Der Aktienmarkt droht heiß zu laufen
Experten: Die Rallye dauert an, fehlende fundamentale Untermauerung macht die Börse aber anfällig. Charttechnik gewinnt zunehmend an Bedeutung
Kurse klettern vor der Konjunkturwende
Kopfschüttelnd beobachteten Volkswirte am Mittwoch die Entwicklung am deutschen Aktienmarkt. Obwohl sich der viel beachtete Ifo-Geschäftsklimaindex entgegen den Erwartungen weiter eingetrübt hat, schwächte sich der Dax nur leicht ab und kletterte in einer ersten Reaktion sogar weiter nach oben. Erklärungen waren schnell zur Hand: Die Verschlechterung des Konjunkturindikators habe erneut Zinssenkungsfantasie in den Markt gebracht, hieß es etwa von Händlerseite.
Doch Fakt ist: Je weiter sich die Kurse von fundamentalen Faktoren abkoppeln, auf umso wackeligeren Beinen steht der Aufschwung an den Börsen. "Die derzeitige liquiditätsgetriebene Hausse ist wesentlich anfälliger als ein Aufschwung, der sich realwirtschaftlich begründen lässt", so ein Fondsmanager. Deshalb drängt sich Investoren die Frage auf: Wohin kann die Rallye noch führen?
Schon jetzt ist der Aufholprozess Schwindel erregend, wie die Liste der Kursgewinne seit dem Septembertief zeigt. Dow Jones plus 20 Prozent, Nasdaq plus 32 Prozent, Euro-Stoxx-50 plus 31 Prozent, Dax plus 45 Prozent, Nemax-50 plus 102 Prozent, heißt es da. "In einzelnen Branchen sind auf europäischer Ebene schon wieder deutliche Überbewertungen auszumachen", warnt Carsten Klude von M. M. Warburg. So weise der Technologiesektor auf Basis der Gewinne für 2002 ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von 48 auf. "Das ist zwar weniger als im Frühjahr 2000, als es bei 61 lag, liegt aber deutlich über dem Durchschnittswert seit 1995, der bei 28 liegt." Ähnlich sehe es in den Bereichen Medien und Telekommunikation aus. Für den Dax hat Klude einen fairen Wert von 4750 Punkten ermittelt. Derzeit notiert der Index bei über 5100 Zählern und hat damit schon viel vorweg genommen.
Ein Rückschlagpotenzial oder gar ein Zeitpunkt für die Trendwende leitet sich aus diesen Bewertungsmodellen jedoch nicht ab. "Ich würde den Kursanstieg auch nicht als gänzlich übertrieben abtun, denn in der Vergangenheit hat sich der Aktienmarkt schon oft als guter Indikator für die Volkswirtschaft erwiesen", sagt Klude. Dies verdeutlicht die Grafik, die dem Dax einen gewissen Vorlauf zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts bescheinigt. Heute wird das BIP anlässlich der Veröffentlichung der Daten für das dritte Quartal wieder im Fokus stehen.
Allerdings sind die Ökonomen auch einig, dass längerfristig ohne bessere Konjunkturdaten und Unternehmensergebnisse die Rechnung der Marktteilnehmer kaum aufgeht. "Wir sind überzeugt, dass die Aufwärtsbewegung zunächst andauern wird und auch die Rotation von Finanz- und Versorgertiteln in Telekomwerte und Zykliker anhält", sagt Michael Hartnett, Stratege bei Merrill Lynch. "Doch wenn sich die Wachstumserwartungen nicht spätestens im ersten Quartal 2002 verbessern, wird der Kursaufschwung ein abruptes Ende finden." Vor allem die Auftragseingänge und die Vertrauensindikatoren müssten sich verbessern, damit die Liquiditätsrallye zu einer Fundamentalrallye werde.
Trotz der Zuversicht am Markt dürfen sich Anleger also nicht in Sicherheit wiegen. "Längerfristig bleibt die fundamentale Analyse erste Wahl, kurzfristig sollten Investoren auch auf charttechnische Faktoren achten", rät der Fondsmanager.
Hier stehen die Signale zunächst weiter auf grün. Für den Dax macht Thomas Durban von Delbrück Asset Management den nächsten Widerstand bei 5500 Zählern aus. "Das Potenzial von zehn Prozent wird der Index aber kaum ausschöpfen können", meint der technische Analyst. Denn beim Dow Jones liege der nächste Widerstand bei 10 120 Zählern und beim Euro-Stoxx-50 bei 3900 Zählern. Durban: "Daraus ergibt sich nur ein Aufwärtspotenzial von 2,5 beziehungsweise fünf Prozent, und das schränkt auch die Entwicklung des Dax ein."
Gruß Kostolmoney
Experten: Die Rallye dauert an, fehlende fundamentale Untermauerung macht die Börse aber anfällig. Charttechnik gewinnt zunehmend an Bedeutung
Kurse klettern vor der Konjunkturwende
Kopfschüttelnd beobachteten Volkswirte am Mittwoch die Entwicklung am deutschen Aktienmarkt. Obwohl sich der viel beachtete Ifo-Geschäftsklimaindex entgegen den Erwartungen weiter eingetrübt hat, schwächte sich der Dax nur leicht ab und kletterte in einer ersten Reaktion sogar weiter nach oben. Erklärungen waren schnell zur Hand: Die Verschlechterung des Konjunkturindikators habe erneut Zinssenkungsfantasie in den Markt gebracht, hieß es etwa von Händlerseite.
Doch Fakt ist: Je weiter sich die Kurse von fundamentalen Faktoren abkoppeln, auf umso wackeligeren Beinen steht der Aufschwung an den Börsen. "Die derzeitige liquiditätsgetriebene Hausse ist wesentlich anfälliger als ein Aufschwung, der sich realwirtschaftlich begründen lässt", so ein Fondsmanager. Deshalb drängt sich Investoren die Frage auf: Wohin kann die Rallye noch führen?
Schon jetzt ist der Aufholprozess Schwindel erregend, wie die Liste der Kursgewinne seit dem Septembertief zeigt. Dow Jones plus 20 Prozent, Nasdaq plus 32 Prozent, Euro-Stoxx-50 plus 31 Prozent, Dax plus 45 Prozent, Nemax-50 plus 102 Prozent, heißt es da. "In einzelnen Branchen sind auf europäischer Ebene schon wieder deutliche Überbewertungen auszumachen", warnt Carsten Klude von M. M. Warburg. So weise der Technologiesektor auf Basis der Gewinne für 2002 ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von 48 auf. "Das ist zwar weniger als im Frühjahr 2000, als es bei 61 lag, liegt aber deutlich über dem Durchschnittswert seit 1995, der bei 28 liegt." Ähnlich sehe es in den Bereichen Medien und Telekommunikation aus. Für den Dax hat Klude einen fairen Wert von 4750 Punkten ermittelt. Derzeit notiert der Index bei über 5100 Zählern und hat damit schon viel vorweg genommen.
Ein Rückschlagpotenzial oder gar ein Zeitpunkt für die Trendwende leitet sich aus diesen Bewertungsmodellen jedoch nicht ab. "Ich würde den Kursanstieg auch nicht als gänzlich übertrieben abtun, denn in der Vergangenheit hat sich der Aktienmarkt schon oft als guter Indikator für die Volkswirtschaft erwiesen", sagt Klude. Dies verdeutlicht die Grafik, die dem Dax einen gewissen Vorlauf zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts bescheinigt. Heute wird das BIP anlässlich der Veröffentlichung der Daten für das dritte Quartal wieder im Fokus stehen.
Allerdings sind die Ökonomen auch einig, dass längerfristig ohne bessere Konjunkturdaten und Unternehmensergebnisse die Rechnung der Marktteilnehmer kaum aufgeht. "Wir sind überzeugt, dass die Aufwärtsbewegung zunächst andauern wird und auch die Rotation von Finanz- und Versorgertiteln in Telekomwerte und Zykliker anhält", sagt Michael Hartnett, Stratege bei Merrill Lynch. "Doch wenn sich die Wachstumserwartungen nicht spätestens im ersten Quartal 2002 verbessern, wird der Kursaufschwung ein abruptes Ende finden." Vor allem die Auftragseingänge und die Vertrauensindikatoren müssten sich verbessern, damit die Liquiditätsrallye zu einer Fundamentalrallye werde.
Trotz der Zuversicht am Markt dürfen sich Anleger also nicht in Sicherheit wiegen. "Längerfristig bleibt die fundamentale Analyse erste Wahl, kurzfristig sollten Investoren auch auf charttechnische Faktoren achten", rät der Fondsmanager.
Hier stehen die Signale zunächst weiter auf grün. Für den Dax macht Thomas Durban von Delbrück Asset Management den nächsten Widerstand bei 5500 Zählern aus. "Das Potenzial von zehn Prozent wird der Index aber kaum ausschöpfen können", meint der technische Analyst. Denn beim Dow Jones liege der nächste Widerstand bei 10 120 Zählern und beim Euro-Stoxx-50 bei 3900 Zählern. Durban: "Daraus ergibt sich nur ein Aufwärtspotenzial von 2,5 beziehungsweise fünf Prozent, und das schränkt auch die Entwicklung des Dax ein."
Gruß Kostolmoney