Gruppendruck und Anlegerverhalten
Quelle:
Autor : Cassablanca
Datum : 26/04/2001 - 15:23
Board : Internet
Stellt das Board einen repräsentativen Querschnitt durch die Masse der Anleger dar?
Unmittelbar nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub im März stellt ich hier einen sehr langen Besinnungsaufsatz ;-)) unter dem Titel: "Meine beiden größten Börsenfehler 2000-01" rein.
Nach vielem Nachdenken ist mir noch ein weiterer Fehler aufgegangen, den ich unbedingt hätte vermeiden müssen, um mein Depot vor dem Crash zu bewahren: Der Gruppendruck im Board -- nicht zu verwechseln mit dem Lemmingverhalten an der Börse. Hätte ich mich nur wie ein Lemming verhalten., wären meine Verlust nur ein Drittel so hoch ausgefallen. Warum?
Das Board erzeugt einen Gruppendruck. Anders als an der Börse, speziell der Nasdaq, zeigte hier im Board der Gruppendruck eine viel zu lange zeitliche Verzögerung gegenüber dem realen Börsengeschehen; anders gesagt: Der "Common Sense" hier im Board war zu konservativ -- bullish noch im Herbst, als der Nasdaq bereits 40% abgegeben hatte. Es hieß dann immer noch: Jetzt sind die Kurse dermaßen abgekackt, dass es anschließend nur noch um so stürmischer bergauf gehen kann.
So ein Board erzeugt -- ebenso wie die Gesamtbörse -- einen spezifischen Gruppendruck nach dem Prinzip: Wenn alle Bullen sind, nur ich nicht, dann kann mit mir was nicht stimmen. Ich behaupte mal: Wenn ich vor einem Jahr nicht zum Board gestoßen wäre und nie etwas gelesen hätte, sondern ausschließlich Börse Online und diverse US-Sites (Nasdaq, Bloomberg, CNNfn, Barron's etc.), wäre ich nie so lange gegen meine eigene Analyse im realen Anlageverhalten bullish geblieben, sondern hätte irgendwann im April, spätestens im Mai, mein Depot abgeräumt und abgewartet, bis die "Experten" (in diesem Fall: die Masse der Analysten, die zusammengenommen "die Stimme der Börse" ergeben) grünes Licht gegeben hätten, also vor ca. 2 Wochen.
Ich war davon ausgegangen, dass das Board hier einen repräsentativen Querschnitt durch die Masse der Anleger darstellt -- und eben das war wohl mein Denkfehler. Ich dachte, dass es reicht, möglichst viele Beiträge zu lesen, um mir ein Bild machen zu können über die "Stimmung" der Masse, und mein eigenes Anlageverhalten entsprechend auszurichten. Dadurch war ich dem Irrtum anheimgefallen, die "Voice of iBoard" könnte interpretations- und anlagemäßig eine Vorhut bilden - dem Trend immer einen halben Tick voraus, und es wäre mir nicht in den Sinn gekommen anzunehmen, das Board könnte der Lage eher etwas hinterherhinken.
Inzwischen weiß ich es besser. Aber immerhin weiß ich jetzt auch, dass man die "Voice of the Board" sehr kritisch lesen muss. Wir haben ja alle daraus gelernt. Aber gerade in so einem Board ist es wahrscheinlich unvermeidbar, dass die Interpretation der Börsenlage immer etwas hinterherhinkt: die Börse reagiert sehr spontan auf Meldungen und Analystenmeinungen; Im Board werden diese erst ausdiskutiert, während die Börse weiterläuft.
Quelle:
Autor : Cassablanca
Datum : 26/04/2001 - 15:23
Board : Internet
Stellt das Board einen repräsentativen Querschnitt durch die Masse der Anleger dar?
Unmittelbar nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub im März stellt ich hier einen sehr langen Besinnungsaufsatz ;-)) unter dem Titel: "Meine beiden größten Börsenfehler 2000-01" rein.
Nach vielem Nachdenken ist mir noch ein weiterer Fehler aufgegangen, den ich unbedingt hätte vermeiden müssen, um mein Depot vor dem Crash zu bewahren: Der Gruppendruck im Board -- nicht zu verwechseln mit dem Lemmingverhalten an der Börse. Hätte ich mich nur wie ein Lemming verhalten., wären meine Verlust nur ein Drittel so hoch ausgefallen. Warum?
Das Board erzeugt einen Gruppendruck. Anders als an der Börse, speziell der Nasdaq, zeigte hier im Board der Gruppendruck eine viel zu lange zeitliche Verzögerung gegenüber dem realen Börsengeschehen; anders gesagt: Der "Common Sense" hier im Board war zu konservativ -- bullish noch im Herbst, als der Nasdaq bereits 40% abgegeben hatte. Es hieß dann immer noch: Jetzt sind die Kurse dermaßen abgekackt, dass es anschließend nur noch um so stürmischer bergauf gehen kann.
So ein Board erzeugt -- ebenso wie die Gesamtbörse -- einen spezifischen Gruppendruck nach dem Prinzip: Wenn alle Bullen sind, nur ich nicht, dann kann mit mir was nicht stimmen. Ich behaupte mal: Wenn ich vor einem Jahr nicht zum Board gestoßen wäre und nie etwas gelesen hätte, sondern ausschließlich Börse Online und diverse US-Sites (Nasdaq, Bloomberg, CNNfn, Barron's etc.), wäre ich nie so lange gegen meine eigene Analyse im realen Anlageverhalten bullish geblieben, sondern hätte irgendwann im April, spätestens im Mai, mein Depot abgeräumt und abgewartet, bis die "Experten" (in diesem Fall: die Masse der Analysten, die zusammengenommen "die Stimme der Börse" ergeben) grünes Licht gegeben hätten, also vor ca. 2 Wochen.
Ich war davon ausgegangen, dass das Board hier einen repräsentativen Querschnitt durch die Masse der Anleger darstellt -- und eben das war wohl mein Denkfehler. Ich dachte, dass es reicht, möglichst viele Beiträge zu lesen, um mir ein Bild machen zu können über die "Stimmung" der Masse, und mein eigenes Anlageverhalten entsprechend auszurichten. Dadurch war ich dem Irrtum anheimgefallen, die "Voice of iBoard" könnte interpretations- und anlagemäßig eine Vorhut bilden - dem Trend immer einen halben Tick voraus, und es wäre mir nicht in den Sinn gekommen anzunehmen, das Board könnte der Lage eher etwas hinterherhinken.
Inzwischen weiß ich es besser. Aber immerhin weiß ich jetzt auch, dass man die "Voice of the Board" sehr kritisch lesen muss. Wir haben ja alle daraus gelernt. Aber gerade in so einem Board ist es wahrscheinlich unvermeidbar, dass die Interpretation der Börsenlage immer etwas hinterherhinkt: die Börse reagiert sehr spontan auf Meldungen und Analystenmeinungen; Im Board werden diese erst ausdiskutiert, während die Börse weiterläuft.