Deutsche Bank
Da es im gestrigen Tagesverlauf keine dramatischen Veränderungen in der charttechnischen Beurteilung der Einzelindizes gegeben hat, macht sich Uwe Wagner, Händler der Deutschen Bank, Gedanken über die mittelfristige Entwicklung des DAX.
Die Fragen die sich nach Meinung des Handelsexperten stellen, lauten:
(1) Handelt es sich derzeit nur um eine technische Korrektur und brechen wir danach im DAX unter neue Tiefs innerhalb des noch immer gültigen primären Abwärtstrends?
(2) Müssen wir mit einer lang anhaltenden Seitwärtsphase rechnen, ähnlich der Kursentwicklung nach den kräftigen Aufwärtsreaktionen im September / Oktober 2001? Oder sind Kursanstiege weiterhin möglich?
Aus technischer Sicht könne keine konkrete Antwort auf diese Fragen gegeben werden. Lediglich Szenarien könnten definiert und festlegt werden, wann diese ihre Gültigkeit verlieren und Wahrscheinlichkeiten somit ermitteln, mit denen Szenarien in ihrer Bedeutung gewichtet werden könnten. Somit beschränke sich die Technische Analyse auf die Diagnose des Marktes und der Entwicklung von Entwicklungsszenarien, welche täglich auf ihre (noch gültige) Richtigkeit hin überwacht werden müssten. Das Ergebnis der Betrachtung sei somit nur eine gültige Momentaussage, die logisch begründbar sein müsse, mit den heute und jetzt zur Verfügung stehenden Ausgangsbedingungen.
Dieser Chart zeige den aktuell gültigen, übergeordneten Abwärtstrend, innerhalb dessen sich zwei untergeordnete Abwärtstrends ausbildeten. Der erste dieser untergeordneten Abwärtstrends hätte definitionsgemäß Bestand von Mai bis Oktober letzten Jahres gehabt, der zweite Trend habe sich im Dezember letzten Jahres ausgebildet und stünde aktuell zur Disposition.
Dieser „zweite, untergeordnete“ sekundäre Trend, werde aktuell knapp unterhalb der 2.600 Indexpunkte begrenzt und könne im Grunde bereits als überwunden angesehen werden, wenn auch noch jede Nachhaltigkeit fehle. Bei der Betrachtung des bisherigen Ausmaßes dieses Trendverlaufes in einem linear skalierten Chart falle auf, dass dieser in den letzten Tagen um sein minimales Korrekturpotential korrigiert worden wäre. Der Handelsexperte gibt der entsprechenden „übergeordneten“ Korrekturpotentiale wie folgt an: 2.616 / 2.680 (Minimumkorrektur), 2.832 (Normalkorrektur), 2.983 / 3.045 (Maximumkorrektur).
Da es sich hier um einen „Trend“ mit den hinzugehörenden Reaktionen und nicht um einen einfachen, reaktionsfreien Bewegungsimpuls handele, würden hier die bisher immer wieder in Verbindung mit Korrekturpotentialen herangeführten Wahrscheinlichkeiten für Trendfortsetzungen bzw. –umkehrungen zwar nicht gelten, dennoch sollten nach Meinung von Uwe Wagner diese „übergeordneten“ Reaktionspotentiale durchaus als Orientierungs- und potentielle Wendepunkte betrachtet werden. Aktuell steige damit die Wahrscheinlichkeit, dass der DAX nach Ausschöpfen des errechneten minimalen Korrekturpotentials in eine abwärts ausgerichtete Reaktion übergehen könne. Chart 3 zeige wiederum einen linear skalierten Chart des DAX auf Tagesbasis, diesmal mit den Reaktionspotentialen (rote Linien), bezogen auf den jüngsten (nahezu reaktionsfrei verlaufenden) Aufwärtsimpuls. Komme es zu einer Reaktion auf der Unterseite, so erwartet der Händler der Deutschen Bank Abschläge bis 2.512 / 2.488 (Minimumkorrektur), 2.431 (Normalkorrektur), bzw. 2.374 / 2.350 (Maximumkorrektur). Da der hier zugrunde liegende Aufwärtsimpuls bisher reaktionsfrei verlaufen sei, könne man hier durchaus unterstellen, dass sich anhand des Ausmaßes der möglichen und erwarteten Reaktionen Wahrscheinlichkeiten ableiten ließen, ob und inwieweit innerhalb des laufenden Bewegungsfraktals mit weiter steigenden Kursen (nach Abschluss einer Reaktion) zu rechnen sei, oder ob Seitwärtskonsolidierungen mittelfristig realistischer zu erwarten seien.
Konkret bedeutet dies, dass wenn der DAX im Falle einer Reaktion höchstens bis auf sein errechnetes minimales Korrekturpotential bei 2.512 / 2.488 zurückfalle, man mit einer Wahrscheinlichkeit von 65 / 67 % davon aus könne, dass der Kursverlauf wieder nach oben hin an Fahrt gewinne und das „übergeordnete“ Normalkorrektur-Potential bei 2.832 in Angriff nehmen könne.
Falle der DAX dagegen bis auf Höhe seiner errechneten Normalkorrektur bei 2.431 zurück, sinke die Trefferquote / Wahrscheinlichkeit für diese positive Erwartungshaltung bereits auf knapp 50 Prozent zurück. Dagegen steige die Wahrscheinlichkeit an, dass man mittelfristig im laufenden Bewegungsfraktal mit der Ausbildung einer Konsolidierungszone rechnen müsse. Bei einem Ausschöpfen des maximalen Korrekturpotentials bis 2.374 / 2.350 wird´s auf der Oberseite für die positive Erwartungshaltung dünn, so Uwe Wagner weiter. In diesem Falle könne man nur noch mit einer Trefferquote von etwa 37 Prozent (Zufall) damit rechnen, dass nach Abschluss einer Reaktion ein Aufschwung in Richtung 2.832 erfolge. In diesem Falle sei die Wahrscheinlichkeit für die Ausbildung einer Konsolidierungsphase weit höher mit einem nicht unerheblichen Restrisiko, dass man tatsächlich noch einmal neue Tiefstkurse sehen werde.