WirtschaftsWoche Analyse: Camelot AG
Ein flotter Spruch geht Thomas Zacharias leicht über die Lippen. Das hat der
Vorstandsvorsitzende der Camelot AG von seinem Opa beim Doppelkopfspiel
gelernt. Zum Beispiel diesen hier: „Viele Kühe weiden auf der Wiese der
Hoffnung.“ Will heißen: Nicht alle Träume werden wahr.
Auch Zacharias hofft. Auf einen erfolgreichen Start an der Börse. Und einen
möglichst hohen Emissionspreis. 13 Euro würde der Camelot-Chef am liebsten für jede Aktie verlangen, wenn sein Unternehmen am 30. Oktober an den Neuen Markt geht. Doch dort wackeln die Kurse. Mehr als elf Euro müssen die Anleger deshalb
nicht zahlen, wenn sie die Aktie des Münchner Dienstleisters zeichnen.
Camelot verdient Geld am Telefon. Bis zu 300 Voll- und 400 Teilzeitarbeitskräfte halten sich in München, Berlin und Krefeld in den Camelot-Call-Centern für Auftraggeber wie Premiere, Debitel oder AOL bereit. Rund um die Uhr beantworten sie Kundenanfragen, bearbeiten Beschwerden und bringen Produkte wie die Decoderboxen des Münchner Pay-TV-Senders Premiere oder Policen der Vereinten Krankenversicherung an den Mann.
Für die Zukunft hat sich Zacharias hohe Ziele gesteckt. Dieses Jahr will Camelot mit einem Umsatzplus von fast 170 Prozent gegenüber 1999 abschließen. Kein Griff zu den Sternen. Denn von den angestrebten gut 15 Millionen Euro hatte Zacharias Ende September bereits zehn Millionen Euro im Sack – und „das umsatzstarke Weihnachtsgeschäft kommt erst noch“, frohlockt der 31-jährige Vorstand. Er rechnet für das Jahr 2000 mit einem DVFA-Ergebnis von 14 Cent je Aktie.
Ein noch größeres Rad will Zacharias im nächsten Jahr drehen und den Umsatz
auf fast 31 Millionen Euro verdoppeln. Pro Aktie sollen dann 44 Cent hängen
bleiben. Bei einem Emissionskurs von elf Euro ergibt das für 2001 ein KGV von 25.Das scheint solide bewertet.
Der Emissionserlös kommt weitgehend dem Unternehmen zu Gute. Lediglich 50000
Aktien und der Greenshoe stammen aus dem Portefeuille der Altaktionäre.
Zacharias: „Uns geht es nicht darum, Kasse zu machen, sondern um Wachstum.“
Erst einmal an der Börse angekommen, will sich der Vorstand auf Einkaufstour
begeben und andere Call-Center übernehmen. Auch in Vertrieb, Marketing und
Werbung wird Geld fließen. „Bis heute haben wir dafür keinen Pfennig
ausgegeben“, ist Zacharias stolz.
Bin auch noch am überlegen... Wenn heute weiter hoch geht, könnte es schon gut laufen, oder?
Offenbar sind die Kunden zufrieden und liefern Camelot von sich aus neue
Aufträge. Das birgt ein Risiko: „Wir machen immer mehr Umsatz mit immer weniger Kunden“, sagt Zacharias. Nur fünf Auftraggeber reichen für rund 70 bis 80 Prozent des Umsatzes aus. Sollte in dieser Situation auch nur einer Camelot den Rücken zudrehen, würde das Münchner Unternehmen auf dem Wachstumspfad zurückfallen – zumindest vorläufig.