Gibt's einen Put auf einen Medienindex?

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DarkKnight:

Gibt's einen Put auf einen Medienindex?

 
21.02.01 10:10
Odeon Film und Senator Film steigen aus dem Internet-Geschäft aus, Cinemedia tut dies ebenfalls und verabschiedet sich zudem vom Rechtehandel, und die Kinowelt stampft ihre Planungen für einen eigenen TV-Sender endgültig ein: die Medienfirmen am Neuen Markt machen derzeit nicht nur durch eine ganze Reihe von Umsatz- und Gewinnwarnungen von sich reden, sondern auch durch Korrekturen in ihrer Strategie, die auf den Nenner zu bringen sind: "Back to the roots" - Zurück zu den Wurzeln.
Egal, ob Rechtehändler, Produzenten, Online-Firmen oder technische Dienstleister: Vor ein, zwei Jahren gehörte es zur "Story" eines jeden Neuer-Markt-Kandidaten aus der Medienbranche, eine Wachstumsstrategie zu präsentieren, in der das Wort "Wertschöpfungskette" nicht fehlen durfte. Motto: Es reicht nicht, gute Filme zu produzieren. Man muss sie auch noch quer durch alle Stufen selbst verwerten, von der Videokassette über das Fernsehen bis zum Verkauf von Filmklamotten und -heftchen im eigenen Merchandising-Shop. Geblendet von einem euphorischen Markt und getrieben von allzu optimistischen Emissionsbanken, ließen sich so manche Vorstände auf riskante Expansionsabenteuer entlang jener medialen "Wertschöpfungskette" ein.

Nun muss dieser Ansatz nicht falsch sein. Die Kinowelt zum Beispiel gilt heute als "Mini-Major", dessen Stärke gerade die breite Aufstellung in den verschiedenen Verwertungsstufen ist, die ein Kinofilm üblicherweise durchläuft. Gleichwohl fiel der Vorstand um die Brüder Rainer und Michael Kölmel mit dem Plan, einen eigenen TV-Sender ins Leben zu rufen, auf die Nase. Der Kapitalmarkt mochte nicht einsehen, wie ein solcher Kanal mit dem von der Kinowelt gerne gepflegten Credo eines unabhängigen Maklers im deutschen TV-Markt zu vereinbaren gewesen wäre.


Markt nicht an allem schuld

Vielen Medienwerten am Neuen Markt fehlt jedoch zum einen die Finanzkraft, zum anderen das "Standing" in der Branche, um auch nur ansatzweise ein "Mini-Major" zu werden. Bei der Cinemedia wird der nur ein Jahr währende Ausflug in den Rechtehandel immerhin glimpflich abgehen: Dank eines Kassenschlagers mit Mel Gibson und wasserdicht ausgehandelter Verträge dürfte das Unternehmen aus den in Hollywood eingekauften Filmen so- gar einen kleinen Gewinn ziehen.

Die probaten Verweise der Firmen auf das ach so launische Marktumfeld - Stichworte: Ende des Internet-Booms, Duopol im deutschen Free-TV - sind nicht falsch, aber doch nur die halbe Wahrheit. Tatsache ist, dass viele Unternehmen auf Modeerscheinungen hereingefallen sind, anstatt kritisch die personellen und finanziellen Ressourcen mit den Wachstumsplänen außerhalb ihrer Hauptaktivitäten abzugleichen.

So mancher Medienwert kämpft mittlerweile sogar im Kerngeschäft mit Schieflagen: So liegt der Rechtehändler Intertainment im juristischen Clinch mit seinem wichtigsten Filmlieferanten. Konkurrent Advanced Medien steckt wegen Verkaufsproblemen im deutschen TV-Markt sogar in einer bedrohlichen Existenzkrise. Kein Wunder: Viele Medienfirmen sind auch im Kerngeschäft noch ausgesprochene Newcomer.




Börsen-Zeitung, 21.2.2001
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