Nach dem Wirbelsturm "Katrina" folgt der Ölpreis-Schock. IEA-Chef Claude Mandil fordert die Industrieländer zu mehr Investitionen in Alternativen zum Öl auf
Claude Mandil, Chef der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris
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Berlin - Der Chef der Internationalen Energieagentur IEA, Claude Mandil, fürchtet eine weltweite Energiekrise nach dem Wirbelsturm "Katrina". "Wenn die Krise die Ölprodukte betrifft, dann ist es eine weltweite Krise", sagte er der WELT.
"Keiner sollte denken, daß sich das nur auf die USA beschränken wird. Sie kaufen jetzt schon Benzin in Europa. Wenn die Raffinerien beschädigt sein sollten, wird sich das noch verstärken. Dann wird sich das sehr schnell zu einer globalen Krise ausweiten", sagte Mandil.
IEA-Chef fordert zu Investitionen in alternative Energien auf
Die Regierungen der Industrieländer forderte Mandil auf, mehr Geld in die Forschung und Entwicklung der verschiedenen Bereiche der Energiegewinnung zu investieren - von den erneuerbaren Energien über die fossilen Brennstoffe bis hin zur Atomenergie. An die Verbraucher richtete er den Appell, Energie zu sparen.
Eine Prognose über die weitere Entwicklung des Ölpreises wollte Mandil nicht geben. "Das hängt von sehr vielen unsicheren Faktoren ab und auch vom Verhalten der Verbraucher", sagte er. "Aber der Preis ist viel zu hoch - das war er schon vor 'Katrina'." Dies sei ein Risiko für die Wirtschaft der gesamten Welt, vor allem für die Wirtschaft der armen Länder.
Großteil der US-Ölförderung ausgefallen
Im Wirbelsturm "Katrina" waren Ölförderanlagen der USA im Golf von Mexiko derart beschädigt worden, daß ein Großteil der dortigen Produktion eingestellt werden mußte. Nach Angaben der US-Regierung fehlt seitdem eine Rohölmenge, die etwa zehn Prozent des täglichen US-Verbrauchs entspricht.
US-Präsident George W. Bush hat deswegen vor möglichen Versorgungsengpässen zum Beispiel an Tankstellen gewarnt. Weltweit sind die Preise für Ölprodukte in den letzten Tagen massiv gestiegen. Die IEA koordiniert die Angebote mehrerer Länder an die USA, die Ölreserven zum Teil aufzulösen und dadurch die Marktsituation in den USA zu entspannen. WELT.de
Artikel erschienen am Sa, 3. September 2005