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| Financial Times DeutschlandDerivate: Nichts geht über Bärenmärkte von Matthias Schmitt Mittwoch 2. Juli 2008, 10:36 Uhr
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| Fast 20 Prozent hat der Deutschen Aktienindex (Dax (Xetra: Nachrichten) ) im ersten Halbjahr 2008 bereits eingebüßt. Doch die Befürchtungen, dass es weiter abwärts gehen könnte, sind bei den Marktakteuren weiterhin groß. Steigende Rohstoffpreise und Inflationsraten, eine rückläufige Konjunktur und die Angst vor steigenden Zinsen geben den Pessimisten neue Nahrung.
Vor diesem Hintergrund basteln die Produktentwickler in den Emissionshäusern verstärkt an Strukturen, mit denen Investoren bei fallenden Kursen Geld verdienen. Jüngstes Beispiel sind die neuen Reverse-Discount-Chance-Zertifikate von Sal. Oppenheim. Die "Bären-Papiere" sind eine Weiterentwicklung der Reverse-Protect-Discountzertifikate und bieten Pessimisten noch größere Gewinnchancen.
Ein Beispiel: Bei dem Reverse-Discount-Chance-Zertifikat auf den Dax beträgt der Referenzstand 6700 Punkte. Zudem gibt es einen Trigger-Level bei 5250 Punkten. Notiert der Dax während der Laufzeit kein einziges Mal unter dem Trigger-Level, und liegt er am Bewertungstag, das ist der 2. Juni 2009, unterhalb des Referenzstands, erfolgt die Rückzahlung zu 100 Euro. Bei einem aktuellen Kurse von 96,94 Euro errechnet sich ein kleiner Gewinn von rund 3,2 Prozent.
Attraktiv ist die neue Konstruktion daher nur für Pessimisten, die einen zeitweiligen Rückgang auf mindestens 5250 Punkte im Dax erwarten. Wird der Trigger-Level während der Laufzeit erreicht oder unterschritten, fällt die Gewinnbegrenzung weg. Jeder Prozentpunkt, den der Dax unter dem Referenzstand von 6700 Punkten liegt, verwandelt sich dann in einen 1 Euro Gewinn. Ein Dax-Stand von beispielsweise 5000 Punkten am Fälligkeitstag bedeutet eine Rückzahlung zu 125,37 Euro.
Wichtig: Der Trigger-Level muss während der Laufzeit nur ein einziges Mal berührt oder unterschritten worden sein. Klettert der Dax anschließend wieder, beispielsweise auf 6000 Punkte, profitieren Anleger dennoch vom Kursrückgang gegenüber dem Referenzstand. In diesem Fall beträgt der Rückzahlungsbetrag 110,45 Euro.
Gefährlich werden für Anleger Kurssteigerungen über den Referenzstand von 6700 Punkten hinaus. Diese reduzieren sofort den Rückzahlungsbetrag. Steigende Kurse führend dann eins zu eins zu fallenden Rückzahlungsbeträgen. Aufgrund des aktuellen Kurses des Zertifikats von 96,94 Euro ergibt sich jedoch ein kleiner Puffer. Erst ab einem Dax-Stand am Bewertungstag von rund 6900 Punkten erleiden Anleger Verluste.
Derzeit sind neben Papieren mit einer Laufzeit bis Juni 2009 auch Reverse-Discount-Chance-Zertifikate mit Fälligkeit am 2. Dezember 2008 am Markt. Allerdings kosten die Kurzläufer bei einem Kurs von 100,39 Euro fast vier Prozent mehr.
Je nach Markterwartung können Anleger über die Wahl des Trigger-Levels ein für sie passendes Produkt finden. Grundsätzlich gilt: Je tiefer der Trigger angesetzt ist, desto günstiger ist das Zertifikat aktuell. So kostet beispielsweise ein Dax-Reverse-Discount-Chance-Zertifikat mit einem Trigger-Level bei 4400 Punkten und einer Laufzeit bis Juni 2009 nur 94,54 Euro. Doch bis es hier zu einer Rückzahlung von mehr als 100 Euro kommt, muss der Dax noch fast 2000 Punkte fallen.
Dennoch kann das Papier für Dax-Pessimisten interessant sein. Zum einen verdienen Anleger fast sieben Prozent, sofern der Dax im Juni 2009 bei weniger als 6700 Punkten notiert, zum anderen wird der Kurs des Zertifikats auch während der Laufzeit anziehen, falls der Dax fällt. Auslöser für den Kursanstieg ist dann die erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass der Trigger-Level erreicht wird.
Neben Zertifikaten auf den Dax bietet Sal. Oppenheim die neuen Reverse-Papiere auch auf den EuroStoxx 50 (Zürich: Nachrichten) an. Bei einem Vergleich sollten Anleger bedenken, dass es sich beim Dax um einen Performance-, bei seinem europäischen Pedant hingegen um einen Kursindex handelt. Daher sehen die Konditionen bei Zertifikaten auf den EuroStoxx 50 weniger attraktiv aus, ohne dass sie tatsächlich schlechter sind. Denn aufgrund der Nichtberücksichtigung der Dividenden wird sich von den beiden Indizes die Kursvariante schlechter entwickeln als die Performanceversion.
Ein Vergleich mit Reverse-Protect-Discount-Papieren zeigt, dass die neue Variante zwar größere Chancen bietet, aber auch höhere Risiken birgt. Bei der Protect-Variante erhalten Anleger den Maximalbetrag, solange der deutlich höher angesiedelte Protect-Level nicht verletzt worden ist. Im Gegenzug sind bei der Reverse-Protect-Variante die Gewinne der Investoren aber durch einen Cap begrenzt.
Die neuen Reverse-Discount-Chance-Zertifikate eignen sich nur für Investoren, die von deutlichen Kursrückgängen bis unter den Trigger-Level ausgehen, sich der Risiken aber vollauf bewusst sind. Da es keine Protect-Funktion gibt, können steigende Kurse des Basiswerts Verluste schnell anwachsen lassen.
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