Entlassung von Ochner sorgt für Turbulenzen im Markt
Zusammenfassung 17.50 Uhr
Frankfurt (vwd) - Mit einem
Paukenschlag hat sich die Julius Bär
Kapitalanlage AG am Montag von
ihrem Vorstandsmitglied Kurt Ochner
getrennt. Die Gesellschaft hat ihren
"Star-Fondsmanager" mit sofortiger Wirkung von allen Aufgaben
entbunden und damit für teilweise heftige Turbulenzen auf dem Neuen
Markt gesorgt. Der Aufsichtsrat habe den Schnitt auf Grund
unterschiedlicher strategischer Auffassungen bezüglich der
Geschäftstätigkeit vollzogen, verlautete aus der Vorstandsetage der
Fondsgesellschaft. Die bislang von Ochner betreuten Small-Cap-Funds
übernimmt von sofort an Carlo Seregni. Seregni leitet das Team
"Europäische Small Caps".
Die Personalrochade bei der Frankfurter Fondsgesellschaft sorgt nach
Aussage von Händlern für große Nervosität bei Marktteilnehmern. Es
wird befürchtet, dass die Neuer-Markt-Favoriten des einstigen
"Nebenwerte-Papstes" unter Druck kommen könnten, wenn sein
Nachfolger andere Schwerpunkte setzen sollte. Möglicherweise stünden
die Abgaben bei bäurer, Biodata, Medion und Novasoft sowie der
Einbruch bei Cattoossee in Zusammenhang mit diesen Befürchtungen.
Die geringe Liquidität dieser Titel tue das Übrige zu größeren
Ausschlägen. Bis 17.45 Uhr büßt die Bäurer AG 37,4 Prozent ein,
während Biodata um 15,6 Prozent ins Minus rutschen. Cattoossee
rauschen gar um knapp 53 Prozent in die Tiefe. Medion notieren am
Abend um 8,8 Prozent leichter, Novasoft geben um 23,6 Prozent nach.
"Wir haben keine Stellungnahme zu Einzeltiteln abzugeben", sagte dazu
der Julius-Bär-Aufsichtsratsvorsitzende Leo Schrutt. Er habe von
Befürchtungen im Markt gehört, wonach vermeintliche Ochner-Favoriten
unter Druck kommen würden. Das zentrale Stichwort bei Julius Bär
laute indessen "Kontinuität nach innen und nach außen". "Wir gedenken
nicht, irgend etwas Hektisches zu tun", versicherte Schrutt. Ochners
Nachfolger Seregni werde die auf Langfristigkeit ausgerichtete
Anlagephilosophie von Julius Bär sicherstellen, sagte Schrutt auf
Anfrage von vwd.
Zur Begründung für die schnelle Trennung sagte Schrutt, Ochner habe
sehr viel Zeit für Dinge aufgewendet, die nicht Bestandteil des
Fondsmanager-Geschäfts seien. Ochner sei "sehr nahe" bei den
Unternehmen gewesen. Vor allem in der Pionierphase des Neuen
Markts habe er zeitweilig mehr die Rolle eines Beraters denn die eines
Fondsmanagers gespielt. "Wir sehen seine Zukunft auch eher dort",
sagte Schrutt. Diese Positionierung Ochners habe in der ersten Phase
des Wachstumssegments ihre Berechtigung gehabt, das belegten nicht
zuletzt seine Erfolge. Nunmehr befinde sich der Neue Markt allerdings in
einer Konsolidierungsphase. Das erfordere eine andere Strategie.
Obwohl Ochner in der Vergangenheit durch Medienberichte "zwischen
den Zeilen" in den Verdacht des Insiderhandels gerückt worden war,
hätten Spezialfonds-Kunden von Julius Bär nicht auf eine Trennung von
Ochner gedrängt. Vielmehr habe Ochner als Experte für den Neuen
Markt und Pre-IPOs sehr viel zur Profilierung von Julius Bär
beigetragen. Die Frankfurter Fondsgesellschaft betreut mit 30
Mitarbeitern instutionelle Gelder von mehr als vier Mrd EUR. Davon
entfallen nach Angaben von Julius Bär rund 2,5 Mrd EUR auf
Investmentfonds. Zu den von Kurt Ochner betreuten Small-Cap-Fonds
gehören auch der Julius Bär Special German Stock Fund und Julius Bär
Creativ Fund. (Foto: Julius Bär)
+++ Silvia Rausch-Becker
vwd/2.4.2001/sir/bek
Zusammenfassung 17.50 Uhr
Frankfurt (vwd) - Mit einem
Paukenschlag hat sich die Julius Bär
Kapitalanlage AG am Montag von
ihrem Vorstandsmitglied Kurt Ochner
getrennt. Die Gesellschaft hat ihren
"Star-Fondsmanager" mit sofortiger Wirkung von allen Aufgaben
entbunden und damit für teilweise heftige Turbulenzen auf dem Neuen
Markt gesorgt. Der Aufsichtsrat habe den Schnitt auf Grund
unterschiedlicher strategischer Auffassungen bezüglich der
Geschäftstätigkeit vollzogen, verlautete aus der Vorstandsetage der
Fondsgesellschaft. Die bislang von Ochner betreuten Small-Cap-Funds
übernimmt von sofort an Carlo Seregni. Seregni leitet das Team
"Europäische Small Caps".
Die Personalrochade bei der Frankfurter Fondsgesellschaft sorgt nach
Aussage von Händlern für große Nervosität bei Marktteilnehmern. Es
wird befürchtet, dass die Neuer-Markt-Favoriten des einstigen
"Nebenwerte-Papstes" unter Druck kommen könnten, wenn sein
Nachfolger andere Schwerpunkte setzen sollte. Möglicherweise stünden
die Abgaben bei bäurer, Biodata, Medion und Novasoft sowie der
Einbruch bei Cattoossee in Zusammenhang mit diesen Befürchtungen.
Die geringe Liquidität dieser Titel tue das Übrige zu größeren
Ausschlägen. Bis 17.45 Uhr büßt die Bäurer AG 37,4 Prozent ein,
während Biodata um 15,6 Prozent ins Minus rutschen. Cattoossee
rauschen gar um knapp 53 Prozent in die Tiefe. Medion notieren am
Abend um 8,8 Prozent leichter, Novasoft geben um 23,6 Prozent nach.
"Wir haben keine Stellungnahme zu Einzeltiteln abzugeben", sagte dazu
der Julius-Bär-Aufsichtsratsvorsitzende Leo Schrutt. Er habe von
Befürchtungen im Markt gehört, wonach vermeintliche Ochner-Favoriten
unter Druck kommen würden. Das zentrale Stichwort bei Julius Bär
laute indessen "Kontinuität nach innen und nach außen". "Wir gedenken
nicht, irgend etwas Hektisches zu tun", versicherte Schrutt. Ochners
Nachfolger Seregni werde die auf Langfristigkeit ausgerichtete
Anlagephilosophie von Julius Bär sicherstellen, sagte Schrutt auf
Anfrage von vwd.
Zur Begründung für die schnelle Trennung sagte Schrutt, Ochner habe
sehr viel Zeit für Dinge aufgewendet, die nicht Bestandteil des
Fondsmanager-Geschäfts seien. Ochner sei "sehr nahe" bei den
Unternehmen gewesen. Vor allem in der Pionierphase des Neuen
Markts habe er zeitweilig mehr die Rolle eines Beraters denn die eines
Fondsmanagers gespielt. "Wir sehen seine Zukunft auch eher dort",
sagte Schrutt. Diese Positionierung Ochners habe in der ersten Phase
des Wachstumssegments ihre Berechtigung gehabt, das belegten nicht
zuletzt seine Erfolge. Nunmehr befinde sich der Neue Markt allerdings in
einer Konsolidierungsphase. Das erfordere eine andere Strategie.
Obwohl Ochner in der Vergangenheit durch Medienberichte "zwischen
den Zeilen" in den Verdacht des Insiderhandels gerückt worden war,
hätten Spezialfonds-Kunden von Julius Bär nicht auf eine Trennung von
Ochner gedrängt. Vielmehr habe Ochner als Experte für den Neuen
Markt und Pre-IPOs sehr viel zur Profilierung von Julius Bär
beigetragen. Die Frankfurter Fondsgesellschaft betreut mit 30
Mitarbeitern instutionelle Gelder von mehr als vier Mrd EUR. Davon
entfallen nach Angaben von Julius Bär rund 2,5 Mrd EUR auf
Investmentfonds. Zu den von Kurt Ochner betreuten Small-Cap-Fonds
gehören auch der Julius Bär Special German Stock Fund und Julius Bär
Creativ Fund. (Foto: Julius Bär)
+++ Silvia Rausch-Becker
vwd/2.4.2001/sir/bek