"Diese Großkonzerne beuten ihre Mitarbeiter aus oder verschmutzen die Umwelt oder haben einen schlechten Einfluss auf unsere Kultur", erklärt Robert Weissman, der Herausgeber des Verbrauchermagazins Multinational Monitor, die Auswahlkriterien für die Top-Ten der anderen Art: Alljährlich veröffentlicht das Magazin eine Liste mit den zehn schlimmsten Unternehmen (worst corporations) weltweit.
In diesem Jahr findet sich auch ein deutscher Blue Chip unter den Top Ten: Bayer [ Kurs/Chart ]. Dem Pharmakonzern wird vor allem sein Verhalten im Zusammenhang mit den Milzbrandanschlägen in den Vereinigten Staaten vorgeworfen. Bayer hatte auf dem Patentschutz seines Anthrax-Medikaments Ciprobay bestanden.
Nach Ansicht des Multinational Monitor hat Bayer bei dem Verkauf des Mittels an die amerikanische Regierung übermäßig abkassiert. Rabatte habe das Unternehmen erst auf Druck der US-Regierung gewährt.
Bayer reagiert empört
Die Verbraucherzeitschrift kritisiert des weiteren eine gefährliche Art der Anwendung eines Tierantibiotikums des Pharmakonzerns. Das Mittel werde großflächig bei Tieren wie Geflügel eingesetzt und über den Verzehr vom Menschen aufgenommen. Amerikanische Gesundheitsbehörden befürchten eine Resistenz der Bevölkerung gegen den Wirkstoff, der auch gegen Lungenentzündung wirksam ist. Schließlich gehe Bayer mit Konzernkritikern harsch um, so das Magazin.
Die Leverkusener reagierten empört auf die Aufnahme in die unbeliebte Liste und vermuten ein abgekartetes Spiel. Die Meldung sei absichtlich kurz vor dem geplanten Börsengang Bayers in den USA von der "Coordination gegen Bayer-Gefahren" lanciert worden, verlautet aus der Konzernzentrale. Das Vorgehen sei Teil der "Agitation", die von der Gruppierung seit Jahren gegen Bayer betrieben werde.
Die Leverkusener verweisen zudem darauf, dass das US-Magazin "Fortune" Bayer im vergangenen Jahr in die Liste der "Most admired companies" (die am meisten geschätzten Unternehmen) aufgenommen habe.
Die neun weiteren Übeltäter
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Bayer befindet sich in prominenter Gesellschaft. Der Multinational Monitor, der von dem bekanntem Verbraucheranwalt Ralph Nader gegründet wurde, setzte einige der größten Konzerne der Welt auf die Liste.
Coca-Cola [Nyse: KO Kurs/Chart ] erhält unter anderem einen Rüffel für das Sponsoring des Harry Potter-Spielfilms. Der Konzern werbe mit dem Liebling der Kinder für sein ungesundes Getränk. Enron [Nyse: ENE Kurs/Chart ] kommt auf die Liste, weil Angestellte in ihre Rentensparpläne Aktien des Unternehmens aufnehmen mussten, schreibt das Magazin. Durch den Konkurs des Konzerns seien viele Sparpläne fast wertlos.
ExxonMobil [Nyse: XOM Kurs/Chart ] wird für seine führende Rolle in der Anti-Erderwärmungskampagne gescholten. Der Ölkonzern blockiere außerdem Gegenmaßnahmen. Philip Morris [Nyse: MO Kurs/Chart ] wird Lug und Trug bei seiner Werbekampagne "Wir haben uns geändert" vorgeworfen. Der Konzern agiere nach wie vor gewissenlos und treibe täglich aufs Neue Menschen in die Nikotinabhängigkeit. Wal-Mart [Nyse: WMT Kurs/Chart ] behandelt nach Meinung des Multinational Monitors seine Angestellten in den USA und außerhalb schlecht und trage zur Verschandelung der Landschaft bei.
Die Top Ten der zehn schlimmsten Unternehmen der Welt wird vervollständigt durch Abbott Laboratories, Argenbright, Sara Lee und Southern Corporation.
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