Der Bulle im Bärenfell!

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tom68:

Der Bulle im Bärenfell!

 
09.11.02 20:14
 
Auch wenn ich mittelfristig bullisch bleibe, stehen die Zeichen auf Korrektur...
 
Market Track / Kommentar:

Es gibt einen sehr interessanten Indikator, den ich meinen Mailboxindikator nenne.

Als ich im Oktober 2002 auf der bullischen Seite geblieben bin, häuften sich Mails, in denen ich als fahrlässig und unverbesserlich bullisch betitelt wurde. Okay, jeder der im Internet eine Meinung vor einer breiten Öffentlichkeit kundtut, bekommt eine Menge Mails und fängt positive wie auch negative Kritik ein. Diese Kritik ist mir eine große Hilfe, da sie eben als Indikator dient. Immer wenn sich meine Mailbox staut und die meisten Autoren meine Position in Frage stellen, haben wir es grundsätzlich mit einem Kontraindikator zu tun. Am Tief im Oktober 2002 waren es die Bären, die ihren Missmut zum Ausdruck brachten und nicht verstehen wollten, weshalb ich bullisch geblieben bin. Heute sind es die Bullen, die zwar wesentlich weniger Aggressivität an den Tag legen als seinerzeit die Bären, doch auch jetzt wird mir unterbreitet, dass meine eher vorsichtige, möglicherweise auch kurzfristig bärische Haltung eine Fehleinschätzung sei. Die meisten Mails haben derzeit einen bullischen Unterton und bärische Standpunkte vernehme ich derzeit eher selten.

Laßt uns die Psychologie betrachten

Die letzten Nummern von Investors Intelligence zeigen eine Bullenquote von 49,4 % und eine Bärenquote von 29,3 %. Somit liegt die Differenz bei 20,1 und wie wir wissen befindet sich die Differenz im Bereich von 30 in einem Extrem. Das Problem ist nur, dass der Markt nicht selten nach unten gedreht hat, bevor ein Extrem erreicht worden ist. Oft dreht der Markt nach unten und die Differenz weitet sich dennoch aus, sprich die Investoren werden bullischer, während der Markt schon in die Binsen geht. In diesem Fall bekommen wir eine negative Divergenz und die deutet wiederum an, dass wir vor einem deutlicheren Rückgang stehen. Tatsache ist also, dass wir nicht erst eine Differenz von 30 sehen müssen, um von anstehendem Kursverfall sprechen zu können. Es ist eher so, dass eine Differenz von 30 zur äußersten Vorsicht mahnt, doch nach unten drehen kann der Markt schon früher.

Laßt uns die vergangenen Wendepunkte betrachten

Wir sollten uns einfach Mal die Differenz an den Tops des jüngsten Bärenmarktes betrachten um meine Ausführung zu veranschaulichen. Die untere Graphik zeigt die Nummern von Investors Intelligence und die 21-Tage-Durchschnitte des VIX und des Put/Call Ratios an jeweiligen Hochpunkten des jüngsten Bärenmarktes.

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Es läßt sich schön erkennen, dass der COMPX meist gedreht hat, bevor wir eine Differenz im Bereich von 30 gesehen haben. Am Augusthoch 2002 lag die Differenz sogar bei -3,3 und das ist extrem ungewöhnlich. Dies ist mitunter ein Grund, weshalb ich im August bullisch geblieben bin und darauf beharrte, dass wir die Julitiefs 2002 in den US-Indizes nicht nachhaltig durchbrechen werden. Dennoch habe ich einen derart nervenaufreibenden Test der Julitiefs für die unwahrscheinliche Variante gehalten, weshalb ich bullisch geblieben bin.

Nun befinden wir uns in der Differenz wieder bei 20,1 und sowohl im Juli 2000, als auch im September 2000, wie im Mai 2001 haben wir Hochs bei einer geringeren Differenz gebildet. Betrachten wir uns nur die derzeitige Bullenquote von 49,4 %, sehen wir, dass wir im Juli 2000, im September 2000 im Mai 2001 und im August 2002 ein Top ausgebildet haben, obwohl die Bullenquote geringer war als heute. Es liegt also auf der Hand, dass die Marktteilnehmer zu bullisch sind und wenn ich in der Telebörse höre, dass der DAX wohl erst Mal zwischen 3050 und 3400 pendeln sollte, bevor er nach oben ausbricht, dreht sich mir der Magen um.

Dennoch gibt es einen Unterschied

Bei meiner Beurteilung der Marktpsychologie spielen die Nummer von Investors Intelligence nicht die einzige Rolle. Ich betrachte auch den 21-Tage-Durchschnitt des VIX (CBOE Volatilitätsindikator) und des Put/Call Ratios um ein genaueres Bild über den mittelfristigen Verlauf zu bekommen. Der VIX-Durchschnitt stand am 6. November 2002 bei 39 und der Put/Call Ratio-Durchschnitt stand bei 0,72. Es läßt sich sofort erkennen, dass diese Stände ungewöhnlich hoch für Market Tops sind und wenn ich das in meine Gesamtthese mit einfließen lasse, komme ich auf folgendes Urteil:

Wir sind noch in der Bodenbildungsphase!

Die Zahlen von Investors Intelligence verdeutlichen uns, dass der Platz nach oben kurzfristig zu ist. Sicherlich ist nicht auszuschließen, dass wir noch eine kleine Rally sehen könnten, bevor der Markt deutlicher zurücksetzt, doch das scheint mir eher unwahrscheinlich zu sein. Im VIX und im Put/Call Ratio sehen wir, dass der Platz nach unten auf mittelfristige Sicht zu ist und so komme ich zu dem Ergebnis, dass wir es wohl mit einer kurzfristigen Korrektur zu tun haben, die den Markt insofern bereinigen soll, als dass die Bullen abnehmen und die Bären etwas zunehmen, womit die Differenz wieder unter 10 fallen kann.

Nun komme ich zurück zu unserer S-K-S Formation

Die Idee einer S-K-S Formation ist bei Leibe nicht neu und ich habe schon am 8. Oktober (bevor wir die Tiefs bildeten) eine Graphik veröffentlicht, die den möglichen Verlauf des NASDAQ Composite darstellte. Damals betonte ich, dass mir dieser Verlauf die wahrscheinlichste Variante zu sein schien und ich begründete es rein technisch. Ich habe die Graphik nochmals mitgebracht:

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Insgesamt bin ich also mittelfristig bullisch, so viel steht fest! Aus kurzfristiger Perspektive sehe ich jedoch keine Edge nach oben und bin eher auf eine Korrektur eingestellt! Diese Korrektur kann 3-5 Wochen dauern und den COMPX bis auf 1220 Punkte zurück drängen, was einem derzeitigen Verlust von ca. 10 % entspräche. Der Dow könnte sich im Zuge dessen die 7877 ansehen, was einem Verlust von 7,7 % entspräche. Der DAX könnte sich die 2800 ansehen, was einem Verlust von 9 % entspräche. Nachdem der DAX jedoch stets etwas fleißiger ist, wenn es um Kursverfall geht, könnte er auch einen doppelten Boden bilden und bis auf 2600 Punkte zurückgehen, was einem Verlust von 15,5 % entspräche. Dass der DAX bei 3000 hält und von dort aus kräftig ansteigt, halte ich für die unwahrscheinlichere Variante.

So möchte ich also verstanden wissen, dass ich zu guter Letzt nur meinem Gedanken vom 8 .Oktober 2002 Treu bleibe und keinen Verrat an den Bullen übe.

Als wir über 1400 lagen, habe ich zwar eine bullische These verfasst, doch seinerzeit lagen die Daten von Investors Intelligence noch nicht auf meinem Tisch und nachdem ich sie nun vorliegen habe, muß ich sie in meiner Tradingthese berücksichtigen. Fazit ist also, dass wir uns nach wie vor in einer Bodenbildungsphase befinden. Der Vorteil an dieser Nummer ist, dass wir nach der Bodenbildung, sprich dem Durchbruch der 1430 im COMPX, eine sehr kräftige Unterstützung haben, die im ersten Halbjahr 2003 die Grundlage einer kräftigen und dynamischen Rally sein sollte. Ein weiterer Vorteil ist, dass viele von Euch eine zweite Einstiegschance bekommen werden, wenngleich es nicht einfach sein wird, am Tief der aktuellen Korrektur einzusteigen, denn das Sentiment dürfte sehr schnell drehen und ziemlich bärisch werden, sobald der DAX unter 3000 marschiert, der COMPX die 1300 nach unten durchbricht und im Dow die 8000 fällt. Dies ist jedoch die Grundlage für eine Fortsetzung der Rally und was wir in den kommenden Wochen sehen sollten, gehört für mich in die Kategorie BÄRENFALLE. Demzufolge bin ich nicht wirklich bärisch sondern lediglich der Bulle, der sich im Rahmen des baldigen Faschinganfangs ein Bärenfell anzieht!

Zu guter Letzt möchte ich wiederholt zum Ausdruck bringen, dass es nicht einfach ist, den kurzfristigen Verlauf der Märkte einzuschätzen und so ist meine Gesamtdarstellung keine Empfehlung, sonder nur meine Sicht der Dinge. Ich bin auch nicht darauf aus, Euch eine Richtung zu diktieren, sondern teile einfach nur meine Gedanken mit Euch und gebe Euch somit die Gelegenheit, an meinem Denkprozess teilzuhaben.

Ihr wisst ja, nicht immer richtig, aber immer ehrlich!

Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende!


Feedback an:  nabil.khayat@fondex.de

Widerstände: siehe  www.fondex.de

Market Track / mittelfristige Sicht siehe www.fondex.de

Market Track / langfristige Sicht siehe www.fondex.de

FONDEX VERMÖGENSMANAGEMENT





moebius:

Zum Thema Kontraindikator:

 
09.11.02 20:57
So sehr eine Zunahme des bullishen Sentiments dafür sorgt, dass die Kurse steigen, so sehr sollte man jemandem glauben, der von sich behauptet, er sei ehrlich!
:-)

Also gehe ich davon aus, dass es sich bei dem Autor um jemanden handelt, der leider noch nicht eingestiegen ist und nun auf eine zweite Chance hofft, also jede Menge Wunschdenken mit dabei!

:-)
zombi17:

Ist doch egal

 
09.11.02 21:15
Einfach enge SL setzen , entweder es läuft oder nach der nächsten Chance suchen.
Im Moment gibt es reichlich ,in den letzten 2 Jahren  war die Börse noch nie so leicht, wie im Moment.
Gruß
Der Bulle im Bärenfell! 846484
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