
Comroad: Verdacht der Bilanzfälschung wurde erhärtet
Die Sonderprüfung beim skandalgebeutelten Elektronikanbieter Comroad hat den Verdacht massiver Bilanzfälschungen erhärtet. Aus dem Abschlussgutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner werde deutlich, dass ein Großteil der verbuchten Umsätze zwischen den Jahren 1998 und 2000 vermutlich nicht existierte, teilte die neue Comroad-Geschäftsführung am Donnerstag in München mit.
Hingegen berichtete Rödl & Partner, die Prüfung habe Erkenntnisse gebracht, die sogar über das bisher Bekannte hinaus gingen. Details dazu dürften die Wirtschaftsprüfer aber nicht veröffentlichen. Dies müsse Comroad überlassen werden, sagte ein Sprecher.
In einem Zwischenbericht hatte Rödl & Partner im April bekannt gegeben, dass das Unternehmen vermutlich seit 1998 fast seinen gesamten Umsatz frei erfunden hatte. Allein im Jahr 2000 seien 97 Prozent des Umsatzes über eine Firma in Hongkong abgewickelt worden, die es vermutlich nicht gab. Diese Ergebnisse seien bestätigt worden, teilte Comroad mit. Aktionärsschützer hatten diese Enthüllungen als einen der schwersten Betrugsfälle am Neuen Markt gewertet.
Die Jahresabschlüsse 1998 bis 2000 waren von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG geprüft und testiert worden. Erst bei der Prüfung des Jahresabschlusses 2001 waren der Gesellschaft Unregelmäßigkeiten aufgefallen. Mitte Februar hatte KPMG das Mandat aus diesem Grunde gekündigt. Comroad-Gründer und Ex-Vorstandschef Bodo Schnabel wurde wenige Tage darauf wegen Verdachts des Kursbetrugs verhaftet. Auch gegen seine Frau, die im Aufsichtsrat des Unternehmens sitzt, wird ermittelt. Comroad war im Zuge der Enthüllungen auch von Neuen Markt in Frankfurt verbannt worden. Bei ihrer Neuorganisation sieht sich die neue Geschäftsführung auf gutem Weg.
ftd.de, Do, 20.6.2002, 19:53