FTD: Kursmanipulation-Krimine lle im Chefsessel

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Dixie:

FTD: Kursmanipulation-Kriminelle im Chefsessel

 
06.03.01 08:35
Aus der FTD vom 6.3.2001 www.ftd.de/kursmanipulation
Kursmanipulation: Kriminelle im Chefsessel
Von Nicola de Paoli, Hamburg

So viel Rummel wurde dem Amtsgericht Mainz schon lange nicht mehr zuteil. Die Haffa-Brüder traten als Zeugen auf.

Der Verhandlungssaal in ersten Stock war vollgepackt mit Neugierigen, vor dem Raum drängelten sich Dutzende von Journalisten, die TV-Kameras und Mikrofone im Anschlag. Alle warteten sie an diesem Februarmorgen auf zwei Männer, die über Wochen abgetaucht waren, und nun als Zeugen zwangsweise wieder auftauchen mussten: Das EM.TV-Gespann Thomas und Florian Haffa.

Die einstigen Lichtgestalten der New Economy waren geladen, um im Fall Egbert Prior auszusagen. Der als "Börsenguru" bekannte Wirtschaftsjournalist hatte in einem Fernsehinterview gesagt, Finanzvorstand Florian Haffa habe ihm gesteckt, man denke bei EM.TV über gewisse Unternehmensbeteiligungen nach. Die Ermittler bewerten diese Aussage als Tatbestand der unrechtmäßigen Kursmanipulation, Prior hingegen sah darin nur einen weiteren Beweis für seine Frohnatur. Er habe sich in dem Interview lediglich einen kleinen Scherz erlaubt.



Jubelnews zum Absahnen



Deutschlands Richter können über derlei Witze allerdings schon seit längerem nicht mehr lachen. Seit am Neuen Markt, der im März 1997 gestarteten Börse für Wachstumswerte, ein Shooting-Star nach dem anderen in sich zusammenfällt, hat die Justiz alle Hände voll zu tun. Denn der Aktien-Hype, so stellt sich mittlerweile heraus, hat den Nährboden geschaffen für eine neue Art von Alltagskriminalität in Deutschland: Kursmanipulation und Anlegerbetrug.


Da werden via Ad-hoc-Meldung großartige Erfolge angekündigt, denen dann weder Taten noch Erlöse folgen. Nicht selten nutzen Eingeweihte den Kursanstieg nach solchen Jubelmeldungen, um im großem Stil Papiere abzustoßen und kräftig abzukassieren.


"Wir stehen hier erst ganz am Anfang", sagt ein hochrangiger Experte aus dem Umfeld der Börsenaufsicht voraus. Das Problem dabei: Sowohl Staatsanwälte als auch Ermittlungsbehörden sind mit den Aktienbetrügern noch völlig überfordert.


Fast täglich kommen die Namen neuer Unternehmen dazu. Die beiden Haffa-Brüder, vor kurzem noch im Zeugenstand, könnten schon bald selbst als Angeklagte vor Gericht stehen. Die Münchener Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Insiderhandel und Verstoß gegen das Aktiengesetz.


In der vergangenen Woche erwischte es einen weiteren Neue-Markt-Liebling von einst: die Metabox AG. Das Internet-Unternehmen aus Hildesheim hatte im vergangenen Jahr vier Großaufträge über insgesamt 2,9 Millionen so genannte Settop-Boxen verkündet. Mit dem TV-Zusatzgerät können die Zuschauer CDs abspielen, Filme bestellen und im Internet surfen.


Am 10. April vermeldete Metabox via Ad-hoc-Mitteilung, dass es im Rahmen einer "strategischen Allianz" eine halbe Million Boxen verkauft habe. Der Aktienkurs verdoppelte sich. Ende Juni dann der nächste, bis dato größte Streich: Es gebe eine Absichtserklärung mit einer dänischen Firma über 1,8 Millionen Geräte. Die Boxen wurden bis heute nicht geliefert, die Staatsanwälte in Hannover bezweifeln die Richtigkeit der Angaben. Sie hegen den Verdacht, dass die Metabox-Manager den Kurs vorsätzlich gepusht haben, um danach abzusahnen.


Zwei Herren sitzen wegen eines ähnlichen Verdachts bereits hinter Gitter. Die beiden Vorstands-Chefs des am Neuen Markt notierten Software-Unternehmens Infomatec, Gerhard Harlos und Alexander Häfele, sollen den Kurs ihrer Aktien mit falschen Ad-hoc-Mitteilungen in die Höhe getrieben und dann eigene Aktien im Wert von 56 Mio. DM verkauft haben. Besonders dreist ist der Fall des ehemaligen Schlagersängers Daniel David, der sich aus dem Firmenvermögen seines Unternehmens Gigabell bedient haben soll, um damit Insiderhandel zu betreiben.


Was hier zu Lande gerade erst in Mode zu kommen scheint, ist im Mutterland der Aktienkultur, den USA, längst weit verbreitet. Das belegt die jüngste Bilanz in Sachen Kursmanipulation, die die US-Börsenaufsicht SEC in der vergangenen Woche veröffentlicht hat: Gegen 23 Firmen wurden elf Strafverfahren eingeleitet, weil sie durch falsche Informationen ihre Aktienkurse beeinflusst hatten. Die Werte der beteiligten Unternehmen seien durch die Tricksereien um 300 Mio. $ "aufgepumpt" worden. Zwischen 1999 und 2000 haben sich die Börsenbetrügereien in den USA nahezu verdoppelt.



Erfundene Pressemitteilung


Darunter einige spektakuläre Fälle: So gelang es einem Studenten mit Hilfe einer erfundenen Pressemitteilung den Wert des Softwarehauses Emulex binnen Minuten um 62 Prozent zu dezimieren. Über einen Mail-Account in seiner ehemaligen Schule schickte er die angebliche Pressebotschaft an den Verteiler, der sie umgehend über die Nachrichten-Ticker jagte. Ein Schulbusmechaniker aus dem Bundesstaat Kansas ergaunerte durch Gerüchte, die er in Mailing-Listen gestreut hatte, rund 70.000 $.


Die US-Behörden sind alarmiert: "Womit einst ein ganzes Netz von Brokern monatelang beschäftigt war, das schafft heute eine Person binnen Minuten mit Hilfe des PC", warnt SEC-Direktor Richard Walker.


Die Euphorie an den Märkten machte es den Betrügern erschreckend einfach - auch in Deutschland. Vor allem bei illiquiden Werten bedurfte es oft nur einer Handvoll Anleger, um den Kurs nach oben zu treiben.



Wie der Markt tickt


Wie der Markt tickt, hat die Staatsanwaltschaft Mainz dargelegt. Selbst wenn Informationen über ein Unternehmen nur 250.000 Anleger erreichten, so das Zahlenspiel, seien Kurssteigerungen "von 10 bis 30 Prozent" drin.


Ein ehemaliger Mitarbeiter des Bundesaufsichtsamts für den Wertpapierhandel verrät, woher die Behörde Anregungen für ihre Ermittlungsarbeit bekommt. "Wir achten auf Vorwürfe, die in der Presse erhoben werden."


Nicht immer stecken hinter den Erfolgsnews der Jung-Stars vom neuen Markt handfeste Betrugsabsichten. Die zahlreichen Paragrafen der Aktiengesetze bergen auch viele Fallstricke. "So mancher Chef weiß gar nicht, worauf er sich bei Ad-hoc-Mitteilungen einlässt", vermutet ein Experte der Universität Hamburg. Die Vorschriften des Wirtschaftstrafrechts gelten als schwammig.



Viele Anwälte blicken nicht durch


Selbst die Juristen tun sich damit bislang schwer. Viele Staatsanwälte blicken durch den Paragrafendschungel nicht durch. Normalerweise sind Delikte im Strafgesetzbuch geregelt. Nicht aber, wenn es um Börsen und Aktien geht. Derartige Verstöße werden nach dem Börsen- oder Wertpapierhandelsgesetz geahndet. Eine für die meisten Juristen komplizierte Materie.


Hinzu kommt, das "wichtige Beweisquellen bei Kursmanipulationen und Insidervergehen nur eine kurze Lebensdauer" haben, sagt ein ehemaliger Ermittler. Zwar müssten Telefongespräche von Börsenhändlern drei Monate lang aufbewahrt werden: "Aber wegen der langen Bearbeitungszeit sind die Informationen im Zweifel schon gelöscht, wenn die Kollegen kommen."


So begann auch der Prozess gegen Egbert Prior mit einer Peinlichkeit. Prior war zunächst wegen des Verdachts von Insider-Geschäften ins Visier der Polizei geraten. Als ihm nichts nachzuweisen war, wurde er kurz darauf wegen der Manipulation von Aktienkursen angeklagt. Dummerweise enthielt die Anklageschrift Passagen, die wörtlich aus dem ersten Verfahren abgeschrieben waren.


Unsicherheit? Oder schlicht Bequemlichkeit? "Der Fall ist der erste seiner Art in Deutschland und die Staatsanwaltschaften probieren aus, was geht und was nicht", sagt Priors Anwalt Felix Dörr.


Ein bekannter Strafrechts-Experte sieht wenig Chancen, dass sich das so schnell ändert: "Die Staatsanwaltschaften haben großen Horror davor, mit ungewohnten Vorschriften umzugehen, zu denen es noch keine Grundsatzurteile gibt." Und die könnten frühestens im Herbst die Unternehmen Gigabell, Infomatec und EM.TV liefern.



© 2001 Financial Times Deutschland

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cap blaubär:

die Dü-dorfer Kripo hat 1 in Worten Einen

 
06.03.01 08:56
Aktien und schräge Anlagenprofis,in Dü-dorf gibts X Anlageklitschen + ne Börse wies in FFM aussieht weiß ich nicht aber bestimmt nicht viel besser,achso und bei den Statsanwälten isses bestimmt ähnlich,also selbst wenns die super Gesetzte zum Anlegerschutz gäbe wer setzt das durch.
Also HERRR EICHEL von den nächsten "wir verkloppen Staatsbetriebegroschen" auch was für den Bereich bitte(hilft dem Wirtschaftsstandort)ok sind eigentlich Länderhoheiten aber irgendwie kann man sich da ja einigen oder?  
blaubärgrüsse  
Dixie:

Sehe gerade erst Dein Statement, Cap

 
08.03.01 11:19
Musste es zweimal lesen wie immer. ;-) Hast Recht, für alles ist Geld da, aber für die Einstellung von Spezialisten bei Kripo und Staatsanwaltschaft natürlich nicht. Wirtschaftskriminalität ist bei uns immer noch ein Kavaliersdelikt. Wenn einer so blöd ist und sich erwischen läßt - na ja. Aber wenn nicht - immer schön weiter so!
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