Der Aktienmarkt droht heiß zu laufen

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9745400lopi:

Der Aktienmarkt droht heiß zu laufen

 
21.11.01 19:28
Der Aktienmarkt droht heiß zu laufen 
Experten: Die Rallye dauert an, fehlende fundamentale Untermauerung macht die Börse aber anfällig. Charttechnik gewinnt zunehmend an Bedeutung

Kurse klettern vor der Konjunkturwende
Kopfschüttelnd beobachteten Volkswirte am Mittwoch die Entwicklung am deutschen Aktienmarkt. Obwohl sich der viel beachtete Ifo-Geschäftsklimaindex entgegen den Erwartungen weiter eingetrübt hat, schwächte sich der Dax nur leicht ab und kletterte in einer ersten Reaktion sogar weiter nach oben. Erklärungen waren schnell zur Hand: Die Verschlechterung des Konjunkturindikators habe erneut Zinssenkungsfantasie in den Markt gebracht, hieß es etwa von Händlerseite.

Doch Fakt ist: Je weiter sich die Kurse von fundamentalen Faktoren abkoppeln, auf umso wackeligeren Beinen steht der Aufschwung an den Börsen. "Die derzeitige liquiditätsgetriebene Hausse ist wesentlich anfälliger als ein Aufschwung, der sich realwirtschaftlich begründen lässt", so ein Fondsmanager. Deshalb drängt sich Investoren die Frage auf: Wohin kann die Rallye noch führen?

Schon jetzt ist der Aufholprozess Schwindel erregend, wie die Liste der Kursgewinne seit dem Septembertief zeigt. Dow Jones plus 20 Prozent, Nasdaq plus 32 Prozent, Euro-Stoxx-50 plus 31 Prozent, Dax plus 45 Prozent, Nemax-50 plus 102 Prozent, heißt es da. "In einzelnen Branchen sind auf europäischer Ebene schon wieder deutliche Überbewertungen auszumachen", warnt Carsten Klude von M. M. Warburg. So weise der Technologiesektor auf Basis der Gewinne für 2002 ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von 48 auf. "Das ist zwar weniger als im Frühjahr 2000, als es bei 61 lag, liegt aber deutlich über dem Durchschnittswert seit 1995, der bei 28 liegt." Ähnlich sehe es in den Bereichen Medien und Telekommunikation aus. Für den Dax hat Klude einen fairen Wert von 4750 Punkten ermittelt. Derzeit notiert der Index bei über 5100 Zählern und hat damit schon viel vorweg genommen.

Ein Rückschlagpotenzial oder gar ein Zeitpunkt für die Trendwende leitet sich aus diesen Bewertungsmodellen jedoch nicht ab. "Ich würde den Kursanstieg auch nicht als gänzlich übertrieben abtun, denn in der Vergangenheit hat sich der Aktienmarkt schon oft als guter Indikator für die Volkswirtschaft erwiesen", sagt Klude. Dies verdeutlicht die Grafik, die dem Dax einen gewissen Vorlauf zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts bescheinigt. Heute wird das BIP anlässlich der Veröffentlichung der Daten für das dritte Quartal wieder im Fokus stehen.
Allerdings sind die Ökonomen auch einig, dass längerfristig ohne bessere Konjunkturdaten und Unternehmensergebnisse die Rechnung der Marktteilnehmer kaum aufgeht. "Wir sind überzeugt, dass die Aufwärtsbewegung zunächst andauern wird und auch die Rotation von Finanz- und Versorgertiteln in Telekomwerte und Zykliker anhält", sagt Michael Hartnett, Stratege bei Merrill Lynch. "Doch wenn sich die Wachstumserwartungen nicht spätestens im ersten Quartal 2002 verbessern, wird der Kursaufschwung ein abruptes Ende finden." Vor allem die Auftragseingänge und die Vertrauensindikatoren müssten sich verbessern, damit die Liquiditätsrallye zu einer Fundamentalrallye werde.

Trotz der Zuversicht am Markt dürfen sich Anleger also nicht in Sicherheit wiegen. "Längerfristig bleibt die fundamentale Analyse erste Wahl, kurzfristig sollten Investoren auch auf charttechnische Faktoren achten", rät der Fondsmanager.
Hier stehen die Signale zunächst weiter auf grün. Für den Dax macht Thomas Durban von Delbrück Asset Management den nächsten Widerstand bei 5500 Zählern aus. "Das Potenzial von zehn Prozent wird der Index aber kaum ausschöpfen können", meint der technische Analyst. Denn beim Dow Jones liege der nächste Widerstand bei 10 120 Zählern und beim Euro-Stoxx-50 bei 3900 Zählern. Durban: "Daraus ergibt sich nur ein Aufwärtspotenzial von 2,5 beziehungsweise fünf Prozent, und das schränkt auch die Entwicklung des Dax ein."

Gruß Kostolmoney
9745400lopi:

Geschäfts-Aussichten trüben sich weiter ein 

 
21.11.01 19:53

Ifo-Index fällt auf tiefsten Stand seit 1993, Experten sprechen dennoch von Anzeichen für Stabilisierung
Berlin - Nach einem monatelangen Stimmungsabschwung in der deutschen Wirtschaft ist nach Meinung von Experten noch kein Umschwung in Sicht. "Es gibt einige Zeichen für eine Stabilisierung, aber noch kein Zeichen für eine Erholung in naher Zukunft", sagte Gernot Nerb, Volkswirt des Ifo-Instituts. Die Münchner Wirtschaftsforscher veröffentlichten am Mittwoch den Oktober-Wert ihres Geschäftsklimaindexes.
Nach einem starken Einbruch im September ist der Index im Folgemonat erneut gefallen - auf den tiefsten Stand seit acht Jahren. Er ging von 85,0 auf 84,7 Punkte zurück. Das bedeutet, dass sich die Geschäftserwartungen der westdeutschen Unternehmen für die nächsten sechs Monaten weiter verschlechtert haben. Die aktuelle Lage dagegen wurde positiver eingeschätzt als noch vor einem Monat. Analysten hatten mit einem unveränderten Wert gerechnet. Das Ifo-Institut berechnet den Index aus den Ergebnissen einer Umfrage bei 7000 Unternehmen.

"Immerhin ist der Index nicht eingebrochen", kommentierte der Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Axel Nitschke, die Zahlen aus München. Die Erholung in Deutschland werde sich wohl verzögern. Der Einzelhandel in Deutschland fürchte bereits um das Weihnachtsgeschäft, sagte Nitschke. Mit einer Trendwende sei erst "später im nächsten Jahr" zu rechnen. Hypo-Vereinsbank-Chefvolkswirt Martin Hüfner wertete die Daten als Zeichen für eine Stabilisierung. Der Crash sei vorbei, "wir stabilisieren uns auf niedrigem Niveau".

In der Schlüsselbranche Maschinen- und Anlagenbau wird das etwas anders gesehen. Musste die wichtigste deutsche Exportbranche den erwarteten Produktionszuwachs in diesem Jahr bereits von fünf auf drei Prozent reduzieren, wird für 2002 ein Rückgang der Produktion um zwei Prozent erwartet.
Auch die Europäische Kommission zeichnet in ihrer neuesten Herbstprognose ein düsteres Bild für 2002. Die deutsche Wirtschaft werde dann mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,7 Prozent in der EU das Schlusslicht sein, hieß es in der Prognose. Ein unerwartet starker Rückgang des Welthandels habe sich auf die deutschen Exporte ausgewirkt. Für 2003 sagt die Kommission dagegen ein kräftiges Wachstum von 2,8 Prozent in Deutschland voraus. "Die Wirtschaftsaussichten sind mit einem ungewöhnlich großen Unsicherheitsgrad behaftet, nicht zuletzt wegen der Terroranschläge", heißt es jedoch in der EU-Prognose. Unternehmen und Verbraucher verhielten sich abwartend. Erst 2002 erhole sich die Konjunktur wieder langsam.
Mit ihrer Prognose liegen die Statistiker in Brüssel auf einer Linie mit den Vorhersagen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sowie dem Internationalen Währungsfonds (IWF), aber auch dem Sachverständigenrat. Dagegen erwarten die fünf großen deutschen Forschungsinstitute und die Bundesregierung 2002 ein Wachstum von rund 1,3 Prozent. phn/svb/rau

Auto: Furcht vor Export-Einbruch
2001 sollte nach dem schwächeren Vorjahr die Trendwende für die Automobilindustrie bringen. Doch die Hoffnung auf höhere Zahlen bei den Neuzulassungen haben sich verflüchtigt. Im besten Fall wird in diesem Jahr in Deutschland der Vorjahreswert von 3,38 Mio. verkauften Autos erreicht werden können. Auch der Blick in die nahe Zukunft verheißt nichts Gutes. So fürchtet etwa der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) im kommenden Jahr Einbußen beim Export, der Stütze der heimischen Automobilindustrie. Vor allem bei den Ausfuhren nach Westeuropa, wohin drei Viertel der Autos deutscher Hersteller gehen, wird sich der deutliche Aufschwung dieses Jahres nicht fortsetzen. Problematisch dürfte zudem die Entwicklung des US-Marktes werden. Dabei können die Verkaufserfolge im Oktober nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie nur das Resultat von massiven Preisabschlägen sind. Studien sagen voraus, dass sich die Lage frühestens Mitte des kommenden Jahres wieder beruhigt. Für das Jahr 2002 rechnet Professor Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft in Nürtingen "mit einer Stagnation des Automobilmarktes". Nach einem schwachen ersten Halbjahr werde es in der zweiten Jahreshälfte in Deutschland, Europa und den USA zu einer Belebung des Marktes kommen. Japan werde seiner Ansicht nach diesem Trend mit einer gewissen Zeitverzögerung folgen. Noch schwieriger als im Pkw-Bereich ist die Lage bei Nutzfahrzeugen.  

Bau: Im siebten Krisenjahr
Die Bauindustrie befindet sich im siebten Krisenjahr in Folge. Viele Unternehmen sind in die Insolvenz gerutscht, die meisten anderen haben von der Substanz gelebt. Mehr als 280 000 Bauarbeiter haben seit 1990 ihren Job verloren, allein in diesem Jahr kommen fast 100 000 dazu - nach einer schon als düster bezeichneten Schätzung von 50 000 weiteren Arbeitslosen zu Beginn des Jahres. Das Licht am Ende des Tunnels, das Bau-Präsident Ignaz Walter zu erkennen geglaubt hatte, erwies sich als Täuschung: Die Grünen verhinderten den konjunkturstabilisierenden Einsatz von Bahn-Mitteln im Straßenbau - immerhin 1,5 Mrd. DM, die die Bahn nun erst im nächsten Jahr verbauen wird. Für 2001 ist dieses Geld dem Investitionsvolumen entzogen. Im September verzeichnete die Branche einen weiteren Rückgang im Auftragseingang von 8,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Der industrielle Wohnungsbau ist im Westen wie im Osten tot, beim Wirtschaftsbau gibt es im Westen positive Anzeichen durch eine gestiegene Zahl von Baugenehmigungen. Allerdings warten zahlreiche Unternehmen Signale aus den Märkten ab, bevor sie investieren. Im Osten wird im kommenden Jahr lediglich eine Verlangsamung des Rückgangs erwartet. Die Hoffnung der Branche konzentriert sich auf den privatwirtschaftlich finanzierten Autobahnbau. Als positivste Nachricht muss daher gelten, dass die Zahl der arbeitslosen Bauleute 2002 voraussichtlich nur noch um 20 000 steigen wird.

Touristik: Stark angeschlagen
Im Luftverkehr herrscht Krisenstimmung wie seit Jahren nicht mehr. Bereits vor dem 11. September war klar, dass die Umsätze wegen der nachlassenden wirtschaftlichen Dynamik zurückgehen werden. Nach dem 11. September sind sie schließlich dramatisch eingebrochen. So rechnet die Lufthansa bis zum Jahresende mit einem Umsatzrückgang von 1,2 Mrd. Euro. Zwar hat die Gesellschaft nach neun Monaten noch rund zwölf Mrd. erwirtschaftet und damit einen operativen Gewinn von 290 Mio. Euro erzielt, aber der könnte bis zum Jahresende noch erheblich abschmelzen. Denn der Vorstand rechnet mittlerweile damit, dass es auch 2002 keine wesentliche Änderung des Reiseverhaltens geben wird. Aus diesem Grund ist auch der Reisetochter Thomas Cook ein striktes Sparprogramm verordnet worden. Nun deuten sich erste Entlassungen bei der Lufthansa an, wenngleich ein Massenexodus wie bei der Konkurrenz wahrscheinlich verhindert werden kann. Immerhin sollen aber 2000 bis 4000 Stellen abgebaut werden. Viele andere Tourismusfirmen schätzen die Zukunftsaussichten nicht so schlecht ein. Beim Marktführer TUI zeigt die Buchungskurve für Winterreisen nach eigenen Angaben wieder nach oben. Die TUI versucht, diesen Trend mit massiver Werbung zu unterstützen. Rund 30 Mio. DM und damit 25 Prozent mehr als im Vorjahr wollen die Hannoveraner ausgeben, um den verängstigten Deutschen das Reisen wieder schmackhaft zu machen.

IT: Verhaltenes Wachstum
Die deutsche IT-Wirtschaft blickt verhalten optimistisch ins nächste Jahr. Zwar musste der Branchenverband Bitkom seine Wachstumsprognose für 2002 nach den Terroranschlägen und wegen der schwachen weltweiten Konjunktur deutlich nach unten korrigieren, aber mit einem erwarteten Plus von 4,9 Prozent auf 267 Mrd. DM steht man besser da als die meisten anderen Branchen. Auch bei der Beschäftigung soll es einen leichten Zuwachs von zwei Prozent geben, das entspricht 16 000 neuen Jobs. "Die Branche steht differenziert da", sagt Bitkom-Geschäftsführer Bernhard Rohleder. Besonders schlecht gehe es derzeit den PC- und Handyherstellern, während Mobilfunk- sowie Internet- und Onlinedienste mit einem starken Wachstum rechnen können. Auch im E-Business sei die Konsolidierungsphase abgeschlossen. "Wer bis jetzt überlebt hat, ist solide und übersteht auch das nächste Jahr", so Rohleder. Sorge bereite der Branche vor allem die aktuelle Diskussion über die gesundheitliche Belastung durch elektromagnetische Strahlung, weil dadurch die Rahmenbedingungen für UMTS gefährdet seien. Auch die gebeutelte Szene der Internet-Start-ups sieht wieder Licht am Ende des Tunnels: "Die Aussichten für den Markt sind nicht schlecht", meint Robert Berengeno vom Verband Enef. Darum suchten die Unternehmen auch weiterhin qualifizierte Mitarbeiter aus dem IT-Bereich. Durch die Terroranschläge sei es aber noch schwieriger geworden, Investoren zu finden.
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