Die Rolle von Analysten
Analysten haben eine schwere Arbeit; sie brauchen viele Talente. Sie müssen Betriebswirtschaft beherrschen und rechnen können. Sie müssen die Industrie verstehen, die sie verfolgen; die Produkte, die Technik, die Zyklen, das Geschäft.
Sie sollten Menschenkenntnis haben und zwischen den Zeilen lesen können, um das Management einer Firma einzuschätzen. Wichtig ist auch ein generelles Gefühl für die Börse. Darüber hinaus sollten Analysten präsentieren können. Um ihren Kunden Ideen geben zu können, müssen sie selbstbewusst genug sein, gegen den Strom zu schwimmen. Für ihr eigenes Fortkommen brauchen sie schließlich diplomatisches Geschick, ohne das man in einer großen Bank keine Chance hat.
Das ist viel verlangt von einem Menschen. Kaum jemand bringt das alles mit, und deshalb gibt es nur wenige brillante Analysten. Diejenigen, die sich mit der Technik auskennen, haben oft Defizite bei der Betriebswirtschaft. Anderen geht es genau umgekehrt.
Die Fondsmanager, die Kunden der Analysten, wissen das. Und nur für sie sind Analysten da. Die meisten Fondsmanager denken in der Dimension der relativen Wertentwicklung. Wer den Dax als Vergleich nimmt, ist froh, nur fünf Prozent zu verlieren, wenn der Dax um zehn Prozent fällt. Genau dabei sollen die Analysten dem Fondsmanager helfen. Und so sind die meisten Einstufungen zu verstehen: relativ zum Index.
Doch auch wenn man das alles einsieht, müssen sich die Analysten die Frage gefallen lassen, ob sie ihren Kunden wirklich noch helfen. Zurzeit agieren die meisten nicht, sie reagieren nur noch. Zuerst kommen aktien.onvista.de/snapshot.html?ID_OSI=96322 target="_new" rel="nofollow">Marconi , aktien.onvista.de/snapshot.html?ID_OSI=87252 target="_new" rel="nofollow">EMC , aktien.onvista.de/snapshot.html?ID_OSI=89225 target="_new" rel="nofollow">Nokia , aktien.onvista.de/snapshot.html?ID_OSI=87758 target="_new" rel="nofollow">Cisco , aktien.onvista.de/snapshot.html?ID_OSI=82192 target="_new" rel="nofollow">Bayer et cetera mit Gewinnwarnungen. Dann, meist nach heftigen Kursverlusten, stutzen die Analysten die Schätzungen - oft um die Hälfte. Dabei kommen die meisten Warnungen nicht überraschend. Ein Blick auf die Auftragseingänge in der Industrie oder auf Konkurrenzfirmen, die schon gewarnt haben - und selbst für den Laien ist eigentlich alles klar. Analysten können das alles besser und haben noch mehr Indizien. Aber sie müssen sie auch benutzen.
Ein letzter Punkt: Viele sonst sicher gute Analysten drohen ihre Glaubwürdigkeit häufig schon dann zu verlieren, wenn man sich nur die Diskontierungsmodelle anguckt, mit denen sie den Wert einer Aktie berechnen. Die Schätzungen zu Wachstum und Margen sind oft hanebüchen. Die Analysten müssen kritischer werden und sich mehr zutrauen, wenn sie ihren Status bewahren wollen.
Amerikanische Tech-Werte
Mit einem massiven und nachhaltigen Kursanstieg bei den Technologietiteln rechnet dieses Jahr kaum noch jemand. Doch trotz der letzten Horrorzahlen von aktien.onvista.de/snapshot.html?ID_OSI=86389 target="_new" rel="nofollow">AMD und EMC kommt der Boden so langsam in Sicht. Aber in welche Papiere einsteigen, um am nächsten Aufschwung langfristig teilzuhaben?
Leider ist das nicht einfach zu beantworten. AMD beispielsweise kostete am Freitag noch das rund 1,4fache des bisher für nächstes Jahr erwarteten Umsatzes. Das ist ein extrem hoher Abschlag zu Marktführer aktien.onvista.de/snapshot.html?ID_OSI=85841 target="_new" rel="nofollow">Intel , die mit dem rund 6,4fachen Umsatz notieren.
Historisch betrachtet ist die Bewertung von AMD aber auch nicht richtig günstig. In den vergangenen 15 Jahren bewegte sich der Kurs die meiste Zeit in einem Band zwischen dem halben und dem zweifachen Umsatz. Als Prozessorchip-Hersteller hängt AMD direkt am PC-Absatz. Inzwischen ist die Leistung der Netzwerke aber entscheidender als die des einzelnen Computers. Wenn die Firmen überproportional in den Netzausbau investieren, wird der PC-Markt künftig langsamer wachsen. Damit böte AMDs Bewertung nicht viel Spielraum. Nur wenn es gelingt, weiter Marktanteile von Intel zu gewinnen, wäre für AMD mehr drin. Damit wäre Intels Bewertung aber erst recht fragwürdig.
Das zeigt eines der Hauptprobleme des Sektors: Die Marktführer sind immer noch zu teuer. Das hat seinen Grund. Die BHF-Bank hat errechnet, dass seit 1980 nur fünf Prozent der Technologiewerte für 95 Prozent der Aufwärtsbewegung des Sektors verantwortlich waren. EMC kostet selbst nach dem Debakel vom Freitag noch das 5,4fache des Umsatzes. Marktführer wie Intel, Cisco , aktien.onvista.de/snapshot.html?ID_OSI=87089 target="_new" rel="nofollow">Microsoft oder aktien.onvista.de/snapshot.html?ID_OSI=87157 target="_new" rel="nofollow">Oracle haben in ihren Segmenten den Standard gesetzt und konnten traumhafte Margen einfahren. Die Hoffnung der Anleger ist, dass das so weiter geht. Der technische Wandel erzwingt aber oft einen Wechsel der Geschäftsmodelle, da die angestammten Märkte gesättigt sind. Nur wenn die Firmen diesen Wandel meistern, wäre der Bewertungs-Aufschlag gerechtfertigt.
Wer sich als Anleger auf die bekannten Namen verlässt, geht eine Wette auf das Management ein. Selbst wenn sie aufgeht, sind den Kurschancen durch die hohe Bewertung enge Grenzen gesetzt. Lohnender dürfte sein, sich bei den billigeren Firmen der zweiten Reihe nach künftigen Marktführern umzusehen. Doch das erfordert das richtige Gespür für technische Trends. In seiner ganzen Breite taugt der Sektor auf absehbare Zeit nicht mehr als Geldvermehrungsmaschine.