Für Wagemutige bieten Schwellenländer Chancen

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proxicomi:

Für Wagemutige bieten Schwellenländer Chancen

 
24.02.01 11:06
Aus der FTD vom 23.2.2001  
Das Kapital: Für Wagemutige bieten Schwellenländer Chancen

Die Krise in der Türkei ist schlimm, aber für sich genommen nicht schlimm genug, um den westlichen Märkten wirklich weh zu tun. Dennoch zeigt sie ein wichtiges Problem auf, nämlich wie fragil Schwellenländer sein können, wie wenig man davon weiß, und wie wenig man es wahrnimmt.

Haben Staaten, Firmen oder Banken ihre Bilanzen nicht in Ordnung, wird es immer dann gefährlich, wenn ein wirtschaftlicher Abschwung kommt. Es ist vergleichsweise einfach, Schulden zurückzubezahlen, wenn die Einnahmen fließen. Lassen die Umsätze nach, wird das deutlich schwerer. Kommen Zweifel an der Zahlungsfähigkeit der Kreditnehmer auf, steigen zudem die Zinsen, womit der Schuldendienst noch schwerer wird.

An dem Abschwung in den USA, Europa und Japan werden auch die Schwellenländer leiden. Und kann man wirklich annehmen, dass etwa die asiatischen Firmen ihre Bilanzen binnen zwei Jahren bereinigt haben? Die Schuldenberge von Daiwoo Motors und Hyundai Engineering sind nur zwei Beispiele, dass das kaum der Fall ist. Die Gefahr ist, dass mit der Krise in der Türkei der Appetit auf Risiko nachlässt, die Finanzierungskosten in den Schwellenländern also steigen.


Die Börsen in den Schwellenländern sind daher eine noch gewagtere Sache als jene im Westen. Aber sie sind billig und notieren nach dem KGV gerechnet gerade halb so hoch wie die Leitbörsen. Wer das Risiko nicht scheut und an eine schnelle US-Erholung glaubt, für den sind die Schwellenländer interessant. Vorsichtige warten, bis die Konjunkturindikatoren drehen.



Siemens/Efficient Networks

Hat Siemens die Übernahme von Efficient Networks (EN) mit spitzem Bleistift durchgerechnet? Dann sollten die abgezinsten versteuerten Synergien die gezahlte Prämie übersteigen. Die beträgt 710 Mio. $, wenn man den Kaufpreis von 1,5 Mrd. $ mit dem Börsenwert vom Donnerstag von rund 790 Mio. $ vergleicht. Eine Steuerquote von 35 Prozent unterstellt, müssen die Synergien brutto rund 1,1 Mrd. $ einbringen. Das entspricht - mit einem KGV von 30 bewertet - einem Mehrgewinn von jährlich knapp 37 Mio. $.

Die Märkte beurteilen das Geschäft von EN derzeit kritisch: Nach einer Gewinnwarnung reduzierten die Analysten ihre Umsatzprognosen für 2000/01 auf rund 450 Mio. $. Seit Wochen notiert die Aktie unter dem Buchwert des Eigenkapitals. Siemens mag ein paar Dollar sparen, da die beiden gemeinsam einkaufen können. Das Gros der Synergien muss über höhere Umsätze kommen. Die Chancen stehen nicht schlecht. Siemens rundet sein Angebot für den Hochgeschwindigkeits-Zugang ins Internet mit den Endprodukten von EN ab. EN hat seine Modems vor allem in den USA verkauft, jetzt steht Europa offen. Umgekehrt erhält Siemens Zugang zu den US-Kunden von EN.


Das Schicksal der Münchner hängt nicht an dem Geschäft. Der Firmenwert belastet die Bilanz jährlich mit 35 Mio. $, wenn die Prämie über 20 Jahre abgeschrieben wird. Bis EN im nächsten Jahr Gewinne erzielt, wird noch ein Verlust von vielleicht 20 Mio. $ in die Bücher einzustellen sein. Siemens erzielte allein im letzten Quartal einen Nachsteuergewinn von knapp 780 Mio. Euro.



Henkel

Der Waschmittelhersteller Henkel hat für 2000 saubere Zahlen vorgelegt. Das Umsatzwachstum von rund 13 Prozent lag im Rahmen der Erwartungen, aber die operative Marge hat sich leicht verschlechtert. Da dürfte der hohe Ölpreis eine Rolle gespielt haben. Das Plus von 25 Prozent beim Nettoergebnis war besser als vermutet. Dafür hat wohl Henkels Beteiligung am US-Hygienekonzern Ecolab gesorgt. Der hatte 2000 den Gewinn um 17 Prozent gesteigert.

Zukünftig dürfte es Henkel schwerer haben. Führend ist der Mischkonzern bei den Klebstoffen. Der Markt wächst aber nur schwach, ebenso wie die Hygiene- und Oberflächentechnik. Bei Waschmitteln und Kosmetik dominieren die großen Konsumgüterhersteller mit ihren weltweiten Marken den Markt. L’Oréal wuchs im zweiten Halbjahr 2000 operativ um 20 Prozent, Henkels Kosmetiksparte um rund 9 Prozent.


Henkels Ziel ist es, zu den fünf größten Kosmetikherstellern zu gehören. Das ginge über einen Zukauf. In den USA steht die Haarpflegesparte Clairol von Bristol-Myers Squibb zum Verkauf, damit könnte Henkel den Marktanteil bei Kosmetika verdoppeln. Aber für Clairol interessieren sich auch andere, wie Procter & Gamble. Das treibt den Preis in die Höhe. Außerdem gibt es für Henkel bei einer Übernahme von Clairol wenig Kosten zu sparen. Der Kauf könnte zwar Henkels Bewertungsabschlag zu Beiersdorf und Wella abbauen. Ist der Preis aber zu hoch, würden die fälligen Abschreibungen die Gewinne auf Jahre hinaus belasten. Im Interesse der Anleger sollte Henkel genau nachrechnen.



© 2001 Financial Times Deutschland

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