Dax-Sentiment: Von Umschwung keine Spur

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jack303:

Dax-Sentiment: Von Umschwung keine Spur

 
10.09.02 09:08

Von Florian Schröder

Stimmungsindikator "Notes" im August: Das Meinungsklima hat sich nur bei einigen wenigen Blue Chips verbessert. Der Indikator ist auf den zweitschlechtesten Wert seit 1999 gerutscht.

 

Noten für den Blue-Chip-Index


Die Stimmung an den Aktienmärkten dümpelt von einem Tief zum nächsten, ein Hoch ist nicht in Sicht. Auch der Dax-Stimmungsindikator "Notes" der Münchner Schumacher’s AG spiegelt die Tristesse unter den Marktteilnehmern wider. Notes fasst monatlich rund 1400 Analystenempfehlungen für den Dax zusammen. Ende August lag die durchschnittliche Dax-Stimmung bei einem Wert von 1,76 - das ist das zweitschlechteste Ergebnis seit Einführung des Indikators im Jahre 1999.

Dennoch können Anleger den Stimmungsindikator gerade jetzt als Anlageinstrument heranziehen. Zwei Strategien lassen sich dabei unterscheiden:



Steigt die Stimmung, zieht der Kurs nach


- Zum einen können Trendwenden ein Signal zum Einstieg liefern. Das Kalkül: Bessert sich die Stimmung für den einen oder anderen Wert, so zieht mittelfristig auch der Kurs nach. Das ist möglicherweise bei den Aktien der Fall, deren Beurteilungen sich im vergangenen Monat signifikant verbessert haben. So hat die Deutsche Bank etwa gleich zehn Plätze wettgemacht und notiert derzeit bei einem Notes-Wert von 1,72 gegenüber 1,96 im Juli. Nach Meinung der meisten Analysten zeigt sich die Frankfurter Großbank im Vergleich zur Konkurrenz resistenter gegen die deprimierende Marktentwicklung und konzentriert sich zunehmend erfolgreich auf ihr Kerngeschäft, etwa durch Verkäufe von Anteilen der Allianz und Münchener Rück-Versicherung .


Die Deutsche Telekom , VW und RWE haben sich um acht Plätze verbessert. Aus dem Stimmungstief der vergangenen Monate herausgeklettert und bereits mehrheitlich mit positiveren Analysteneinschätzungen bedacht, sind Lufthansa , Eon , MAN , RWE, BMW , Adidas und ThyssenKrupp .



Antizyklische Strategie


- Eine Strategie für Anleger mit längerem Atem setzt konsequent auf Bärenaktien, jene Werte also, die von der Finanzgemeinde als besonders schlecht eingestuft werden. "Wenn die Stimmung schlecht ist, können die Kurse für den Anleger zumindest nicht die schlechtesten sein", sagt Notes-Chef Manfred Schumacher.


Ein Musterportfolio mit den Dax-Werten, die 1999 beim Start des Indikators die niedrigsten Stimmungswerte auswiesen, hätte bis heute einen Renditevorsprung von 15 Prozent gegenüber dem Dax-Mittelwert erzielt. Der Grund: "Sentiment-Analysen wie Dax-Notes sind klassische Kontraindikatoren. Clevere Anleger sollten einsteigen, wenn die Stimmung am Boden ist und aussteigen, wenn die Stimmung gut ist", sagt Schumacher. Das mag dann besonders schwer fallen, wenn einfach kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist. Schumacher: "Irgendwann sind die Bären so stark in der Überzahl, dass es automatisch zu einem Umschwung kommen muss."




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Zur Grafik:




Drei Monate in Folge an der Spitze: Lufthansa

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Modus: Aus den Noten 1 für "kaufen", 2 für "halten" und 3 für "verkaufen", die Analysten in ihren Empfehlungen für die Dax-Werte vergaben, errechnet sich im August ein Mittelwert von 1,76. Ende Juni hatte dieser bei 1,78 gelegen. Noch deutet nichts auf eine Trendwende hin. Weitere Informationen unter:

hjw2:

sentiment

 
22.12.02 12:31
Strategie-Interview: Für Geld ist Deutschland nicht der beste Ort

Thorsten Polleit, Chefökonom bei Barclays Capital in Frankfurt, im Gespräch mit der FTD über die Konjunktur, den Standort Deutschland und die Aussichten für Investoren.

FTD: Herr Polleit, Sie werden derzeit mit Anfragen von institutionellen Anlegern überhäuft, wie sich Konjunktur und Zinsen im kommenden Jahr entwickeln werden. Wie fällt Ihre Antwort aus?

Polleit: Wir sehen für 2003 im Euro-Raum ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,3 Prozent. In Amerika dürfte das BIP um 3,6 Prozent wachsen. Für Deutschland erwarten wir einen Zuwachs von 0,5 bis 1,0 Prozent. Die Zinsen werden in Europa weiter sinken. Ich möchte aber betonen, dass der Wert von Konjunkturprognosen, die ja die nahe Zukunft betreffen, nicht überschätzt werden sollte.


FTD: Was sind für Sie denn die entscheidenden Kriterien, an denen Investoren ihre Anlageentscheidungen ausrichten sollten?


Polleit: Entscheidend ist, was die Gesamtheit der Marktteilnehmer im Durchschnitt für die nächsten Jahre erwartet. Das gilt für die Zinsen wie für das Wachstum. Die Zinsentwicklung im Euro-Land zeigt langfristig eine deutliche Tendenz nach unten. Zum einen liegt das daran, dass Inflation kein trendbestimmender Faktor mehr ist. Die Finanzmärkte finden, dass die EZB ihren Job gut macht und glauben, dass die durchschnittliche Inflationsrate der nächsten Jahre nicht über zwei Prozent steigen wird. Zum anderen spiegelt der Zins die geschätzte Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft wider. Und hier wird Deutschland wie den anderen Euro-Raum-Ländern immer weniger zugetraut.


FTD: Wie wird denn die Leistungsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft eingeschätzt?


Polleit: Betrachtet man den langfristigen Wachstumspfad, also den durchschnittlichen Einkommenszuwachs der vergangenen zehn Jahre, so liegt der in Deutschland derzeit bei 1,5 Prozent. In den kommenden Jahren dürfte er sich auf ein Prozent zubewegen. Euro-Land wächst langfristig noch mit knapp zwei Prozent. Im Vergleich dazu haben die Amerikaner einen Wachstumspfad von rund drei Prozent.


FTD: Woran liegt es, dass die Finanzmärkte Deutschland so wenig zutrauen?


Polleit: Deutschland hat ein strukturelles Problem: zu viel Staat, zu wenig Markt. Das tötet die wirtschaftliche Dynamik ab. Wachstum ist ein Kuppelprodukt von Freiheiten, die man Menschen gibt, etwas zu tun, auszuprobieren, etwas zu investieren oder zu konsumieren. Meine Auffassung ist: Wachstum ist das Ergebnis einer freiheitlichen Ordnung. Wir brauchen weniger Staatsquote, weniger Staatsausgaben und - das ist essenziell - die Reduzierung der Staatsschulden. Nicht alle Menschen sehen das so. Die Präferenz der Deutschen wie der Europäer scheint eher auf staatliche Intervention ausgerichtet zu sein.


FTD: Heißt das für Anleger, sie sollen sich vorrangig in den USA engagieren?


Polleit: Geld fließt immer zum besten Wirt. Vor dem Hintergrund hoher Staatsschulden und einer extrem hohen Staatsquote ist der Standort Deutschland nicht der beste Wirt. Ich war, bin und bleibe ein "Dollar-Bulle". Innerhalb der westlichen Welt dominieren die USA meine Strategieempfehlung. Ich glaube außerdem, dass die asiatischen Märkte an Bedeutung gewinnen werden. Generell sollten sich Anleger Gedanken darüber machen, wo sich auf dieser Erdkugel in Zukunft die Wohlstandspotenziale entfalten werden. Europa wird nicht der Nutznießer sein, sondern insbesondere Asien - Japan einmal ausgenommen. Als Investor würde ich mich in Europa noch für eine gewisse Zeit in festverzinslichen Anleihen mit einer Laufzeit zwischen fünf und zehn Jahren positionieren.


FTD: Belastet der Irak-Konflikt die internationalen Finanzmärkte noch?


Polleit: Ja. Auch wenn die Krise schon eine Weile andauert, die Volatilität bleibt. Volkswirtschaftlich gesehen, sind Kriegsszenarien immer schädlich.


FTD: Wo sehen Sie Lichtblicke?


Polleit: Ich werte die Stabilität unserer Wirtschaftssysteme als sehr positiv. Wenn man sich anschaut, welche negativen Ereignisse die Marktsysteme allein in den vergangenen anderthalb Jahren abgefedert haben: den 11. September, einen weltweiten Konjunktureinbruch, die Terrorbedrohung, so sollte man Mut und Zuversicht daraus schöpfen, dass wir trotz allem 2002 noch ein positives Wachstum erwirtschaftet haben. Ich glaube, dass die Einkommen auch im kommenden Jahr nicht sinken werden.


Das Interview führte für die FTD Ina Kirsch.



© 2002 Financial Times Deutschland

www.ftd.de/bm/ga/1040216122259.html

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www.aktienboard.com/vb/...p?s=7485867235adbe33a1cfeace20519432


 
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