Wieder einmal sorgen Quartalszahlen an New Yorks Börsen für Gesprächsstoff. Mit Dell und Hewlett-Packard haben zwei Nachzügler ihre Bilanzen vorgelegt, die alles andere als großes Wohlwollen bei den Anlegern finden. Dow Jones-Index und Nasdaq notieren unter den Vortagesschlussständen.Verbessern können sich vor allem Industriegiganten wie 3M, Alcoa und United Technologies. Auf den Hightechs lastet die schlechte Stimmung wie Blei.
Die PC-Schwergewichte Hewlett-Packard und Dell haben ihre Geschäftszahlen vorgelegt. Dabei waren die Zahlen von Hewlett-Packard eine positive Überraschung. Trotzdem kann sich die Aktie nur leicht verbessern. Die zuvor deutlich gesenkten Prognosen konnten leicht übertroffen werden. Auch der Ausblick für die kommenden Monate ist mittlerweile besser. Bei Dell Computer ist die Prognose hingegen nicht ganz so rosig. Der größte Direktvertreiber von PCs hat die Ziele für das dritte Quartal gesenkt. Firmenchef Michael Dell geht zudem nicht davon aus, dass sich das Geschäftsumfeld in den nächsten Monaten verbessern wird. Die Dell-Aktie verliert deutlich. Ebenso geht es für Cisco und Intel abwärts.
Der Chipbereich wird heute von Analog Devices madig gemacht. Der Hersteller von Komponenten für die Chip-Industrie verzeichnete im dritten Quartal einen Gewinneinbruch von nahezu 80 Prozent. Im vierten Quartal peilt Analog Devices einen Ertrag von zwölf bis maximal 14 Cents pro Aktie an. Analysten rechneten bisher mit einem Ertrag von 14 Cents.
Doch nicht nur aus der Technologiewelt kommen heute schlechte Vorzeichen. Der Automobilkonzern Ford und die Bekleidungskette The Gap sehen ihre Gewinne ebenfalls schwinden. Ford plant, bis zum Jahresende 4.000 bis 5.000 Angestellte zu entlassen. Diese Maßnahme wird zu zusätzlichen Kosten in Hohe von 700 Millionen Dollar führen. Das wiederum hat zur Folge, dass die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr voraussichtlich deutlich verfehlt werden.
Gap hat mit der Kollektion im abgelaufenen Quartal offenbar nicht den erwünschten Erfolg erzielt. Gegenüber dem Vorjahr wurde der Gewinn im zweiten Quartal halbiert. Auch in naher Zukunft dürfte das Umfeld schwierig bleiben. Laut Gap könnten die Konsensschätzungen im dritten Quartal verfehlt werden.
Lucent Technologies hatte keinen guten Börsenstart – trotz positiver Nachrichten. Die Gläubiger von Lucent haben sich bereit erklärt, die Kreditbedingungen für vier Milliarden Dollar an ausstehenden Verbindlichkeiten zu lockern. Durch diese Maßnahme bekommt das Management grünes Licht für den Abbau von 20.000 Arbeitsstellen und die Reduzierung der jährlichen Betriebskosten um zwei Milliarden Dollar.
Auf der Konjunkturseite gab es Daten über das Außenhandelsdefizit, das im Juni mit 29,4 Milliarden Dollar leicht unter den Prognosen in Höhe von 29,5 Milliarden Dollar geblieben ist.
Gesenkte Erwartungen bei Scientific-Atlanta
Scientific-Atlanta, Spezialist für digitale Übertragungs- und Internettechnologie, hat die Erwartungen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2002 sowie für das Gesamtjahr 2001 reduziert. Das Ergebnis passt in die Landschaft: In der Branche bauen fast alle Anbieter Stellen ab. Die Analysten der Credit Suisse First Boston (CSFB) senken daher ihre Umsatz- und Gewinnprognosen für Scientific-Atlanta für das erste Quartal 2002. Der Umsatz dürfte statt 480 Millionen Dollar nur noch 434 Millionen Dollar betragen. Gleichzeitig nehmen die Analysten ihre Gewinnerwartungen von 28 Cents auf 16 Cents pro Aktie zurück. Das Investmentteam der CSFB bewertet die Aktie von Scientific-Atlanta weiterhin mit „halten“.
Hewlett-Packard: Skeptiker bei Credit Suisse und Lehman Brothers
Im Vorfeld gab es bei den Analysten reichlich Verunsicherung über Hewlett-Packard. Liegt das Ergebnis nun bei fünf, sechs oder elf Cent? Nun ist alles klar: Der Hardware-Hersteller hat ein operatives Ergebnis von elf Cents pro Aktie eingefahren und übertraf damit die durchschnittlichen Analystenschätzungen um sieben Cents. Das Management konnte durch Kostensenkungen dem Umsatzeinbruch um 14 Prozent entgegen wirken. „Wir können die Gewinnschätzungen für das Gesamtjahr dank der Kostensenkungen um zehn auf 82 Cents pro Aktie anheben”, sagt Kevin McCarthy von der Credit Suisse First Boston (CSFB). Auch wenn die Aktie zum Wochenausklang freundlich tendieren sollte, bricht der Aktienexperte jedoch nicht in Begeisterung aus. “Wir glauben nicht, dass der Konzern einen fundamentalen Turnaround durchläuft”, zweifelt McCarthy. So rechnet das Management im laufenden Quartal mit einem Umsatzeinbruch von 19 Prozent. Eine branchenweite Erholung stünde in diesem Jahr wahrscheinlich nicht mehr bevor. McCarthy stuft die Aktie daher auch weiterhin nur mit „halten” ein. Kollege Dan Niles, Analyst bei Lehman Brothers, schliesst sich dieser Meinung an. Die Einstufung bleibt auch bei „halten”.
Kohl’s Corporation: Maximale Erwartungen erreicht
Kohl’s, das Modehaus, erfreut mit hübschen Quartalszahlen die Aktionäre. Es steigerte im zweiten Quartal den Gewinn um 34,6 Prozent auf 86,5 Millionen Dollar oder 25 Cents pro Aktie. Damit hat der Einzelhändler auch die Analysten überrascht. Der Gewinn lag am oberen Ende der erwarteten 23 bis 25 Cents pro Aktie. Zum Vergleich: Im zweiten Quartal des Vorjahres hatte das Unternehmen einen Gewinn von 64,3 Millionen Dollar oder 19 Cents pro Aktie erwirtschaftet.
Kohl’s konnte trotz der schwachen Konjunktur im vergangenen Jahr Marktanteile hinzugewinnen. Der Umsatz stieg im zweiten Quartal um 20,7 Prozent auf 1,52 Milliarden Dollar. Trotz der schwachen Konjunktur ist Kohl’s auf Expansionskurs: Das Modehaus plant für das zweite Halbjahr 2001 die Eröffnung von 28 zusätzlichen Filialen; 70 weitere sollen im nächsten Jahr folgen.
Analysten erwarten für das dritte Quartal 2001 Gewinne von 23 Cents pro Aktie.
Ford: 2001 schlechter als erwartet
Ford, der zweitgrößte US-Autohersteller, hat vor der New Yorker Börseneröffnung eine Ertragswarnung für das Gesamtjahr 2001 ausgesprochen. Das Management rechnet mit einem Gewinn von 70 Cents pro Aktie. Die durchschnittlichen Analystenschätzungen, die bei 1,20 Dollar liegen, werden damit weit verfehlt. Verantwortlich für die enttäuschende Entwicklung seien höhere Marketingkosten und ein generell niedrigeres Verkaufsvolumen. „Obwohl die Betriebskosten in den vergangenen vier Jahren um sieben Milliarden Dollar gesenkt wurden, muss die Effizienz durch weitere Kostensenkungen gesteigert werden”, kündigte Vorstand Jacques Nasser an. Bis Jahresende sollen in Nordamerika 4.000 bis 5.000 Arbeitsstellen gestrichen werden. Dies soll vorrangig durch Vorruhestandsregelungen geschehen. Der Personalabbau wird zu einmaligen Kosten von 200 Millionen Dollar im dritten und 700 Millionen Dollar im vierten Quartal führen.
Lucent Technologies: Gläubiger geben grünes Licht
Die Gläubiger von Lucent Technologies haben sich bereit erklärt die Bedingungen für die Kreditlinien in Höhe von vier Milliarden Dollar zu lockern. Dadurch bekommt das Management grünes Licht für den Abbau von 20.000 Arbeitsstellen und die Reduzierung der jährlichen Betriebskosten um zwei Milliarden Dollar. Insgesamt werden im vierten Quartal zwischen sieben und neun Milliarden Dollar an einmaligen Kosten anfallen. Außerdem wird sich die geplante Ausgliederung der Tochtergesellschaft Agere um mindestens ein halbes Jahr verschieben. Um die Barmittel bei Lucent um 2,5 Milliarden Dollar anzuheben, hatten die Gläubiger bisher auf eine raschere Ausgliederung bestanden. Nun soll der Hersteller von Chips und Glasfaser-Komponenten erst ausgegliedert werden, wenn Lucent über fünf Milliarden Dollar an Barmittel verfügt und einen Quartalsgewinn im operativen Geschäft ausweisen kann.