Von Chet Currier, Kolumnist bei Bloomberg News
14. Mai 2003 Die Frage von Besitzern von Technologiefonds lautet: Gibt es ein Leben nach der Spekulationsblase, denn in letzter Zeit waren seltsame Geräusche auf dem „Friedhof“ der Technologiewerte zu hören?
Könnte es sein, dass sich in auf Internet-, Telekommunikations- und sonstige Technologietitel spezialisierten Investmentfonds nach wie vor ein Stück Lebenskraft regt? Die jüngste Börsenrallye könnte diesen Eindruck durchaus vermitteln.
Überkapazitäten überschatten jüngste Kurserholung
Keine vorschnellen Schlüsse ziehen, so lautet in diesem Fall die Warnung vieler Analysten. Reflexive Kurssprünge haben wir nämlich schon einmal gesehen. Große Hindernisse erschweren weiterhin ein anhaltendes Wiederaufleben der Begeisterung für Computer-, Telekommunikations- und sonstige Technologiewerte.
„Nach meinem Dafürhalten ist der Bärenmarkt vorüber, völlig aus dem Schneider sind wir allerdings noch nicht,“ erklärt Francois Trahan, Chef-Anlagestratege bei Bear Stearns & Co. „Meine Hauptsorge gilt der Überkapazität - ein Problem, dessen Lösung mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird.“
Die von einigen Tech-Fonds im bisherigen Jahresverlauf erzielten Kursgewinne stechen ins Auge. Unter den mehr als 9.000 von Bloomberg beobachteten Aktienfonds gehörten per Ende letzter Woche der ProFunds Internet UltraSector Fund (plus 46,9 Prozent), der Amerindo Technology Fund (plus 44,8 Prozent), der RS Information Age Fund (plus 33,4 Prozent) und der Jacob Internet Fund (plus 31,2 Prozent) zu den Top-Performern.
Insgesamt konnten 375 Tech-, Telekommunikations- und Internetfonds seit Jahresbeginn ein durchschnittliches Plus von 13,1 Prozent verbuchen, während sich nicht spezialisierte Aktienfonds mit einem Nettogewinn in Höhe von 6,2 Prozent begnügen mussten. Wie mich das an das Jahr 1999 erinnert!
Langfristige Entwicklung lässt zu wünschen übrig
Nun, nicht ganz. Während des Bärenmarktes zu Beginn der 2000er hat es einige Tech-Rallys von ähnlichem bzw. größerem Ausmaß gegeben, die allesamt wieder zu erneuten Kursrückgängen führten.
So legte der Russell 3000 Technology Index im März 2002 um 6,5 Prozent zu, während der Standard & Poor's 500 3,8 Prozent gewann. Auf das Gesamtjahr 2002 gerechnet hat der Tech-Index allerdings 41 Prozent eingebüßt, gegenüber einem Verlust des S&P 500 von „nur“ 22,1 Prozent.
Im Januar 2001 (um ein weiteres Beispiel aus den Aktiencharts zu nennen) stieg der Tech-Index um 15,2 Prozent, während sich der S&P 500 mit einem vergleichsweise dürftigen Gewinn in Höhe von 3,5 Prozent zufrieden geben musste. Und doch beendete er das Jahr mit einem kräftigen Minus von 30,5 Prozent, was im Vergleich zu dem 11,9-prozentigen Verlust des S&P 500 mehr als doppelt so hoch war.
Auch nach der jüngsten Kurserholung sind die Drei-Jahres-Ergebnisse des typischen Tech-Aktienfonds nach wie vor als miserabel zu bezeichnen. Laut den von Bloomberg veröffentlichten Zahlen haben Internet-, Telekommunikations- und sonstige Tech-Fonds seit dem Frühjahr 2000 im Durchschnitt jährlich 33,6 Prozent verloren. Dies entspricht in etwa dem Dreifachen des 10,6-prozentigen Durchschnitts bei gemischten Aktienfonds.
Bewertungsniveau der Tech-Werte weiterhin umstritten
Trotz dieser drastischen Kursabschläge hält Jimmy Chang, Technologie-Stratege bei US Trust Corp. in New York, die meisten Tech-Aktien nach wie vor für überbewertet.
Das typische Tech-Aktienportfolio bietet sich nicht für eine Bewertung auf der Grundlage des Kurs-Gewinn-Verhältnisses an, das erst berechnet werden kann, wenn die Ergebnisse entsprechend vorliegen. Bei der Prüfung der Angaben zum Kurs-Gewinn-Verhältnis werden Sie feststellen, daß viele Tech-Fonds unter dieser Rubrik „negativ“ bzw. „nicht verfügbar“ ausweisen.
Nach Meinung der Tech-Fondsmanager trifft dies nicht ganz den Punkt. „Nach unserem Dafürhalten spiegelt das aktuelle Bewertungsniveau einen zu pessimistischen Ausblick für unsere Unternehmen wider,“ äußern sich die Manager Jim Callinan, Steve Bishop und Wendell Laidley im jüngsten Jahresbericht des RS Information Age Fund.
„Darüber hinaus,“ so heißt es weiter, „sind wir der Auffassung, daß der Markt erst noch zwischen den zukünftigen Gewinnern und Verlierern innerhalb eines jeden Technologiesektors unterscheiden muss. Die Technologiebranche wird auch weiterhin die Hauptquelle künftiger Innovation und Produktivität sein.“
Natürlich hat diese Geschichte ihre zwei Seiten. Es stimmt schon, daß der ganze Rummel der späten Neunzigerjahre stark übertrieben war. Trotzdem sind die einzelnen Internet- und sonstigen elektronischen Innovationen alles andere als kurzlebig zu bezeichnen.
Frühere Wachstumsraten sind passé
„Eine Erholung bei den Unternehmensgewinnen könnte zu steigenden Informationstechnologie-Ausgaben führen,“ so Dennis McKechnie, Manager des auf Technologiewerte ausgerichteten Pimco PEA Innovation Fund, in einem Website-Kommentar. „Es ist allerdings unwahrscheinlich, daß die künftigen IT-Ausgaben um durchschnittlich 13 Prozent wachsen werden, wie es in den Neunzigerjahre der Fall gewesen ist,“ fügt er einschränkend hinzu. „Eine Wachstumsrate von acht bis zehn Prozent erachte ich in diesem Fall als realistischer.“
Damit dürfte wohl ausgeschlossen sein, daß Anleger wieder die gleiche Begeisterung für Tech-Aktien und -Fonds entwickeln werden, wie sie es in den Neunzigerjahre getan haben.
Damals tendierte das Gefühl in der Mehrheit zur Befürwortung der Bullen, was die Zweifler in die schwierige Lage brachte, sich gegen den Trend behaupten zu müssen. Heute verhält sich die vorherrschende Meinung über die Tech-Story weitaus skeptischer. Entsprechend sind es dieses Mal die Optimisten, denen die Beweislast zufällt.
Text: @JüB
es grüßt
14. Mai 2003 Die Frage von Besitzern von Technologiefonds lautet: Gibt es ein Leben nach der Spekulationsblase, denn in letzter Zeit waren seltsame Geräusche auf dem „Friedhof“ der Technologiewerte zu hören?
Könnte es sein, dass sich in auf Internet-, Telekommunikations- und sonstige Technologietitel spezialisierten Investmentfonds nach wie vor ein Stück Lebenskraft regt? Die jüngste Börsenrallye könnte diesen Eindruck durchaus vermitteln.
Überkapazitäten überschatten jüngste Kurserholung
Keine vorschnellen Schlüsse ziehen, so lautet in diesem Fall die Warnung vieler Analysten. Reflexive Kurssprünge haben wir nämlich schon einmal gesehen. Große Hindernisse erschweren weiterhin ein anhaltendes Wiederaufleben der Begeisterung für Computer-, Telekommunikations- und sonstige Technologiewerte.
„Nach meinem Dafürhalten ist der Bärenmarkt vorüber, völlig aus dem Schneider sind wir allerdings noch nicht,“ erklärt Francois Trahan, Chef-Anlagestratege bei Bear Stearns & Co. „Meine Hauptsorge gilt der Überkapazität - ein Problem, dessen Lösung mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird.“
Die von einigen Tech-Fonds im bisherigen Jahresverlauf erzielten Kursgewinne stechen ins Auge. Unter den mehr als 9.000 von Bloomberg beobachteten Aktienfonds gehörten per Ende letzter Woche der ProFunds Internet UltraSector Fund (plus 46,9 Prozent), der Amerindo Technology Fund (plus 44,8 Prozent), der RS Information Age Fund (plus 33,4 Prozent) und der Jacob Internet Fund (plus 31,2 Prozent) zu den Top-Performern.
Insgesamt konnten 375 Tech-, Telekommunikations- und Internetfonds seit Jahresbeginn ein durchschnittliches Plus von 13,1 Prozent verbuchen, während sich nicht spezialisierte Aktienfonds mit einem Nettogewinn in Höhe von 6,2 Prozent begnügen mussten. Wie mich das an das Jahr 1999 erinnert!
Langfristige Entwicklung lässt zu wünschen übrig
Nun, nicht ganz. Während des Bärenmarktes zu Beginn der 2000er hat es einige Tech-Rallys von ähnlichem bzw. größerem Ausmaß gegeben, die allesamt wieder zu erneuten Kursrückgängen führten.
So legte der Russell 3000 Technology Index im März 2002 um 6,5 Prozent zu, während der Standard & Poor's 500 3,8 Prozent gewann. Auf das Gesamtjahr 2002 gerechnet hat der Tech-Index allerdings 41 Prozent eingebüßt, gegenüber einem Verlust des S&P 500 von „nur“ 22,1 Prozent.
Im Januar 2001 (um ein weiteres Beispiel aus den Aktiencharts zu nennen) stieg der Tech-Index um 15,2 Prozent, während sich der S&P 500 mit einem vergleichsweise dürftigen Gewinn in Höhe von 3,5 Prozent zufrieden geben musste. Und doch beendete er das Jahr mit einem kräftigen Minus von 30,5 Prozent, was im Vergleich zu dem 11,9-prozentigen Verlust des S&P 500 mehr als doppelt so hoch war.
Auch nach der jüngsten Kurserholung sind die Drei-Jahres-Ergebnisse des typischen Tech-Aktienfonds nach wie vor als miserabel zu bezeichnen. Laut den von Bloomberg veröffentlichten Zahlen haben Internet-, Telekommunikations- und sonstige Tech-Fonds seit dem Frühjahr 2000 im Durchschnitt jährlich 33,6 Prozent verloren. Dies entspricht in etwa dem Dreifachen des 10,6-prozentigen Durchschnitts bei gemischten Aktienfonds.
Bewertungsniveau der Tech-Werte weiterhin umstritten
Trotz dieser drastischen Kursabschläge hält Jimmy Chang, Technologie-Stratege bei US Trust Corp. in New York, die meisten Tech-Aktien nach wie vor für überbewertet.
Das typische Tech-Aktienportfolio bietet sich nicht für eine Bewertung auf der Grundlage des Kurs-Gewinn-Verhältnisses an, das erst berechnet werden kann, wenn die Ergebnisse entsprechend vorliegen. Bei der Prüfung der Angaben zum Kurs-Gewinn-Verhältnis werden Sie feststellen, daß viele Tech-Fonds unter dieser Rubrik „negativ“ bzw. „nicht verfügbar“ ausweisen.
Nach Meinung der Tech-Fondsmanager trifft dies nicht ganz den Punkt. „Nach unserem Dafürhalten spiegelt das aktuelle Bewertungsniveau einen zu pessimistischen Ausblick für unsere Unternehmen wider,“ äußern sich die Manager Jim Callinan, Steve Bishop und Wendell Laidley im jüngsten Jahresbericht des RS Information Age Fund.
„Darüber hinaus,“ so heißt es weiter, „sind wir der Auffassung, daß der Markt erst noch zwischen den zukünftigen Gewinnern und Verlierern innerhalb eines jeden Technologiesektors unterscheiden muss. Die Technologiebranche wird auch weiterhin die Hauptquelle künftiger Innovation und Produktivität sein.“
Natürlich hat diese Geschichte ihre zwei Seiten. Es stimmt schon, daß der ganze Rummel der späten Neunzigerjahre stark übertrieben war. Trotzdem sind die einzelnen Internet- und sonstigen elektronischen Innovationen alles andere als kurzlebig zu bezeichnen.
Frühere Wachstumsraten sind passé
„Eine Erholung bei den Unternehmensgewinnen könnte zu steigenden Informationstechnologie-Ausgaben führen,“ so Dennis McKechnie, Manager des auf Technologiewerte ausgerichteten Pimco PEA Innovation Fund, in einem Website-Kommentar. „Es ist allerdings unwahrscheinlich, daß die künftigen IT-Ausgaben um durchschnittlich 13 Prozent wachsen werden, wie es in den Neunzigerjahre der Fall gewesen ist,“ fügt er einschränkend hinzu. „Eine Wachstumsrate von acht bis zehn Prozent erachte ich in diesem Fall als realistischer.“
Damit dürfte wohl ausgeschlossen sein, daß Anleger wieder die gleiche Begeisterung für Tech-Aktien und -Fonds entwickeln werden, wie sie es in den Neunzigerjahre getan haben.
Damals tendierte das Gefühl in der Mehrheit zur Befürwortung der Bullen, was die Zweifler in die schwierige Lage brachte, sich gegen den Trend behaupten zu müssen. Heute verhält sich die vorherrschende Meinung über die Tech-Story weitaus skeptischer. Entsprechend sind es dieses Mal die Optimisten, denen die Beweislast zufällt.
Text: @JüB
es grüßt
€ $ ¥ das Zentrum der Macht