Medien: Filmverleiher mit Nachschubproblem
[ 19.11.01, 18:41 ]Von : Joachim Dreykluft
Auf den ersten Blick ist das ein Erfolg: Helkon verkauft ein Filmpaket an die ARD. Anleger sollten sich jedoch nicht täuschen lassen. Denn den deutschen Verleihern droht mittelfristig, dass sie kaum noch Nachschub an Hollywood-Filmen bekommen.
Die Teutonen sind da! Mit Dollarzeichen in den Augen hatten die etablierten Größen unter den Hollywood-Produzenten seit 1999 das Geldwunder Neuer Markt beobachtet und sich ein gehöriges Stück vom Kuchen abgeschnitten. Doch die Geld-Pipeline aus Old Germany ist verstopft. Und Hollywood gibt sich zunehmend zugeknöpfter. Wer jetzt nicht über wirklich gute Kontakte verfügt, dem gehen bald die Filme aus.
So manche Produktionsallianz ist mittlerweile geplatzt. Bekanntestes Beispiel ist der Rechtsstreit zwischen Intertainment und Franchise Pictures. Splendid ist nach Informationen von boerse-online.de gerade in Verhandlungen, um den 49-Prozent-Anteil an der Produktionsfirma IEG zu verkaufen. Deren Chef Graham King hat mittlerweile seinen Vorstandssessel bei Splendid geräumt.
Weitere Beispiele für die stockende Filmversorgung: Der aktuelle US-Filmhit K-Pax mit Kevin Spacey sollte ursprünglich an Helkon gehen. Seit Monaten sucht der Rechteinhaber IM Internationalmedia nach einem anderen Verleiher. Vermutlich wird es Universal werden. Der Herr der Ringe sollte von Kinowelt im deutschsprachigen Raum vertrieben werden. Da die finanziell angeschlagene Firma den Kaufpreis kaum hätte stemmen können, übernimmt AOL Time Warner jetzt den deutschen Vertrieb.
Um an der Börse aufzufallen, wird derzeit verkauft, koste es, was es wolle. So sind in dem ARD-Paket von Helkon Filme enthalten, die noch gar nicht in deutschen Kinos gestartet sind. Helkon versäumt damit die Chance, durch einen Kinoerfolg auch den Verkaufspreis für das Fernsehen steigern zu können. Wer einen Film bereits auf der letzten Stufe (werbefinanziertes Fernsehen) auswertet, bevor er überhaupt die erste (Kino) erklommen hat, muss es nötig haben.
Gut zu funktionieren scheint dagegen die Kooperation zwischen Senator und dem Ex-Disney-Chef Joe Roth. America´s Sweethearts etwa lief in Deutschland ganz passabel. Roth wird in den nächsten Jahren jeweils mindestens sechs Filme produzieren, von denen Senator die deutschen Rechte erhält. Die Senator-Aktie hat sich seit dem Tief mehr als verdoppelt, bleibt aber wegen der immer noch günstigen Bewertung ein KAUF.
Helkon
Empfehlung: VERKAUFEN
Kurs am 19. November: 3,60 Euro
Rückschlagpotenzial: 40 Prozent
Kinowelt
Empfehlung: VERKAUFEN
Kurs am 19. November: 1,05 Euro
Rückschlagpotenzial: 50 Prozent
Senator
Empfehlung: KAUFEN
Kurs am 19. November: 5,05 Euro
Stoppkurs: 3,70 Euro
Boerse-Online.de