Chr. E. Frenko

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Chr. E. Frenko

 
26.06.01 06:20
 Die US-Märkte haben ihrenA bwaertstrend
 mit erhoehter Dynamik fortgesetzt. Nunmehr droht die NASDAQ
 wieder in Richtung der alten Tiefstaende von Anfang April zu-
 rueckzufallen. Mit Unterschreiten der 2.000er-Marke koennte sich
 diese Befuerchtung konkretisieren. Grund fuer den fortgesetzten
 Abwaertstrend sowohl bei den Technologiewerten als auch bei den
 Standardwerten sind die unzaehligen Gewinnwarnungen der letzten
 Wochen in Verbindung mit Wirtschaftsindikatoren, die noch kei-
 nerlei Anzeichen einer bevorstehenden Wirtschaftserholung er-
 kennen lassen.

 Tatsache ist, dass die Erwartung einer bevorstehenden Konjunk-
 turerholung derzeit lediglich von der Hoffnung getragen wird.
 Zwar ist es wahrscheinlich, dass die massiven Zinssenkungen der
 US-FED in Verbindung mit den rueckwirkenden Steuersenkungen der
 Bush-Administration eine signifikant erhoehte Liquiditaet
 bedeuten, deren Konjunkturstimulans sich im 1. Halbjahr 2002
 auch auf der Unternehmensseite manifestieren sollte - der
 wahrscheinlichste Fall tritt jedoch nicht immer ein.

 So bleibt zunaechst abzuwarten, inwiefern weitere Zinssenkungen
 und die eingangs erwaehnten Steuersenkungen ausreichen, um in
 den USA die gleichzeitig stark gestiegenen Benzin- und Energie-
 preise zu ueberkompensieren. Denn eines ist sicher: Die bisheri-
 gen Zinssenkungen spuelten keine zusaetzliche Liquiditaet in die
 Maerkte, sondern glichen lediglich diesen Teuerungseffekt aus.
 Dass die statistische Inflationsgroesse in den USA dennoch nicht

 beaengstigend hoch ausfaellt, liegt lediglich an der Tatsache,
 dass in den USA die Kernrate als massgeblich betrachtet wird.

 Die Kernrate berechnet sich aus Preisauftrieb ex Energie- und
 Lebensmittelpreisen. Das ist jedoch ein zweischneidiges Schwert,
 denn zum einen trifft es zwar meist zu, dass Energiepreise und
 Lebensmittelpreise eine stark Volatilitaet aufweisen und daher
 als wenig repraesentativ zu betrachten sind, zum anderen sind
 die Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln durchaus
 realwirtschaftlich und damit vom Verbraucher zu bezahlen, der
 diese Inflation sehr wohl in seinem Geldbeutel spuert.

 Die Hoffnungen vieler Analystenhaeuser auf eine Wirtschaftserho-
 lung basieren grob betrachtet gleichermassen auf einer erhoehten
 Liquiditaet durch Zins- und Steuersenkungen sowie auf der Er-
 wartung fallender Energiepreise. An dieser Stelle sei die Frage
 gestellt, was denn passiert, wenn die Energiepreise nicht, nicht
 genuegend oder ueberhaupt nicht fallen? Diese Frage ist gerade
 in den USA sehr naheliegend, denn die Vereinigten Staaten be-
 finden sich inmitten einer Energiekrise, die ungeachtet des
 Energiefoerderungs-Programms der Bush-Administration noch einige
 Jahre anhalten wird.

 Die Energieknappheit in den USA geht sogar schon soweit, dass
 europaeische Stromversorger in Erwartung von jahrelang hohen
 Margen verstaerkt in die USA expandieren. Der zweite Kernfaktor
 ist der Rohoelpreis. Auch hier sehen wir es als keineswegs
 selbstverstaendlich an, dass der Rohoelpreis wieder signifikant
 und anhaltend unter die 15 Dollar je Barrel faellt. Ein Oelpreis
 von unter 15 USD entspricht dem Niveau, auf dem der Wirtschafts-
 boom bis 2000 in den USA stattfand.

 Derzeit liegen wir deutlich ueber 25 USD und Anzeichen einer
 Preisnormalisierung sind nicht zu erkennen. Hierbei kommt er-
 schwerend hinzu, dass die Verknappung der fossilen Brennstoffe
 unaufhaltsam voranschreitet. Dies ist auch deutlich daran zu
 erkennen, dass die Oelexplorationsgesellschaften in den letzten
 Jahren beaengstigend wenig Erfolge bei der Entdeckung neuer
 Oelquellen hatten.

 Als ob dies noch nicht genug waere, kommt weiter erschwerend
 hinzu, dass gerade in den USA in den letzten 11 Jahren aufgrund
 des bis 1999 sehr niedrigen Oelpreises keinerlei Investitionen
 in neue oder rationalisierte Raffinerieanlagen getaetigt wurden.
 Vor diesem Hintergrund wird es selbst unter der Voraussetzung
 einer nachhaltigen Erhoehung der Foerdermenge lange Zeit dauern,
 bis die zusaetzlichen Rohoelmengen entsprechend verarbeitet
 werden koennen.

 Doch auf der Inflationsseite ist die Situation auf dem Energie-
 markt zwar ein schwerwiegender Belastungsfaktor, er stellt aber
 keineswegs die einzige beunruhigende Entwicklung dar. In den USA
 als auch in Euroland wird nunmehr ersichtlich, dass die durch
 den harten Wettbewerb bedingten Minimalgebuehren bei Kommunika-
 tionsdiensten nicht mehr aufrechtzuerhalten sind. Verbindungsge-
 buehren fuer Telefongespraeche und somit auch fuer die Internet-
 nutzung steigen. Auch dies schlaegt sich sowohl in einer gerin-
 geren Kaufkraft der Konsumenten als auch in etwas schwaecherem
 Ausmass in einer geringeren Investitionsbereitschaft der Unter-
 nehmen nieder.

 Hierbei ist die Frage von wesentlicher Bedeutung, ab welchem
 Leitzinssatz zu welchem Zeitpunkt die zusaetzliche Liquiditaet
 die Teuerungseffekte ueberkompensiert. Hinzu kommt die Steuer-
 senkung in den USA, ab Herbst werden hier die ersten Payback-
 Checks verschickt. Alleinstehende erhalten eine pauschale
 Steuerrueckverguetung von 300 USD, Verheiratete von 600 USD.

 Hierbei wird ersichtlich, dass sich auch diese Hoffnung eher in
 Grenzen haelt, denn ein alleinstehender US-Buerger kann mit 300
 USD die seit 1999 drastisch gestiegenen Energie- und vor allem
 Benzinpreise nicht amortisieren. In jedem Fall ist dies jedoch
 ein willkommener Konjunkturstimulans. Ob sie isoliert betrachtet
 jedoch ausreicht, der Konjunktur zu einem nachhaltigen Turna-
 round zu verhelfen, muss zunaechst abgewartet werden.

 Wir wollen vorgenannten Risikofaktoren nicht die Bedeutung eines
 Einstiegs in die Rezession einraeumen, wir wollen dabei ledig-
 lich auf das Risiko hinweisen, dass sich die fuer Ende 01/Beginn
 02 fest erwartete und von den Kapitalmaerkten dringend benoetig-
 te Konjunkturerholung nicht zwangslaeufig auch tatsaechlich Ende
 01/Beginn 02 vollziehen muss. Ein spaeterer Zeitpunkt der Er-
 holung erscheint aus heutiger Sicht zumindest wahrscheinlich.
 Vor diesem Hintergrund scheint die Frage, in welcher Hoehe die
 FED auf ihrer am jetzigen Mittwoch stattfindenden FOMC-Sitzung
 ueber eine weitere Zinssenkung befinden wird, vergleichsweise
 unerheblich.

 Aufgrund vorgenannter Faktoren rechnen wir nicht damit, dass die
 Maerkte in den naechsten Wochen eine signifikante Trendwende
 vollziehen werden und empfehlen dem Privatanleger weiterhin die
 Einnahme einer abwartenden Haltung. Kurzfristig sehen wir in den
 naechsten Tagen und Wochen jedoch Chancen auf eine Stabilisie-
 rungsphase, da sich die US-Gewinnwarnungssaison nach mehr als
 1.000 Gewinn-/ bzw. Umsatzwarnungen nunmehr ihrem Ende naehert.
 Dann wird von Analystenseite wieder zu vernehmen sein, dass
 nunmehr alle schlechten Nachrichten eingepreist sind und daher
 deutliches Aufwaertspotential bestehe.

 Anleger werden sich hiernach richten und eine kurzfristige Er-
 holung an den Aktienmaerkten ausloesen. Die fuehrenden Ana-
 lysten- und Brokerhaeuser, die diese Zwischenrallye nach auf-
 gefuehrtem Strickmuster initiiert haben, werden natuerlich
 bereits im Vorfeld investiert sein. Fuer tradingorientierte
 Anleger koennten sich somit in absehbarer Zeit kurzfristige
 Chancen ergeben. Was aber geschieht vor diesem Hintergrund im
 Vorfeld der Drittquartalszahlen?!

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