Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen in der Euro-Zone angesichts schwacher Konjunktur und rückläufiger Inflation deutlich um 50 Basispunkte gesenkt. Der für die Refinanzierung der Geschäftsbanken maß gebliche Mindestbietungssatz beim Zinstender sei auf 3,25 (3,75) Prozent gesenkt worden, teilte die EZB am Donnerstag nach der Ratssitzung in Frankfurt mit. Viele Volkswirte hatten wegen der sich weiterhin verdüsternden Konjunkturaussichten und
sinkender Inflation mit einer Zinssenkung zumindest um 25 Basispunkte gerechnet. Einige hatten 50 Basispunkte nicht mehr ausgeschlossen, nachdem die US-Notenbank Fed die Leitzinsen am Dienstag zum zehnten Mal in diesem Jahr auf das niedrigste Niveau seit 40 Jahren reduziert hatte.
Die EZB begründete die Entscheidung vorerst nicht. Um 14.30 Uhr MEZ wird EZB-Chef Wim Duisenberg den Beschluss vor der Presse erläutern. Den Zinskorridor für den Geldmarkt reduzierte die EZB ebenfalls um einen halben Prozentpunkt. Die Sätze dafür betragen nun 2,25 Prozent für Übernachteinlagen der Banken bei der Zentralbank (Einlagenfazilität) und 4,25 Prozent für Übernachtkredite (Spitzenrefinanzierungsfazilität).
Die EZB hat damit in diesem Jahr die Zinsen vier Mal um insgesamt 150 Basispunkte gesenkt. Kurz zuvor reduzierte die Bank of England die Leitzinsen ebenfalls um einen halben Prozentpunkt. Auch die US-Notenbank hatte am Dienstag den Schlüsselzins um 50 Basispunkte auf 2,0 Prozent zurü ckgenommen. Insgesamt hat die Fed in diesem Jahr die Zinsen bereits um 450 Basispunkte heruntergeschraubt, um die schwache US-Wirtschaft zu stützen.