Kopierschutz bei Musik-CDs sorgt derzeit bei Computernutzern und Musikfans für großes Ärgernis. Laut Computerexperten kann man dennoch jeden Silberling kopieren. Sehr zum Ärgernis der Industrie, deren Umsätze zurückgegangen sind.
Kopierschutz bei Musik-CDs sorgt derzeit bei Computernutzern und Musikfans für großes Ärgernis. Online-Foren sind prall gefüllt mit Beiträgen dazu. Die Computerzeitschriften schießen sich derweil auf das Thema ein. Sie titeln: "Geknackt! Wie Sie den Kopierschutz jeder Musik-CD überlisten." Oder: "Kopierschutz? Na und!" In Testberichten werden Tipps gegeben, wie "Silberscheiben trotz hartnäckigem Kopierschutz" geknackt werden können.
Computerexperten wissen eine einfache Antwort auf die Frage, ob man jede Musik-CD kopieren kann: "Ja." Sobald es einen neuen Kopierschutz gebe, sei schnell ein neues Crack-Programm auf dem Markt. Die Zeitschriften berichten nicht mehr ausschließlich über Prozessoren, Internet, Computerspiele oder wie der Rechner schneller und sicherer gemacht werden kann. Sie bringen Berichte über CD- Brenner, DVDs und digitale Fotografie.
Seit Sommer 2001 wurden mehr als sechs Millionen kopiergeschützte CDs ausgeliefert, berichtet Peter Zombik, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Phonographischen Wirtschaft (Hamburg). Die Industrie will nach Verbandsangaben verhindern, dass die Tonträger beliebig oft vervielfältigt oder im Internet zum Tausch angeboten werden.
Die gängigen Verfahren zum Kopierschutz verhindern das Abspielen einer Audio-CD im CD-ROM-Laufwerk eines Computers. Verbraucherschützer wie die Stiftung Warentest bemängeln: "Viele CD- Laufwerke spielen die Scheiben gar nicht mehr ab." Das regt den Unmut der Musikliebhaber. Jörg Dennis Krüger - der das Forum www.gegen-den- kopierschutz.de schuf - kritisiert, dass die Erstellung von Kopien für den privaten Gebrauch verhindert werde.
Dem tritt der Phono-Verband entgegen. "Auf CD-Rohlingen schaffen sie keine Kopie sondern einen Klon", sagt Zombik - also nahezu ein perfektes Duplikat des Originals und kein Abbild wie auf einer Audio- Kassette. Und deshalb sieht er eine "höchst bedrohliche Situation für unsere Geschäftsaussichten". 2001 seien mehr Musik-CDs gebrannt worden als die Industrie verkauft hat. Zombik beruft sich dabei auf eine GfK-Studie im Auftrag seines Verbandes.
108,7 Millionen Tonträger sind im ersten Halbjahr 2001 verkauft worden: 10,8 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Umsätze im ersten Halbjahr sind um 12,6 Prozent zurückgegangen. Der größte Teil des wirtschaftlichen Schadens sei durch Eins-zu-Eins-Kopien durch Brennen entstanden. Zusätzlich tragen laut Zombik die illegalen Tauschbörsen im Netz dazu bei.
"Wir haben ein vergleichsweise schwieriges Jahr vor uns", sagt Zombik. Möglicherweise nur noch eins: Bis November 2002 muss die Bundesregierung Zombiks Angaben zufolge eine EU-Info-Richtlinie in Deutschland umsetzen. 14 Organisationen der Branche haben deshalb Vorschläge für ein neues Urheberrecht gemacht. Zombik hofft, dass dann die Umgehung von Kopierschutzsystemen gesetzlich untersagt wird und auch keine Anleitung zum Knacken mehr in Zeitschriften gegeben werden darf.
Einen Umsatzrückgang von bis zu 15 % musste die deutsche Musikwirtschaft im vergangenen Jahr verkraften und macht dafür vor allem das private Brennen von CDs verantwortlich: Schließlich seien 2001 erstmals mehr Musik-CDs kopiert als fertig bespielte im Handel verkauft worden, heißt es beim Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft.
Mit der Einführung kopiergeschützter CDs ziehen viele Musikkonzerne nun die Konsequenzen. Doch was die Branche als berechtigte Selbstverteidigung eines gebeutelten Industriezweigs sieht, könnte nach Ansicht von Verbraucherschützern auch zum Eigentor werden.
"Die Plattenfirmen handeln sich damit mehr Schwierigkeiten ein, als sie ahnen", sagt Herbert Noll von der Zeitschrift "test" der Stiftung Warentest. Die kopiergeschützten CDs sollen nach dem Willen der Musikindustrie auf Computer-Laufwerken nicht mehr abspielbar sein, weil sie von dort aus auf billige CD-Rohlinge kopiert werden können. Doch Noll zufolge kann es auch auf anderen Geräten Probleme geben: "Vor allem Autoradios und viele DVD-Spieler sind mit Computerlaufwerken ausgestattet, die diese Discs nicht einmal annehmen", sagt Noll. "Die Kunden dürften der Plattenindustrie mit Reklamationen die Türen einrennen."
Vereinzelte Beschwerden
Bisher gab es nach Angaben der Musikindustrie und auch des Handels allerdings nur vereinzelte Beschwerden: "Da haben schon einige Kunden reklamiert oder umgetauscht", ist in verschiedenen Filialen großer Musikketten zu hören. "Beim Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft direkt gingen erst vier berechtigte Beschwerden" ein, sagt Verbandssprecher Hartmut Spiesecke. In der Branche wird die Zahl der Reklamationen auf insgesamt etwa 1 000 geschätzt und angesichts von bis zu sieben Mill. verkauften Kopierschutz-CDs als verschwindend gering bewertet.
"Aber auch dem Missbrauch sind Tür und Tor geöffnet", sagt Noll von der Stiftung Warentest weiter. So hätten unlautere Musikfans längst herausgefunden, wie sie den Kopierschutz knacken können. "Die geschützten CDs können also gekauft, mit speziellen Programmen doch kopiert und dann als Reklamation ins Geschäft zurückgebracht werden", sagt Noll. "Schließlich laufen kopiergeschützte Platten nicht auf jedem Spieler." Und es sollen sich auch schon so genannte Kopierkreise etabliert haben. In denen würden die Kosten für CDs umgelegt und die Scheiben dann kostengünstig für jedes Mitglied kopiert.
Tipps gegen den Kopierschutz
Selbst renommierte und weit verbreitete Zeitschriften geben inzwischen ausführliche Tipps, wie der Kopierschutz ausgehebelt werden kann. Doch gerade für jene, die diesen Umweg nicht nutzen wollen, könnten die neuen CDs nach Einschätzung von Verbraucherschützern zum Ärgernis werden. "Es war bisher einfach üblich, dass CDs kopiert werden können", sagt Jürgen Schröder, Jurist bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Eigentlich müssten die kopiergeschützten CDs billiger sein als die nicht veränderten. Schließlich bezahle der Verbraucher beim Kauf von CD-Rohlingen und -Brennern eine Gebühr, mit der die Urheberrechte beim Kopieren abgegolten werden. Und das Kopieren für den privaten Gebrauch sei nun einmal erlaubt.
Doch diese Ausnahme vom Urhebergesetz, nach dem Rechte-Inhaber eigentlich jede Vervielfältigung ausdrücklich genehmigen müssen, ist nach Ansicht von Experten nicht mehr eindeutig. Schließlich sei es noch nicht höchstrichterlich entschieden, ob die vor Jahrzehnten geschaffene Ausnahmeregelung auch auf das digitale Zeitalter übertragbar sei, sagt der auf Urheberrecht spezialisierte Anwalt Stefan Ventroni. "Der Gesetzgeber konnte 1965 nicht ahnen, dass es durch das CD-Brennen einmal Eins-zu-Eins-Kopien ohne Qualitätsverlust geben würde." Auch stünden die Folgen durch das Kopieren mit den damals gängigen Tonbandgeräten in keinem Verhältnis zu den Folgen des digitalen CD-Brennens.
Ähnlich sieht es auch die Musikbranche: "Kostenloses Kopieren ist eine Katastrophe für alle, die Arbeit in solche Produkte stecken", sagt Spiesecke vom Branchenverband Phono. Der Kopierschutz sei zwar vielleicht kein Patentrezept, aber sehenden Auges vor dem Abgrund zu stehen, sei auch keine Alternative. "Unsere Kunden lieben uns nicht für den Kopierschutz, aber sie verstehen uns", sagt Spiesecke.
Kopierschutz bei Musik-CDs sorgt derzeit bei Computernutzern und Musikfans für großes Ärgernis. Online-Foren sind prall gefüllt mit Beiträgen dazu. Die Computerzeitschriften schießen sich derweil auf das Thema ein. Sie titeln: "Geknackt! Wie Sie den Kopierschutz jeder Musik-CD überlisten." Oder: "Kopierschutz? Na und!" In Testberichten werden Tipps gegeben, wie "Silberscheiben trotz hartnäckigem Kopierschutz" geknackt werden können.
Computerexperten wissen eine einfache Antwort auf die Frage, ob man jede Musik-CD kopieren kann: "Ja." Sobald es einen neuen Kopierschutz gebe, sei schnell ein neues Crack-Programm auf dem Markt. Die Zeitschriften berichten nicht mehr ausschließlich über Prozessoren, Internet, Computerspiele oder wie der Rechner schneller und sicherer gemacht werden kann. Sie bringen Berichte über CD- Brenner, DVDs und digitale Fotografie.
Seit Sommer 2001 wurden mehr als sechs Millionen kopiergeschützte CDs ausgeliefert, berichtet Peter Zombik, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Phonographischen Wirtschaft (Hamburg). Die Industrie will nach Verbandsangaben verhindern, dass die Tonträger beliebig oft vervielfältigt oder im Internet zum Tausch angeboten werden.
Die gängigen Verfahren zum Kopierschutz verhindern das Abspielen einer Audio-CD im CD-ROM-Laufwerk eines Computers. Verbraucherschützer wie die Stiftung Warentest bemängeln: "Viele CD- Laufwerke spielen die Scheiben gar nicht mehr ab." Das regt den Unmut der Musikliebhaber. Jörg Dennis Krüger - der das Forum www.gegen-den- kopierschutz.de schuf - kritisiert, dass die Erstellung von Kopien für den privaten Gebrauch verhindert werde.
Dem tritt der Phono-Verband entgegen. "Auf CD-Rohlingen schaffen sie keine Kopie sondern einen Klon", sagt Zombik - also nahezu ein perfektes Duplikat des Originals und kein Abbild wie auf einer Audio- Kassette. Und deshalb sieht er eine "höchst bedrohliche Situation für unsere Geschäftsaussichten". 2001 seien mehr Musik-CDs gebrannt worden als die Industrie verkauft hat. Zombik beruft sich dabei auf eine GfK-Studie im Auftrag seines Verbandes.
108,7 Millionen Tonträger sind im ersten Halbjahr 2001 verkauft worden: 10,8 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Umsätze im ersten Halbjahr sind um 12,6 Prozent zurückgegangen. Der größte Teil des wirtschaftlichen Schadens sei durch Eins-zu-Eins-Kopien durch Brennen entstanden. Zusätzlich tragen laut Zombik die illegalen Tauschbörsen im Netz dazu bei.
"Wir haben ein vergleichsweise schwieriges Jahr vor uns", sagt Zombik. Möglicherweise nur noch eins: Bis November 2002 muss die Bundesregierung Zombiks Angaben zufolge eine EU-Info-Richtlinie in Deutschland umsetzen. 14 Organisationen der Branche haben deshalb Vorschläge für ein neues Urheberrecht gemacht. Zombik hofft, dass dann die Umgehung von Kopierschutzsystemen gesetzlich untersagt wird und auch keine Anleitung zum Knacken mehr in Zeitschriften gegeben werden darf.
Einen Umsatzrückgang von bis zu 15 % musste die deutsche Musikwirtschaft im vergangenen Jahr verkraften und macht dafür vor allem das private Brennen von CDs verantwortlich: Schließlich seien 2001 erstmals mehr Musik-CDs kopiert als fertig bespielte im Handel verkauft worden, heißt es beim Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft.
Mit der Einführung kopiergeschützter CDs ziehen viele Musikkonzerne nun die Konsequenzen. Doch was die Branche als berechtigte Selbstverteidigung eines gebeutelten Industriezweigs sieht, könnte nach Ansicht von Verbraucherschützern auch zum Eigentor werden.
"Die Plattenfirmen handeln sich damit mehr Schwierigkeiten ein, als sie ahnen", sagt Herbert Noll von der Zeitschrift "test" der Stiftung Warentest. Die kopiergeschützten CDs sollen nach dem Willen der Musikindustrie auf Computer-Laufwerken nicht mehr abspielbar sein, weil sie von dort aus auf billige CD-Rohlinge kopiert werden können. Doch Noll zufolge kann es auch auf anderen Geräten Probleme geben: "Vor allem Autoradios und viele DVD-Spieler sind mit Computerlaufwerken ausgestattet, die diese Discs nicht einmal annehmen", sagt Noll. "Die Kunden dürften der Plattenindustrie mit Reklamationen die Türen einrennen."
Vereinzelte Beschwerden
Bisher gab es nach Angaben der Musikindustrie und auch des Handels allerdings nur vereinzelte Beschwerden: "Da haben schon einige Kunden reklamiert oder umgetauscht", ist in verschiedenen Filialen großer Musikketten zu hören. "Beim Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft direkt gingen erst vier berechtigte Beschwerden" ein, sagt Verbandssprecher Hartmut Spiesecke. In der Branche wird die Zahl der Reklamationen auf insgesamt etwa 1 000 geschätzt und angesichts von bis zu sieben Mill. verkauften Kopierschutz-CDs als verschwindend gering bewertet.
"Aber auch dem Missbrauch sind Tür und Tor geöffnet", sagt Noll von der Stiftung Warentest weiter. So hätten unlautere Musikfans längst herausgefunden, wie sie den Kopierschutz knacken können. "Die geschützten CDs können also gekauft, mit speziellen Programmen doch kopiert und dann als Reklamation ins Geschäft zurückgebracht werden", sagt Noll. "Schließlich laufen kopiergeschützte Platten nicht auf jedem Spieler." Und es sollen sich auch schon so genannte Kopierkreise etabliert haben. In denen würden die Kosten für CDs umgelegt und die Scheiben dann kostengünstig für jedes Mitglied kopiert.
Tipps gegen den Kopierschutz
Selbst renommierte und weit verbreitete Zeitschriften geben inzwischen ausführliche Tipps, wie der Kopierschutz ausgehebelt werden kann. Doch gerade für jene, die diesen Umweg nicht nutzen wollen, könnten die neuen CDs nach Einschätzung von Verbraucherschützern zum Ärgernis werden. "Es war bisher einfach üblich, dass CDs kopiert werden können", sagt Jürgen Schröder, Jurist bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Eigentlich müssten die kopiergeschützten CDs billiger sein als die nicht veränderten. Schließlich bezahle der Verbraucher beim Kauf von CD-Rohlingen und -Brennern eine Gebühr, mit der die Urheberrechte beim Kopieren abgegolten werden. Und das Kopieren für den privaten Gebrauch sei nun einmal erlaubt.
Doch diese Ausnahme vom Urhebergesetz, nach dem Rechte-Inhaber eigentlich jede Vervielfältigung ausdrücklich genehmigen müssen, ist nach Ansicht von Experten nicht mehr eindeutig. Schließlich sei es noch nicht höchstrichterlich entschieden, ob die vor Jahrzehnten geschaffene Ausnahmeregelung auch auf das digitale Zeitalter übertragbar sei, sagt der auf Urheberrecht spezialisierte Anwalt Stefan Ventroni. "Der Gesetzgeber konnte 1965 nicht ahnen, dass es durch das CD-Brennen einmal Eins-zu-Eins-Kopien ohne Qualitätsverlust geben würde." Auch stünden die Folgen durch das Kopieren mit den damals gängigen Tonbandgeräten in keinem Verhältnis zu den Folgen des digitalen CD-Brennens.
Ähnlich sieht es auch die Musikbranche: "Kostenloses Kopieren ist eine Katastrophe für alle, die Arbeit in solche Produkte stecken", sagt Spiesecke vom Branchenverband Phono. Der Kopierschutz sei zwar vielleicht kein Patentrezept, aber sehenden Auges vor dem Abgrund zu stehen, sei auch keine Alternative. "Unsere Kunden lieben uns nicht für den Kopierschutz, aber sie verstehen uns", sagt Spiesecke.