Der Handelsblatt- Frühindikator hat im Januar 2002 weiter um 0,1 Prozentpunkte auf nur noch 0,4 % nachgegeben. Bei praktisch unverändert schlechtem Geschäftsklima in der Industrie belasten derzeit vor allem weiter rückläufige Auftragseingänge aus dem Inland.
HB DÜSSELDORF. Hinzu kommen eine unverändert lahmende Baukonjunktur und zuletzt wieder stark rückläufige Einzelhandelsumsätze.
Das Konjunkturbarometer für die neuen Länder blieb – wie in den beiden Vormonaten – auf dem niedrigen Niveau von 1,6 %. Auch hier ist zwar der allgemeine Stimmungseinbruch zunächst zum Stillstand gekommen, aber die Auftragslage im verarbeitenden Gewerbe hat sich zuletzt nochmals deutlich verschlechtert.
Da die jüngsten „harten“ Konjunkturdaten aus dem Monat Oktober stammen, dürften sie noch durch den unmittelbaren Schock der Terroranschläge vom 11. September belastet sein. Gleichwohl gibt es derzeit kaum Anzeichen für eine baldige Konjunkturerholung. Der in den letzten sieben Monaten kontinuierlich rückläufige Handelsblatt-Frühindikator lässt vielmehr einen Wendepunkt frühestens in der zweiten Jahreshälfte erwarten, und selbst dafür gibt es noch keine sicheren Hinweise. Hoffnungen auf eine Konjunkturerholung schon im ersten Quartal dürften sich vor diesem Hintergrund als Wunschdenken erweisen.
Der scharfe Einbruch des Ifo-Geschäftsklimas im verarbeitenden Gewerbe ist im November erst einmal gestoppt worden, zumindest in den alten Ländern. Während der saisonbereinigte Saldo der positiven und negativen Stimmen im Osten noch einmal sank, ist er im Westen wegen besserer Erwartungen sogar minimal angestiegen, wobei die Pessimisten allerdings in der Mehrheit blieben. Viel hat der leichte Anstieg aber noch nicht zu bedeuten. Auch das Ifo-Institut würde erst nach einer mehrmonatigen Erholung der Klimawerte von einer Tendenzwende sprechen.
Zu denken gibt vor allem, dass – gemessen am Niveau der Saldopunkte – nach wie vor die künftigen Geschäftserwartungen schlechter als die aktuelle Geschäftslage beurteilt werden und zwar in beiden Teilen Deutschlands. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Schlimmste noch nicht überstanden ist. Auch hier mag allerdings der psychologische Schock nach dem 11. September noch nachwirken, so dass vielleicht die Zukunftssorgen der Industrie derzeit etwas überzeichnet sind. In den kommenden Monaten müsste sich in diesem Fall allerdings eine deutliche Erholung zumindest der Geschäftserwartungen zeigen.
Industrieaufträge sinken weiter
Die gesamtdeutschen Industrieaufträge sind im Oktober nochmals um 0,5 % gefallen. Sie blieben damit weiterhin deutlich unter dem ohnehin schon schwachen Niveau des dritten Quartals und auch weit – um gut 9 % – unter ihrem entsprechenden Vorjahresstand. Während sich die Auslandsnachfrage nach dem massiven Einbruch vom Vormonat wieder leicht berappeln konnte, bröckelte die Inlandsnachfrage um weitere 1,4 % auf den nunmehr niedrigsten Stand seit Mai 1999 ab. Einmal mehr waren dabei die Hersteller von Investitions- und Vorleistungsgütern die Hauptleidtragenden, während die Konsumgüterindustrie sogar ein recht stattliches Auftragsplus von gut 5 % gegenüber dem Vormonat verbuchen konnte.
Nicht mangelnde Konsumnachfrage, sondern eine drastisch zurückgehende Investitionsneigung ist derzeit das Hauptproblem in Europas größter Volkswirtschaft. Zuletzt haben das auch die ostdeutschen Hersteller von Investitionsgütern in voller Härte (–22 %) zu spüren bekommen; im Vormonat hatten sie noch von einigen Großaufträgen aus dem Ausland profitieren können.
Keine Besserung im Baugewerbe
Im gesamtdeutschen Bauhauptgewerbe brachte auch der Oktober keine nennenswerte Besserung der Auftragslage. Das kleine Plus von 0,8 % gegenüber dem extrem schwachen Septemberergebnis reichte nicht einmal aus, um das Nachfragevolumen zumindest wieder auf das niedrige Durchschnittsvolumen des dritten Quartals zu bringen. Sowohl der Wohnungsbau, dessen Nachfrage schon in den Sommermonaten regelrecht eingebrochen war, als auch der Nicht-Wohnungsbau haben in den letzten drei Monaten kontinuierlich weiter an Aufträgen eingebüßt. Allein der Tiefbau konnte zuletzt mit einem Plus von knapp 4 % gegenüber dem Vormonat etwas Boden gutmachen.
Auch für den gesamtdeutschen Einzelhandel ist der Oktober alles andere als ein goldener Monat gewesen. Nach zuletzt vergleichsweise stabiler Umsatzentwicklung gab die Nachfrage in praktisch allen Konsumgütergruppen mehr oder weniger deutlich nach. Sie blieb so saisonbereinigt um 1,5 % hinter dem Vormonatsergebnis zurück. Wären nicht Kraftwagen weiterhin so stark nachgefragt gewesen, so hätte der Umsatzverlust sogar 2,2 % betragen.
Auch im November, für den noch keine amtlichen Umsatzzahlen vorliegen, dürfte es laut Ifo-Konjunkturtest noch zu keiner wesentlichen Besserung gekommen sein, wenngleich in beiden Teilen Deutschlands der Einzelhandel die Geschäftslage wieder etwas besser als im Oktober beurteilte.
Berichte deuten aber darauf hin, dass zumindest das Weihnachtsgeschäft diesmal glänzend gelaufen ist. Möglicherweise wurden hier manche Konsumfreuden, die den Verbrauchern nach den Terroranschlägen erst einmal vergangen waren, nachgeholt. Vielleicht hat auch manchem die D-Mark angesichts der bevorstehenden Umstellung auf Euro etwas lockerer als sonst in der Tasche gesessen. Beides würde allerdings befürchten lassen, dass es sich bei den hohen Weihnachtsumsätzen eher um einen Einmaleffekt und weniger um eine durchgreifende Erholung der Einzelhandelskonjunktur gehandelt hat.
Weiter sinkende Zinssätze
Die Zinssätze haben auch ohne weitere Leitzinssenkung im November nochmals nachgegeben. Während der Dreimonatszins Euribor von 3,60 % auf 3,39 % im Monatsdurchschnitt nachgab, sank die durchschnittliche Umlaufrendite festverzinslicher Wertpapiere von 4,5 % auf 4,3 %, den niedrigsten Wert seit zweieinhalb Jahren. Dies spricht zum einen für ein hohes Vertrauen in die Stabilität des Euro, dürfte zum anderen aber auch der Konjunktur zu Gute kommen, zumindest auf mittlere Sicht. Die in den Handelsblatt-Frühindikator eingehende Zinsdifferenz verharrte bei 0,9 Prozentpunkten und damit auf einem vergleichsweise hohen, für den Konjunkturverlauf ebenfalls günstigen Wert.
Die günstigen monetären Rahmenbedingungen dürften sich allerdings kaum vor Mitte 2002 auf das tatsächliche Wirtschaftswachstum auswirken. Der Handelsblatt-Frühindikator lässt sowohl für das erste als auch für das zweite Quartal noch einen weiteren Rückgang des Wachstumstrends, gemessen an der gleitenden Jahresrate des realen Bruttoinlandsprodukts, erwarten. Zur Jahresmitte dürfte nach jetzigem Indikatorstand, der freilich keine punktgenaue Prognose darstellt, nur noch ein minimales Wachstum von etwa 0,3 % im Mittel der letzten vier Quartale erreicht werden. Auch dass es danach zu einer Trendwende kommt, kann derzeit noch nicht als sicher gelten. Nicht zuletzt wird darüber die Vernunft der Tarifparteien bei den Lohnverhandlungen mit entscheiden.
Handelsblatt 02.01.2002
HB DÜSSELDORF. Hinzu kommen eine unverändert lahmende Baukonjunktur und zuletzt wieder stark rückläufige Einzelhandelsumsätze.
Das Konjunkturbarometer für die neuen Länder blieb – wie in den beiden Vormonaten – auf dem niedrigen Niveau von 1,6 %. Auch hier ist zwar der allgemeine Stimmungseinbruch zunächst zum Stillstand gekommen, aber die Auftragslage im verarbeitenden Gewerbe hat sich zuletzt nochmals deutlich verschlechtert.
Da die jüngsten „harten“ Konjunkturdaten aus dem Monat Oktober stammen, dürften sie noch durch den unmittelbaren Schock der Terroranschläge vom 11. September belastet sein. Gleichwohl gibt es derzeit kaum Anzeichen für eine baldige Konjunkturerholung. Der in den letzten sieben Monaten kontinuierlich rückläufige Handelsblatt-Frühindikator lässt vielmehr einen Wendepunkt frühestens in der zweiten Jahreshälfte erwarten, und selbst dafür gibt es noch keine sicheren Hinweise. Hoffnungen auf eine Konjunkturerholung schon im ersten Quartal dürften sich vor diesem Hintergrund als Wunschdenken erweisen.
Der scharfe Einbruch des Ifo-Geschäftsklimas im verarbeitenden Gewerbe ist im November erst einmal gestoppt worden, zumindest in den alten Ländern. Während der saisonbereinigte Saldo der positiven und negativen Stimmen im Osten noch einmal sank, ist er im Westen wegen besserer Erwartungen sogar minimal angestiegen, wobei die Pessimisten allerdings in der Mehrheit blieben. Viel hat der leichte Anstieg aber noch nicht zu bedeuten. Auch das Ifo-Institut würde erst nach einer mehrmonatigen Erholung der Klimawerte von einer Tendenzwende sprechen.
Zu denken gibt vor allem, dass – gemessen am Niveau der Saldopunkte – nach wie vor die künftigen Geschäftserwartungen schlechter als die aktuelle Geschäftslage beurteilt werden und zwar in beiden Teilen Deutschlands. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Schlimmste noch nicht überstanden ist. Auch hier mag allerdings der psychologische Schock nach dem 11. September noch nachwirken, so dass vielleicht die Zukunftssorgen der Industrie derzeit etwas überzeichnet sind. In den kommenden Monaten müsste sich in diesem Fall allerdings eine deutliche Erholung zumindest der Geschäftserwartungen zeigen.
Industrieaufträge sinken weiter
Die gesamtdeutschen Industrieaufträge sind im Oktober nochmals um 0,5 % gefallen. Sie blieben damit weiterhin deutlich unter dem ohnehin schon schwachen Niveau des dritten Quartals und auch weit – um gut 9 % – unter ihrem entsprechenden Vorjahresstand. Während sich die Auslandsnachfrage nach dem massiven Einbruch vom Vormonat wieder leicht berappeln konnte, bröckelte die Inlandsnachfrage um weitere 1,4 % auf den nunmehr niedrigsten Stand seit Mai 1999 ab. Einmal mehr waren dabei die Hersteller von Investitions- und Vorleistungsgütern die Hauptleidtragenden, während die Konsumgüterindustrie sogar ein recht stattliches Auftragsplus von gut 5 % gegenüber dem Vormonat verbuchen konnte.
Nicht mangelnde Konsumnachfrage, sondern eine drastisch zurückgehende Investitionsneigung ist derzeit das Hauptproblem in Europas größter Volkswirtschaft. Zuletzt haben das auch die ostdeutschen Hersteller von Investitionsgütern in voller Härte (–22 %) zu spüren bekommen; im Vormonat hatten sie noch von einigen Großaufträgen aus dem Ausland profitieren können.
Keine Besserung im Baugewerbe
Im gesamtdeutschen Bauhauptgewerbe brachte auch der Oktober keine nennenswerte Besserung der Auftragslage. Das kleine Plus von 0,8 % gegenüber dem extrem schwachen Septemberergebnis reichte nicht einmal aus, um das Nachfragevolumen zumindest wieder auf das niedrige Durchschnittsvolumen des dritten Quartals zu bringen. Sowohl der Wohnungsbau, dessen Nachfrage schon in den Sommermonaten regelrecht eingebrochen war, als auch der Nicht-Wohnungsbau haben in den letzten drei Monaten kontinuierlich weiter an Aufträgen eingebüßt. Allein der Tiefbau konnte zuletzt mit einem Plus von knapp 4 % gegenüber dem Vormonat etwas Boden gutmachen.
Auch für den gesamtdeutschen Einzelhandel ist der Oktober alles andere als ein goldener Monat gewesen. Nach zuletzt vergleichsweise stabiler Umsatzentwicklung gab die Nachfrage in praktisch allen Konsumgütergruppen mehr oder weniger deutlich nach. Sie blieb so saisonbereinigt um 1,5 % hinter dem Vormonatsergebnis zurück. Wären nicht Kraftwagen weiterhin so stark nachgefragt gewesen, so hätte der Umsatzverlust sogar 2,2 % betragen.
Auch im November, für den noch keine amtlichen Umsatzzahlen vorliegen, dürfte es laut Ifo-Konjunkturtest noch zu keiner wesentlichen Besserung gekommen sein, wenngleich in beiden Teilen Deutschlands der Einzelhandel die Geschäftslage wieder etwas besser als im Oktober beurteilte.
Berichte deuten aber darauf hin, dass zumindest das Weihnachtsgeschäft diesmal glänzend gelaufen ist. Möglicherweise wurden hier manche Konsumfreuden, die den Verbrauchern nach den Terroranschlägen erst einmal vergangen waren, nachgeholt. Vielleicht hat auch manchem die D-Mark angesichts der bevorstehenden Umstellung auf Euro etwas lockerer als sonst in der Tasche gesessen. Beides würde allerdings befürchten lassen, dass es sich bei den hohen Weihnachtsumsätzen eher um einen Einmaleffekt und weniger um eine durchgreifende Erholung der Einzelhandelskonjunktur gehandelt hat.
Weiter sinkende Zinssätze
Die Zinssätze haben auch ohne weitere Leitzinssenkung im November nochmals nachgegeben. Während der Dreimonatszins Euribor von 3,60 % auf 3,39 % im Monatsdurchschnitt nachgab, sank die durchschnittliche Umlaufrendite festverzinslicher Wertpapiere von 4,5 % auf 4,3 %, den niedrigsten Wert seit zweieinhalb Jahren. Dies spricht zum einen für ein hohes Vertrauen in die Stabilität des Euro, dürfte zum anderen aber auch der Konjunktur zu Gute kommen, zumindest auf mittlere Sicht. Die in den Handelsblatt-Frühindikator eingehende Zinsdifferenz verharrte bei 0,9 Prozentpunkten und damit auf einem vergleichsweise hohen, für den Konjunkturverlauf ebenfalls günstigen Wert.
Die günstigen monetären Rahmenbedingungen dürften sich allerdings kaum vor Mitte 2002 auf das tatsächliche Wirtschaftswachstum auswirken. Der Handelsblatt-Frühindikator lässt sowohl für das erste als auch für das zweite Quartal noch einen weiteren Rückgang des Wachstumstrends, gemessen an der gleitenden Jahresrate des realen Bruttoinlandsprodukts, erwarten. Zur Jahresmitte dürfte nach jetzigem Indikatorstand, der freilich keine punktgenaue Prognose darstellt, nur noch ein minimales Wachstum von etwa 0,3 % im Mittel der letzten vier Quartale erreicht werden. Auch dass es danach zu einer Trendwende kommt, kann derzeit noch nicht als sicher gelten. Nicht zuletzt wird darüber die Vernunft der Tarifparteien bei den Lohnverhandlungen mit entscheiden.
Handelsblatt 02.01.2002