Geschäftsberichte

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Geschäftsberichte

 
11.03.02 17:01
Der Bilanz auf den Zahn fühlen


6. März 2001 Die Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung im Geschäftsbericht dokumentiert den Geschäftsverlauf einer Periode. Experten begnügen sich jedoch nicht mit den einfachen Daten, sondern bereiten die im Geschäftsbericht gelieferten Zahlen auf und fühlen so dem Unternehmen auf den Zahn. Analysten bedienen sich dabei häufig der Kennzahlenanalyse, wobei bestimmte Bilanz- und Erfolgsgrößen zueinander ins Verhältnis gesetzt werden.

Eine einzelne Kennzahl beantwortet noch keine Frage. Die Kraft der Kennzahlenanalyse liegt im Vergleich mit der allgemeinen Wirtschaftslage eines Landes, dem wichtigsten Wettbewerber des Konzerns oder mit den Kennzahlen des Unternehmens in der Vergangenheit. Mit ihrer Hilfe kann der Investor wichtige Informationen aus dem Geschäftsbericht ziehen und so zwischen den Zeilen lesen.

Die interne Finanzkraft

Die Liquiditätskennzahlen gehen der Frage auf den Grund, ob das Unternehmen seine Rechnungen bezahlen kann. Die Liquidität ersten Grades setzt dabei die Zahlungsmittel ins Verhältnis zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten. Zur Liquidität zweiten und dritten Grades gelangen Analysten, indem sie zu den Zahlungsmitteln die kurzfristigen Forderungen und Vorräte hinzuaddieren und dann ebenfalls zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten ins Verhältnis setzen. Diese Liquiditäts-Kennzahlen liefern jedoch nur Aussagen über die Zahlungsfähigkeit  an einem Stichtag, der zudem bereits vergangen ist.

Deswegen liefert der Cash Flow, der die Situation in der Kasse eines Unternehmen über eine Periode hinweg aufzeigt, bessere Hinweise auf die Liquiditätslage. Den dynamischen Verschuldungsgrad ermitteln Analysten, indem sie das Fremdkapital durch den Cash Flow dividieren. Diese Kennzahl gibt an, wie schnell das Unternehmen mittels der erwirtschafteten Liquidität  die Verschuldung abbauen kann.

Investitionsanalyse zeigt Wachstum

Ziel der Investitionsanalyse ist es, aus der Vermögensstruktur Aussagen über die künftige Zahlungsfähigkeit abzuleiten. Die Anlageintensität setzt das Anlagevermögen zum Gesamtvermögen in der Bilanz ins Verhältnis. Eine hohe Anlagenintensität beurteilen Kreditgeber skeptisch, weil der erwartete Mittelrückfluss in der fernen Zukunft liegt. Die Investitionsquote ist das Verhältnis zwischen den Nettoinvestitionen zum Sachanlagenvermögen am Jahresbeginn. Eine hohe Investitionsquote bedeutet, dass das Unternehmen wächst. Andererseits hat es einen hohen Kapitalbedarf, der durch einbehaltene Gewinne oder durch fremde Mittel finanziert werden muss.

Das Risiko der kurzen Darlehen

Das Finanzierungsrisiko schätzen Analysten durch den statischen Verschuldungsgrad und die Eigenkapitalquote. Beim Verschuldungsgrad teilt die Bilanzanalyse das Fremdkapital durch das Eigenkapital. Ein hoher Verschuldungsgrad signalisiert ein hohes Finanzierungsrisiko. Das Eigenkapital geteilt durch das Gesamtkapital ergibt die Eigenkapitalquote. Ist diese gleich 100 Prozent, so hat das Unternehmen kein Finanzierungsrisiko. Verringert sich die Eigenkapitalquote im Vergleich zum Vorjahr, sollten Investoren die Ursache suchen. Das Management kann beispielsweise aus strategischen Gründen die Quote gesenkt haben, oder aber Verluste haben das Eigenkapital schrumpfen lassen. Dann sollten beim Investor alle Ampeln auf rot schalten.

Interessant ist auch der Branchenvergleich bei der Fremkapitalzinslast. Hierbei teilen Analysten die Zinsen durch das Fremdkapital. Hat ein Unternehmen höhere Fremdkapitalzinslast als die Wettbewerber, kann sich dahinter eine schlechtere Bonität der Aktiengesellschaft verbergen, die durch einen Risikoaufschlag am Kapitalmarkt bezahlt werden muss.

Auf die Rendite kommt's an

Die Rentabilitätsanalyse setzt den erwirtschafteten Erfolg ins Verhältnis zum Kapitaleinsatz. Bei der Gesamtkapitalrentabilität teilen die Experten den Gewinn plus die Fremdkapitalzinsen durch das Gesamtkapital. Diese Größe ist für den Unternehmensvergleich besser geeignet als die Eigenkapitalrentabilität, die lediglich den Jahresüberschuss durch das Eigenkapital teilt. Aktionäre sind vor allem an den Wachstumspotenzialen eines Unternehmens interessiert. Denn hohes Wachstum bei entsprechenden Gewinnen bedeutet hohe Aktienkurse. Dies ermitteln Analysten mit der nachhaltigen Wachstumsrate. Hierbei wird der nicht ausgeschüttete Gewinn als Prozentsatz zum Jahresüberschuss mit dem Eigenkapitalrentabilität multipliziert. Denn der im Unternehmen verbleibende Gewinn erhöht die Ertragskraft.


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Ebit, Ebitda & Co.

 
11.03.02 17:04
26. Feb. 2001 Auch Fachleute kommen gelegentlich ins Stocken, wenn es um die Erläuterung der aus dem Angelsächsischen übernommenen Gewinngrößen Ebit, Ebita und so weiter geht. Nachfolgend werden die einzelnen Kennzahlen vorgestellt.

Generell handelt es sich um Hilfsgrößen, die den unternehmerischen Erfolg beschreiben, bevor eine endgültige Zahl für den Nettogewinn vorliegt. Erst im Zuge der regelmäßigen Quartalsberichterstattung am Neuen Markt haben sie sich auch in Deutschland durchgesetzt.

Das Ebit

Die Abkürzung Ebit steht für „Earnings before interest and taxes“. Das heißt, grob übersetzt, „Gewinn vor Zinsen und Ertragssteuern.“ Der Gewinn ergibt sich aus dem Gesamtumsatz abzüglich der Gesamtkosten. Beim Ebit sind aber die zu zahlenden Kreditzinsen und Ertragssteuern noch enthalten. Das Ebit ist die wichtigste dieser Gewinngrößen, weil es Aussagen darüber zulässt, ob das Unternehmen die zu erwartende Zinsbelastung aus seinem Gewinn zahlen kann, betont Steffen Wauer, Aktienstratege bei der Anlagestrategie Privatkunden der Deutschen Bank.

Das Ebitda

Ebitda bedeutet „Earnings before interest, taxes, depreciation and amortization“. Diese Gewinngröße enthält wie das Ebit noch die Zinsen und Steuern. Außerdem sind die Abschreibungen auf greifbare Wirtschaftsgüter (depreciation) und auf Firmenwerte (amortization) noch nicht abgezogen. Die Abschreibung auf Firmenwerte (auch Goodwill-Abschreibung genannt) ist in der Regel unbedeutend. Sie tritt nach Übernahmen auf, wenn für die übernommene Firma ein Aufschlag für den Markennamen gezahlt werden musste, der dann sukzessive abgeschrieben wird.

Aus den genannten Größen erklären sich auch die übrigen, zuweilen ebenfalls anzutreffenden Gewinnzahlen Ebt (Earnings before taxes), Ebita (Earnings before interest, taxes and amortization) und Ebitd (Earnings before interest, taxes and depreciation). Diese bezeichnen also jeweils den Gewinn zuzüglich der angegebenen Komponenten. Ein seltener Exot unter diesen Zahlen ist noch das Ebitdaso (Earnings before interest, taxes, depreciation, amortization and stock options), eine Erscheinung der New Economy. Hier sind die Belastungen aus Aktienoptionsprogrammen für Mitarbeiter, die mitunter erheblich sein können, noch nicht aus dem Ergebnis herausgerechnet.


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Von Jahresüberschuss, Bilanzgewinn und Dividenden

 
11.03.02 17:06
28. Feb. 2001  Der Erfolg eines Unternehmens lässt sich am Gewinn ablesen, eine auf den ersten Blick simple Aussage. Aber in den Geschäftsberichten fliegen dem Aktionär Angaben zu Jahresüberschuss, Bilanzgewinn und Dividende um die Ohren. Was ist nun aber die wahre Größe, um die sich der Anleger kümmern sollte? FAZ.NET durchforstet den Dschungel der Gewinngrößen.

Das Handelsbesetzbuch (HGB) gibt klar vor, wie Kapitalgesellschaften ihre Gewinn- und Verlustrechnung sowie die Bilanz aufstellen müssen. Der Jahresüberschuss ist das Ergebnis der Gewinn- und Verlustrechnung. Während die Bilanz eine Bestandsaufnahme ist und den Wert des Unternehmens statisch an einem Stichtag ermittelt, ist die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) eine Erfolgsrechnung. Hier stellt das Unternehmen seinen Aufwand innerhalb einer Periode, in der Regel ein Jahr, den Erträgen gegenüber. Die erste wichtige Zwischensumme für den Aktionär in der GuV ist das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit. Dieses setzt sich aus den Aktivitäten zusammen, die aus der ursprünglichen Geschäftsidee herrühren, beispielsweise bei BMW Autos herstellen und verkaufen, sowie aus Finanzanlagen. Dazu gehören Zinsen oder Erträge aus Beteiligungen.

Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit

Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit weisen Aktiengesellschaften separat in ihrer Gewinn und Verlustrechnung als Zwischengröße aus. Für Anleger ist dieser Wert interessant, weil sich daraus ableiten lässt, wie groß die innere Ertragskraft des Unternehmens ist. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit ergänzen die Gesellschaften noch durch außerordentliche Aufwendungen und Erträge und kommen so zum Ergebnis vor Steuern. Danach subtrahieren die Kapitalgesellschaften die Steuern und gelangen so zum Jahresüberschuss oder bei negativem Vorzeichen zum Jahresfehlbetrag.

Innerhalb der Gewinn- und Verlustrechnung sind die außerordentlichen Aufwendungen und Erträge interessant. Denn hier können Gesellschaften versuchen, das Endergebnis zu beschönigen. Kommt beispielsweise ein positiver Jahresüberschuss nur heraus, weil Beteiligungen mit Gewinn verkauft wurden und ist das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit negativ, so sollten Anleger die Gründe dafür suchen. Auf der anderen Seite ist ein Jahresfehlbetrag oftmals nicht tragisch, wenn dieser nur aus außergewöhnlichen Aufwendungen herrührt, beispielsweise aus einmaligen Restrukturierungsaufwendungen, das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit jedoch positiv ist.

Bilanzgewinn und Dividende

Der Jahresüberschuss ist jedoch nicht identisch mit dem Bilanzgewinn, wie man vielleicht vorschnell denken könnte und erst recht nicht der Teil, über den die Aktionäre in der Hauptversammlung entscheiden dürfen. Vom Jahresüberschuss muss eine Aktiengesellschaft solange fünf Prozent in die gesetzliche Rücklage einstellen, bis diese zehn Prozent des Grundkapitals entspricht. Rücklagen sind sozusagen die Speckpolster der Unternehmen, die für magere Jahres aufgebaut werden. Darüber hinaus sieht der Gesellschaftsvertrag oft vor, dass Teile des Gewinns zur Vorsorge einbehalten werden. Der Vorstand kann maximal 50 Prozent des Jahresüberschusses in Rücklagen stellen. Der dann verbleibende Rest des Jahresüberschuss ist der Bilanzgewinn. Über den Bilanzgewinn darf dann die Hauptversammlung entscheiden.

Dabei haben die Aktionäre verschiedene Möglichkeiten für die Verwendung. Zum einen können sie die Ausschüttung beschließen, was der Dividende entspricht. Daneben können die Anteilseigner sich jedoch auch für den Verbleib des Gewinns im Unternehmen entscheiden. Entweder würde der Bilanzgewinn oder Teile davon in Gewinnrücklagen fließen oder aber es wird ein Gewinnvortrag für das kommende Jahre gebildet. Dies würde sich anbieten, wenn die Aktiengesellschaft mit einem schlechten Ergebnis im folgenden Jahr rechnet.


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Der Blick ins Portemonnaie der Unternehmen

 
11.03.02 17:08
2. März 2001  Eine beliebte Prüfungsfrage unter BWL-Professoren lautet: „Kann ein Unternehmen bankrott gehen, obwohl es Gewinn erwirtschaftet?“ Die richtige Antwort: „Ja!“ Die Erfolgsrechnung eines Konzerns, die den Gewinn ermittelt, und die Liquiditätslage sind nämlich zwei Paar Schuhe. Aber gerade in letzter Zeit rückt die Frage nach der Liquidität vor allem bei jungen Technologieunternehmen wie Micrologica in den Blickpunkt der Anleger. Was nützt die Aussicht auf Gewinne in fünf Jahren, wenn vorher die Rechnungen nicht mehr bezahlt werden können.

Hinweise über die Liquiditätslage der Aktiengesellschaften finden Anleger in der Kapitalflussrechnung im Geschäftsbericht. Nach deutschem Recht sind nur börsennotierte Konzerne verpflichtet, eine solche Rechnung aufzustellen. Da die Zulassungsregeln für den Neuen Markt jedoch eine internationale Rechnungslegung nach IAS oder US-Gaap vorschreiben, müssen diese Gesellschaften ebenfalls eine Kapitalflussrechnung ausweisen. Und auch wenn eine Gesellschaft nicht gesetzlich verpflichtet ist, dem Aktionär Einblick in die Kasse zu gewähren, so gehört die freiwillige Aufstellung der Kapitalflussrechnung zum guten Ton. Für den Anleger macht die Kapitalflussrechnung die Zahlungsströme einer Unternehmens transparent. Ziel ist es, die Veränderungen des Liquiditätspotenzials im Zeitablauf zu quantifizieren und die Ursachen dieser Bewegung aufzudecken. Das Ergebnis dieser Rechnung, der Cash Flow, gibt den in einer Periode erwirtschafteten Zahlungsmittelüberschuss des Konzern an.

Nur die Kasse zählt

Meistens ermitteln Unternehmen den Cash Flow nach der indirekten Methoden. Dabei wird der Jahresüberschuss bereinigt um Aufwendungen und Erträge, die nicht zahlungswirksam, sprich nicht das Portemonnaie des Konzerns leeren oder füllen. Dazu gehören beispielsweise Abschreibungen, die zum Jahresüberschuss addiert werden, weil sie nicht die Liquidität beeinträchtigen. Abgezogen werden müssen dagegen Erlöse, deren Zahlungen noch nicht eingegangen sind. Hinzurechnen müssen Gesellschaften auch die Veränderungen bei Rückstellungen. So werden beispielsweise die für Pensionen der Mitarbeiter zurückgelegten Gelder zwar als Aufwand in der Erfolgsrechnung verbucht, als Auszahlung gehen sie jedoch erst durch die Bücher, wenn die Mitarbeiter tatsächlich in Rente gehen.

Cash Flow zeigt die eigene Finanzierungskraft

Der Cash Flow ist ein Zeichen der Innenfinanzierungskraft eines Unternehmens. Mit diesem Betrag können Gesellschaften ihre Verbindlichkeiten tilgen, neue Investitionen tätigen und die Dividende an die Aktionäre begleichen, ohne dass neue Gelder von außen zufließen. Der Cash Flow signalisiert jedoch auch die Flexibilität eines Unternehmens. Denn nur, wer ausreichend Liquidität im Rücken hat, kann auch strategische Chancen wahrnehmen. Die Kapitalflussrechnung im Geschäftsbericht bröselt den Cash Flow noch auf in Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit (Cash Flow from Operations), Cash Flow aus Investitionstätigkeit (Cash Flow from Investing) und Cash Flow aus Finanzierungstätigkeit (Cash Flow from Financing). Hier kann sich der Investor ein Bild verschaffen, ob beispielsweise das laufende Geschäft einen Liquiditätsüberschuss ermittelt hat, oder aber nur durch den Verkauf von Finanzanlagen ein positiver Cash Flow generiert werden konnte, was kein Zeichen von einem gesunden Unternehmen ist.

Woher kommt das Geld?

Die Kapitalflussrechnung zeigt aber auch, wo die Gelder für Investitionen generiert worden sind. Oder warum der Cash  Flow sich gegenüber dem Vorjahr verringert, obwohl ein Rekordgewinn in der Bilanz steht. Knackpunkt bei der Kapitalflussrechnung ist jedoch, dass sie auf eine vergangene Periode schaut und daher nichts über die künftige Liquiditätslage aussagt. So lässt sich zwar aus dem Vergleich von mehreren vergangenen Zahlen ein Trend ableitet. Wenn beispielsweise der Cash Flow kontinuierlich sinkt, ist dies sicherlich ein Warnsignal. Aber auch ein hoher Liquiditätsüberschuss im Vorjahr ist noch keine Garantie für Solvenz im kommenden Jahr.


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das Zentrum d.:

Die Kleider der Unternehmen

 
11.03.02 17:09
Alle drei Monaten das gleiche Spiel: Die Aktiengesellschaften schmeißen per Ad-hoc-Mitteilung ihre Gewinnzahlen auf den Markt, im Handel ertönt der kurze Schrei: „Über den Erwartungen, 'kaufen', oder aber schlechter als die Prognosen, 'verkaufen'.“ Acht Minuten Aufregung, dann ist die Bewertung für die Aktie meistens abgeschlossen.

Was den Profis oft Geld bringt, ist für den Anleger mit mittelfristigem Horizont unbefriedigend. Er will seine Anlageentscheidung fundierter treffen. Daher lohnt sich der Blick in den Geschäftsbericht, die Visitenkarte des Unternehmens. Ähnlich wie die Kleidung zwar nicht den Charakter des Menschen aufdeckt, aber Hinweise auf das Innerste offenbart, vermittelt der Geschäftsbericht die Unternehmensphilosophie. Zwar ist dies noch kein Garant für Kursgewinne, aber der Investor kann abklopfen, ob ihm der Unternehmensstil gefällt.

Visionen offenbaren

Einig sind sich die Leser von Geschäftsberichten, was sie erfahren wollen: „Ein Geschäftsbericht soll die Visionen und Zukunftsträchtigkeit des Unternehmens darstellen und herausarbeiten, inwiefern sich das Unternehmen von den Mitbewerbern seiner Branche absetzt“, geht aus einer Studie der Agentur HGB Hamburger Geschäftsberichte hervor. Dies ist aber weit mehr, als der Gesetzgeber vorschreibt. Das Handelgesetzbuch (HGB) verlangt, das Kapitalgesellschaften einen Jahresabschluss und Lagebericht erstellen müssen. Dabei definiert das HGB sehr genau, welche Angaben in die Bilanz und Erfolgsrechnung gehören. Ob ein Konzern in der Bilanz stille Reserven versteckt und mittels Bewertungsspielräume das Ergebnis schönt, findet der Aktionär nur schwer heraus. Die verwendeten Bewertungsmethoden müssen die Gesellschaften zwar im Anhang erläutern, aber Investoren brauchen schon tiefe Fachkenntnisse, um die Kniffe tatsächlich zu durchschauen.

Persönliche Note im Lagebericht

Daher ist der Lagebericht für den Aktionär schon wesentlich interessanter. Hier findet er den Geschäftsverlauf, bedeutende Vorgänge nach dem Bilanzstichtag, Prognosen und die Forschungen des Unternehmens. In welches Gewand die Gesellschaften diese Angaben kleiden, bleibt ihnen vom Gesetzgeber weitgehend freigestellt. Daher kann der Vorstand auch hier seine persönliche Note setzen. Guten Geschmack beweist ein Unternehmen durch klare und unmissverständliche Daten. Bietet das Unternehmen beispielsweise den Service und zeigt über die vergangenen fünf bis zehn Jahren, wie sich die Kosten und Erlöse entwickelt haben, oder öffnet es nur die spärliche Variante, nämlich dem Vergleich mit dem Vorjahr? Letzteres lässt entweder auf Leichen im Keller schließen oder aber auf eine zu zugeknöpfte Kommunikationspolitik. Beiden Varianten möchte wohl kein Anleger Geld anvertrauen.

Nie in Floskeln investieren

Börsen handeln Zukunft, die offenbart das Unternehmen in den Prognosen. Formulierungen wie „wir wollen an unserem bisherigen Erfolg anknüpfen“ sind schwammig und helfen wenig. Der Vorstand sollte seine Ziele quantifizieren und verständlich erläutern. Visionen haben viele, aber wer die Sommerkollektion mit guter Figur präsentieren will, der sollte im Winter schon einmal mit der Diät angefangen haben. Ob ein Konzern tatsächlich vorsorgt und Ideen generiert, finden Investoren in den Forschungs- und Entwicklungsangaben. Hier liegt die Quelle für die zukünftigen Erträge.

Die Accessoires des Geschäftsberichts sind gänzlich freiwilligen Angaben wie das Vorwort des Vorstands, ein Umweltbericht, Angaben zum Marketing oder gar zu den Vorstandsbezügen. Sie machen keine Mode und erst recht keine Kursgewinne, aber sie setzen Akzente.

Noch hinken allerdings viele Gesellschaften mit den Geschäftsberichten der Mode hinterher. Dem Anspruch der Shareholder-Orientierung werde die überwiegende Mehrheit der Unternehmen durch ihre Berichterstattung nicht gerecht, meint Professor Jörg Baetge von der Universität in Münster, der regelmäßig Geschäftsberichte analysiert. Aber der Kampf um die Gunst der Anleger wird härter, dies erkennen auch immer mehr Gesellschaften und gehen auf die Forderungen der Anleger ein. Wenn Unternehmen diesen Trend nicht erkennen, sollte sich der Anleger fragen, wie der Vorstand dann den nächsten Trend in der Branche aufspüren will.



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das Zentrum d.:

Weg mit kleinlichen Pfennigen, her mit Farben

 
11.03.02 17:12
1. März 2001 Der Geschäftsbericht - geliebt als Visitenkarte des Unternehmens, gebraucht als Basis für die Kommunikation zur Finanzwelt. Äußerlichkeiten zeigen genauso wie die Zahlen, wo das Unternehmen funktioniert oder nicht. Verabschiedet sich das Buch von seinem Umschlag? Ist der Bericht so dick und schwer, dass schon das In-die-Hand-Nehmen ermüdet? Langweilen Bildchen, deren Aussage zu sein scheint: „Auch bei uns arbeiten die Menschen am Computer!“? All dies lässt Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu.

Die Ansprüche an einen Geschäftsbericht steigen immer weiter, die Unternehmen müssen immer höhere Standards erfüllen, damit ihr Bericht wahrgenommen wird. Appetitlich muss er sein und den so geweckten Informationshunger auch stillen. Knapp, deutlich, auf die Zielgruppen zugeschnitten - und ehrlich.

Ein Unternehmensporträt, das in die Zukunft weist

Ein Geschäftsbericht ist mehr als der Bericht über das vergangene Jahr. Er zeigt die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Er muss eine Story haben, die diese Zukunftsfähigkeit belegt. In Text, Bild und Zahlen. Diese zukunftsbezogenen Kapitel sollten sich nicht auf die ein bis zwei Seiten des Ausblicks beschränken. Und eine ausführlichen Vorstellung des Vorstands sollte zeigen, wer das Unternehmen in die Zukunft lenkt. Oft ist der Weg, den die Lenker des Unternehmens einschlagen, auf anderen Unternehmensebenen noch nicht bekannt. Deshalb ist der Geschäftsbericht von Anfang an Vorstandssache. Wenn das Briefing nicht die Ideen der Lenker enthält, kann das inhaltliche und gestalterische Konzept in eine völlig falsche Richtung gehen - und bei der Präsentation vor dem Vorstand wird sofort klar, dass zig Stunden Arbeit und viele Tausend Mark für den Papierkorb sind.

Büffet mit leckeren Happen

Der gute Geschäftsbericht: ein leckeres Büffet mit verdaulichen Happen. Um den Appetit des Lesers zu wecken, müssen sehr eigene Regeln beachtet werden. Das gilt nicht nur für die Texte, auch das scheinbar dröge Zahlenwerk kann einladend daherkommen. Der Text muss durch Vorspänne, Überschriften und Zwischenüberschriften gegliedert werden. Diese sollten aussagekräftig sein, also nicht: „Personal“ sondern „Zahl der Mitarbeiter um 20 Prozent gestiegen“. Leicht erfassbare Grafiken und Tabellen geben einen Überblick über die wesentlichen Kennzahlen. Der Umschlag sollte ebenfalls für Überblicksdarstellungen genutzt werden - etwa zu Strategie, Struktur, Produkten oder Standorten. Lange, bürokratische Sätze mit vielen Fachtermini sind out. Heutzutage muss ein Bericht für einen Branchenfremden leicht verständlich sein. Zur Not erläutert ein Glossar Fachtermini.

Zur Sache gehen, aber richtig

Im Inhaltsverzeichnis, beim Lagebericht/Management Report und im Jahresabschluss muss sofort deutlich werden, nach welchem System das Unternehmen berichtet. Wer nach HGB berichtet, veröffentlicht einen geprüften Lagebericht, wer nach IAS oder US-GAAP berichtet, einen Management Report oder eine Management Discussion. Die grafische Strukturierung der Tabellen im Jahresabschluss ist eine Kunst für sich: Weg mit der buchhalterischen Spalte, weg mit langen Zahlen und kleinlichen Pfennigen. Her mit Farben, mit dem gekonnten Zusammenspiel von fetten und dünnen Linien, mit fetter und normaler Schrift an der richtigen Stelle. In den Tabellen sollen Verweise zu den entsprechenden Stellen des Anhang stehen, und diese Verweise müssen stimmen! Auch zu kritischen Punkten muss der Anhang Erläuterungen abgeben, so etwa zu Rückstellungen, Vorstandsbezügen, Stock-Option-Programmen. Und: Nicht den Prüfungsbericht des Wirtschaftsprüfers vergessen!


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das Zentrum d.:

Geschäftsberichte verstehen - wirklich lesenswert

 
11.03.02 19:38
das Zentrum der Macht

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Schnorrer:

Keine Sorge, ich habe es sofort gelesen. Merke:

 
11.03.02 20:20
wo kein Kommentar mehr kommt, war das Posting inhaltlich und fachlich erschöpfend. Dem ist wohl nix mehr hinzuzufügen.

Nur eine kleine Erfahrung noch aus der Praxis: buntere Berichte.

Nicht alle Bänker lesen auch die Geschäftsberichte, respektive sind in der Lage, die Zahlen auch zu verstehen. Da muß "geholfen" werden. Durch bunte Hervorhebungen, in sanften Farben.    Kein Witz, erschreckende Realität.
Depothalbierer:

Sehr interessant, aber eines kann mir Keiner

 
11.03.02 20:57
erzählen, daß Anale dies beachten!!!
Schnorrer:

Aber Depothalbierer, das thema hatten wir schon.

 
11.03.02 21:03
Stox Dude hat sich sehr trefflich in mehreren Postings darüber geäußert (viele andere auch, bitte um Verzeihung): die Analen haben die A-Karte und müssen den Dreck schreiben, der ihrem gesunden Menschenverstand oder Fähigkeiten entgegensteht. Sonst verlieren die ihren Job.

Und weil sie dann richtig kaputt, menschlich verbraucht und angefressen sind, werden sie nach der Halbwertszeit von 3 Jahren bei der Bank später Fondsmanager. Um auch ein Stück vom Kuchen zu bekommen. Das nennt man Schmerzensgeld.
das Zentrum d.:

Sehr interessant schnorrer !!!

 
12.03.02 08:10
obwohl ich nicht diesen Einblick habe, kann ich mir gut vorstellen, dass das voll der Wahrheit entspricht was du schreibst. Zumindest weisen viele Indizien darauf hin. Das mit der Farbe hätte ich jetzt aber gar nicht so beachtet. Um so mehr bin ich erstaunt darüber, das diese Praxis wirklich eine Relevanz hat.

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Depothalbierer:

An Schnorrer

 
12.03.02 09:48
Da hast Du wohl Recht.Das Problem ist, daß viele Arivaner das immer noch nicht wahrhaben wollen. Oder wie sonst ist es zu erklären, daß in jedem zweiten aktienbezogenen Thread Kaufempfehlungen von Analen stehen??
Deshalb werde ich nicht müde, immer wieder darauf hinzuweisen.
Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, daß wenigstens wir uns gegen seitig vor den größten Luschen warnen können.

MfG DH
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