Fondskauf kann teuer werden

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Fondskauf kann teuer werden Insinder
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Fondskauf kann teuer werden

 
27.07.01 11:53
#1
Anleger achten zu oft ausschließlich auf die Wertentwicklung
Fondskauf ohne Blick auf die Risiken kann teuer werden

Den richtigen Fonds zu finden, ist keine leichte Aufgabe. In der Vergangenheit haben viele Anleger fast ausschließlich auf die Wertentwicklung geachtet. Fondsexperten raten jedoch, bei der Produktwahl auch Risikofaktoren mit in das Kalkül zu ziehen. Dies kann vor bösen Überraschungen schützen.

DÜSSELDORF. Bei der Fondsauswahl sollten Anleger nicht nur auf die Vergangenheitsperformance schauen. Diese Lektion haben viele Fondssparer jetzt gelernt, nachdem sie mit spekulativen Tech-Fonds Schiffbruch erlitten.

Viele Anleger sind eigentlich unbewusst Risikoscheu, hat Sönke Bellmann, Prokurist der Hamburger BSL Asset Management AG beobachtet, doch die Gier nach Gewinn treibt sie dazu, Fonds nur nach der Vergangenheitsperformance auszuwählen und damit das eingegangene Anlagerisiko zu vernachlässigen. Auch Peter Ivanfy, Fondsanalyst der Vermögensverwaltungs- und Fondsresearchfirma Feri Trust, meint: Risikokennziffern sollten bei der Fondsauswahl beachtet werden. Der Begriff Risiko lässt sich ganz einfach definieren als das Abweichen des Anlageergebnisses vom gewünschten Ziel; die meisten Anleger werden den Begriff Risiko wohl für sich so übersetzen, dass ihr Fonds statt eines schönen Gewinns Verluste beschert.

Bei der Fondsauswahl müssen Anleger zunächst beachten, dass das Risiko eines Fonds von dessen Anlageausrichtung abhängt: Ein Fonds, der in kleine, asiatische Internetwerte investiert, hat logischerweise ein höheres Risiko als ein Produkt, das sich bei der Anlage am Euro Stoxx 50-Index der 50 größten Unternehmen der Eurozone orientiert. Das Risiko eines Fonds ist grob gesagt also umso höher, je enger und spezieller der Anlagehorizont des Fonds ist.

Hat sich ein Anleger für eine Anlageklasse, zum Beispiel europäische Aktienfonds, entschieden, kann er aus einer Vielzahl von Fonds wählen, die wiederum ein unterschiedlich hohes Risiko haben. Wir haben beobachtet, dass es innerhalb einer Anlageklasse Fonds gibt, die sowohl gute Performance erwirtschaften und dazu gleichzeitig ein im Vergleich zu den Wettbewerbsprodukten geringes Risiko bieten, sagt Feri-Experte Ivanfy.

Kennziffern helfen bei der Produktauswahl

Je fünf Fonds aus den Kategorien Internationale Aktienfonds und Europäische Aktienfonds für Standardwerte, hat Feri für das Handelsblatt zusammengestellt. Die Produkte sollen dem Anleger eine gute Wertsteigerung bieten, und auch in der Risikobetrachtung im Vergleich mit Konkurrenzfonds gut abschneiden. Bei der Beurteilung des Fondsrisikos greifen wir auf insgesamt sechs Kennziffern zurück, die neben der Performance in das Fonds-Rating einfließen, erklärt Fondsexperte Ivanfy. Die wichtigsten Kennziffern zu kennen, ist für jeden Anleger hilfreich bei der persönlichen Fondsauswahl:

Volatilität: Dieses Maß gibt an, wie stark der Fondspreis um seine durchschnittliche Wertentwicklung schwankt; je größer die Volatilität, desto stärker schwankt der Fondspreis und umso größer ist das Risiko. Bei einem sehr volatilen Fonds läuft der Anleger Gefahr, dass er in der Nähe des Hochs einsteigt, und der Fonds direkt nach dem Einstieg wieder eine Verlustphase beginnt, erklärt der Feri-Mann. Bei volatilen Fonds sei das Timing des Einstiegs daher wichtig.

Maximaler Verlust innerhalb sechs Monate: Diese Indikator erfasst das Wertverlust-Risiko eines Fonds. Zur Berechnung untersucht Feri jeweils sämtliche Sechsmonats-Zeitabschnitte der vergangenen fünf Jahre und schaut dabei, wie sich der Fonds in diesem Zeitfenster entwickelt hat, z.B. von Januar bis Juni, von Februar bis Juli usw. Gewertet wird die Sechsmonatsperiode, in der der größte Verlust angefallen ist. Die Kennzahl gibt an, wie viel Prozent Verlust der Anleger beim jeweiligen Fonds schlimmstenfalls ins Kalkül ziehen muss.

Negative Elastizität: Diese Kennziffer gibt an, wie sich der Fonds in Abschwungphasen hält. Gerade aktiv gemanagte Fonds bieten zumindest in der Theorie  den Vorteil, dass sie nicht wie Index-Produkte mit dem Markt in den Keller rauschen, sondern dass der Manager die Verluste begrenzen kann. Wie gut ihm das gelingt, misst die negative Elastizität.

Zur Bestimmung dieser Risiko- Kennziffer wird die Fonds-Performance mit der des jeweiligen Vergleichsindex verglichen, und zwar ausschließlich für negative Marktphasen. Eine negative Elastizität von eins zeigt also an, dass der Fonds sich genauso schlecht entwickelt hat wie der Markt. Ein Wert von z.B. 0,4 % wie beim Comgest Europe bedeutet, dass der Fonds in schwachen Marktphasen 60 % weniger verliert als der Vergleichsindex des Fonds. Sönke Bellmann von BSL Asset Management setzt auch auf die Sharpe Ratio. Sie setzt die Überrendite eines Fonds zu einer risikolosen Geldanlage (Tagesgeld) im Verhältnis zum Fondsrisiko, gemessen durch die Volatilität. Die Kennziffer gibt also an, wie viel Rendite der Fonds pro Risikoeinheit erwirtschaftet. Je größer die Kennziffer ist, desto größer ist die Mehrrendite im Verhältnis zum Risiko.
HANDELSBLATT
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Anleger ziehen nur sehr wenig geld ab: interessant

 
#2
Trotz riesiger Verluste ziehen Anleger bislang nur wenig Geld ab

In einem Teil des vermeintlich sicheren Hafens der Fonds hat der Sturm über den Technologiemärkten immensen Schaden angerichtet. Trotz der niedrigen Aktienkurse rät zurzeit noch kein Experte zum schnellen Einstieg in Fonds, die hauptsächlich am Neuen Markt investiert sind.

DÜSSELDORF/FRANKFIURT/M. Noch immer gelten Fonds als sicherere Alternative für Anleger, die das Risiko der Investition in Einzelaktien scheuen. Dies gilt jedoch nicht für Branchenfonds und speziell für Fonds mit einem Investitionsanteil von mehr als 50 % am Frankfurter Neuen Markt. Das haben die vergangenen Monate gezeigt.

Selbst mit Indexzertifikaten wären Anleger nach einer Studie der Münchener Fondsberatung Fondsconsult zum Teil besser gefahren. Denn von den 14 untersuchten Anbietern, die zusätzlich zu ihrer hohen Investitionsquote im Frankfurter Wachstumssegment auch älter als ein Jahr sein mussten, schafften es über den Zeitraum von zwölf Monaten bei weitem nicht alle, besser als der Nemax-All-Share-Index abzuschneiden. Von April bis Ende Juni waren es gerade einmal noch drei Fonds, die den Index übertrumpften. Die Verluste gegenüber dem Sommer 2000 betrugen zwischen 50 % und 75 %.

Dennoch bleiben die Anleger den Fonds anscheinend treu: Trotz der Abwertungen verwalten die untersuchten Fonds noch immer ein Vermögen von knapp 1,3 Mrd. Euro. Die Mittelabflüsse beziffert Fondsconsult auf durchschnittlich etwa 7 % in den vergangenen zwölf Monaten. Manche der Gesellschaften berichten sogar von Zuflüssen. Allerdings kann sich zurzeit kaum eine Fondsgesellschaft durchringen, einen schnellen Einstieg zu propagieren. Zu unsicher sind weiter die Verhältnisse. Und das, obwohl die Gesellschaften durch Umschichtungen versucht haben, das Risiko zu minimieren.

Bei Julius Bär, wo das Perfomance-Desaster zur Trennung vom einstigen Neuen-Markt-Star Kurt Ochner geführt hat, mag man den Special German Stocks B nicht mal mehr als Neuer-Markt-Fonds titulieren, obwohl dort 55 % der Mittel investiert sind: Der Fonds investiert in deutsche Midcaps und Smallcaps", sagte ein Sprecher. Seit Frühjahr 2000 haben wir den Anteil an Werten aus dem Neuen Markt zurück gefahren, teilweise schnell genug, teilweise aber auch nicht, heißt es. Ein Sprecher des Bankhauses rät höchstens Anlegern mit einer hohen Risikotoleranz, den Fonds als Depotbeimischung zu kaufen.

Peter Ott, Fondsmanager bei UBS, wird noch deutlicher: Ich würde Anlegern raten, momentan eher keinen dieser Fonds zu kaufen. Die Liquidität von 18 % zeigt unsere Skepsis gegenüber den Werten. Wir tun uns schwer, Unternehmen zu finden, die man bedenkenlos kaufen kann, räumt Ott ein. Von einer Erholung der Tech-Märkte werden seiner Meinung nach zuerst Amerika und dann die großen europäischen Technologieunternehmen profitieren. Auch Adig-Fondsmanager Kerstan von Schlotheim ist skeptisch: Zwar sei der Neue Markt bei einer vernünftigen Bewertung angekommen, er empfiehlt den Neuen-Markt-Fonds seines Hauses jedoch auch nur als Beimischung.

Der Vorwurf, gerade die Fondsmanager hätten den Neuen Markt durch eine Verkaufslawine weiter in die Knie gezwungen, ist laut Fondsconsult-Geschäftsführer Michael Schmidt aber nicht gerechtfertigt: Die meisten sind mittlerweile wieder zu 90 % bis 100 % investiert, es kommt höchstens zu Branchenrotationen. Allerdings hätten sich wohl Fonds, die Neuer- Markt-Aktien nur als Beimischung hielten, aus dem Segment verabschiedet. Eine Gefahr sieht Schmidt darin, dass die Privatanleger im Falle eines Aufwärtstrends aussteigen und damit die Fonds unter Druck setzen könnten.

Auch bei DWS ist das Vertrauen in den Markt nicht allzu groß. Von den Deutschlandfonds, die Werte des Neuen Marktes kaufen könnten, sei nur noch ein einziger dort investiert. Beim DWS Euroland Neue Märkte hielten sich Zu- und Abflüsse aber in etwa die Waage. Die grundsätzliche Strategie habe DWS in diesem Segment nicht geändert, allerdings habe sich die Gesellschaft auf weniger, aber qualitativ bessere Position zurückgezogen.

Eine destabilisierende Wirkung auf den Markt wird von den Gesellschaften aber bestritten. Invesco-Fondsmanagerin Regina von Hagen berichtet zwar über leichte Mittelabflüsse im Juli, über die vergangenen Monate habe der Neue-Märkte-Fonds jedoch Nettozuflüsse verzeichnet. Natürlich haben wir kleinere Positionen abgebaut, die Gelder seien aber bei einem konstanten Kassenbestand von 5 % bis 10 % wieder investiert worden. Übergewicht habe nun der Technologiesektor. Finanzdienstleister und Internetwerte seien dagegen untergewichtet.
HANDELSBLATT


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