Hans Bernecker: Schock = Kaufgelegenheit

Beitrag: 1
Zugriffe: 265 / Heute: 2
jack303:

Hans Bernecker: Schock = Kaufgelegenheit

 
27.05.02 13:23

Mails/Nachrichten vom 27.05.2002, Bernecker & Cie.

--------------------------------------------------
Guten Morgen, meine Damen und Herren,
ich erwarte eine bessere Börsenwoche als Sie, wenn Sie über das Wochenende eine Menge Berichte, Analysen und Kommentare gelesen haben sollten. Natürlich mit einer einzigen Ausnahme, die sich um das Wort Terrorangst ranken kann. Hier gilt ganz unmißverständlich, was ich seit September letzten Jahres immer wieder gesagt/geschrieben habe: Terror heißt Schock und Schock heißt Kaufgelegenheit. Das klingt zynisch, ist aber leider die Wahrheit. Abgesehen davon:

Die amerikanischen Konjunkturdaten können kaum besser ausfallen. Erst ab Juni werden sich die Zahlen geglättet haben, und ich stelle alle relevanten Daten in der AB dieser Woche auf der Seite 1 zusammen. Wenn Sie dies gelesen haben, wissen Sie, was ein „Softlanding“ einer Konjunktur ist und wie sie Schritt für Schritt in einem neuen Aufschwung mündet. Dazu gehört etwas, was kein Europäer wagt:

Die Inkaufnahme eines Haushaltsdefizites für begrenzte Zeit, um diese Schulden anschließend umso zügiger wieder reduzieren zu können. Die Europäer verharren dagegen im absoluten Sparwillen und blockieren sich damit selbst. Eichel ist besonders sparsam oder will es sein und deshalb ist Deutschland auch Schlußlicht in Europa. Die anderen praktizieren wenigstens eine kreative Buchhaltung in ihren Staatsfinanzen und erscheinen deshalb wenigstens etwas günstiger. Daraus folgt:

Die amerikanische Konjunkturlok fährt, zur Zeit aber noch nicht mit Höchstgeschwindigkeit. Wenn dies so ist, sind alle zyklischen Investments richtig. Diese propagiere ich seit Monaten. Merrill Lynch legt in einer eingehenden Studie soeben dar, warum die Modetechnologie der 90er Jahre daran noch nicht teilhaben kann. Die Zahl der Anbieter ist zu groß und deshalb wird selbst bei guten Umsätzen, die natürlich auch zyklisch bedingt sein dürften, die Margenerosion anhalten und die Gewinnziele der Unternehmen können nicht erreicht werden. Dann ist aber die hohe Börsenkapitalisierung nicht gerechtfertigt. Immer wieder weise ich darauf hin. Aber:

Am Wochenende habe ich mir über 2.500 Charts angeschaut. Darunter gut die Hälfte oder etwas mehr für mittlere und große, aber auch relativ kleinere Hightechs. Sie sehen zu 80 % überraschend gut aus. Denn sie haben das Tief vom September letzten Jahres erreicht und meist erfolgreich verteidigt. Das ist in der Regel ein charttechnisch gutes Signal für eine technische Erholung, die sogar markant ausfallen kann/wird. Es geht also um Technik und nicht um fundamentale Investments, was ebenfalls ein fundamentaler Unterschied ist und bleibt. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang der Chart des NASDAQ 100 TRACKING STOCK, den ich schon mehrfach erwähnt habe. Siehe nächste AB. Dies ist Ihre Leitlinie. Natürlich gilt dies auch für den Nemax. Indes:

Es kann sein, daß ich einige Tage daneben liege. Das liegt vor allem an der eingangs erwähnten Terrorangst. Vor mir liegt die Markttechnik von Dow Jones, Nasdaq, DAX und Nemax. Urteil heute morgen: Besser kann es gar nicht aussehen. Warum argumentiere ich so global?

In dieser Woche kommt es darauf an, daß der Wind in den Märkten dreht. Es geht nicht um eine einzelne Aktie, sondern um den Gesamttrend. Nur eine Aktie spielt in Deutschland eine besondere Rolle, nämlich DT. TELEKOM. Was das „Handelsblatt“ heute schreibt, entsprach auch meinem Kenntnisstand: In dieser Aktie sind die Hedge Funds voll drauf und rechnen mit einem Ziel von „unter 10 E.“. Es wird also massiv gegen diese Aktie spekuliert und jeder Börsianer weiß, daß so etwas kurzfristig möglich, aber langfristig unmöglich ist. Ich habe dazu ergänzend am Freitag mit London und New York gesprochen. Das Spiel um die Anleihe der DT. TELEKOM ist ein Teil dieser Aktivitäten, die mir sehr „abgestimmt“ erscheinen. Aber: Wo kein Kläger, so kein Richter. Immerhin gilt diese Aktie zur Zeit bei den Hedge Funds als die interessanteste Baisse-Aktie.

Wall Street konkret: Die bekannten technischen Indikatoren lagen am Freitag fast alle im negativen Bereich, bis auf die NYSE mit der Relation new high zu new low. Sie liegt immer noch bei 88:15 und was sagt das? Hinter den 88 stecken die bekannten zyklischen Titel mit hoher relativer Stärke, wie häufig beschrieben. Die minimale Zahl von new lows zeigt Ihnen andererseits, daß von Baissestimmung keine Rede sein kann. Bemerkung am Rande: Kürzlich wurde APP. MATERIALS sehr positiv besprochen. Ich habe dem widersprochen, wegen der hohen Bewertung. Nun geht es weiter bergab, am Freitag minus 6,9 %. Das war ebenfalls ein Versuch, Stimmung zu machen ohne Hintergrund. In der nächsten AB nenne ich Ihnen dagegen eine Reihe anderer Titel, wo Sie sich zur Zeit ein sauber kalkuliertes Potential von 30 - 40 % kaufen können, aber keines in Technologie.

Die Turnaround-Spekulationen verlaufen nach anderem Muster. Der guten Ordnung halber weise ich darauf hin. Aktien wie XEROX oder LUCENT sind solche Beispiele.

Konsequenter Rückzug bei all denjenigen, die mit Bilanzproblemen kämpfen. Hier reagiere ich sehr empfindlich und nehme meine frühere Empfehlung für COMPUTER ASS. mit sofortiger Wirkung zurück. Bisher entstand kein Verlust.

In Frankfurt gibt es in dieser Woche nicht allzu viele Anregungen. Dennoch die wichtigsten Termine, bei denen vielleicht das eine oder andere aufzugreifen sein wird. Heute ist Bilanzpressekonferenz bei MÜNCHENER RÜCK. Ferner bei RAG, dem künftigen Großaktionär von DEGUSSA. Mal sehen, ob etwas mehr Licht in die Transaktion kommt.

Die HV von DT. TELEKOM ist morgen ein Medienthema. Mehr nicht. Gleiches gilt für MLP, wo der Vorstand sich sehr bemühen wird, Vertrauen zu schaffen. Wichtiger ist für mich die Pressekonferenz bei SPRINGER. BILFINGER & BERGER bringen die Quartalszahlen, die ich mit HOCHTIEF vergleichen werde. Wer ist der nächste Kauf? Das steht in der AB. Auch die Spezialisten sind indikativ:

DRÄGER hat Bilanzpressekonferenz. Wer hier investierte, schaffte in 12 Monaten gut 80 %. Als ich diese Frage vor gut einem Jahr stellte, mögen Sie gelächelt haben. Weitere 30 % sind noch möglich. JENOPTIK und FRAPORT sind morgen mit den Quartalszahlen dran. Auch diese sind neu zu bewerten.

Drei Fakten aus der internationalen Szene halte ich für gleichfalls bedeutend. VODAFONE, AIR FRANCE und FRANCE TÉLÉCOM. Letztere zwar nur als HV, aber wohl auch mit Vergleichszahlen zur deutschen Konkurrenz.

In Japan die Positionen ausbauen? Das ist die Kardinalfrage für die nächsten Wochen. Mit dem Ergebnis der letzten Woche hat der Nikkei erstmals seit 10 Jahren (!) ein Trendsignal gegeben. Dies rechtfertigt sehr wahrscheinlich die Notwendigkeit, den Japananteil auf bis zu 20 % auszubauen. Ob und wie, beantworte ich in der nächsten AB. Einziges Problem für Sie: Die Volatilität der Kurse ist für manchen Privatanleger schwer verdaulich.

Bei Gold halte ich mich inne. Spitzenpreis von 340 $/Unze läuft in eine Korrektur oder Konsolidierung hinein. Das riecht nach einer längeren Konsolidierung.

Gehen Sie also zuversichtlich in die laufende Woche, und wir ziehen am Freitag dann die Bilanz.

Herzlichst Ihr

Hans A. Bernecker
 




--------------------------------------------------

Served by sonne02.bern-stein.de on 27.5.2002 13:23:03 for 80.129.68.245
WebText © 2000 by Bernecker & Cie + 1STEIN GmbH + + + eMail: info@bern-stein.de  
Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen
--button_text--