Anleger achten zu oft ausschließlich auf die Wertentwicklung
Fondskauf ohne Blick auf die Risiken kann teuer werden
Den richtigen Fonds zu finden, ist keine leichte Aufgabe. In der Vergangenheit haben viele Anleger fast ausschließlich auf die Wertentwicklung geachtet. Fondsexperten raten jedoch, bei der Produktwahl auch Risikofaktoren mit in das Kalkül zu ziehen. Dies kann vor bösen Überraschungen schützen.
DÜSSELDORF. Bei der Fondsauswahl sollten Anleger nicht nur auf die Vergangenheitsperformance schauen. Diese Lektion haben viele Fondssparer jetzt gelernt, nachdem sie mit spekulativen Tech-Fonds Schiffbruch erlitten.
Viele Anleger sind eigentlich unbewusst Risikoscheu, hat Sönke Bellmann, Prokurist der Hamburger BSL Asset Management AG beobachtet, doch die Gier nach Gewinn treibt sie dazu, Fonds nur nach der Vergangenheitsperformance auszuwählen und damit das eingegangene Anlagerisiko zu vernachlässigen. Auch Peter Ivanfy, Fondsanalyst der Vermögensverwaltungs- und Fondsresearchfirma Feri Trust, meint: Risikokennziffern sollten bei der Fondsauswahl beachtet werden. Der Begriff Risiko lässt sich ganz einfach definieren als das Abweichen des Anlageergebnisses vom gewünschten Ziel; die meisten Anleger werden den Begriff Risiko wohl für sich so übersetzen, dass ihr Fonds statt eines schönen Gewinns Verluste beschert.
Bei der Fondsauswahl müssen Anleger zunächst beachten, dass das Risiko eines Fonds von dessen Anlageausrichtung abhängt: Ein Fonds, der in kleine, asiatische Internetwerte investiert, hat logischerweise ein höheres Risiko als ein Produkt, das sich bei der Anlage am Euro Stoxx 50-Index der 50 größten Unternehmen der Eurozone orientiert. Das Risiko eines Fonds ist grob gesagt also umso höher, je enger und spezieller der Anlagehorizont des Fonds ist.
Hat sich ein Anleger für eine Anlageklasse, zum Beispiel europäische Aktienfonds, entschieden, kann er aus einer Vielzahl von Fonds wählen, die wiederum ein unterschiedlich hohes Risiko haben. Wir haben beobachtet, dass es innerhalb einer Anlageklasse Fonds gibt, die sowohl gute Performance erwirtschaften und dazu gleichzeitig ein im Vergleich zu den Wettbewerbsprodukten geringes Risiko bieten, sagt Feri-Experte Ivanfy.
Kennziffern helfen bei der Produktauswahl
Je fünf Fonds aus den Kategorien Internationale Aktienfonds und Europäische Aktienfonds für Standardwerte, hat Feri für das Handelsblatt zusammengestellt. Die Produkte sollen dem Anleger eine gute Wertsteigerung bieten, und auch in der Risikobetrachtung im Vergleich mit Konkurrenzfonds gut abschneiden. Bei der Beurteilung des Fondsrisikos greifen wir auf insgesamt sechs Kennziffern zurück, die neben der Performance in das Fonds-Rating einfließen, erklärt Fondsexperte Ivanfy. Die wichtigsten Kennziffern zu kennen, ist für jeden Anleger hilfreich bei der persönlichen Fondsauswahl:
Volatilität: Dieses Maß gibt an, wie stark der Fondspreis um seine durchschnittliche Wertentwicklung schwankt; je größer die Volatilität, desto stärker schwankt der Fondspreis und umso größer ist das Risiko. Bei einem sehr volatilen Fonds läuft der Anleger Gefahr, dass er in der Nähe des Hochs einsteigt, und der Fonds direkt nach dem Einstieg wieder eine Verlustphase beginnt, erklärt der Feri-Mann. Bei volatilen Fonds sei das Timing des Einstiegs daher wichtig.
Maximaler Verlust innerhalb sechs Monate: Diese Indikator erfasst das Wertverlust-Risiko eines Fonds. Zur Berechnung untersucht Feri jeweils sämtliche Sechsmonats-Zeitabschnitte der vergangenen fünf Jahre und schaut dabei, wie sich der Fonds in diesem Zeitfenster entwickelt hat, z.B. von Januar bis Juni, von Februar bis Juli usw. Gewertet wird die Sechsmonatsperiode, in der der größte Verlust angefallen ist. Die Kennzahl gibt an, wie viel Prozent Verlust der Anleger beim jeweiligen Fonds schlimmstenfalls ins Kalkül ziehen muss.
Negative Elastizität: Diese Kennziffer gibt an, wie sich der Fonds in Abschwungphasen hält. Gerade aktiv gemanagte Fonds bieten zumindest in der Theorie den Vorteil, dass sie nicht wie Index-Produkte mit dem Markt in den Keller rauschen, sondern dass der Manager die Verluste begrenzen kann. Wie gut ihm das gelingt, misst die negative Elastizität.
Zur Bestimmung dieser Risiko- Kennziffer wird die Fonds-Performance mit der des jeweiligen Vergleichsindex verglichen, und zwar ausschließlich für negative Marktphasen. Eine negative Elastizität von eins zeigt also an, dass der Fonds sich genauso schlecht entwickelt hat wie der Markt. Ein Wert von z.B. 0,4 % wie beim Comgest Europe bedeutet, dass der Fonds in schwachen Marktphasen 60 % weniger verliert als der Vergleichsindex des Fonds. Sönke Bellmann von BSL Asset Management setzt auch auf die Sharpe Ratio. Sie setzt die Überrendite eines Fonds zu einer risikolosen Geldanlage (Tagesgeld) im Verhältnis zum Fondsrisiko, gemessen durch die Volatilität. Die Kennziffer gibt also an, wie viel Rendite der Fonds pro Risikoeinheit erwirtschaftet. Je größer die Kennziffer ist, desto größer ist die Mehrrendite im Verhältnis zum Risiko.
HANDELSBLATT
Fondskauf ohne Blick auf die Risiken kann teuer werden
Den richtigen Fonds zu finden, ist keine leichte Aufgabe. In der Vergangenheit haben viele Anleger fast ausschließlich auf die Wertentwicklung geachtet. Fondsexperten raten jedoch, bei der Produktwahl auch Risikofaktoren mit in das Kalkül zu ziehen. Dies kann vor bösen Überraschungen schützen.
DÜSSELDORF. Bei der Fondsauswahl sollten Anleger nicht nur auf die Vergangenheitsperformance schauen. Diese Lektion haben viele Fondssparer jetzt gelernt, nachdem sie mit spekulativen Tech-Fonds Schiffbruch erlitten.
Viele Anleger sind eigentlich unbewusst Risikoscheu, hat Sönke Bellmann, Prokurist der Hamburger BSL Asset Management AG beobachtet, doch die Gier nach Gewinn treibt sie dazu, Fonds nur nach der Vergangenheitsperformance auszuwählen und damit das eingegangene Anlagerisiko zu vernachlässigen. Auch Peter Ivanfy, Fondsanalyst der Vermögensverwaltungs- und Fondsresearchfirma Feri Trust, meint: Risikokennziffern sollten bei der Fondsauswahl beachtet werden. Der Begriff Risiko lässt sich ganz einfach definieren als das Abweichen des Anlageergebnisses vom gewünschten Ziel; die meisten Anleger werden den Begriff Risiko wohl für sich so übersetzen, dass ihr Fonds statt eines schönen Gewinns Verluste beschert.
Bei der Fondsauswahl müssen Anleger zunächst beachten, dass das Risiko eines Fonds von dessen Anlageausrichtung abhängt: Ein Fonds, der in kleine, asiatische Internetwerte investiert, hat logischerweise ein höheres Risiko als ein Produkt, das sich bei der Anlage am Euro Stoxx 50-Index der 50 größten Unternehmen der Eurozone orientiert. Das Risiko eines Fonds ist grob gesagt also umso höher, je enger und spezieller der Anlagehorizont des Fonds ist.
Hat sich ein Anleger für eine Anlageklasse, zum Beispiel europäische Aktienfonds, entschieden, kann er aus einer Vielzahl von Fonds wählen, die wiederum ein unterschiedlich hohes Risiko haben. Wir haben beobachtet, dass es innerhalb einer Anlageklasse Fonds gibt, die sowohl gute Performance erwirtschaften und dazu gleichzeitig ein im Vergleich zu den Wettbewerbsprodukten geringes Risiko bieten, sagt Feri-Experte Ivanfy.
Kennziffern helfen bei der Produktauswahl
Je fünf Fonds aus den Kategorien Internationale Aktienfonds und Europäische Aktienfonds für Standardwerte, hat Feri für das Handelsblatt zusammengestellt. Die Produkte sollen dem Anleger eine gute Wertsteigerung bieten, und auch in der Risikobetrachtung im Vergleich mit Konkurrenzfonds gut abschneiden. Bei der Beurteilung des Fondsrisikos greifen wir auf insgesamt sechs Kennziffern zurück, die neben der Performance in das Fonds-Rating einfließen, erklärt Fondsexperte Ivanfy. Die wichtigsten Kennziffern zu kennen, ist für jeden Anleger hilfreich bei der persönlichen Fondsauswahl:
Volatilität: Dieses Maß gibt an, wie stark der Fondspreis um seine durchschnittliche Wertentwicklung schwankt; je größer die Volatilität, desto stärker schwankt der Fondspreis und umso größer ist das Risiko. Bei einem sehr volatilen Fonds läuft der Anleger Gefahr, dass er in der Nähe des Hochs einsteigt, und der Fonds direkt nach dem Einstieg wieder eine Verlustphase beginnt, erklärt der Feri-Mann. Bei volatilen Fonds sei das Timing des Einstiegs daher wichtig.
Maximaler Verlust innerhalb sechs Monate: Diese Indikator erfasst das Wertverlust-Risiko eines Fonds. Zur Berechnung untersucht Feri jeweils sämtliche Sechsmonats-Zeitabschnitte der vergangenen fünf Jahre und schaut dabei, wie sich der Fonds in diesem Zeitfenster entwickelt hat, z.B. von Januar bis Juni, von Februar bis Juli usw. Gewertet wird die Sechsmonatsperiode, in der der größte Verlust angefallen ist. Die Kennzahl gibt an, wie viel Prozent Verlust der Anleger beim jeweiligen Fonds schlimmstenfalls ins Kalkül ziehen muss.
Negative Elastizität: Diese Kennziffer gibt an, wie sich der Fonds in Abschwungphasen hält. Gerade aktiv gemanagte Fonds bieten zumindest in der Theorie den Vorteil, dass sie nicht wie Index-Produkte mit dem Markt in den Keller rauschen, sondern dass der Manager die Verluste begrenzen kann. Wie gut ihm das gelingt, misst die negative Elastizität.
Zur Bestimmung dieser Risiko- Kennziffer wird die Fonds-Performance mit der des jeweiligen Vergleichsindex verglichen, und zwar ausschließlich für negative Marktphasen. Eine negative Elastizität von eins zeigt also an, dass der Fonds sich genauso schlecht entwickelt hat wie der Markt. Ein Wert von z.B. 0,4 % wie beim Comgest Europe bedeutet, dass der Fonds in schwachen Marktphasen 60 % weniger verliert als der Vergleichsindex des Fonds. Sönke Bellmann von BSL Asset Management setzt auch auf die Sharpe Ratio. Sie setzt die Überrendite eines Fonds zu einer risikolosen Geldanlage (Tagesgeld) im Verhältnis zum Fondsrisiko, gemessen durch die Volatilität. Die Kennziffer gibt also an, wie viel Rendite der Fonds pro Risikoeinheit erwirtschaftet. Je größer die Kennziffer ist, desto größer ist die Mehrrendite im Verhältnis zum Risiko.
HANDELSBLATT