordert den Schuppen nicht(diese Essentials wären ne Aufgabe für Eichels/Müllers Mannen,für jede Kursschwankung der Schnürsenkelindustrie ist USA das Vorbild nur hier wird gemauert von den Bankdeppen,Ott meint ja wird direkt mit Gegenschlag gedroht,ich meine mit kein Schmiergeld mehr an Parteien,kommt aber aufs Gleiche raus)
blaubärgrüsse
schmuggler:

Kein Einzelfall!

 
02.09.01 12:54
Die Kleinen bestraft man,
die Großen lässt man laufen,
die ganz Großen bekommen noch was dazu.



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