Analysten erwarten Schwächephase
Experten finden den Dollar zu teuer
Die derzeitige Stärke des Dollars geht nach Ansicht von Devisenstrategen führender europäischer Banken bald vorüber. Sie habe psychologische und technische Gründe. Langfristig werde sich die US-Währung wieder abschwächen, sagten Experten dem Handelsblatt.
DÜSSELDORF. Spekulanten könnten beim nächsten Einbruch der US-Wirtschaftsdaten ihre Positionen rasch auflösen und starke Schwankungen auslösen. Der Dollar hatte in den letzten Tagen zu den internationalen Leitwährungen den höchsten Stand seit Monaten erreicht. Zum Euro war er zeitweise bis auf 1,2516 Dollar je Euro gestiegen. Technisch gesehen, war der Euro damit unter mehrere Unterstützungslinien gefallen. „Als die Marke von 1,26 durchbrochen war, wurde der Weg nach unten frei“, sagt Analyst Lothar Hessler von HSBC Trinkaus.
Sandra Striffler von der DZ-Bank nennt vor allem psychologische Gründe für die jüngste Rally der US-Währung. Der Atomtest in Nordkorea habe für eine Flucht in die US-Währung gesorgt, besser als erwartet ausgefallene Daten zum US-Arbeitsmarkt und das jüngste Protokoll der US-Notenbank ließen zudem Zinssenkungen in den USA weniger wahrscheinlich erscheinen als bisher. Hohe Zinsen machen die Anlage in eine Währung attraktiv.
Doch die US-Wirtschaft könnte noch mit bösen Überraschungen aufwarten. „Betrachtet man die Geschäftsklimaindikatoren in den USA und den sich abschwächenden Immobilienmarkt, dann fängt das Bild der weder zu heißen noch zu kalten US-Wirtschaft an zu bröckeln“, sagt Jan Poser von der Schweizer Sarasin Bank. Er hält es daher für möglich, dass die US-Notenbank ihre Zinsen wieder senkt.
Noch sind die Zinsen im Dollar-Raum deutlich attraktiver als in der Euro-Zone oder gar in Japan. Die US-Notenbank hat ihre Leitzinsen bis auf 5,25 Prozent erhöht. In der Euro-Zone liegen sie bei 3,25 Prozent, in Japan bei nur 0,25 Prozent. Doch den Vorsprung der Amerikaner könnte die Europäische Zentralbank rasch verringern. In der Euro-Zone halten Analysten einen Anstieg der Leitzinsen bis auf 3,75 Prozent für wahrscheinlich. Schon ab dem ersten Quartal 2007 erwarten Experten wie Mansoor Mohi-uddin von UBS in London dagegen eine Senkung der US-Zinsen. „Binnen drei Monaten wird sich der Dollar abschwächen“, sagt er.
Auch der Vorsprung des US-Wirtschaftswachstums dürfte abschmelzen. Nach Einschätzung von Hessler wird sich das US-Wachstum 2007 von derzeit 3,5 Prozent auf 2,5 Prozent verringern. Für die Euro-Zone erwarten Analysten einen Rückgang von 2,5 auf rund 1,7 Prozent im kommenden Jahr. Damit lägen die USA zwar noch vorn, aber entscheidend sei der Trend, sagt Hessler. Auch werde das US-Zahlungsbilanzdefizit wieder eine größere Rolle spielen. „Irgendwann ist Asien nicht mehr bereit, so viel Geld in den USA anzulegen und die US-Schulden zu finanzieren.“
Am Donnerstag wischten die Devisenhändler solche Sorgen noch beiseite. Ein unerwartetes Rekorddefizit im Außenhandel der USA konnte dem Dollar nicht das Geringste anhaben. Doch die Stimmung kann sich rasch ändern. Sackt der Dollar wieder ab, werden „Carry Trades“ für Turbulenzen sorgen, befürchtet Poser. Das sind Geschäfte, die das internationale Zinsgefälle ausnützen. Investoren verschulden sich etwa im Niedrigzins-Land Japan und legen das Geld in Dollar an. Das funktioniere nur, solange die Schwankungen an Devisenmärkten gering blieben. Bei größeren Veränderungen würden dagegen die Positionen aufgelöst. „Wir haben eine trügerische Ruhe vor dem Sturm“, sagt Poser.
Quelle: HANDELSBLATT, Sonntag, 15. Oktober 2006, 11:00 Uhr
Euer
Einsamer Samariter
Experten finden den Dollar zu teuer
Die derzeitige Stärke des Dollars geht nach Ansicht von Devisenstrategen führender europäischer Banken bald vorüber. Sie habe psychologische und technische Gründe. Langfristig werde sich die US-Währung wieder abschwächen, sagten Experten dem Handelsblatt.
DÜSSELDORF. Spekulanten könnten beim nächsten Einbruch der US-Wirtschaftsdaten ihre Positionen rasch auflösen und starke Schwankungen auslösen. Der Dollar hatte in den letzten Tagen zu den internationalen Leitwährungen den höchsten Stand seit Monaten erreicht. Zum Euro war er zeitweise bis auf 1,2516 Dollar je Euro gestiegen. Technisch gesehen, war der Euro damit unter mehrere Unterstützungslinien gefallen. „Als die Marke von 1,26 durchbrochen war, wurde der Weg nach unten frei“, sagt Analyst Lothar Hessler von HSBC Trinkaus.
Sandra Striffler von der DZ-Bank nennt vor allem psychologische Gründe für die jüngste Rally der US-Währung. Der Atomtest in Nordkorea habe für eine Flucht in die US-Währung gesorgt, besser als erwartet ausgefallene Daten zum US-Arbeitsmarkt und das jüngste Protokoll der US-Notenbank ließen zudem Zinssenkungen in den USA weniger wahrscheinlich erscheinen als bisher. Hohe Zinsen machen die Anlage in eine Währung attraktiv.
Doch die US-Wirtschaft könnte noch mit bösen Überraschungen aufwarten. „Betrachtet man die Geschäftsklimaindikatoren in den USA und den sich abschwächenden Immobilienmarkt, dann fängt das Bild der weder zu heißen noch zu kalten US-Wirtschaft an zu bröckeln“, sagt Jan Poser von der Schweizer Sarasin Bank. Er hält es daher für möglich, dass die US-Notenbank ihre Zinsen wieder senkt.
Noch sind die Zinsen im Dollar-Raum deutlich attraktiver als in der Euro-Zone oder gar in Japan. Die US-Notenbank hat ihre Leitzinsen bis auf 5,25 Prozent erhöht. In der Euro-Zone liegen sie bei 3,25 Prozent, in Japan bei nur 0,25 Prozent. Doch den Vorsprung der Amerikaner könnte die Europäische Zentralbank rasch verringern. In der Euro-Zone halten Analysten einen Anstieg der Leitzinsen bis auf 3,75 Prozent für wahrscheinlich. Schon ab dem ersten Quartal 2007 erwarten Experten wie Mansoor Mohi-uddin von UBS in London dagegen eine Senkung der US-Zinsen. „Binnen drei Monaten wird sich der Dollar abschwächen“, sagt er.
Auch der Vorsprung des US-Wirtschaftswachstums dürfte abschmelzen. Nach Einschätzung von Hessler wird sich das US-Wachstum 2007 von derzeit 3,5 Prozent auf 2,5 Prozent verringern. Für die Euro-Zone erwarten Analysten einen Rückgang von 2,5 auf rund 1,7 Prozent im kommenden Jahr. Damit lägen die USA zwar noch vorn, aber entscheidend sei der Trend, sagt Hessler. Auch werde das US-Zahlungsbilanzdefizit wieder eine größere Rolle spielen. „Irgendwann ist Asien nicht mehr bereit, so viel Geld in den USA anzulegen und die US-Schulden zu finanzieren.“
Am Donnerstag wischten die Devisenhändler solche Sorgen noch beiseite. Ein unerwartetes Rekorddefizit im Außenhandel der USA konnte dem Dollar nicht das Geringste anhaben. Doch die Stimmung kann sich rasch ändern. Sackt der Dollar wieder ab, werden „Carry Trades“ für Turbulenzen sorgen, befürchtet Poser. Das sind Geschäfte, die das internationale Zinsgefälle ausnützen. Investoren verschulden sich etwa im Niedrigzins-Land Japan und legen das Geld in Dollar an. Das funktioniere nur, solange die Schwankungen an Devisenmärkten gering blieben. Bei größeren Veränderungen würden dagegen die Positionen aufgelöst. „Wir haben eine trügerische Ruhe vor dem Sturm“, sagt Poser.
Quelle: HANDELSBLATT, Sonntag, 15. Oktober 2006, 11:00 Uhr
Euer
Einsamer Samariter