vwd Extra/Gemischte Palette bei MobilCom
- von vwd Korrespondent Claus-Detlef Großmann -
Frankfurt (vwd) - Man mag es kaum glauben, aber es gibt einen Titel, der
zu den Veteranen am Neuen Markt zählt und noch immer im Fokus des
Anlegerinteresses steht: MobilCom. Ungleich vieler anderer Werte der alten
Neuer-Markt-Garde wurde die Gesellschaft auf dem schleswig-holsteinischen
Büdelsdorf unternehmerisch nicht aus der Kurve getragen. Dennoch sind die
längerfristigen Aussichten für MobilCom gemischt.
Das Zauberwort für die Entwicklung des MobilCom-Papiers lautet UMTS.
Mitte bis Ende des Jahres will MobilCom als erste Gesellschaft in
Deutschland UMTS-Verträge anbieten. Gleichzeitig damit vollzieht das
Unternehmen im Mobilfunkbereich den Schritt vom Reseller zum Netzbetreiber,
womit höhere Margen verbunden sind.
Die Voraussetzungen für einen Erfolg von MobilCom stehen im Prinzip nicht
schlecht. So verfügt MobilCom laut Merck & Finck-Analyst Joachim Koller in
der Branche über den höchsten Anteil an Vertragskunden im Verhältnis zu
Pre-paid-Nutzern. Vertragskunden nutzen das Mobiltelefon durchschnittlich
intensiver als Pre-paid Nutzer, die Unternehmen generieren damit im Schnitt
mehr Umsatz pro Kunden. Bedingt durch die Laufzeit der Verträge von zumeist
zwei Jahren wird das Geschäft auch langfristig berechenbarer. Die Zielgruppe
der Intensivnutzer dürfte vermutlich auch den nachhaltigsten Gebrauch von
UMTS macht. Was die Zahl der Nutzer betrifft, rangiert MobilCom mit rund
fünf Mio Kunden als Nummer vier nach D1, Vodafone und E-plus.
Einen Vorgeschmack auf den Erfolg von UMTS bietet die Einführung von GPRS
zu Beginn dieses Jahres, das gegenüber dem derzeit verfügbaren GSM-Standard
schon erheblich mehr Funktionalität bietet. Die Anleger verfügen mit GPRS
gleichsam über einen Lackmustest auf die Bereitschaft der Nutzer, für mehr
Service auch etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Für Analyst Koller ist
ein Engagement in MobilCom die direkteste Wette auf den Erfolg von UMTS. Im
dritten Quartal 2001 hat MobilCom 76 Prozent seines Umsatzes im
Mobilfunkbereich getätigt. Auch die Analystenkollegen von Independent
Research befinden, MobilCom sei eine Art Call auf den Erfolg von UMTS.
Mit welchen Zahlen MobilCom für das UMTS-Business selbst rechnet, werden
die Anleger zwischen Ende Januar und Mitte Februar erfahren. Dann wird
MobilCom seinen neuen Business Plan vorlegen. An den dort formulierten
Zielmarken wird die Aktie gemessen werden. Der Effekt, der sich aus
möglichen weiteren Zinssenkungen der EZB auf den Aktienkurs ergibt, ist nach
Angaben von Analysten dagegen nur sekundär, wenn auch nicht
vernachlässigbar. Mit jeder Zinssenkung vermindert sich die Zinslast, die
das infolge des UMTS-Engagement hoch verschuldete Unternehmen zu tragen hat.
2002 muss MobilCom Kredite in Höhe von 4,6 Mrd EUR refinanzieren, doch
hat sich France Telecom verpflichtet, die Finanzierung aller
Verbindlichkeiten sicherzustellen, die in Zusammenhang mit der Ersteigerung
der UMTS-Lizenzen und dem Netzaufbau entstehen.
Und wie steht es um die Zukunft von MobilCom? Von September 2003 bis
September 2006 hat die Mobilfunktochter von France Telecom, Orange, eine
Option auf 21,6 Mio Aktien aus dem Besitz des MobilCom-Gründers und
-Vorstandsvorsitzenden Gerhard Schmid, was rund 33 Prozent der Anteile
entspricht. Damit würde sich der Orange-Anteil auf rund 61,5 Prozent
erhöhen. Analysten gehen davon aus, dass Orange die Option recht schnell
ausüben wird, sobald sich ein Erfolg des UMTS-Projekts abzeichnet.
Schließlich will Orange für ein boomendes operatives UMTS-Geschäft nicht
mehr bezahlen als nötig. Dann sei auch mit einem Übernahmeangebot an die
freien Aktionäre zu rechnen, wird spekuliert.
Zu diesem Zeitpunkt dürften sich laut Analystenangaben die
Ergebniskennziffern bei MobilCom allerdings massiv verschlechtert haben.
Dann werden die Abschreibungen auf die UMTS-Lizenz zu Buche schlagen und das
Konzernergebnis tief in den roten Bereich drücken. Schwarze Zahlen erwarten
die Analysten erst für 2007 oder 2008. MobilCom bleibt ein Engagement mit
vielen Risiken.
vwd/4.1.2002/cg/zwi