Hans Bernecker: Ampeln noch auf gelb

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jack303:

Hans Bernecker: Ampeln noch auf gelb

 
01.03.02 12:48

Mails/Nachrichten vom 01.03.2002, Bernecker & Cie.

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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
der gestrige Nachmittag war schon ein Ereignis. Als die amerikanischen Konjunkturdaten über den Schirm flimmerten, schien es so, als ob nun alles überwunden sei. Das ist nicht falsch, aber auch nicht ganz richtig. Heute morgen haben sich die Gemüter wieder beruhigt. Denn die Ampeln stehen auf Gelb, aber leider noch nicht auf Grün. Meines Erachtens hat sich aber die Chance für eine Frühjahrsrally deutlich verbessert. Dieser Bericht ist deshalb etwas kürzer, weil er eine Ergänzung zur heutigen AB ist. Überrascht hat Sie sicherlich, daß ich so scharf auf die Markttechnik achte. Auch dafür erhielten Sie die Bestätigung schon gestern nachmittag am Beispiel Linde. Linde hat ein Kursrisiko von 5 bis 7 % gegenüber der Spitze von knapp 55 E. Das lesen Sie in der AB, Redaktionsschluß Mittwoch Abend. Mit den keineswegs schlechten Zahlen von Linde sackte der Kurs gestern schon auf 52,80 E. ab. Das sind 4 % von oben innerhalb von 24 Stunden. Der nächste Einkauf liegt also bei vermutlich 51 oder auch 50 E. Was soll dieses Beispiel besagen?

Am Ende der Korrekturphase entscheidet die Markttechnik und nicht die fundamentalen Daten. Das umgekehrte Beispiel ist Dt. Telekom, die den Tiefstkurs nicht mehr ausloteten und dafür sofort bis beinahe 17 E. zulegten. Das waren fast 12 % plus in 3 Tagen.

Die Amerikaner glänzen mit einem Superergebnis im 4. Quartal. Jetzt sollten die Analytiker und Konjunkturexperten nun wirklich noch einmal ihre ganze Logik überdenken, die seit New York die Runde gemacht haben. Meine Meinung kennen Sie. Es lohnt sich ein zweiter Blick auf diesen Zahlenkranz:

BIP plus 1,4 % ergibt eine Jahresrate für das ganze Jahr 2001 von ungefähr 0,9 % oder knapp 1 %. Der private Konsum zog um 6 % an = Jahresrate von 3,2 %. Die Gebrauchsgüter schwankten wild zwischen 0,9 und 39,2 %, die Dienstleistungen blieben beeindruckend stabil mit durchgängig 1,9 %, und die Unternehmensinvestitionen fielen im letzten Quartal um 13,1 % und im Jahresverlauf um etwa 10 %. Massiv rückläufig war der Bau und auch die Ausrüstungen inkl. Software. Dafür stieg der Staatsverbrauch im letzten Quartal um 10,1 %. Was zeigt das?

Wäre New York nicht dazwischengekommen, so wäre das Ganze eine perfekte sanfte Landung geworden. Diese ist um 6 Monate verschoben und beginnt damit ganz real erst im 2. Quartal 2002. Sie können hier noch einmal nachvollziehen, was in einer weitgehend deregulierten Wirtschaft gekonnte Geldpolitik erreicht.

Zum Markt: Der Big Board gefällt mir weiterhin sehr gut, die Nasdaq hat noch Macken. Das gilt für die bekannten technischen Indikatoren. Ich schreibe es fast schon schallplatten-mäßig.

Die beschriebene Konjunktur dokumentiert sich sehr zuverlässig in den Kursen der Blue Chips. Das wird das ganze Jahr über mehr oder weniger so bleiben. Ich rücke davon nicht ab.

In der Hochtechnologie geht es nach wie vor um den sogenannten 2. Boden. Ich hatte im letzten Ticker darüber schon referiert. Gestern erreicht die zweite Aktie dieses Segmentes das Septembertief: EMC bei 10,80 $ nach Sun Microsystems, wie Sie wissen. Mal sehen, wer der nächste ist. Verfahren Sie also so:

Diesen Test abwarten und bestätigt erhalten. Ist er bestätigt, was Sie z. B. aus den Bernstein-Charts sofort erkennen, können Sie entweder neu- oder zukaufen. Das Ganze bitte mit ruhiger Hand und nicht hektisch durchziehen. Hier ist Disziplin wirklich alles. Denn natürlich kann ich nicht ausschließen, daß der eine oder andere doch noch durchfällt. Aktien wie Intel werden dagegen das Septembertief bei 19 $ nicht mehr erreichen. Aber meine Limits um 26 oder sogar 25 $ haben noch eine Chance. Gestern immerhin 28,50 $ im Tief. Cisco hat noch 3 $ Risiko. Es geht um den Test bei rd. 11 bis 11,50 $.

Bleiben Sie also dabei. Investieren Sie Schritt für Schritt und nach haargenauem Beobachten des Kurses, aber nicht Hals über Kopf, wenn eine gute Zahl plötzlich die Runde macht.

Frankfurt kämpft um die 5000er Marke im DAX. Bei Diktat dieses Tickers 5030. Die ganz kurzen Trends liegen auf dieser Ebene, der zuverlässigere aber erst bei 5200/5250. Wird dieser geknackt, werde ich voraussichtlich wirklich auf Grün schalten. Hilfestellung gibt der VDAX mit gestern erstmals unter 23. Der MDAX erreichte gestern ein Nullresultat, sieht aber noch besser aus. Jede positive Firmennachricht wird ab jetzt stärker belohnt als jede negative Nachricht. Wenn Sie dies täglich in Relation setzen, erkennen sie die innere Stärke des Marktes. Ergänzend zur heutigen AB:

Achten Sie auf VW. Ich habe in der AB auf Seite 3 darüber geschrieben und sprach darüber gestern abend mit Brüssel. Die Wetten darauf, daß der EU-Gerichtshof den berüchtigten VW-Status aufhebt, stehen bei 80 zu 20. Wird er aufgehoben, so rechne ich mit Spekulationen "um VW", die sehr vielfältig ausfallen dürften. Überrascht hat Sie in der AB sicherlich meine Überlegungen zu BMW und Daimler. Diese halte ich aufrecht. Am wichtigsten ist aber die Deutsche Telekom. Obwohl deren Gewichtung im DAX zurückgestuft wird und Siemens noch stärker wird, was mit dem Free Float zusammenhängt, ist diese Aktie die wichtigste Meinungsaktie neben den Autotiteln und der Großchemie. Dazu lesen Sie bitte die AB Seite 3. Der simple Grund: Die Chemie spielt in Deutschland eine wichtige Konjunkturrolle und ist deshalb vergleichbar mit den erwähnten Blue Chips der Amerikaner, siehe oben. Hier lohnen sich Investments aber nur, wenn man sie frühzeitig beginnt und nicht erst später aufspringt.

Ein kurzer Blick über die Grenzen: Beschäftigen Sie sich heute mit Nestlé. Siehe auch Seite 8 der AB. Das ist eine der ganz wenigen Super-Qualitätstitel, die kurz vor einem neuen Rekord stehen und dennoch (oder auch gerade deshalb) ein Kauf sind. Die Zahlen lesen Sie in den heutigen Zeitungen in ausführlicher Kommentierung.

France Télécom würde ich kaufen. Aber lassen Sie die Finger von Mobilcom. Das ist mehr als Russisch Roulette, wenn Sie sich in dieses Kräftespiel zwischen den zwei Großaktionären hineinwagen. Ich sage das ganz offen: Ich kenne die Franzosen zu gut, um nicht zu wissen, wie kaltblütig diese bei einem solchen Spiel handeln.

Das wär's für heute, und ich wünsche Ihnen für das kommende Wochenende das Vergnügen guter Kurse und gebe Ihnen auf den Weg: "Wissen kann man mitteilen, Weisheit nicht" (das sagte Hermann Hesse).

Herzlichst Ihr

Hans A. Bernecker
 




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zit1:

Geil, der alte Mann und das Mehr!

 
01.03.02 12:53
Bernie verliert seit einiger Zeit auch schon den Durchblick, was? Seine Tradings bringens nicht mehr, er sucht die Wahrheit zu sehr in der Mitte.
Was kommt eigentlich nach Gelb?  
jack303:

eventuell yellow );-) o.T.

 
01.03.02 12:54
Neee Max!:

Rot? o.T.

 
01.03.02 13:05
Kopi:

danke, jack303 o.T.

 
01.03.02 13:48
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