"Die USA haben ein sehr ernstes Sicherheitsproblem"
Am 11. September, genau zur Zeit der Anschläge in Washington und New York, war Lyndon LaRouche live zu Gast in der Radiotalkshow von Jack Stockwell in Salt Lake City gewesen. Der Mitschnitt dieses Gesprächs wurde in den USA als Broschüre in einer Auflage von mehreren hunderttausend Exemplaren verbreitet. Vier Wochen später, am 9. Oktober, war LaRouche nun erneut Gast in Stockwells Programm. Es folgt der Abschnitt aus der zweistündigen Sendung, in dem LaRouche die strategischen Folgen der Anschläge vom 11. September erläutert.
Wir stecken jetzt tief im Schlamassel. Briten und Amerikaner sind mit ihren Streitkräften offiziell im Krieg. Es wird ein schlimmes Chaos werden, weil dieser Teil der Welt - diese Halbwüste Afghanistan, ein Teil vom "Dach der Welt" - , für Kriegserfolge denkbar ungünstig ist. Hier haben die Briten mehr als ein Jahrhundert lang ihr "Großes Spiel" gegen Rußland und andere gespielt. Das einzige, wozu eine Besatzungsmacht das Gebiet benutzen kann, ist, den benachbarten Nationen Probleme zu schaffen. Es wird also alles andere als leicht werden.
Die andere Frage, in der Washington und die Bush-Administration gespalten sind, ist: Werden sie dem Druck der Leute in der Führung der israelischen Armee, Scharons sowie einiger Leute in den USA nachgeben und die Nachbarländer Israels bombardieren - was ein völliger Wahnsinn wäre?
Es gibt eine doppelte Gefahr.
Einerseits ist es eine Tatsache, daß die Vereinigten Staaten zusammen mit Großbritannien sowie einigen Kräften in Israel über mehr als ein Vierteljahrhundert etwas aufgebaut haben, was manchmal "internationaler Terrorismus" genannt wird. Man kennt es auch unter dem Etikett "Iran-Contra-Skandal" und anderen Bezeichnungen. Es begann mit Brzezinskis Operation, die er als Nationaler Sicherheitsberater der USA organisierte, um die Sowjetunion durch den Afghanistankrieg zu destabilisieren. Die USA rekrutierten Leute aus dem Islamischen Jihad und ähnlichen Gruppen, damit sie nach Afghanistan gingen und dort den Einfluß der Sowjets bekämpften. Im Zuge dieser Operation in ihrem größeren Zusammenhang - Iran-Contra, Guatemala usw. usf. - haben die USA, England, in gewissem Grade auch Israel und andere, dazu beigetragen, dieses Phänomen zu schaffen, das einige "internationalen Terrorismus" nennen. In Wirklichkeit handelt es sisch um irreguläre Kriegführung, Kleinkrieg.
Wir haben damit einen Haufen Gesindel in die Welt gesetzt - ausgediente Militärveteranen, Söldner, freiwillige Kämpfer verschiedener Art. Typisch dafür sind der Pöbel um Osama Bin Laden oder die Taliban-Regierung in Afghanistan, die mehr ist als ein allgemeines Ärgernis für die Welt. Dieses ganze Umfeld, dieses Gesindel von Söldnern, Terroristen und weiß sonst noch alles ist wie eine Krankheit für den ganzen Planeten. Sie existieren logistisch und finanziell hauptsächlich vom illegalen Waffenhandel - bzw. Waffenhandel, der eigentlich illegal sein müßte - und vom Rauschgifthandel. Die afghanische Taliban-Regierung etwa finanziert sich weitgehend dadurch, daß sie Opium herstellt und auf dem Weltmarkt verkauft. Die FARC in Kolumbien, eine andere große Terrororganisation, macht es genauso. Auf dem Balkan, in und um den Kosovo, gibt es eine terroristische Mafia, die unter dem Schutz britischer und amerikanischer Kreise operiert und sich weitgehend von Drogenhandel und ähnlichen Dingen finanziert.
Das ist also die eine Seite des Problems - wie man es im Fall von Osama Bin Laden, Taliban usw. richtig erkannt hat - : ein kriminelles Element, bzw. etwas, was als kriminelles Element erkannt werden müßte, das auf der Welt frei herumläuft. Das ist ein Problem, das man längst hätte unter Kontrolle bringen müssen. Genaugenommen hätte man es erst gar nicht in die Welt setzen dürfen, wenn die Menschen ihren Verstand beisammen gehabt hätten.
Dann gibt es aber noch eine andere Operation. Sie überlappt sich damit, besitzt jedoch ein ganz anderes Kaliber: Jemand spielt ein ganz übles Spiel mit den Vereinigten Staaten, und zwar auch von innen heraus. Das ist das, was in Amerika am 11. September geschah.
Was ich jetzt sage, ist relevanten Regierungsstellen, auch einigen aus dem näheren Umfeld des Präsidenten, nicht unbekannt, und sie machen sich große Sorgen darüber. Sie mögen nicht in allen Einzelheiten mit meiner Einschätzung übereinstimmen, aber was die Kernpunkte betrifft, gibt es wahrscheinlich keine allzu großen Differenzen.
Offiziell stellt die Regierung wie die meisten Massenmedien den Komplex Naher Osten-Osama Bin Laden etc in den Mittelpunkt. Aber wie auch viele führende Zeitungen in England schreiben: Sie glauben selbst nichts davon. Wir sind uns wohl alle darin einig, daß Osama Bin Laden ein Ärgernis und eine Krankheit ist, die Taliban ein großes Problem sind usw. Aber hier geht es um etwas anderes. Das erstere ist ein Teil, ein wichtiger Teil davon, aber es ist nicht das eigentliche Problem.
Während die Aufmerksamkeit dem Nahen Osten und anderen Orten gilt, geschehen ganz andere Dinge. Betrachten wir die Sicherheitslage am 11. September. Es gibt technisch gesehen zwei Interpretationen dessen, was am 11. September geschah. Erstens: Es existieren Leute in sehr hohen Positionen innerhalb des Sicherheitsapparats der USA, die neben dieser offiziellen Position noch eine geheime Identität haben, sozusagen als "Mister X". Und diese Leute, Leute mit sehr großen Fähigkeiten und sehr großem Wissen und besten Verbindungen, haben die Ereignisse vom 11. September organisiert. Denn eigentlich mußte es Sicherheitsvorkehrungen geben, die das meiste oder alles von dem, was geschah, hätten verhindern müssen. Aber offensichtlich hat jemand die Sicherheitsvorkehrungen ausgeschaltet.
Oder, die zweite Schlußfolgerung: Es gab keine Sicherheitsvorkehrungen.
Beides sind äußerst ernste Probleme. Wenn die Anschläge vom 11. September Teil eines laufenden Putschversuchs auf hoher Ebene waren, dann haben wir ein großes Problem mitten im Herzen unseres Sicherheits- und Geheimdienstapparats. Ist es aber kein so ausgeklügelter Putschversuch, dann ist unser Sicherheitsapparat dermaßen schlampig geworden, daß das allein auch schon eine große Gefahr für die Vereinigten Staaten ist - fast so groß wie die Gefahr eines Putschversuchs auf hoher Ebene. Eines der beiden Probleme existiert definitiv.
Wir haben also ein großes Sicherheitsproblem. Einige Dinge aus dem militärischen oder geheim- und sicherheitsdienstlichen Bereich sind dabei offensichtlich. Anderes ist von anderer Art. Ein Beispiel: Seit Mitte der 70er Jahre - seit der "Big MAC"-Sparpolitik in New York City - ist die Zahl der Krankenhäuser in den USA immer schneller katastrophal geschrumpft. Das Gesundheitswesen wurde massiv abgebaut. Ich habe es mitangesehen, wie z.B. in den 70er Jahren das Netz der Krankenhäuser für Militärveteranen zerstört wurde - nicht auf einmal, sondern Stück für Stück für Stück. Die Struktur, die wir aufgrund unserer Lehren aus der Geschichte, dem Zweiten Weltkrieg usw. aufgebaut hatten - so wurden innerhalb des Gesundheitswesens Vorkehrungen für den Fall des Auftretens gefährlicher neuer Krankheiten oder des Wiederauftretens alter Seuchen ergriffen - , dieser Schutz wurde abgebaut.
Alle möglichen Sicherheits- und Schutzmaßnahmen, die ein inhärenter Bestandteil unserer Gesellschaft sein sollten, sind zerstört worden - im Namen von "Wirtschaftlichkeit", im Namen des "Abbaus des Haushaltsdefizits" usw. Jetzt stellen wir fest, daß sich die Politik der Regierung Bush infolge des laufenden Währungs- und Finanzzusammenbruchs ändert. Aber dieser Kollaps wird nicht verhindert werden, die Märkte werden sich nicht wieder erholen.