und am 2.1.2002 wieder hervorholen. Ein gutes Stück Schnorrwerk ist da drin.
Von Annette Becker
Mit schöner Regelmäßigkeit erklimmt der Euro in den ersten Januartagen stets sein Jahreshoch gegenüber dem Dollar und hangelt sich danach in Schüben nach unten. Dieses Verhalten hat die Gemeinschaftswährung zumindest in den vergangenen drei Jahren an den Tag gelegt, und auch in diesem Jahr wird offenbar keine Ausnahme gemacht: Mit 90,66 US-Cent war das diesjährige Hoch am 2. Januar erreicht, seither geht es bergab. Vor ein paar Tagen war der Euro sogar wieder unter die Marke von 88 US-Cent getaucht.
Beunruhigend an dem wiederkehrenden Kursmuster ist nicht nur, dass es keine sinnvolle Erklärung für diesen Verlauf gibt, sondern dass Jahr für Jahr das Hoch des Vorjahres unterschritten wird. Wer also auf den sich alljährlich wiederholenden Kursverlauf vertraut, sollte sich entsprechend positionieren. Benötigt wird dafür allerdings eine gehörige Portion Risikobereitschaft, denn die Aussichten für eine nachhaltige Aufwertung des Euro stehen gar nicht schlecht.
Diese Einschätzung mag vielleicht verwundern, wenn die konjunkturelle Entwicklung Eurolands mit jener der USA verglichen wird, denn die US-amerikanische Wirtschaft kann für sich doch zumindest die Erwartung einer ungleich höheren Wachstumsdynamik in Anspruch nehmen, und günstigere Wachstumsaussichten gelten gemeinhin als Stütze für den Außenwert einer Währung. Außer Acht gelassen wird in dieser Argumentation allerdings das ungeheure strukturelle Ungleichgewicht, das die USA nun schon seit Jahren vor sich herschieben: ihr Leistungsbilanzdefizit. Hatte es Ende 2000 mit einem Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 4,6 % schon einen zweifelhaften Rekord erreicht, wird es sich nach Einschätzung von Morgan Stanley bis Ende 2003 noch weiter ausdehnen. Die Analysten tippen dann auf einen Anteil am BIP von mehr als 6 %. Das ist ungewöhnlich, werden außenwirtschaftliche Ungleichgewichte im konjunkturellen Abschwung doch normalerweise behoben. Im vorherigen Konjunkturzyklus beispielsweise hatte das US-Leistungsbilanzdefizit 1987 mit 162,7 Mrd. Dollar seinen wertmäßigen Höhepunkt erreicht. In den nachfolgenden Jahren wurde dieses Defizit dann kontinuierlich abgebaut, und 1991 war mit 4,3 Mrd. Dollar sogar ein kleiner Überschuss in der US-Leistungsbilanz zu finden.
Im laufenden Zyklus war die Bereinigung jedoch nicht möglich, da sich der Abschwung nicht auf Nordamerika beschränkte, sondern die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft zog. Entsprechend fragten nicht nur die US-Bürger weniger Einfuhrgüter nach, sondern zugleich wurde auch auch die Nachfrage nach Gütern "made in USA" gedrosselt. Schätzungen zufolge stand 2001 einem realen Exportrückgang in den USA von 11,5 % eine Importverringerung von lediglich 6 % gegenüber.
Selbst wenn die Weltwirtschaft im Verlauf dieses Jahres wieder an Fahrt gewinnt und die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen aus den USA zunimmt, steht schon heute fest, dass sich das Leistungsbilanzdefizit weiter ausdehnen wird, ist die Kluft zwischen Ein- und Ausfuhren doch viel zu groß. Bislang stellte die Finanzierung des Konsums auf Pump im Ausland für die USA kein Problem dar, konnte das Defizit mit dem ausländischen Kapital, das in den USA renditeträchtige Anlage suchte, doch einwandfrei ausgeglichen werden. Und das, obwohl im vergangenen Jahr täglich etwa 1,1 Mrd. Dollar im Ausland eingesammelt werden mussten, um das Loch in der Leistungsbilanz zu stopfen. Behalten die Analysten von Morgan Stanley Recht, müssen die Ausländer im Jahr 2003 täglich schon knapp 2 Mrd. Dollar in den USA investieren - Tendenz weiter steigend.
Wie es gelingen soll, so viel Kapital aus dem Ausland anzuziehen, das dürfte die entscheidende Frage sein. Solange die Aktienkurse scheinbar grenzenlos in den Himmel schossen, war die Finanzierung des Defizits kein Thema, wollte jeder ausländische Investor doch auch ein Stückchen vom Wachstumswunder USA besitzen. Mit dem Platzen der Spekulationsblase und dem Einbruch der Aktienkurse verlagerten sich die Investoren dann auf Engagements in Anleihen von US-Unternehmen, winkten diese doch mit hohen Renditen.
Doch selbst heute, da das Wachstumswunder schon längst entzaubert ist und Unternehmenspleiten wie Enron Fragen nach den angemessenen Risikoprämien aufwerfen, fließt offensichtlich immer noch genügend Kapital in die USA. Das zumindest legt der Blick auf den unverwundbar scheinenden Dollar nahe. Zwar mag es einen Mangel an geeigneten Anlagealternativen im Rest der Welt geben, auf Dauer werden Ausländer ihr Erspartes aber wohl kaum ausschließlich in US-Vermögen halten.
Wer sich der Illusion hingibt, dass die Finanzierung des jährlich wachsenden US-Leistungsbilanzdefizits ähnlich wie die nach saisonalem Muster verlaufende Abwertung des Euro einer noch unbekannten Gesetzmäßigkeit unterliegt, übersieht, dass die Gesetzmäßigkeit den Namen Bubble trägt. So wie die Immobilienblase in Japan zu Beginn der 90er Jahre platzte oder die New-Economy-Blase vor fast zwei Jahren, so wird auch die Luft aus der Dollar-Blase entweichen. Einzig der Zeitpunkt steht noch in Frage. Allerdings bleibt zu hoffen, dass sich bald Luft aus der Blase verflüchtigt, denn je mehr sie sich aufbläht, desto größer wird die Gefahr, dass ein lauter Knall das Schwinden der Bubble begleitet.
Von Annette Becker
Mit schöner Regelmäßigkeit erklimmt der Euro in den ersten Januartagen stets sein Jahreshoch gegenüber dem Dollar und hangelt sich danach in Schüben nach unten. Dieses Verhalten hat die Gemeinschaftswährung zumindest in den vergangenen drei Jahren an den Tag gelegt, und auch in diesem Jahr wird offenbar keine Ausnahme gemacht: Mit 90,66 US-Cent war das diesjährige Hoch am 2. Januar erreicht, seither geht es bergab. Vor ein paar Tagen war der Euro sogar wieder unter die Marke von 88 US-Cent getaucht.
Beunruhigend an dem wiederkehrenden Kursmuster ist nicht nur, dass es keine sinnvolle Erklärung für diesen Verlauf gibt, sondern dass Jahr für Jahr das Hoch des Vorjahres unterschritten wird. Wer also auf den sich alljährlich wiederholenden Kursverlauf vertraut, sollte sich entsprechend positionieren. Benötigt wird dafür allerdings eine gehörige Portion Risikobereitschaft, denn die Aussichten für eine nachhaltige Aufwertung des Euro stehen gar nicht schlecht.
Diese Einschätzung mag vielleicht verwundern, wenn die konjunkturelle Entwicklung Eurolands mit jener der USA verglichen wird, denn die US-amerikanische Wirtschaft kann für sich doch zumindest die Erwartung einer ungleich höheren Wachstumsdynamik in Anspruch nehmen, und günstigere Wachstumsaussichten gelten gemeinhin als Stütze für den Außenwert einer Währung. Außer Acht gelassen wird in dieser Argumentation allerdings das ungeheure strukturelle Ungleichgewicht, das die USA nun schon seit Jahren vor sich herschieben: ihr Leistungsbilanzdefizit. Hatte es Ende 2000 mit einem Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 4,6 % schon einen zweifelhaften Rekord erreicht, wird es sich nach Einschätzung von Morgan Stanley bis Ende 2003 noch weiter ausdehnen. Die Analysten tippen dann auf einen Anteil am BIP von mehr als 6 %. Das ist ungewöhnlich, werden außenwirtschaftliche Ungleichgewichte im konjunkturellen Abschwung doch normalerweise behoben. Im vorherigen Konjunkturzyklus beispielsweise hatte das US-Leistungsbilanzdefizit 1987 mit 162,7 Mrd. Dollar seinen wertmäßigen Höhepunkt erreicht. In den nachfolgenden Jahren wurde dieses Defizit dann kontinuierlich abgebaut, und 1991 war mit 4,3 Mrd. Dollar sogar ein kleiner Überschuss in der US-Leistungsbilanz zu finden.
Im laufenden Zyklus war die Bereinigung jedoch nicht möglich, da sich der Abschwung nicht auf Nordamerika beschränkte, sondern die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft zog. Entsprechend fragten nicht nur die US-Bürger weniger Einfuhrgüter nach, sondern zugleich wurde auch auch die Nachfrage nach Gütern "made in USA" gedrosselt. Schätzungen zufolge stand 2001 einem realen Exportrückgang in den USA von 11,5 % eine Importverringerung von lediglich 6 % gegenüber.
Selbst wenn die Weltwirtschaft im Verlauf dieses Jahres wieder an Fahrt gewinnt und die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen aus den USA zunimmt, steht schon heute fest, dass sich das Leistungsbilanzdefizit weiter ausdehnen wird, ist die Kluft zwischen Ein- und Ausfuhren doch viel zu groß. Bislang stellte die Finanzierung des Konsums auf Pump im Ausland für die USA kein Problem dar, konnte das Defizit mit dem ausländischen Kapital, das in den USA renditeträchtige Anlage suchte, doch einwandfrei ausgeglichen werden. Und das, obwohl im vergangenen Jahr täglich etwa 1,1 Mrd. Dollar im Ausland eingesammelt werden mussten, um das Loch in der Leistungsbilanz zu stopfen. Behalten die Analysten von Morgan Stanley Recht, müssen die Ausländer im Jahr 2003 täglich schon knapp 2 Mrd. Dollar in den USA investieren - Tendenz weiter steigend.
Wie es gelingen soll, so viel Kapital aus dem Ausland anzuziehen, das dürfte die entscheidende Frage sein. Solange die Aktienkurse scheinbar grenzenlos in den Himmel schossen, war die Finanzierung des Defizits kein Thema, wollte jeder ausländische Investor doch auch ein Stückchen vom Wachstumswunder USA besitzen. Mit dem Platzen der Spekulationsblase und dem Einbruch der Aktienkurse verlagerten sich die Investoren dann auf Engagements in Anleihen von US-Unternehmen, winkten diese doch mit hohen Renditen.
Doch selbst heute, da das Wachstumswunder schon längst entzaubert ist und Unternehmenspleiten wie Enron Fragen nach den angemessenen Risikoprämien aufwerfen, fließt offensichtlich immer noch genügend Kapital in die USA. Das zumindest legt der Blick auf den unverwundbar scheinenden Dollar nahe. Zwar mag es einen Mangel an geeigneten Anlagealternativen im Rest der Welt geben, auf Dauer werden Ausländer ihr Erspartes aber wohl kaum ausschließlich in US-Vermögen halten.
Wer sich der Illusion hingibt, dass die Finanzierung des jährlich wachsenden US-Leistungsbilanzdefizits ähnlich wie die nach saisonalem Muster verlaufende Abwertung des Euro einer noch unbekannten Gesetzmäßigkeit unterliegt, übersieht, dass die Gesetzmäßigkeit den Namen Bubble trägt. So wie die Immobilienblase in Japan zu Beginn der 90er Jahre platzte oder die New-Economy-Blase vor fast zwei Jahren, so wird auch die Luft aus der Dollar-Blase entweichen. Einzig der Zeitpunkt steht noch in Frage. Allerdings bleibt zu hoffen, dass sich bald Luft aus der Blase verflüchtigt, denn je mehr sie sich aufbläht, desto größer wird die Gefahr, dass ein lauter Knall das Schwinden der Bubble begleitet.