Gewinnwarnungen drücken High-Techs
Die europäischen Börsen haben am Freitag sehr schwach geschlossen. Händler begründeten dies mit den jüngsten Gewinnwarnungen zahlreicher Technologieunternehmen aus aller Welt.
Der US-Chiphersteller Advanced Micro Devices (AMD) und der Datenspeicher-Hersteller EMC Corp hatten am Donnerstag nach US-Börsenschluss Ergebnisse unter den bisherigen Vorhersagen angekündigt. Zuvor hatten bereits in Europa der Telekom-Ausrüster Marconi und der Technologiekonzern ASM Lithographie ähnliche Prognosen ausgegeben. Der Stoxx-50-Index für die größten Unternehmen aus der EU und der Schweiz gab bis zum Abend um 2,5 Prozent auf 3916,7 Punkte nach, der Euro-Stoxx-50-Index für die Standardwerte aus der Europäischen Währungsunion (EWU) sank um 2,6 Prozent auf 4075,5 Punkte.
LONDON:
FTSE auf 13-Wochen-Tief An der Londoner Börse setzten Marconi, die am Donnerstag bereits rund die Hälfte ihres Wertes eingebüßt hatten, ihre Talfahrt fort und verloren 7,11 Prozent auf 104 Pence. Ebenfalls deutliche Verluste verbuchten Baltimore, die rund drei Prozent auf 16-1/2 Pence zurückgingen. Die Internet-Firma hatte am Vortag einen Stellenabbau angekündigt. Der FTSE-Index sank um 1,27 Prozent auf 5479,2 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit dem 3. April.
ZÜRICH:
Im Abwärtstrend Die Schweizer Aktien haben deutlich schwächer geschlossen. Händler sprachen von einer durch die nicht abreißenden Gewinnwarnungen allgemein getrübten Stimmung und von Abgaben auf breiter Front. Die Börsianer verwiesen dabei vor allem auf die Bereiche Technologie, Banken und auch Versicherungen. Der SMI der Schweizer Standardwerte schloss 1,97 Prozent schwächer bei 6,971,9 Zählern und verlor damit die psychologisch wichtige Marke von 7000 Punkten. Erneut unter Druck standen Swissair wegen der anhaltenden Unsicherheiten vor allem bezüglich der belgischen Problem-Beteiligung Sabena. Swissair büßten fast fünf Prozent auf 92,90 sfr ein.
PARIS:
CAC-40-Index fällt unter 5000 Punkte In Paris standen die Finanztitel nach der Ankündigung einer Abschwächung des Investment-Geschäfts der Societe Generale unter Druck. Societe verloren 4,45 Prozent auf 66,50 Euro. Neben den schlechten Vorgaben hätten auch Spekulationen über weitere Gewinnwarnungen im Technologiesektor die Stimmung belastet, sagten Händler. Der CAC40 büßte 2,43 Prozent auf 4999,36 Punkte ein, womit er unter die psychologisch wichtige Marke von 5000 Zählern fiel. Das ist der niedrigste Schlussstand seit März dieses Jahres.
MAILAND:
Äußerst schwach Äußerst schwach war die Tendenz an der Mailänder Börse. Der Mib30-Index sank um 2,21 Prozent auf 36.704 Punkte. Der technologielastige Numtel-Index der italienischen Wachstumswerte verlor 2,78 Prozent. Gegen die allgemeine Markttendenz erhöhten sich ENI um moderate 0,06 Prozent auf 14,39 Euro. Händler sagten, die Aktie sei defensiv und damit derzeit eine relativ sichere Anlage. Bei den Telekomwerten fielen Telecom Italie um 4,7 Prozent und Telecom Italia Mobile um 4,9 Prozent.
MADRID:
Lateinamerika belastet An der Madrider Börse sorgte Händlern zufolge neben den Gewinnwarnungen auch die anhaltende Finanzkrise in Argentinien für Verkäufe. Spanische Unternehmen sind traditionell stark in Lateinamerika engagiert. Der Ibex-35-Index brach um 3,3 Prozent auf 8501,9 Punkte und damit auf den niedrigsten Stand seit Oktober 1998 ein. Das Schwergewicht Telefonica verbilligte sich um 3,7 Prozent auf 14,01 Euro. Einem Zeitungsbericht zufolge verhandelt das Unternehmen mit der niederländischen KPN über eine Teilung der Kosten für den Aufbau des UMTS-Mobilfunknetzes in Deutschland. KPN teilte dazu mit, sie verhandele mit mehreren Parteien und eine Entscheidung sei noch nicht gefallen.
AMSTERDAM:
AEX im europäischen Abwärtssog Die niederländischen Aktienwerte sind den internationalen Vorgaben gefolgt. Der AEX verlor 1,91 Prozent auf 562,92 Punkte. Neben den Hochtechnologiewerten standen auch die Unternehmen der "Old Economy" unter Druck, nachdem der US-Einzelhandelskonzern Federated Department Stores am Donnerstag Ergebnisse unter den ursprünglichen Vorhersagen und die französische Bank Societe Generale eine Abschwächung ihres Investmentgeschäftes angekündigt hatte. ABN Amro Bank brachen um gut fünf Prozent auf 21,19 Euro. ASM Lithography setzten ihre Talfahrt nach den herben Vortagsverlusten im Zuge der Gewinnwarnung mit einem Minus von 0,54 Prozent auf 24,07 Euro in abgeschwächter Form fort.
WIEN:
Etwas leichter - Versorger im Mittelpunkt Die Wiener Börse schloss etwas leichter. Der ATX-Index sank um 0,4 Prozent auf 1204,48 Punkte. Die beiden Versorger Verbund und EVN hätten im Mittelpunkt des Börsengeschehens gestanden, sagten Händler. Verbund konnten auf 99,50 (99,25) Euro zulegen. "Verbund hat durch die Bestätigung von Kooperationsgesprächen mit der E.ON wieder Schub bekommen", sagte ein Händler. Die deutsche E.ON-Energie AG hatte am Freitag bestätigt, mit Verbund bei der Stromerzeugung durch Wasserkraft zusammenarbeiten zu wollen. EVN wiederum mussten bedingt durch den Beginn des Bezugrechtehandels kräftige Einbußen hinnehmen. EVN gaben 2,4 Prozent auf 37,00 Euro nach.
BRÜSSEL:
Societe Generale belastet Börse Die Brüsseler Börse litt nach Händlerangaben unter der Ankündigung einer Abschwächung des Investment-Geschäfts der Societe Generale. Der Bel20-Index ermäßigte sich um 0,84 Prozent auf 2883,43 Punkte. Insbesondere die Finanzwerte standen wegen Societe Generale auf den Verkaufslisten der Börsianer. Das Börsenschwergewicht Fortis verlor 3,22 Prozent auf 28,53 Euro. KBC Bancassurance verbilligten sich um knapp ein Prozent auf 42,40 Euro.
STOCKHOLM:
Marconi-Warnung belastet erneut Die Stockholmer Börse wurde Händlern zufolge erneut von der Marconi-Gewinnwarnung unter Druck gesetzt. Der OMX brach bis zum Abend um 3,34 Prozent auf 824,61 Zähler ein. Die Schwergewichte Ericsson und Nokia gerieten im Marconi-Sog erneut unter Druck. Ericsson schwächten sich um 3,80 Schwedische Kronen (skr) auf 49,70 skr und Nokia um 19,50 skr auf 208 skr