Globaler Ausblick - Unsere Prognosen für 2006

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EinsamerSam.:

Globaler Ausblick - Unsere Prognosen für 2006

 
26.01.06 14:51
Rückblick auf ein bewegtes Jahr 2005

Globaler Ausblick – Unsere Prognosen für 2006

2005 war ein Jahr der Kontraste an den globalen Finanzmärkten. Während viele andere Märkte eine Spitzen-Performance einfuhren, trat der US-Markt, der größte Aktienmarkt der Welt, auf der Stelle. Grund war die Angst der Anleger vor steigender Inflation und Zinsen.

Weltweit setzte sich derweil das insgesamt gute Wirtschaftswachstum fort. In der ersten Jahreshälfte schwächelte die Wirtschaft in Kontinentaleuropa, der es jedoch gelang, zum Jahresende hin etwas Fahrt aufzunehmen. Ermutigend waren vor allem erste Anzeichen dafür, dass die in Angriff genommenen Strukturreformen nun endlich greifen. Besonders von den anstehenden Reformen profitieren könnte Deutschland, wo die Unternehmen selbst vor unsicherem politischen Hintergrund mit umfangreichen Umstrukturierungen begonnen haben. So konnten deutsche Unternehmen in den letzten Jahren einen Teil des an die Gewerkschaften verlorenen Bodens mit der Drohung wieder zurückgewinnen, andernfalls ihr Unternehmen ins Ausland zu verlagern.

Weltweit setzten sich die angesichts hoher Energie- und Rohstoffpreise erstaunlich robusten Unternehmensgewinne fort. Und trotz der insgesamt enttäuschenden Performance der US-Aktienmärkte schnitten Aktien im Vergleich mit Renten gut ab, die angesichts ihres Renditepotenzial teuer erschienen.

Was erwartet uns im neuen Jahr?
  • Hohe Energie- und Rohstoffpreise schürten 2005 die Angst vor einer galoppierenden Inflation. Gleichzeitig beflügelte die Nachfrage aus China (und in geringerem Maße auch aus Indien) den Höhenflug am Rohstoffmarkt. Für 2006 prognostizieren wir eine schwächere Nachfrage aus China und damit einen etwas geringeren Zuwachs bei den Rohstoffpreisen. Im Reich der Mitte zeichnen sich zudem Überkapazitäten in der Industrie ab, die Druck auf die Unternehmensgewinne ausüben dürften. Hieran wird sich wohl eine schwächere Nachfrage anschließen, die den Anstieg der Rohstoffpreise bremsen dürfte. Optimistischer betrachten wir den Ausblick für die Energiepreise, denn nach wie vor ist die Nachfrage weltweit hoch, und die Versorgungsengpässe sind noch nicht beseitigt. In den nächsten 12 Monaten dürften die Ölpreise deshalb weiter steigen.
  • Im Zuge nachlassender Rohstoffpreise wird unseres Erachtens auch die Inflationsangst in den Hintergrund treten und sich damit als Stütze für die weltweite Liquidität erweisen. In den USA scheint die Kerninflation unter Kontrolle, und auch in zahlreichen Schwellenländern dürfte der Inflationsdruck nachlassen. Entsprechend ist nicht davon auszugehen, dass wegen des Inflationsdrucks die Zinsen weiter deutlich heraufgesetzt werden.
  • Basierend auf unserer Prognose einer kontrollierten Inflation in den USA meinen wir, dass die Zinsen in der größten Volkswirtschaft der Welt im ersten Halbjahr 2006 ihren Höhepunkt erreichen werden. Die Europäische Zentralbank (EZB) hingegen dürfte die Zinszügel weiter anziehen. Mit einem Wachstumseinbruch in Euroland ist wegen der etwas höheren Zinsen unseres Erachtens aber nicht zu rechnen. Steigende Zinsen in den USA erwiesen sich im abgelaufenen Jahr als wichtige Stütze für den US-Dollar. Wir gehen deshalb von einer Abwertung des Greenback in nächster Zeit aus. Wie sich der Euro entwickelt, wird vor allem davon abhängen, ob die EZB längerfristig an der Zinsschraube dreht. Aus unserer Sicht ist eine „Stopp-und-Start“-Politik aber wahrscheinlicher als ein lang angelegter Straffungszyklus wie in den USA.
  • Zu den erstaunlichsten Trends an den Finanzmärkten des letzten Jahres gehörte die Abflachung der Renditekurven, insbesondere im US-Dollar-Block. Als Reaktion auf die diversen Zinsanhebungen in den USA sowie die zunehmenden Inflationssorgen stiegen die Zinsen am kurzen Ende, während sie am langen Ende (2- bis 10jährige Anleihen) angesichts zunehmender Wachstumssorgen und steigender Nachfrage nach ultralangen Laufzeiten nachgaben. In Anbetracht rückläufiger Zinserwartungen am kurzen Ende gehen wir von einer Versteilung der Renditekurven aus.
  • Mit einer steileren Zinskurve würde auch ein moderates Aufwärtspotenzial für Kurzläufer einhergehen. Mit gewisser Vorsicht betrachten wir jedoch den Ausblick für Anleihen mit längerer Laufzeit (2- bis 10jährige Anleihen). Überdies befürchten wir, dass haushaltspolitische Sorgen wieder zu einem zentralen Thema an den Rentenmärkten werden könnten. Staatsanleihen aus den westlichen Industrieländern dürften 2006 teuer werden: So haben sich die Haushaltsdefizite in den USA, Großbritannien und Europa in den letzten fünf Jahren stetig ausgeweitet, und hiermit gehen Risiken für Anleihen in 2006 einher. Jenseits von 2006 halten wir die Ausbildung eines zweigeteilten Rentenmarkts in Europa für möglich. So weisen die Staatshaushalte von Ländern wie Griechenland, Italien und Portugal schon heute enorme Fehlbeträge auf, während sich die Haushaltslage in anderen Ländern wie den Niederlanden und Finnland besser darstellt.
  • Für das laufende Jahr gehen wir von einer Verlangsamung des Unternehmensgewinnwachstums aus. 2005 hatten hohe Energie- und Rohstoffpreise für Auftrieb gesorgt, weshalb sich die Gewinne inzwischen historisch betrachtet auf extrem hohem Niveau befinden. Da sich der Gewinnzyklus seinem Zenit nähert, ist vor allem in den USA kaum mit Gewinnzuwächsen in der Größenordnung der letzten Jahre zu rechnen. Unseres Erachtens wird an den Märkten bereits ein schwächeres Gewinnwachstum eingepreist. Angesichts der 2005 weltweit deutlich gestiegenen Aktienkurse dürfte eine weitere Unterstützung für die Aktienmärkte eines der zentralen Themen in 2006 sein. Da der Markt seitwärts tendiert, haben sich die US-Bewertungen etwas verbessert. An den kontinentaleuropäischen Märkten erscheinen die Bewertungen indes leicht überhöht. Das gilt vor allem angesichts der Erwartung, dass die europäischen Märkte, die einen hohen Anteil an Zyklikern aufweisen, wegen steigender Zinsen nur schleppend vorankommen werden.
  • Ungeachtet ihrer glänzenden Performance in 2005 haben die Emerging Markets aus unserer Sicht auch weiter einen überdurchschnittlich guten Ausblick in Sachen Gewinnwachstum zu bieten. Da sich ihre Binnenwirtschaften auch weiter festigen dürften, ist unseres Erachtens mit einem weiteren Rückgang der Risikoprämien an ihren Aktienmärkten zu rechnen. Ein schwacher US-Dollar sowie hohe Rohstoffpreise sind gute Voraussetzungen für die meisten Märkte Lateinamerikas. Gleichzeitig sind die Bewertungen in der Region nach wie vor äußerst attraktiv. An den europäischen Emerging Markets dürften sich dank der Liberalisierung der Märkte, der Angleichung an Westeuropa und der hohen Energie- und Rohstoffpreise auch künftig viel versprechende Anlagechancen eröffnen.
  • Auch Japan dürfte seinen Aufwärtstrend 2006 fortsetzen und hierbei seit den 80er Jahren nicht mehr gesehene Höchststände erreichen. Die wieder anziehende Binnennachfrage in Japan, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, gehört zu den zentralen Entwicklungen des alten Jahres. Die besseren Wirtschafts- und Marktdaten haben sich 2005 über weite Strecken in den Kursen niedergeschlagen. Japanische Privatanleger aber blieben zurückhaltend, und die starke Performance des Marktes war fast ausschließlich ausländischen Anlegern zu verdanken. 2006 könnten die inländischen Anleger aber wieder an den Markt zurückkehren und ihm damit weitere wichtige Impulse geben.
  • In einem Umfeld mit weltweit deutlich über dem Trend liegenden Unternehmensgewinnen konnte der britische Markt nicht mithalten, dessen Bewertungen deshalb Wertpotenzial beinhalten. Verglichen mit anderen Märkten fiel das Gewinnwachstum in 2005 bescheiden aus. Als wichtige Stütze für die Gesamtrenditen erwies sich die gute Kursentwicklung der Energiewerte, die damit über manche Kursverluste bei Einzelhandelswerten hinwegtäuschten. Insgesamt bleiben die Gewinne britischer Firmen deutlich hinter den Spitzengewinnen aus früheren Zyklen zurück, so dass sie durchaus weiteres Aufwärtspotenzial haben könnten.
  • Für zu düster halten wir zudem den Ausblick für den Verbrauch in Großbritannien. So gibt es erste Anzeichen für ein Wiederanziehen am britischen Wohnungsmarkt, während stabile Zinsen etwas die Bedenken in Sachen Hypothekentilgung zerstreuen. Das dürfte für gute Umsätze in den großen Kaufhäusern sorgen und sich 2006 positiv auf britische Aktien auswirken.
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Quelle: HANDELSBLATT, Montag, 23. Januar 2006, 14:16 Uhr

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