Harald Schmidt: Die Brezel

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Harald Schmidt: Die Brezel

 
17.02.02 15:23
Die temporäre Abkehr von allen fleischlichen Freuden während der nun anstehenden Fastenzeit bringt es mit sich, dass wir uns heute mit einem schlichten Laugengebäck befassen wollen, welches sich in den vergangenen Wochen völlig unerwartet in den Blickpunkt der breiten Öffentlichkeit geschoben hat: die Brezel.
Wir erinnern uns: Zunächst war es George W., der sich während eines Footballspiels fast letal an einer Brezel (amerik.: Pretzel, aber die müssen ja immer eine Extrawurst braten) verschluckte, nun ist es Filmproduzent Bernd T., der der Brezelverkäuferin Anke S. in München verfallen zu sein scheint. Dies wäre einerseits alltäglich, andererseits nicht weiter von Bedeutung, handelte es sich bei Herrn T. nicht um den Gatten von Frau G., ihrerseits eine beliebte und erfolgreiche deutsche Schauspielerin. Die vollen Namen von Herrn T. und Frau G. sind dem Schreiber bekannt, aus Gründen der Diskretion wollen wir es aber bei den Kürzeln belassen.

Die Brezel also, In-Gebäck des Jahres 2002!

„Die Brezel erinnert formal an ausgefallene erotishe Stellungen!“  

How comes? These Nr. 1: Die Brezel erinnert formal an ausgefallene erotische Stellungen! Ursprünglich eine mehr als 30 Zentimeter lange Teigwurst, wird sie zu einem Gebilde verschlungen, bei dem sich Anfang und Ende nicht mehr eindeutig bestimmen lassen. Die Wirkung auf männliche Betrachter ist ganz unterschiedlich: Während sich US-Präsidenten daran schon mal ver schlucken, geraten deutsche Filmproduzenten hormonell in Wallung. Die Brezel = Kamasutra zum Reinbeißen. These Nr. 2: Wie die Brezel so in ihrem Körbchen liegt, scheint sie zu schreien: Bürste mir das Salz von der Kruste. Weckt Gefühle von Meer, Strand, Sonnenuntergang. Wenn der Daumen über die Körnchen streicht, wirkt dies unter Umständen erotisierender als nicht so guter Schnee in Kitzbühel. These Nr. 3: Beim Brezelverzehr sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Besonders geil: die schwäbische Samstagnachmittagskaffeeversion: Brezel durchbrechen, Bruchstelle mit Butter bestreichen, und dann das Ganze in den Kaffee tunken. Megasinnlich. Beim gemeinsamen Verzehr von Brezel und Weißwurst in Kombination mit Weißbier müssen gar mildernde Umstände geltend gemacht werden: Die rechte Hand tunkt die aus der Haut geplatzte Weißwurstspitze in den Senfklecks, die linke spürt die salzige Wärme frisch aus dem Rohr, das Weißbier in der Kehle will dem Schlucken ewige Dauer verleihen – wenn jetzt noch die Verkäuferin aussieht, wie das Ganze schmeckt, dann geht wieder mal eine Frau ihren Weg. Völlig schuldlos ist dabei der schwach gewordene Mann, denn die sinnlichen Verlockungen sind einfach zu stark. Er bleibt sogar ehrlich, wenn er der fragenden Gattin als Grund für die verspätete Heimkehr erklärt: „Ich hab am Weißwurststand noch eine gebrezelt.“ Frau muss nur genau hinhören.

Quelle: Focus.de
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