Gefährliches Werben um die Inder

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Gefährliches Werben um die Inder

 
15.01.02 13:25
Von Matthias Streitz

Mit milliardenschweren Waffenverkäufen an die Dritte Welt wollen die Briten Hunderte von Jobs durch die Rezession retten. Besonders emsig wirbt der Vize des Kaschmir-Vermittlers Tony Blair um Aufträge. Seine größte Hoffnung: eine Militärjet-Flotte für die Inder.
 
BAE Systems

Militärjet Hawk von BAe Systems: in Bürgerkriegen vom Kongo bis nach Ost-Timor gerne eingesetzt  

London/Neu Delhi - Im Februar fliegt John Prescott, Tony Blairs Stellvertreter, zu Gesprächen auf den indischen Subkontinent. Der offizielle Reisegrund: Prescott will an einer Konferenz über "nachhaltige Entwicklungspolitik" teilnehmen.
Inoffiziell aber dürfte es vor allem um Waffen und Geld gehen, genauer: Um den Verkauf von 66 Militärjets vom Typ Hawk an das indische Verteidigungsministerium. Die Vertragssumme: etwa eine Milliarde britische Pfund. Schon bei seiner letzten Visite in Indien im vergangenen Jahr soll sich Prescott für das Geschäft engagiert haben.

Auch der Verteidigungsminister trommelt

An dem Deal arbeiten die Briten bereits seit 15 Jahren, immer wieder wurde das Geschäft verschoben. Wichtigster Profiteur wäre der größte britische Rüstungskonzern BAe Systems. Der hat in seiner Zivilflugzeug-Sparte erst im November den Abbau von 1700 Stellen in mehreren schottischen und englischen Werken angekündigt. Auch in der militärischen Produktion in Brough, East Yorkshire, gelten mehrere Hundert Jobs als bedroht. Das Werk liegt in Prescotts Wahlkreis.

Doch nicht nur der Vize-Premier setze derzeit alle Hebel in Bewegung, um die Inder zum Vertragsabschluss zu bewegen, berichtete die Tageszeitung "Guardian". Der britische Verband der Luftfahrtunternehmen wolle im Februar eine eigene Delegation nach Neu Delhi entsenden. Der Verteidigungsminister Geoff Hoon agiere derzeit als aktiver Werber im Sinne des Rüstungskonzerns, so der Bericht.

Lieblingsland von Waffenhändlern

Im Prinzip stehe auch Downing Street voll hinter den Werbebemühungen, berichtet der "Guardian". Nur halte es Tony Blair derzeit für inopportun, sich offen zu BAes Ambitionen zu bekennen. Denn erst Anfang Januar war der Premierminister nach Pakistan und Indien geflogen, um im Kaschmir-Konflikt zu vermitteln. Er hoffe, dass Großbritannien einen "beruhigenden Einfluss" auf die streitenden Nationen ausüben könnte, sagte Blair damals.

Doch schon bald erwachten Zweifel an Blairs Absichten. Die "Times of India" titelte: "War Tony Blair in Indien, um den Waffen-Deal zu bewerben?" Der indische Markt gilt weltweit als eine der attraktivsten Destinationen für Waffenhändler und Rüstungskonzerne. Unter Entwicklungsländern war Indien 2000 der zweitwichtigste Käufer von Rüstungsgütern, so eine Studie des US-Kongresses. Die indische Regierung unterzeichnet in dem Jahr Lieferverträge im Wert von 4,8 Milliarden Dollar.

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