Der Dax kämpft mit der Marke von 3800 Punkten. Weitere Rückschläge könnten sich als Einstiegschance erweisen, meint Aktienstratege Rolf Elgeti. Viele Investoren seien derzeit zum Verkauf gezwungen - in Kürze sei aber mit guten Nachrichten aus den USA zu rechnen.
mm.de: Die Anschläge in Madrid haben den Kursrutsch, der an den Börsen bereits eingesetzt hatte, deutlich beschleunigt. Ist ein Ende der Schwächephase abzusehen?
Elgeti: Ein Grund für die Schwäche ist der Verschuldungsgrad der Investoren. Viele Anleger haben insbesondere an der Technologiebörse Nasdaq Aktien auf Kredit gekauft, da die Wachstumsprognosen gut und die Zinsen noch immer verlockend niedrig sind. Diese Investoren sind jetzt zum Ausstieg gezwungen: Wenn ich Aktien mit Fremdkapital gekauft habe, muss ich früh auf fallende Kurse reagieren und kann Verluste nicht aussitzen. Dies kann schnell für einen Domino-Effekt sorgen und die Märkte noch einige Wochen belasten.
mm.de: Ist die Erholung an der Börse nach einem Jahr Hausse damit vorbei?
Elgeti: Natürlich kann der Dax in den kommenden Tagen noch in Richtung 3700 Punkte fallen, wenn die Kursschwäche in den USA anhält. Ich meine allerdings, dass die strukturelle Hausse am Aktienmarkt noch nicht zu Ende ist und wir nur eine vorübergehende Schwächephase erleben.
Die Gewinne der US-Unternehmen werden auch im ersten Quartal dieses Jahres weiter steigen: Wir erwarten weitere positive Impulse aus den USA, die mittelfristig auch den europäischen Märkten helfen werden. Sofern wir von weiteren Terroranschlägen verschont bleiben, sollten wir bis zum Herbst die Verluste der vergangenen Wochen wieder wettgemacht haben.
mm.de: Welche Rolle spielt die US-Notenbank in diesem Szenario?
Elgeti: Die Fed hat durch ihre historisch niedrigen Zinsen für billige Kredite gesorgt und dem Markt damit billiges Geld zur Verfügung gestellt. Viele Marktbeobachter waren davon ausgegangen, dass die US-Notenbank mit einer Zinserhöhung die Hausse am Aktienmarkt bremsen wird. Nun läuft es andersherum: Viele Investoren sind zum Verkaufen gezwungen, die Bewertungen und der Verschuldungsgrad kommen zurück, und damit sinkt auch der Druck auf die Fed. Die US-Notenbank dürfte den Leitzins angesichts der labilen Lage eher zu lange als zu kurz niedrig halten. Wir können also bis zum Ende des Jahres mit weiterhin niedrigen Zinsen rechnen, und das ist gut für den Markt.
mm.de: Die Konjunkturaussichten haben sich aber wieder eingetrübt. Viele sorgen sich um den hohen Ölpreis.
Elgeti: Der anhaltend hohe Ölpreis und die Konsumzurückhaltung in Europa sind in der Tat Wachstumsbremsen. Jedoch wird der hohe Ölpreis in Europa durch den starken Euro abgefedert. Der starke Euro wird auch ein Grund dafür sein, dass die Unternehmenszahlen für das erste Quartal in Europa eher enttäuschen werden, während die US-Zahlen die Erwartungen schlagen dürften. Da die entscheidenden Impulse von den US-Börsen ausgehen, sind die Chancen für eine Kurserholung gut - immer vorausgesetzt, dass es nicht zu weiteren Anschlägen kommt. Der Markt vergisst recht schnell, und bald könnten wieder positive Unternehmensdaten aus den USA in den Mittelpunkt rücken.
mm.de: Welche Branchen sind jetzt interessant?
Elgeti: Ölwerte sind einen Blick wert, denn der hohe Ölpreis sorgt weiterhin für stolze Gewinnmargen bei den immer noch moderat bewerteten Unternehmen. Versicherungen könnten profitieren, wenn sich die Lage am Markt beruhigt und die Zinsen niedrig bleiben. Auch zyklische Werte sind interessant: Zumindest diejenigen Unternehmen, die Preise bestimmen können und hohe Fixkosten haben, sodass ein steigender Umsatz unmittelbar für steigende Gewinne sorgt. Das gilt für Unternehmen aus der Transport- und Industriebranche, aber nicht so sehr für den Bereich Chemie und Pharma.
http://www.manager-magazin.de/geld/geldanlage/0,2828,291386-2,00.html
"US-Gewinne werden steigen":
Rolf Elgeti, Aktienstratege bei Commerzbank Securities in London
mm.de: Die Anschläge in Madrid haben den Kursrutsch, der an den Börsen bereits eingesetzt hatte, deutlich beschleunigt. Ist ein Ende der Schwächephase abzusehen?
Elgeti: Ein Grund für die Schwäche ist der Verschuldungsgrad der Investoren. Viele Anleger haben insbesondere an der Technologiebörse Nasdaq Aktien auf Kredit gekauft, da die Wachstumsprognosen gut und die Zinsen noch immer verlockend niedrig sind. Diese Investoren sind jetzt zum Ausstieg gezwungen: Wenn ich Aktien mit Fremdkapital gekauft habe, muss ich früh auf fallende Kurse reagieren und kann Verluste nicht aussitzen. Dies kann schnell für einen Domino-Effekt sorgen und die Märkte noch einige Wochen belasten.
mm.de: Ist die Erholung an der Börse nach einem Jahr Hausse damit vorbei?
Elgeti: Natürlich kann der Dax in den kommenden Tagen noch in Richtung 3700 Punkte fallen, wenn die Kursschwäche in den USA anhält. Ich meine allerdings, dass die strukturelle Hausse am Aktienmarkt noch nicht zu Ende ist und wir nur eine vorübergehende Schwächephase erleben.
Die Gewinne der US-Unternehmen werden auch im ersten Quartal dieses Jahres weiter steigen: Wir erwarten weitere positive Impulse aus den USA, die mittelfristig auch den europäischen Märkten helfen werden. Sofern wir von weiteren Terroranschlägen verschont bleiben, sollten wir bis zum Herbst die Verluste der vergangenen Wochen wieder wettgemacht haben.
mm.de: Welche Rolle spielt die US-Notenbank in diesem Szenario?
Elgeti: Die Fed hat durch ihre historisch niedrigen Zinsen für billige Kredite gesorgt und dem Markt damit billiges Geld zur Verfügung gestellt. Viele Marktbeobachter waren davon ausgegangen, dass die US-Notenbank mit einer Zinserhöhung die Hausse am Aktienmarkt bremsen wird. Nun läuft es andersherum: Viele Investoren sind zum Verkaufen gezwungen, die Bewertungen und der Verschuldungsgrad kommen zurück, und damit sinkt auch der Druck auf die Fed. Die US-Notenbank dürfte den Leitzins angesichts der labilen Lage eher zu lange als zu kurz niedrig halten. Wir können also bis zum Ende des Jahres mit weiterhin niedrigen Zinsen rechnen, und das ist gut für den Markt.
mm.de: Die Konjunkturaussichten haben sich aber wieder eingetrübt. Viele sorgen sich um den hohen Ölpreis.
Elgeti: Der anhaltend hohe Ölpreis und die Konsumzurückhaltung in Europa sind in der Tat Wachstumsbremsen. Jedoch wird der hohe Ölpreis in Europa durch den starken Euro abgefedert. Der starke Euro wird auch ein Grund dafür sein, dass die Unternehmenszahlen für das erste Quartal in Europa eher enttäuschen werden, während die US-Zahlen die Erwartungen schlagen dürften. Da die entscheidenden Impulse von den US-Börsen ausgehen, sind die Chancen für eine Kurserholung gut - immer vorausgesetzt, dass es nicht zu weiteren Anschlägen kommt. Der Markt vergisst recht schnell, und bald könnten wieder positive Unternehmensdaten aus den USA in den Mittelpunkt rücken.
mm.de: Welche Branchen sind jetzt interessant?
Elgeti: Ölwerte sind einen Blick wert, denn der hohe Ölpreis sorgt weiterhin für stolze Gewinnmargen bei den immer noch moderat bewerteten Unternehmen. Versicherungen könnten profitieren, wenn sich die Lage am Markt beruhigt und die Zinsen niedrig bleiben. Auch zyklische Werte sind interessant: Zumindest diejenigen Unternehmen, die Preise bestimmen können und hohe Fixkosten haben, sodass ein steigender Umsatz unmittelbar für steigende Gewinne sorgt. Das gilt für Unternehmen aus der Transport- und Industriebranche, aber nicht so sehr für den Bereich Chemie und Pharma.
http://www.manager-magazin.de/geld/geldanlage/0,2828,291386-2,00.html
"US-Gewinne werden steigen":
Rolf Elgeti, Aktienstratege bei Commerzbank Securities in London