Clown George W. Bush (Untertitel: Hilfe)

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vega2000:

Clown George W. Bush (Untertitel: Hilfe)

 
08.03.02 11:03

BUSH-FILM
Die Rückkehr von Clown George
Die USA sind mitten im Krieg, und ausgerechnet jetzt erinnern zwei Dokumentationen an der Heimatfront daran, dass ihr oberster Feldherr George W. Bush im tiefsten Innern ein Clown ist. Das Weiße Haus findet das offenbar gar nicht witzig.


New York - Das Beste an dem neuen Buch und dem noch nicht gezeigten Film über George W. Bush sind die Gerüchte. Es soll unzählige Anrufe gegeben haben, von nervösen Bush-Vertrauten bei Journalisten. Sie sollten ihnen eine Kopie des Films beschaffen oder zumindest einen Tipp geben, was denn zu erwarten sei. Eine Kopie des Buches sei im Vorfeld gar bei einer Party in einer Journalisten-Wohnung gestohlen worden, berichtete die "Washington Post" atemlos.
Was das Weiße Haus angeblich derart in Aufregung versetzt, sind zwei Insider-Erzählungen aus dem Wahlkampf 2000, jener Zeit, als Bush noch kein Staatsmann, sondern eine Witzfigur war. Es war die Zeit, als er täglich mit Versprechern kämpfte und - gerne am Mikrofon - die Tiefen seines Unwissens offenbarte. Erst vor wenigen Monaten konnten die Bush-Mitarbeiter, immer um das Image ihres Bosses besorgt, aufatmen: Seit dem 11. September ist fast alle Kritik verstummt, Bush ist der populärste Präsident aller Zeiten. Doch nun rücken das Buch und der Film seine Mängel wieder ins nationale Rampenlicht.

"New York Times"-Reporter Frank Bruni und NBC-Producerin Alexandra Pelosi sind eineinhalb Jahre im Wahlkampftross mit Bush gereist, im Bus, im Flugzeug, durch schlechte Motels und noch schlechtere Diner. Dabei sind sie dem derzeitigen Präsidenten näher gekommen, als es ein Reporter jemals wieder schaffen wird. Es war die letzte Chance, bevor sich die Türen des Weißen Hauses hinter Bush schlossen, wie Bruni in seinem Buch "Ambling into History" bemerkt.

Beide Autoren wollen Bush so zeigen, wie er wirklich ist: seine Vorlieben, seine Sprüche, sein Verhalten in der Öffentlichkeit. Wer politische Analyse erwartet, wird enttäuscht. "Es gibt nicht einen Moment politischer Substanz in meinem Film", verrät die 31-jährige Pelosi. Bush hatte überhaupt nichts dagegen, schließlich "war er am glücklichsten, wenn er nicht über Politik reden musste" (Bruni). Der Kandidat produzierte sich gerne vor Pelosis Digicam, schlug sogar den Titel des Films vor: "Journeys with George". Was genau Pelosi eingefangen hat, wissen bisher jedoch nur wenige Eingeweihte. Die Premiere des 85-Minuten-Films findet heute auf einem Filmfestival in Austin/Texas statt.

Ein Fisch namens Billy

Doch was an Bord des Wahlkampffliegers vor sich ging, kann man sich dank Brunis Buch bereits gut genug vorstellen. Er präsentiert Bush, der damals noch "der Gouverneur" genannt wurde, als einen Clown, der sich die Langeweile damit vertrieb, die mitreisenden Reporter mit allerlei Spielchen und Witzen zu unterhalten. So kam er einmal den Flugzeuggang entlang, in der Hand einen batteriebetriebenen Gummifisch namens Billy Bass, der auf Knopfdruck "Take me to the river" sang. Der Fisch "amüsierte ihn ohne Ende", schreibt Bruni. Ein anderes Mal erwähnte Bush, dass er früher mal Latein gehabt habe. Er erinnere sich jedoch nur noch an einen Satz: "Ubi ubi sub ubi". Das heiße übersetzt so viel wie "Wo, oh, wo ist deine Unterwäsche?"

Die Beispiele für den eigenartigen Humor Bushs sind großzügig durch den Text gesprenkelt. Einer seiner Lieblingsgags war es, glatzköpfigen Reportern die Hand aufzulegen und mit priesterlicher Miene "Heile" zu befehlen. Das habe er so witzig gefunden, dass er nie müde wurde, es zu wiederholen, schreibt Bruni. Überhaupt habe Bush ein ausgeprägtes "taktiles Element": "Er fasste uns alle ständig an." Mehrere Male hätten sich zwei Hände von hinten um seinen Hals gelegt - als er sich umdrehte, lachte ihm Bush entgegen.

Einmal wurde Bush während eines Interviews mit Bruni ein Erfrischungstuch gereicht - was er sich prompt über den Kopf legte, um dann darunter hervorzublinzeln. "Er konnte unglaublich albern sein", kommentiert Bruni. Der Präsident sei "ein Mann mit einem inneren Kind". Das wurde auch an seinem Geschmack deutlich: Von Cheez Doodles bis hin zu Erdnussbutter-Marmelade-Broten liebte Bush alles, was Kinder mögen. "Wenn er Pommes aß, dippte er sie in Ketchup-Lachen, die größer und tiefer waren als bei jedem anderen Über-Zwölfjährigen."

Faszinierende Nonchalance
 
Dieser "Spieltrieb" legte sich auch nicht, nachdem Bush ins Weiße Haus eingezogen war. "Noch Monate nach seinem Einzug begeisterten ihn all die coolen Vorrichtungen, wie zum Beispiel der kleine rote Knopf in seinem privaten Esszimmer, mit dem er den Butler rufen konnte", schreibt Bruni.
 
Es sind Passagen wie diese, die das Weiße Haus wohl gern verhindert hätte. Aber Bruni ist alles andere als ein Bush-Hasser. Im Gegenteil: Er mag ihn, gerade weil er so hemdsärmelig ist.

Zwar deutet er an, dass ihn Bushs "alarmierende Ahnungslosigkeit" ab und zu beunruhigt,

doch am Ende nimmt er ihn immer in Schutz. Bruni gefällt die Bush-Kultur, in der alle "Big Al" oder "Freddieboy" oder "Panchito" heißen, in der Neulinge statt mit "Hello" mit "Hey Buddy" begrüßt werden.

Die Nonchalance, mit der Bush die Regeln bricht, fasziniert Bruni. Bush sei auch alles andere als blöd. Das zeige schon die Selbstironie, mit der er den Spöttern den Wind aus den Segeln nimmt. Brunis abschließendes Urteil ist bereits deutlich vom "neuen Bush" nach dem 11. September beeinflusst. So bewundert er ihn für seinen Glauben an Gott, der ihm die Kraft gegeben hätte, den Krieg gegen den Terror zu führen. Er gibt zu, das vermeintliche Leichtgewicht unterschätzt zu haben.

Auch Pelosi ist Bush wohlgesonnen. In einem Interview mit dem konservativen "Weekly Standard" sagte die Tochter einer der höchsten demokratischen Abgeordneten, dass sie einen "ausgesprochen guten Draht" zu Bush habe und keinerlei Interesse daran, ihn zu blamieren. Glaubt man dem "Weekly Standard"-Redakteur, der den Film als Einziger in seiner vollen Länge gesehen hat, enthält er zwar genug Szenen, die eines angehenden Präsidenten unwürdig sind. Aber das Weiße Haus hat wohl keinen Grund zur Aufregung, die Charme-Offensive des Präsidenten auf die Reporter hat gewirkt.

Quelle: Der Spiegel
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