Hürden für Aktienmärkte derzeit zu hoch
4. April 2002 Hürden für deutschen Aktienmarkt derzeit zu hoch
Wenig Hoffnung auf eine positive Überraschung machen sich am Donnerstag Händler, was die Performance am deutschen Aktienmarkt angeht. Die Vorgaben aus den USA ließen zu wünschen übrig. Allerdings habe sich nach einer von Dell bekräftigten Gewinnerwartung das nachbörsliche Geschäft freundlich entwickelt, so dass von dieser Seite eine gewisse Stütze kommen sollte. Es werde sich jedoch zeigen müssen, welche Rolle die Behauptung in einer Studie von Sal. Oppenheim spielen werde, wonach die Pensionsverpflichtungen und hohe Fehlbeträge darauf ein hohes Risiko für etliche Dax-Unternehmen darstellten. Auch wegen der dünn besetzten Nachrichtenlage stellen sich Marktbeobachter bei negativem Grundton auf einen relativ trägen Sitzungsverlauf ein.
Rentenmarkt als Hort der Sicherheit
Die Rentenmärkte haben am Mittwoch weiterhin von der Kursschwäche bei den Aktien und der Krise im Nahen Osten profitiert. Diese Tendenz dürfte sich auch am Donnerstag im deutschen Handel fortsetzen, zumal die Vorgaben aus den USA anders als am Aktienmarkt stimmen. Zur Erinnerung: Am Vortag hatte der Bund-Future 33 Basispunkte auf 105,26 Prozent gewonnen. Von der EZB-Ratssitzung wird im Übrigen keine Veränderung bei den Leitzinsen erwartet.
Euro weiter über 88 Cents
Wenig verändert tendiert der Euro am Donnerstag im asiatischen Handel. Gegen 7.25 Uhr MESZ kostet ein Euro 0,8810 Dollar nach 0,8807 Dollar am Mittwochabend in New York. Zum Yen notiert der Dollar mit 132,51 Yen nach 132,72 Yen im späten New Yorker Handel am Vorabend. Aktuell stehe der Dollar nicht zuletzt wegen der Schwäche am Aktienmarkt etwas unter Druck, heißt es. Insbesondere der Yen profitiere von der relativen Stärke des japanischen Aktienmarktes.
Aktien in Japan freundlich
Freundlich tendiert der Tokioter Aktienmarkt am Donnerstag. Bis um 7.20 Uhr MESZ gewinnt der Nikkei-255-Index 0,2 Prozent oder 26,99 Yen auf 11.427,70 Yen. Der Topix-Index verbessert sich um 0,8 Prozent oder 8,15 Stellen auf 1.092,51 Punkte. Nach Darstellung von Händlern legen die Titel in allen Branchen zu. Besonders die Aktien von Papierherstellern und Stahlerzeugern verbuchten Aufschläge, heißt es weiter. Allerdings würde ein Mangel an positiven Impulsen weitere Aufschläge begrenzen. Einige Händler hofften jedoch auf ein starkes Kaufinteresse von Fonds. Diese hatten am Vortag für kräftige Gewinne gesorgt.
Aktien Hongkong am Mittag knapp behauptet
Knapp behauptet zeigen sich die Aktienkurse am Donnerstagmittag (Ortszeit) in Hongkong. Der Hang-Seng-Index (HSI) verliert 0,2 Prozent auf 10.808,24 Punkte. Händler sprechen von einem relativ richtungslosen Handel. Beobachter machen als Grund für die Abschläge die schwachen Vorgaben von Wall Street am Vortag sowie die Spannungen im Nahe Osten aus. Aufschläge sehen Teilnehmer allerdings bei China Mobile. Die Titel des Telekommunikationsunternehmens könnten von der Stärke von Vodafone profitieren, heißt es. Insgesamt beschreiben Händler den bisherigen Sitzungsverlauf vor dem Feiertag als eher ruhig. Wegen des Ching-Ming-Festes bleibt die Börse in Hongkong am Freitag geschlossen.
Dell hilft der US-Nachbörse
Nach den Verlusten im offiziellen Handel kam es am Mittwoch im nachbörslichen Handel zu Kursgewinnen bei den Technologieaktien. Der Nasdaq-100-Index gewann 0,5 Prozent auf 1.401,33 Zähler. Zur Stabilisierung trugen in erster Linie die von Dell bekräftigten Gewinnerwartungen sowie eine Anhebung der Umsatzprognosen bei. Der Computerbauer verbesserte sich daraufhin um 2,7 Prozent auf 26,90 Dollar. Unter die Räder kamen dagegen Bristol-Myers nach einer Gewinnwarnung. Der Chemiekonzern fiel um 16 Prozent auf 31,78 Prozent. Ähnlich erging es Compuware Corp, die nach verfehlten Analystenerwartungen um 27 Prozent auf 8,08 Dollar einbrachen.
US-Börsen schließen schwächer
Die New Yorker Aktienmärkte haben am Mittwoch im späten Geschäft ihre Verluste ausgebaut. Wachsende Sorgen um eine Eskalation der Gewalt im Nahen Osten und die kommende Bilanzsaison hätten den Verkaufsdruck verstärkt, sagten Händler. Auch die Statistiken des Institute for Supply Management (ISM), die ein verlangsamtes Wachstumstempo im US-Dienstleistungssektor zeigten, hätten auf die Stimmung der Marktteilnehmer gedrückt. Der Dow Jones verlor 1,12 Prozent auf 10.198,29 Zähler. Die Nasdaq gab 1,11 Prozent auf 1.784,35 Punkte nach.
Der Markt befürchte einen Krieg in der Nahost-Region, der den Ölpreis in die Höhe treiben und die beginnende Konjunkturerholung in den USA verlangsamen könnte, sagten Händler. Trotz internationaler Appelle zum Rückzug weitete die israelische Armee am Mittwoch ihre Offensive in den Palästinensergebieten aus und rückte mit Panzern in zwei weitere Städte im Westjordanland ein.
Im Handelsverlauf warnten weitere Technologiefirmen vor schwachen Geschäftsergebnissen und trübten damit nach Händlerangaben die Stimmung der Marktteilnehmer. „Die Feindseligkeiten im Nahen Osten eskalieren, und wir sind mitten in der Zeit der Beichten für die Technologiefirmen", sagte Philip Orlando, Chefinvestment-Officer bei Value Line Asset Management. „Es gibt Sorgen, ob sich die Konjunkturerholung in robustem Ertragswachstum niederschlagen wird. Der Weg des geringsten Widerstands ist jetzt zu verkaufen und erst später nachzufragen.“
Enttäuschende Nachrichten seien unter anderem von dem Software-Hersteller Vitria Technology gekommen, sagten Händler. Das Unternehmen hatte mitgeteilt, der Verlust im ersten Quartal werde deutlich höher als von Analysten erwartet ausfallen. Der Aktienkurs brach rund 23 Prozent auf 2,63 Dollar ein. Auch der Intenet-Softwareproduzent Interwoven hatte mitgeteilt, das Unternehmen erwarte einen höheren Verlust als zunächst prognostiziert. Der Aktienkurs gab daraufhin rund 9,3 Prozent auf 5,05 Dollar nach.
Der Markt sorge sich auch um einen Anstieg des ISM-Teilindex, der die Preisentwicklung anzeige, sagte Peter Cardillo, Chefstratege bei Global Partners Securities. „Der ISM-Index zeigt, dass es einigen Druck auf die Preise gibt... und das würde bedeuten, dass die Federal Reserve handeln (die Zinsen erhöhen) könnte, bevor der Markt es erwartet.“
Der an den Finanzmärkten viel beachtete Service-Index des Institute of Supply Management (ISM, früher NAPM) lag im März bei 57,3 Punkten nach 58,7 Punkten im Februar. Ein Indexstand über 50 Punkten signalisiert eine wachsende Geschäftstätigkeit. Von Reuters befragte Analysten hatten für März den Index im Schnitt 57,0 Punkte erwartet. Positive Nachrichten des größten US-Chemiekonzerns DuPont hätten die Kursverluste nicht gebremst, sagten Händler. DuPont hatte mitgeteilt, der Konzern erwarte für das abgelaufene Quartal einen Gewinn oberhalb der Prognosen. DuPont-Aktien verloren dennoch 1,4 Prozent auf 46,67 Dollar.
US-Anleihen schließen fester
Mit fester Tendenz haben sich die US-Staatsanleihen am Mittwoch im späten Handel in New York präsentiert. Zehnjährige Papiere mit einem Kupon von 4,875 Prozent stiegen um 15/32 auf 96-30/32. Die Rendite fiel von 5,348 Prozent auf 5,272 Prozent. Der Longbond mit einem Kupon von 5,375 Prozent kletterte um 16/32 auf 95-3/32, die Rendite betrug 5,721 Prozent, nach 5,766 Prozent am Dienstag. Vor allem die Abgaben an den US-Aktienmärkten und die Lage im Nahen Osten haben den Treasurys zu den Aufschlägen verholfen, hieß es aus dem Markt. Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen befinde sich nun am unteren Ende einer Spanne, in der sich die Rendite seit Anfang des vergangenen Monats bewege.
“Das ist eine wichtige Marke“, die die Notierungen testen müssten, sagte ein Analyst. Allerdings werde ein Unterschreiten dieses Niveaus von weiter sinkenden Aktienkursen oder einer weiteren Eskalation in Nahost abhängen. “Ich denke nicht, dass schwache Konjunkturdaten allein das erreichen werden“, ergänzte er. Der am Nachmittag veröffentlichte ISM-Index für das Nicht-Verarbeitende Gewerbe in den USA hat im März mit einem Stand von 57,3 Stellen einen leichten Rückschlag verzeichnet. Analysten hatten mit einem Rückgang auf lediglich 57,7 gerechnet. Auch das Pricing von Unternehmensanleihen habe die US-Staatsanleihen beflügelt. So sei es im Vorfeld der Preisfestsetzung der Anleihe von AOL Time Warner zu Glattstellungen gekommen, wovon die Staatsanleihen profitiert hätten, erläuterte ein weiterer Analyst. Vor allem im späten Sitzungsverlauf haben die Notierungen deutlich angezogen.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters
Medienschau
4. April 2002
Unternehmensnachrichten
Sind Pensionsverpflichtungen eine Bedrohung für den Dax?
Pensionsverpflichtungen stellen nach Einschätzung der Privatbank Sal. Oppenheim ein bisher oft vernachlässigtes Risiko in den Bilanzen zahlreicher Unternehmen dar. Nach den Berechnungen der Finanzexperten wiesen die Pensionspläne großer Unternehmen hohe Fehlbeträge auf, schreibt das „Handelsblatt“ in seiner Donnerstagausgabe. Bei einigen Dax-Titeln klaffe eine Lücke zwischen Pensionsverpflichtungen und dem aktuellen Wert der dafür vorgesehen Mittel. Sollten sich die Vermögensanlagen schlechter entwickeln als geplant, dann müssten die Unternehmen mehr Mittel ertragsmindernd zurücklegen.
Dell bekräftigt Gewinnerwartung
Der weltgrößte Hersteller von Personalcomputern, Dell Computer Corp, hat seine Umsatzprognose für das laufende erste Quartal leicht angehoben und die Gewinnprognose bekräftigt. Dell erwarte jetzt im Quartal zum Ende April einen Umsatzrückgang gegenüber dem Vorquartal von zwei Prozent auf 7,9 Milliarden Dollar, teilte der in Round Rock im US-Bundesstaat Texas ansässige Konzern am Mittwoch vor einem Analystentreffen in New York mit. Im Februar hatte der Konzern noch einen Rückgang zwischen drei und fünf Prozent von den im vierten Quartal verbuchten 8,7 Milliarden Dollar Umsatz prognostiziert. (Reuters)
Bristol-Myers senkt Gewinnprognose
Das Pharmaunternehmen Bristol-Myers Squibb Co hat seine Gewinnprognose gesenkt. Wie das Unternehmen am Mittwoch nach Börsenschluss mitteilte, werde der Gewinn im ersten Quartal die Erwartungen nicht erfüllen. Im nachbörslichen Handel fielen Bristol-Myers um 11 Prozent auf 33,40 Dollar. Bristol-Meyers rechnet mit einem operativen Gewinn zwischen 44 und 47 Cent je Aktie. Eine von der Firma Thomson Financial/First Call durchgeführte Umfrage bei Analysten hatte einen Durchschnittsgewinn von 56 Cent je Aktie in Aussicht gestellt. Der Gewinn für das ganze Jahr 2002 wird nach der abwärts berichtigten Prognose um 25 bis 30 Prozent niedriger sein als der für 2001 ausgewiesenen Gewinn von 2,41 Dollar je Aktie, sagte Bristol-Meyers. (dpa)
Holcim 2001 mit Gewinnrückgang
Der Schweizer Zementkonzern Holcim hat im Geschäftsjahr 2001 einen Gewinnrückgang von 8,4 Prozent auf 812 (Vorjahr 886) Millionen Schweizer Franken verzeichnet. Holcim will weiteren Angaben vom Donnerstag zufolge eine unveränderte Dividende von fünf Franken je Inhaberaktie und einem Franken je Namensaktie ausschütten. Der Nettoverkaufsertrag blieb 2001 mit einem Plus von 0,8 Prozent auf 13,664 (13,531) Milliarden Franken stabil. Der Betriebsgewinn sank um 2,8 Prozent auf 1,945 (2,001) Milliarden Franken. Holcim rechnet damit, im laufenden Jahr 2002 das erreichte finanzielle Niveau zu halten oder sogar zu übertreffen. (Reuters)
Wirtschaftsnachrichten
Experten - Im März knapp 4,16 Millionen Arbeitslose
Die Zahl der Arbeitslosen ist im März nach Einschätzung von Experten einem Zeitungsbericht zufolge unbereinigt leicht gesunken. Die Zahl der Arbeitslosen belaufe sich auf knapp 4,16 Millionen, berichtete die „Bild"-Zeitung vorab aus ihrer Donnerstagausgabe unter Berufung auf Prognosen von Arbeitsmarkt-Experten. Im Vergleich zum Vormonat sei die Gesamtzahl der Arbeitslosen damit von 4,296 Millionen um rund 140.000 gesunken. Die Zahl der Arbeitslosen liege jedoch noch über der Zahl im Vorjahr. Im März 2001 seien 3,999 Millionen Arbeitslose gemeldet gewesen. Die offiziellen Arbeitsmarkt-Zahlen werden am Dienstag veröffentlicht. (Reuters)
Keine Zinsänderung bei EZB-Sitzung in Sicht
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) berät am Donnerstag in Frankfurt die aktuelle geldpolitische Lage. Volkswirte der Großbanken erwarten nicht, dass die Notenbank an der Zinsschraube dreht. Damit dürfte der wichtigste Leitzins zur Versorgung der Kreditwirtschaft mit Zentralbankgeld bei 3,25 Prozent bleiben. Im Mittelpunkt der Sitzung wird die aktuelle Einschätzung der Konjunktur in den Euroländern stehen. (dpa)
das Zentrum der Macht