KARRIERE / spiegel online
"Frauen verhalten sich einfach saublöd"
Von Bärbel Schwertfeger
Klappt es mit dem beruflichen Aufstieg nicht, sind Frauen meist selbst schuld, behauptet Barbara Bierach. In ihrem provokanten Buch "Das dämliche Geschlecht" räumt die Wirtschaftsjournalistin gründlich auf mit der Mär vom bösen Mann, der die Frau an der Karriere hindert. Ihre These: Frauen jammern zu viel und kämpfen zu wenig.
Provokateurin Bierach: "Gegen Frau muss Mann sich nicht verschwören"
"Sie beleidigt alle deutsche Frauen", titelte die "Bild"-Zeitung. Die deutsche Frauenseele tobt und hat ein neues Feindbild: Barbara Bierach. In ihrem Buch "Das dämliche Geschlecht - warum es kaum Frauen im Management gibt" beschreibt die 36-Jährige, dass Frauen oft an sich selbst scheitern.
"Frauen sind nicht unterprivilegiert, sondern Frauen verhalten sich einfach saublöd", schimpft die Wirtschaftsjournalistin, "gegen Frau muss Mann sich nicht verschwören. Sie erledigen sich schneller und gründlicher selbst, als Männer das je könnten."
Dabei hält Volkswirtin Bierach Frauen keineswegs für weniger intelligent. Dämlich seien sie vor allem deshalb, weil sie sich noch immer mit den Krümeln vom Teller der Macht abspeisen ließen. Denn nicht nur in den Topetagen, auch auf der zweiten und dritten Führungsebene dümpelt die Frauenquote seit Jahren zwischen zehn und zwölf Prozent, und ins Topmanagement haben es gerade mal 3,7 Prozent geschafft.
"Mit Ende 30 kippen viele raus"
Christine Borneff, Geschäftsführerin bei der Personalberatung Spencer Stuart in Düsseldorf, würde gern mehr Frauen vermitteln. "Häufig sind Frauen sogar ausdrücklich erwünscht", erzählt die Headhunterin. "Nur leider findet man keine." Doch wo sind all die Frauen geblieben, die nach ihrem Studium in den teuren Traineeprogrammen der Unternehmen für Führungspositionen ausgebildet wurden? "Mit Ende 30 kippen viele raus, weil sie genug von dem Spiel haben", vermutet Borneff.
Denn Karriere klingt zwar glamourös, ist aber vor allem harte Arbeit. Ohne lange Arbeitszeiten, unzählige Machtkämpfe mit Kollegen und Konkurrenten und den Verzicht aufs Privatleben ist der Aufstieg nicht zu haben. "Das ist vielen Frauen einfach zu anstrengend", glaubt Barbara Bierach und zeigt anhand unzähliger Untersuchungen auf, warum Frauen oft an sich selbst scheitern.
"Da steht vieles drin, was endlich einmal gesagt werden musste", findet Sonja Bischoff. Denn bei ihren Forschungen über Männer und Frauen in Führungspositionen hat die Hamburger Professorin so manches Erstaunliches herausgefunden.
Kinder als "Heldennotausgang"
So sei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf keineswegs mehr das größte Karrierehindernis: "Heute machen mehr Frauen mit Kindern Karriere, und trotzdem ist der Anteil derjenigen, die sich beklagen, nicht gestiegen", sagt Bischoff. Inzwischen haben 60 Prozent der Frauen auf der ersten Führungsebene Kinder. Den Ausstieg wegen Kindern beschreibt Bierach polemisch als "Heldennotausgang".
Karrierebremse Nummer eins sind dagegen die Vorurteile - die Frage ist allerdings, von wem. Denn erstaunlicherweise wächst der Anteil der weiblichen Mobbingopfer in Führungspositionen mit dem Anteil der Frauen unter den Beschäftigten. Machen sich die Frauen also selbst das Leben schwer? "Zumindest kann frau die Vorurteile nicht nur den Männern in die Schuhe schieben", sagt Bischoff.
"So wie Karriere heute funktioniert, können Frauen auf die Dauer einfach nicht gewinnen", glaubt Ingrid Heinz, Karriereberaterin in Usingen bei Frankfurt. "Das ist nicht ihr Spiel, und deshalb spielen sie auch nicht mit." Denn weder Männer noch Frauen schätzten ihren Aufstieg. "Männer sind häufig verschreckt, Frauen sehen Frauen oft als Rivalinnen, und beide bewundern an ihr in erster Linie das Aussehen und nicht ihre Kompetenz", fasst es Heinz zusammen, die das Buch für eine gute Übersicht hält.
"Völlig undifferenziert" findet dagegen Maria Funder Bierachs Thesen: "Das Buch ist so dämlich wie sein Titel." Funder kritisiert die einseitige Schuldzuweisung an die Frauen. "Das ist kein individuelles Problem", sagt die Professorin für Wirtschafts- und Arbeitssoziologie an der Universität Münster.
Bierach-Buch: So dämlich wie sein Titel?
So zeigten zahlreiche Untersuchungen, dass es in den Unternehmen eben Strukturen gebe, die Frauen am Aufstieg hinderten. Es gehe daher nicht darum, dass Frauen nicht wollen, sondern dass sich die gesellschaftlich fixierten Geschlechterstereotype nicht so einfach durchbrechen ließen.
Kritik übt die Professorin aber auch an Barbara Bierachs "Fixierung auf eine Karriere im Management". Denn warum sollen Frauen überhaupt diesen Pfad beschreiten wollen und den ganzen Stress auf sich nehmen, fragt Funder: "Sind Frauen nicht schlauer, weil sie das gar nicht wollen?".
Barbara Bierach: Das dämliche Geschlecht. Warum es kaum Frauen im Management gibt. Wiley-VCH Verlag Weinheim, 2002, 24,90 Euro
"Frauen verhalten sich einfach saublöd"
Von Bärbel Schwertfeger
Klappt es mit dem beruflichen Aufstieg nicht, sind Frauen meist selbst schuld, behauptet Barbara Bierach. In ihrem provokanten Buch "Das dämliche Geschlecht" räumt die Wirtschaftsjournalistin gründlich auf mit der Mär vom bösen Mann, der die Frau an der Karriere hindert. Ihre These: Frauen jammern zu viel und kämpfen zu wenig.
Provokateurin Bierach: "Gegen Frau muss Mann sich nicht verschwören"
"Sie beleidigt alle deutsche Frauen", titelte die "Bild"-Zeitung. Die deutsche Frauenseele tobt und hat ein neues Feindbild: Barbara Bierach. In ihrem Buch "Das dämliche Geschlecht - warum es kaum Frauen im Management gibt" beschreibt die 36-Jährige, dass Frauen oft an sich selbst scheitern.
"Frauen sind nicht unterprivilegiert, sondern Frauen verhalten sich einfach saublöd", schimpft die Wirtschaftsjournalistin, "gegen Frau muss Mann sich nicht verschwören. Sie erledigen sich schneller und gründlicher selbst, als Männer das je könnten."
Dabei hält Volkswirtin Bierach Frauen keineswegs für weniger intelligent. Dämlich seien sie vor allem deshalb, weil sie sich noch immer mit den Krümeln vom Teller der Macht abspeisen ließen. Denn nicht nur in den Topetagen, auch auf der zweiten und dritten Führungsebene dümpelt die Frauenquote seit Jahren zwischen zehn und zwölf Prozent, und ins Topmanagement haben es gerade mal 3,7 Prozent geschafft.
"Mit Ende 30 kippen viele raus"
Christine Borneff, Geschäftsführerin bei der Personalberatung Spencer Stuart in Düsseldorf, würde gern mehr Frauen vermitteln. "Häufig sind Frauen sogar ausdrücklich erwünscht", erzählt die Headhunterin. "Nur leider findet man keine." Doch wo sind all die Frauen geblieben, die nach ihrem Studium in den teuren Traineeprogrammen der Unternehmen für Führungspositionen ausgebildet wurden? "Mit Ende 30 kippen viele raus, weil sie genug von dem Spiel haben", vermutet Borneff.
Denn Karriere klingt zwar glamourös, ist aber vor allem harte Arbeit. Ohne lange Arbeitszeiten, unzählige Machtkämpfe mit Kollegen und Konkurrenten und den Verzicht aufs Privatleben ist der Aufstieg nicht zu haben. "Das ist vielen Frauen einfach zu anstrengend", glaubt Barbara Bierach und zeigt anhand unzähliger Untersuchungen auf, warum Frauen oft an sich selbst scheitern.
"Da steht vieles drin, was endlich einmal gesagt werden musste", findet Sonja Bischoff. Denn bei ihren Forschungen über Männer und Frauen in Führungspositionen hat die Hamburger Professorin so manches Erstaunliches herausgefunden.
Kinder als "Heldennotausgang"
So sei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf keineswegs mehr das größte Karrierehindernis: "Heute machen mehr Frauen mit Kindern Karriere, und trotzdem ist der Anteil derjenigen, die sich beklagen, nicht gestiegen", sagt Bischoff. Inzwischen haben 60 Prozent der Frauen auf der ersten Führungsebene Kinder. Den Ausstieg wegen Kindern beschreibt Bierach polemisch als "Heldennotausgang".
Karrierebremse Nummer eins sind dagegen die Vorurteile - die Frage ist allerdings, von wem. Denn erstaunlicherweise wächst der Anteil der weiblichen Mobbingopfer in Führungspositionen mit dem Anteil der Frauen unter den Beschäftigten. Machen sich die Frauen also selbst das Leben schwer? "Zumindest kann frau die Vorurteile nicht nur den Männern in die Schuhe schieben", sagt Bischoff.
"So wie Karriere heute funktioniert, können Frauen auf die Dauer einfach nicht gewinnen", glaubt Ingrid Heinz, Karriereberaterin in Usingen bei Frankfurt. "Das ist nicht ihr Spiel, und deshalb spielen sie auch nicht mit." Denn weder Männer noch Frauen schätzten ihren Aufstieg. "Männer sind häufig verschreckt, Frauen sehen Frauen oft als Rivalinnen, und beide bewundern an ihr in erster Linie das Aussehen und nicht ihre Kompetenz", fasst es Heinz zusammen, die das Buch für eine gute Übersicht hält.
"Völlig undifferenziert" findet dagegen Maria Funder Bierachs Thesen: "Das Buch ist so dämlich wie sein Titel." Funder kritisiert die einseitige Schuldzuweisung an die Frauen. "Das ist kein individuelles Problem", sagt die Professorin für Wirtschafts- und Arbeitssoziologie an der Universität Münster.
Bierach-Buch: So dämlich wie sein Titel?
So zeigten zahlreiche Untersuchungen, dass es in den Unternehmen eben Strukturen gebe, die Frauen am Aufstieg hinderten. Es gehe daher nicht darum, dass Frauen nicht wollen, sondern dass sich die gesellschaftlich fixierten Geschlechterstereotype nicht so einfach durchbrechen ließen.
Kritik übt die Professorin aber auch an Barbara Bierachs "Fixierung auf eine Karriere im Management". Denn warum sollen Frauen überhaupt diesen Pfad beschreiten wollen und den ganzen Stress auf sich nehmen, fragt Funder: "Sind Frauen nicht schlauer, weil sie das gar nicht wollen?".
Barbara Bierach: Das dämliche Geschlecht. Warum es kaum Frauen im Management gibt. Wiley-VCH Verlag Weinheim, 2002, 24,90 Euro