EM.TV : Die "Börsenzeitung" und "Die Welt" .....mT

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EM.TV : Die "Börsenzeitung" und "Die Welt" .....mT

 
28.08.00 01:54

    Expansion hinterlässt bei EM.TV deutlich Spuren

    Medienkonzern muss im zweiten Halbjahr merklich zulegen - Noch kein konsolidierter
    Abschluss

    Börsen-Zeitung, 25.8.2000

    els München (Eig. Ber.) - Die EM.TV & Merchandising AG, Unterföhring, wirft mit ihren gestern
    präsentierten Zahlen für das erste Halbjahr 2000 eine Reihe von Fragen auf.
    Diese ergeben sich schon ob der Tatsache, dass kein konsolidierter Konzernabschluss vorlag,
    sondern nur die Einzelergebnisse der bisherigen EM.TV und der neu
    akquirierten Gesellschaften Jim Henson Company, Formel 1 und Tele München Gruppe (TMG)
    präsentiert wurden. Deutlich zutage traten aber die erheblichen Belastungen,
    die der Medienkonzern mit der Einkaufstour bilanziell zu schultern hat. Die EM.TV-Aktie, deren
    Kurs sich nach dem Jahreshöchststand von 120 Euro in etwa halbiert hatte,
    fiel gestern weiter und notierte gegen 17.15 Uhr in Xetra mit 54,95 Euro um 10,5% unter dem
    Schlusskurs vom Mittwoch.

    Auf addierter Basis weist die EM.TV-Gruppe in den ersten sechs Monaten einen Umsatz von
    603,9 Mill. DM nach konsolidierten 204,8 Mill. DM in der Vorjahreszeit aus.
    Als Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit verblieben 40,7 Mill. DM nach 147,2 Mill. DM
    1999 (inklusive der Halbjahreserträge aus dem Junior-Joint-Venture mit der
    Kirch-Gruppe). Damit errechnet sich eine Bruttoumsatzrendite von 6,7%. Zum Vergleich: Das
    erste Halbjahr 1999 brachte eine Marge von 71,9%.


    Goodwill-Abschreibungen fehlen

    Nicht enthalten sind im Halbjahresergebnis 2000 die Abschreibungen auf die Firmenwerte der
    Akquisitionen, die einen erheblichen Faktor für die Erfolgsrechnung
    darstellen. Finanzvorstand Florian Haffa machte gegenüber der Börsen-Zeitung noch keine
    Angabe zur voraussichtlichen Höhe der Goodwill-Abschreibungen in der ersten
    Jahreshälfte. Die Wirtschaftsprüfer - konkret: PricewaterhouseCoopers - seien nach wie vor
    dabei, eine genaue Bewertung der Rechtebestände bei Henson, Formel 1 und
    TMG vorzunehmen.

    Der im Umlauf befindliche Wert von 150 Mill. DM Goodwill-Abschreibungen pro Gesamtjahr
    bezeichnete Haffa als "worst case". Im besten Fall könne es aber auch nur um
    75 bis 100 Mill. DM gehen. Die volle Abschreibungsbelastung werde EM.TV ohnehin erst im
    kommenden Jahr treffen, wenn alle Neuerwerbe erstmals ganzjährig in das
    Zahlenwerk fließen. Haffa zufolge hätte der Konzern im Halbjahr auch bei Einrechnung der
    Firmenwertabschreibungen nicht mit Verlust geschlossen. Andere nennenswerte
    Einflussgrößen bei der Konzernkonsolidierung gebe es nicht, da kaum Innenumsätze zwischen
    EM.TV und den Beteiligungen bestünden.

    Der Finanzchef blieb bei der Vorhersage, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im
    Gesamtjahr 2000 auf über 600 Mill. DM zu steigern. Dieser Wert, so schränkte er
    ein, verstehe sich aber ohne die Goodwill-Abschreibungen. Auf der anderen Seite ist in der
    Prognose der satte außerordentliche Ertrag aus dem Verkauf der
    34%-Beteiligung der TMG an dem TV-Sender TM3 enthalten, der nun vollständig in Händen vom
    Rupert Murdochs News Corp. liegt. Der Buchgewinn betrug bei einem
    Verkaufspreis von rund 350 Mill. DM stolze 340 Mill. DM, so dass EM.TV gemäß der
    45%-Beteiligung an der TMG rund 153 Mill. DM zustehen. Den Konzernumsatz im
    Jahr 2000 sieht Haffa nach wie vor bei über 1,6 Mrd. DM, wovon mindestens knapp 600 Mill. DM
    auf die bisherige EM.TV entfallen sollen. Diese erreichte im Kalenderjahr
    1999 Erlöse von gut 315 Mill. DM.

    111 Mill. DM Nettogewinn zur Halbzeit

    Nach den ersten sechs Monaten belief sich das Ebit in der gesamten EM.TV-Gruppe nur auf
    158,9 Mill. DM. Das sind zwar 40% mehr als in der vergleichbaren
    Vorjahresperiode (113,6 Mill. DM); gleichwohl bleibt ein gehöriger Abstand zu den
    prognostizierten gut 600 Mill. DM im Gesamtjahr. Florian Haffa zufolge ist in dem
    (traditionell stärkeren) zweiten Semester mit Geschäften zu rechnen, die deutlich höhere
    Margen abwerfen. So habe EM.TV im ersten Halbjahr beispielsweise zwei
    Boxkämpfe von Mike Tyson zu stemmen gehabt, bei denen nach Abzug der Kosten nicht allzu
    viel verdient worden sei.

    Ferner sind außerordentliche Aufwendungen von 66,5 Mill. DM in Rechnung zu stellen, die als
    Beratungs- und Bankprovisionskosten in Verbindung mit der Akquisition und
    Finanzierung von Henson und der Formel 1 anfielen. Saldiert man diesen Betrag mit dem
    anteiligen Sondergewinn aus dem Verkauf der TM3-Anteile, so ergibt sich ein
    positives außerordentliches Ergebnis von rund 86 Mill. DM. Zusammen mit dem Ergebnis aus
    dem gewöhnlichen Geschäft von 40,7 Mill. DM errechnet sich ein
    (unkonsolidierter) Ertrag vor Steuern von etwa 127 Mill. DM. EM.TV hat im ersten Halbjahr sehr
    wenig Steuern bezahlt, denn der Nettogewinn der Gruppe wird auf 110,8
    Mill. DM beziffert. Haffa verwies in diesem Zusammenhang auf die transaktionsbedingten
    Sonderbelastungen, die in der AG die Steuer drückten, sowie auf die besondere
    steuerliche Situation der TMG als KG. Im Gesamtjahr rechne man mit einer Steuerquote von 40
    bis 45%.

    Der bisherige EM.TV-Konzern ohne die neuen Beteiligungen erreichte von Januar bis Juni eine
    Ebit-Marge von 26,5%. Der operative Gewinn wird jedoch durch das tiefrote
    Finanzergebnis merklich geschmälert (vgl. Tabelle). Umsatzstärkster Bereich ist nach wie vor
    mit Abstand das Geschäftsfeld TV-Rechtehandel, das mit 189,1 Mill. DM
    84,8% des Umsatzes von 223,0 Mill. DM stellte. Die Anteile der Sparten Merchandising und
    Consumer Products fielen mit 7,3 bzw. 7,9% bescheiden aus (keine
    Vorjahreswerte genannt). Derzeit befänden sich im "EM.TV-Stammbereich" (EM.TV und Joint
    Venture Junior) TV-Vertriebsverträge mit einem Volumen von rund 380 Mill.
    DM in "fortgeschrittenen Verhandlungsstadien", hieß es im Halbjahresbericht.

    Henson in den roten Zahlen

    Bei der zu 100% gekauften Jim Henson Company müssen die neuen Eigentümer offenbar noch
    kräftig aufräumen. Bereits im Juni hatte EM.TV eingeräumt, dass die Firma
    von Kermit und Miss Piggy 1999 mit Verlust abgeschlossen habe. Das erste Halbjahr 2000
    brachte ein rotes Ebit von 3,6 Mill. DM, das durch ein stark negatives
    Beteiligungsergebnis weiter verunziert wurde. Finanzvorstand Haffa zufolge schlug hier der
    anteilige Verlust des Senders Odyssey Channel zu Buche. Die Beteiligung von
    22,5% an dem Kanal hat EM.TV mittlerweile gegen Anteile an der Sendergruppe Crown Media
    Holdings getauscht (vgl. BZ vom 27. Juli). Damit werde das
    Beteiligungsergebnis künftig deutlich entlastet, so Haffa. Zur schlechten Ertragslage bei der
    US-Firma sagte er, dass diese mit der Nutzung der EM.TV-Vertriebskanäle
    erst beginne. Durch die Integration werde es deutlich bessere Margen geben, das Ebit soll im
    Gesamtjahr positiv sein.

    Bei der zu 50% erworbenen Vermarktungsfirma für die Formel 1 sticht ein Finanzergebnis von
    fast -47 Mill. DM ins Auge, das die Umsatzrendite von knapp 40% (auf Basis
    Ebit) auf gut 18% (auf Basis des Ergebnisses der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit) drückt.
    Haffa begründete den roten Finanzsaldo mit der Bedienung eines vor etwa zwei
    Jahren emittierten Bonds über 1,4 Mrd. Dollar, der noch etwa drei Jahre Laufzeit habe. Bei der
    Tele München beliefen sich die Abschreibungen mit 34,0 Mill. DM auf 67%
    des Ebitda, so dass die Ebit-Marge mit 22,5% unter das Niveau der bisherigen EM.TV fiel. Im
    negativen Beteiligungsergebnis schlugen sich laut Haffa die operativen
    Verluste von TM3 nieder, die künftig wegfallen. Ein Halbjahresbericht auf konsolidierter Basis
    werde nicht nachgereicht, sagte Haffa. Das erste konsolidierte Zahlenwerk
    werde es bei EM.TV frühestens beim nächsten Quartalsabschluss geben.

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    Harte Zeiten für die Aktionäre von EM.TV

    Neuer-Markt-Liebling leidet unter Vertrauensverlust - Experten erwarten milliardenschwere
    Belastung der Bilanz


    Kermit lacht- den EM.TV-Anlegern ist es vergangen Montage: DW
    Von Holger Zschäpitz

    Berlin - Ein Stern am Neuen Markt sinkt. EM.TV wandelte sich in den vergangenen Wochen
    vom Liebling der Anleger zu einem Darling der Hedge-Fonds, die durch
    Leerverkäufe auch an fallenden Kursen verdienen können.
    Tatsächlich konnten zuletzt Investoren mit EM.TV nur noch verdienen, wenn sie auf fallende
    Notierungen spekulierten. Vom Höchststand Mitte Februar hat sich der Wert
    mittlerweile mehr als halbiert, die Börse vernichtete insgesamt über 16 Mrd. DM an
    Marktkapitalisierung. Einen regelrechten Ausverkauf verzeichnete das
    Neuer-Markt-Schwergewicht nach den Halbjahreszahlen am Donnerstag. Binnen weniger
    Minuten krachte die Aktie unter hohen Umsätzen um zehn Prozent in die Tiefe.
    Zum Wochenschluss konnte sie sich nur ganz leicht erholen.

    "Die Zahlen waren sehr gemischt", sagt Anne L. Kittell von Julius Bär. Während die Umsätze im
    Rahmen der Prognosen gelegen hätten, seien die Ergebnisse etwas
    schwächer als erwartet ausgefallen. Für Anleger, die bisher nur eines gewohnt waren, nämlich
    ein Übertreffen der Prognosen, war dies zweifelsohne ein Schock. Einmalig
    in der bisherigen EM.TV-Geschichte ist auch, dass Analysten ihre Prognosen nach unten
    revidieren müssen. "Die Erfolgsgeschichte von EM.TV hat Kratzer bekommen",
    sagt Michael Gierse, Fondsmanager bei Union Investment.

    Bisher hatten die Gebrüder Haffa Anleger stets verwöhnt. Investoren wurden an die Côte d`Azur
    oder in die Kitzbüheler Berge geladen, Hauptversammlungen gerieten zu
    Happenings nach amerikanischem Stil. Zur guten Stimmung trug auch die Entwicklung der
    Aktie bei, die seit der Emission im Herbst 1997 um mehr als 18 000 Prozent
    kletterte. Nun müssen sich die Anleger umstellen, lasten doch gleich mehrere Probleme auf
    dem Unternehmen.

    "EM.TV hat noch nicht alle Akquisitionen in die Bilanz eingearbeitet. Insbesondere
    Abschreibungen für den Goodwill blieben außen vor", sagt ein Fondsmanager. "Die
    Übernahme der Tele München Gruppe war im letzten Jahr, Jim Henson hat man in diesem
    Februar übernommen. Da war genügend Zeit", ärgert sich der Experte.
    Goodwill-Abschreibungen entstehen meistens bei Übernahmen, weil die bezahlten Preise für die
    akquirierten Unternehmen über dem Buchwert der Firmen liegen.
    Analysten sehen auf EM.TV Abschreibungen in Höhe von 1,5 bis drei Mrd. DM zukommen, die
    über 20 Jahre die Bilanz belasten. "Das Unternehmen wird neben den
    Abschreibungen auf die Lizenzen in den kommenden Jahren noch einen Goodwill-Berg vor sich
    herschieben", so Gierse.

    Er sieht aber noch weitere Probleme. EM.TV habe zum Halbjahr erst ein Viertel der für das
    Gesamtjahr prognostizierten Gewinne erreicht. Daneben stört sich Gierse am
    langsameren Wachstum des Kerngeschäfts. So hatte EM.TV beim Umsatz zwar 195 Prozent,
    ohne Akquisitionen aber nur 20 Prozent zugelegt. Noch krasser war das
    Ergebnis des Kerngeschäfts, das um 70 Prozent einbrach.

    Noch stärkere Kopfschmerzen bereitet institutionellen Anlegern der Angebotsüberhang an
    EM.TV-Aktien. So wurden für die Übernahme der US-Firma von Kermit und Miss
    Piggy Jim Henson Company sowie den 50-Prozent-Anteil an der Formel 1-Betreiberfirma
    SLEC-Holding ein Teil des Kaufpreises mit eigenen Aktien bezahlt. Doch die
    neuen EM.TV-Aktionäre werden ihre Titel kaum dauerhaft halten. Dabei handelt es sich mit 15
    Prozent des Free Float durchaus um eine stattliche Summe, so dass selbst
    ausgemachte Optimisten kurzfristig zurückhaltend sind. "Vor einem Kursanstieg muss erst
    geklärt werden, was mit den Aktienpaketen passiert", sagt Roger Merz von
    Credit Suisse. Langfristig sieht der Analyst wie die meisten seiner Kollegen wieder Spielraum.
    "Gerade im digitalen Zeitalter ist guter Content King."

    Doch ein Happy-End beim Medienstar dürfte noch etwas auf sich warten lassen. "Der Boden ist
    noch nicht gefunden", sagt Gierse. Er kann sich Kurse auch unter 50 Euro
    vorstellen. Auch charttechnisch bietet EM.TV ein erschreckendes Bild, so Axel Mühlhaus vom
    Mainvestor. "Danach kann der Medienstar noch bis 40 Euro fallen."
Tadellos:

excellente Analyse! o.T.

 
28.08.00 10:11
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