Die Luft wird dünner im Online-Buchhandel

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Die Luft wird dünner im Online-Buchhandel

 
15.09.01 20:54
Der ruinöse Konkurrenzkampf der deutschen Online-Buchhändler hat sein erstes Opfer gefordert. Knapp vier Jahre nach dem Start verkauft mediantis seinen virtuellen Buchladen buecher.de an die bisherige Augsburger Konkurrenz Booxtra.

Was in der Branche schon lange prophezeit wurde, ist nun Realität geworden: Auf dem engen Markt der Online-Buchhändler beginnt das Gesundschrumpfen. Wo nicht genügend Platz für viele Anbieter ist, bleiben zwangsläufig einige auf der Strecke. Viel Geld – Branchenkenner schätzen mehrere hundert Millionen DM – wurde in den vergangenen Jahren verbrannt.

In der Buchbranche wurde buecher.de schon seit Monaten als Wackelkandidat gehandelt. Im vergangenen Jahr blieb der Umsatz mit 38 Millionen DM (19,4 Millionen Euro) ein ganzes Stück unter dem Ziel von 43 Millionen. Und das Unternehmen war zuletzt immer noch weit entfernt von schwarzen Zahlen. Für 2000 steht ein Minus von mehr als 25 Millionen DM im Geschäftsbericht, im ersten Halbjahr 2001 von 16 Millionen DM. Vorstandschef Georg Heusgen suchte deshalb schon seit längerem nach einer Schulter zum Anlehnen. Am Freitag musste er zugeben, dass sein Geschäftsmodell endgültig gescheitert ist.

"Wir sind mit viel Optimismus gestartet und haben an unsere Ziele geglaubt, aber es kommt viel weniger Geld raus, als vorher eingesammelt wurde", sagte Heusgen. mediantis hatte beim Börsengang 38 Millionen Euro (74,3 Millionen DM) erhalten. Auch die Umbenennung von buecher.de in mediantis habe sich im Nachhinein als Fehler erwiesen. Einzig die Aktionäre konnten am Freitag aufatmen: Der mediantis- Aktienkurs stieg nach langer Talfahrt zwischenzeitlich um 27 Prozent auf 1,33 Euro.

Booxtra, das zu je einem Viertel dem Axel Springer-Verlag, dem Holtzbrinck-Verlag, der Verlagsgruppe Weltbild und der Telekom gehört, hat für buecher.de fünf bis sieben Millionen DM gezahlt. Im Internet surfende Kunden sollen den Buchhändler auch künftig unter diesem Namen anklicken können, sagte Booxtra-Geschäftsführer Klaus Driever am Freitag. Nicht ohne Stolz verkündet er, dass sein Unternehmen, obwohl erst vor gut zwei Jahren gestartet, mittlerweile bei einer schwarzen Null angekommen sei. Dabei zählte Booxtra bisher mit einem Umsatz von rund 10 Millionen Mark (2000) noch lange nicht zu den Großen. Für 2001 peilt Driever 20 Millionen an, hinzu kommt der Umsatz über buecher.de.

Die Internet-Buchhändler tummeln sich auf einem heiß umkämpften Markt. Ihre Umsätze haben sie nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels im vergangenen Jahr zwar auf knapp 400 Millionen DM mehr als verdoppelt. Doch gemessen am gesamten Buchhandelsumsatz von rund 18 Milliarden DM sind das gerade einmal etwas über zwei Prozent. Dieses Törtchen – von Kuchen kann man kaum sprechen – teilen sich rund 2000 Anbieter. Das Gros sind allerdings Buchhändler, für die das Internet lediglich ein zusätzlicher Vertriebskanal ist und die nicht davon leben müssen.

Nur etwa ein halbes Dutzend Anbieter sind reine Online- Buchhändler, und für sie wird die Luft immer dünner. Nach mehreren Jahren am Markt sind die Reserven aufgebraucht. Marktführer ist amazon.de, gefolgt von bol.de (Bertelsmann). Über Umsätze schweigen sich beide aus. Ebenso gehütet werden die Ergebniszahlen. Aber dass noch keiner Gewinne macht, ist in der Branche längst kein Geheimnis mehr. Das liegt auch daran, dass sich noch kein Online-Buchhändler getraut hat, von den Kunden für Bücher Portogebühren zu verlangen. Derzeit wartet jeder darauf, dass die Konkurrenz den ersten Schritt macht.

Driever ist optimistisch, dass die Online-Buchläden im nächsten Jahr mit ihrem Umsatz die Milliarden-Grenze knacken. Er glaubt, dass langfristig zwei bis drei reine Internet-Buchhändler in Deutschland überleben können. Der nächste Übernahmekandidat könnte buch.de sein, dem das Wirtschaftsmagazin "Capital" im Mai noch zwölf Monate Gnadenfrist einräumte. Buch.de, ebenfalls an der Börse, hatte 2000 bei einem Umsatz von 13,6 Millionen DM einen Verlust von 12,7 Millionen DM vor Steuern. Der Aktienkurs rutschte um 80 Prozent auf 2 Euro. Inzwischen ist er noch weiter gesunken, auf gut einen Euro. Wenn nicht der Parfümeriekonzern Douglas, unter dessen Dach buch.de mittlerweile geschlüpft ist, Geld zuschießt, lässt die nächste Übernahme-Mitteilung vielleicht nicht mehr lange auf sich warten.

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