Es ist schon lustig wie die Medien - und hier sogar die Neue Zürcher Zeitung, welche äussersten Wert auf Seriösität legt, über den Ölpreis berichten. Dass man einen Preisrückgang von ca 2$ als deutlichen Einbruch ansieht - naja - er war auch in letzter Zeit "eher" ;) volatil.
1. Juni 2006, Neue Zürcher Zeitung
Deutliche Reduktion des Erdölpreises
Vor direkten US-Gesprächen mit Iran?
Fdr. Vancouver, 31. Mai
Der Erdölpreis ist am Mittwoch sowohl in New York als auch in London deutlich gesunken. Um die Mittagszeit kostete ein Fass WTI an der Nymex noch $ 70.15, nachdem der Vortagesschluss noch bei $ 72.03 gelegen hatte. Auch der Benzinpreis gab nach, da für die Bekanntgabe der amerikanischen Vorratssituation am Donnerstag höhere Zahlen erwartet werden. Die Bekanntgabe der Zahlen erfolgt wegen des Feiertags vom Montag um einen Tag später.
Die Preisreduktion um beinahe 2 $ je Fass wird am Markt weitgehend mit der Tatsache in Verbindung gebracht, dass sich die USA nun doch dazu entschlossen haben, mit Iran direkte Gespräche aufzunehmen. Am Vorabend ihrer Abreise nach Wien zu einem Treffen der fünf permanenten Mitglieder des Sicherheitsrates plus Deutschland liess die amerikanische Aussenministerin Condoleezza Rice verlauten, man sei bereit, zusammen mit den europäischen Ländern direkt mit Iran zu verhandeln, sofern Iran vorher nachweisbar seine Uran-Aktivitäten aufgebe. Von iranischer Seite war vorerst keine Reaktion erhältlich, und es ist laut Beobachtern durchaus möglich, dass das diplomatische Seilziehen wegen der amerikanischen Bedingung weitergeht.
Ein zusätzlicher Grund für den Preisnachlass dürfte der Umstand sein, dass die Opec, die am 1. Juni in Caracas zusammentritt, trotz venezolanischer Opposition vorerst kaum Hand zu einer Reduktion des Erdölausstosses bieten dürfte. Die erwartete Nachfragesteigerung im zweiten Halbjahr, die Gefahr neuer Wirbelstürme im Golf von Mexiko und die Tatsache, dass nur wenige Länder über grössere Reservekapazitäten verfügen, sprechen allesamt dagegen. Sollte sich mit Iran eine Einigung abzeichnen, die den Erdölpreis massiv unter Druck bringt, dürfte die Opec in Zukunft ihre Politik indessen revidieren. Am Markt geht man allgemein davon aus, dass das Kartell im Moment einen Preis von rund 60 $ je Fass als Reizschwelle betrachtet. - Nach Angaben des venezolanischen Opec-Repräsentanten, Ivan Orellana, haben sowohl Angola als auch der Sudan den Antrag auf Aufnahme in die Opec gestellt. Ihre Aufnahme wäre die erste seit 1971, als Nigeria zum Kartell stiess. Dagegen sind Ecuador und Gabon 1992 bzw. 1995 ausgetreten.
1. Juni 2006, Neue Zürcher Zeitung
Deutliche Reduktion des Erdölpreises
Vor direkten US-Gesprächen mit Iran?
Fdr. Vancouver, 31. Mai
Der Erdölpreis ist am Mittwoch sowohl in New York als auch in London deutlich gesunken. Um die Mittagszeit kostete ein Fass WTI an der Nymex noch $ 70.15, nachdem der Vortagesschluss noch bei $ 72.03 gelegen hatte. Auch der Benzinpreis gab nach, da für die Bekanntgabe der amerikanischen Vorratssituation am Donnerstag höhere Zahlen erwartet werden. Die Bekanntgabe der Zahlen erfolgt wegen des Feiertags vom Montag um einen Tag später.
Die Preisreduktion um beinahe 2 $ je Fass wird am Markt weitgehend mit der Tatsache in Verbindung gebracht, dass sich die USA nun doch dazu entschlossen haben, mit Iran direkte Gespräche aufzunehmen. Am Vorabend ihrer Abreise nach Wien zu einem Treffen der fünf permanenten Mitglieder des Sicherheitsrates plus Deutschland liess die amerikanische Aussenministerin Condoleezza Rice verlauten, man sei bereit, zusammen mit den europäischen Ländern direkt mit Iran zu verhandeln, sofern Iran vorher nachweisbar seine Uran-Aktivitäten aufgebe. Von iranischer Seite war vorerst keine Reaktion erhältlich, und es ist laut Beobachtern durchaus möglich, dass das diplomatische Seilziehen wegen der amerikanischen Bedingung weitergeht.
Ein zusätzlicher Grund für den Preisnachlass dürfte der Umstand sein, dass die Opec, die am 1. Juni in Caracas zusammentritt, trotz venezolanischer Opposition vorerst kaum Hand zu einer Reduktion des Erdölausstosses bieten dürfte. Die erwartete Nachfragesteigerung im zweiten Halbjahr, die Gefahr neuer Wirbelstürme im Golf von Mexiko und die Tatsache, dass nur wenige Länder über grössere Reservekapazitäten verfügen, sprechen allesamt dagegen. Sollte sich mit Iran eine Einigung abzeichnen, die den Erdölpreis massiv unter Druck bringt, dürfte die Opec in Zukunft ihre Politik indessen revidieren. Am Markt geht man allgemein davon aus, dass das Kartell im Moment einen Preis von rund 60 $ je Fass als Reizschwelle betrachtet. - Nach Angaben des venezolanischen Opec-Repräsentanten, Ivan Orellana, haben sowohl Angola als auch der Sudan den Antrag auf Aufnahme in die Opec gestellt. Ihre Aufnahme wäre die erste seit 1971, als Nigeria zum Kartell stiess. Dagegen sind Ecuador und Gabon 1992 bzw. 1995 ausgetreten.