"Der Yen wird den Abwärtstrend wieder aufnehmen"

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"Der Yen wird den Abwärtstrend wieder aufnehmen"

 
21.03.02 06:08
21. März 2002 Seit Anfang Februar hat die japanische Börse etwas mehr als 20 Prozent zugelegt. Auch der Yen zeigte zwischendurch urplötzlich Stärke. Manche Marktteilnehmer reden nun schon wieder einmal vom bevorstehenden Aufschwung in Japan.

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FAZ.NET unterhielt sich mit Andrew Fung, Head of Research der Rabobank International in Singapur. Er beurteilt die Lage in Japan eher skeptisch. An der Börse rechnet er mit fallenden Kursen, der Yen dürfte nach seiner Einschätzung den Abwärtstrend wieder aufnehmen und könnte bis Ende des Jahres gegen den Dollar bis auf 150 fallen.

Wir haben in den vergangenen Tagen starke Bewegungen gesehen im Dollar-Yen-Verhältnis. Was war wohl die Ursache?

Ich denke, Ursache waren Kapitalrückflüsse nach Japan mit Blick auf das Ende des Fiskaljahres am 31. März. Gleichzeitig wurden wohl spekulative Positionen gegen den Yen aufgelöst und führten zu einer entsprechend starken Gegenbewegung gegen den Abwärtstrend. Wenige große Marktteilnehmer traten als aggressive Verkäufer auf, lösten damit vorplatzierte Orders aus und führten so zu einem Schneeballeffekt.

Wie geht es weiter mit dem Yen?

Ich denke er wird sich wieder abschwächen. Denn im April dürfte sich herausstellen, dass sich der Ausblick für die japanische Wirtschaft überhaupt nicht verbessert hat. Gleichzeitig gibt es kaum Hoffnung auf entscheidende Änderungen in der Geld- oder Fiskalpolitik. Wenig Perspektive also für die Wirtschaft.

Wo wird denn der Yen in einem Monat gegen den Dollar liegen?

Ich denke, Ende des Monats dürfte er wieder bei 135 Yen liegen, Mitte des Jahres bei 140 Yen und Ende des Jahres sogar bei 150 Yen.

Werden da nicht die umliegenden Staaten auf Grund der Wettbewerbsnachteile nervös?

Da wird zwar viel Lärm gemacht. Aber das einzige Land, das wegen dem schwächeren Yen tatsächlich Probleme bekommen könnte, das ist Korea. Denn das steht von den Produkten her im unmittelbaren Wettbewerb zu Japan. China gibt zwar auch Laut, ist aber beim Export kein direkter Wettbewerber zu Japan. Die Chinesen dürfte eher die Sorge umtreiben, dass sich mit dem Yen auch andere Währungen der Region abschwächen könnten. Etwa Staaten wie die Philippinen oder Indonesien. Die konkurrieren mit der Produktion „weniger werthaltiger“ Güter mit China. Die Vergangenheit zeigt aber, dass die anderen Währungen in Asiens sich nicht so stark wie der Yen abschwächen werden.

Könnte der Yen sogar über die 150 gehen?

Das hängt von der Geldpolitik der Notenbank ab. Ich bin einer derjenigen, die dafür sind, dass die Zentralbank die Notenpresse anwirft, einfach Geld druckt und damit die eigenen Schulden zurückkauft. Das hätte natürlich einen merklichen Effekt auf den Wechselkurs. Nur sollte sie das in einem stärkeren Ausmaß tun als bisher.

Ist das die einzige Lösung für die japanischen Probleme?

Es gibt zwei Möglichkeiten. Das sind einmal Reformen: Abbau der Schulden, von Überkapazitäten und die Flexibilisierung der Wirtschaft. Außer Versprechungen haben wir in diesen Punkten bisher nicht viel gesehen. Jetzt scheint auch Ministerpräsident Koizumi die fiskalpolitische Disziplin schleifen zu lassen. So bleibt als einzige Hoffnung die Monetarisierung der Schulden.

Wir haben in den vergangenen Wochen starke Kursgewinne bei japanischen Aktien gesehen. Geht das so weiter?

Sicher nicht. Immerhin werden sich einige Teile des Nikkei gut entwickeln. Nämlich Unternehmen, die stark international tätig sind. Beispielsweise Autohersteller wie Nissan oder auch Sony. Diese Firmen müssen sich dem globalen Wettbewerb stellen und dürften für einen globalen Wirtschaftsaufschwung gut positioniert sein. Inlandsorientierte Firmen sind allerdings sehr, sehr problematisch.

Was wird passieren im April, wenn das Fiskaljahr zu Ende ist. Werden wir 8.000 Punkte im Nikkei sehen?

Sicher werden wir tiefen sein, als wir jetzt sind. Genau kann man das nicht sagen, aber sehr wahrscheinlich wird ein großer Teil der Kursgewinne der vergangenen Tage wieder verschwinden.

Kann man auf den „März-Effekt“ spekulieren?

In der Vergangenheit mag das möglich gewesen sein. Aber in der Zukunft wird sich die Bewertungspraxis bei den Banken verändern. So dürfte dieses Phänomen nicht mehr so ausgeprägt sein.

Viele Anleger sind bullisch auf Asien. Sie auch?

Das Problem ist, Asien wird von einem globalen Wirtschaftsaufschwung profitieren. Zwar sahen die jüngsten Daten in den USA gut aus. Betrachtet man allerdings die Verbindung zwischen den USA und Asien, so besteht ein großer Teil der Exporte in die USA aus elektronischen Gütern. Aber gerade in diesem Bereich dürfte die Nachfrage nicht allzu stark steigen. Denn in den USA gibt es immer noch starke Überkapazitäten. So könnten die Erwartungen stark übertrieben sein.

Das heißt, der Anleger sollte nur selektiv einsteigen. Aber wo?

Was ich sicher sagen kann, das ist, dass die Binnennachfrage in Indonesien und auf den Philippinen ziemlich stark sein wird. Möglicherweise können noch Rohstoffunternehmen von der globalen Erholung profitieren. Ist nur die Frage, wie stark. Bei Exportunternehmen ist wie angedeutet Vorsicht angesagt.

Wie steht es mit China?

Ich denke die Bedeutung von China ist stark übertrieben worden. Es mag günstig sein, aber es gibt immer noch Infrastruktur- und Rechtsprobleme. Die Öffnung wird nicht so schnell gehen, wie viele denken. Besser dürfte es sein, in die umliegenden Staaten zu investieren. Allerdings könnten diese auch unter Konkurrenzdruck von China kommen.

Singapur hat kürzlich den Devisenmarkt etwas weiter liberalisiert. Was war der Grund?

Das Land ist relativ klein und hat keine Ressourcen. So versucht es im Finanzgeschäft wettbewerbsfähig zu bleiben. Dieser Schritt soll wohl vor allem den Rentenmarkt attraktiver machen.
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