Geldsegen für Anleger

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Nassie:

Geldsegen für Anleger

 
18.04.03 21:34
BERLIN, 18. April. DaimlerChrysler machte vergangene Woche den Anfang, Henkel und Puma folgten dieser Tage, nächste Woche sind Volkswagen und Bayer dran - die Hauptversammlungs-Saison in Deutschland ist angelaufen. Vielen Aktionären, die von horrenden Kursverlusten gebeutelt sind, spenden die Aktiengesellschaften nun ein bisschen Trost: Sie schütten Dividenden aus und sorgen damit für einen Gewinnposten im Depot. Schätzungsweise 15 Milliarden Euro werden in diesem Jahr an die Aktionäre fließen.
Aktien schlagen Anleihen?

Auch Analysten und Anlageberater entdecken die Dividende wieder und nutzen sie verstärkt als Verkaufsargument. Denn bei Einzelwerten winkt Investoren dank tiefer Kaufkurse eine ordentliche Gewinnmarge.

Beispiel Volkswagen: Geplant ist eine Dividende von 1,30 Euro je Aktie für 2002. Beim gegenwärtigen Kurs von rund 32 Euro eine Rendite von mehr als vier Prozent. Auch Eon kann derzeit vier Prozent vorweisen, Bayer bringt es auf etwa fünf Prozent. Mancher Titel aus der zweiten Reihe kratzt sogar an der Schwelle zur Zehn-Prozent-Marke.

Angesichts von Renditen bei kurzfristigen Anleihen zwischen derzeit zwei und drei Prozent und einer Umlaufrendite deutscher Anleihen von nicht mal vier Prozent sind einige Experten schon wieder mit dem altbekannten Slogan zur Stelle. Aktien schlagen Anleihen. Ganz so einfach ist die Rechnung aber nicht. Denn die Dividendenrendite ist stets nur eine Momentaufnahme, wie der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Jürgen Kurz, sagt. Ob sie sich auch über einen längeren Zeitraum erwirtschaften lässt, hängt von den Auszahlungen der kommenden Jahre ab. Eine Prognose darüber sei angesichts der trüben Konjunktur ähnlich gewagt wie die Voraussage von Kursen, sagt Kurz. Vor bösen Überraschungen sind Aktionäre nie gefeit, wie die Dividenden-Nullrunden bei der Deutschen Telekom, HypoVereinsbank und Infineon in diesem Jahr zeigen. Auch der Aktienstratege Stefan Mitropoulos von der Bankgesellschaft Berlin warnt: "Eine Garantie, dass der Anleger reich wird, gibt es nicht."

Aber lässt sich nicht wenigstens mit den Dividenden für das vergangene Jahr ein schneller Gewinn machen? Die Ausschüttungen stehen schließlich häufig schon fest.

Doch Vorsicht. Wer sich zum Beispiel bis zur Volkswagen-Hauptversammlung am 24. April noch mit Aktien des Autobauers eindeckt, erhält zwar die volle Ausschüttung für 2002. Die Einnahme könnte aber bald wieder dahin sein: Am Zahltag geben die Kurse nämlich zumeist um den Ausschüttungsbetrag nach. Siehe DaimlerChrysler: Am 9. April notierte die Aktie zum Börsenhandelsschluss bei rund 30,50 Euro. Am nächsten Tag wurde ausgeschüttet - und der Kurs sackte auf rund 29 Euro. Damit reduzierte er sich genau um den Dividendenbetrag von 1,50 Euro je Anteilsschein.

Stabilität entscheidet

Künftig gut verdienen wird daher nur, wer erfolgreich spekuliert. Zwei Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit sich eine hohe Rendite auch langfristig erzielen lässt und die Ausschüttung so wirkt wie die Kupon-Zahlung einer Anleihe: Die Dividende muss stabil bleiben oder steigen - und der Aktionär darf sich künftig nicht zu einem Kurs von seinen Papieren trennen, der unterhalb des Kaufpreises liegt. Denn dann schmälert der Kursverlust die Dividenden-Erträge - oder zehrt sie sogar ganz auf. Bei Werten wie Eon, Volkswagen und DaimlerChrysler sollte der Aktienanleger auf der sicheren Seite sein. Auch Maschinenbauer wie IWKA erscheinen als lohnendes Investment.

Risiko Kursverlust bleibt

An zwei Beispielen sei aber auch das Risiko verdeutlicht: Bei den Analysten der HypoVereinsbank rangieren TUI und Lufthansa ganz oben auf der Hitliste, wenn es um die Dividendenrendite für 2004 geht. Beide Unternehmen sind auf Grund der unsicheren Weltlage aber anfällig, rückläufige Erträge erscheinen nicht ausgeschlossen. Dadurch könnten Dividende und Kurs in Mitleidenschaft gezogen werden.

Gefahr lauert zudem, wenn ein Unternehmen die Gewinnbeteiligung aus seiner Reserve und nicht aus den Erträgen des normalen Geschäfts bezahlt. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Firma vor gravierenden Problemen steht - oder schon mittendrin steckt - und sich mit der Ausschüttung nur die Gunst seiner Anteilseigner erhalten will.

Als Argument für den Kauf einer Aktie allein reicht eine hohe Dividendenrendite somit nicht aus. Sie sollte für Anleger deshalb nur eine Kennziffer sein - als Hinweis auf Aktien, die möglicherweise unterbewertet sind und künftig neben der Ausschüttung auch einen Kursgewinn versprechen.
 

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