Bundesregierung will Normalbenzin retten

Beitrag: 1
Zugriffe: 265 / Heute: 1
index:

Bundesregierung will Normalbenzin retten

 
28.06.01 16:06
Bundesregierung will Normalbenzin retten

Die Bundesregierung will ein von der Europäischen Kommission geplantes Verbot von Normalbenzin in Deutschland verhindern. Auch die Ölindustrie und Umweltschützer kritisierten die EU-PLäne.

Die Regierung werde bei der Kommission in Brüssel bei der Überarbeitung der EU-Kraftstoffrichtlinie darauf drängen, dass die bestehende Ausnahmeregelungen auch nach 2005 möglich seien, sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums am Donnerstag. Dies sei bereits mit dem Bundesumweltministerium abgestimmt.

Normalbenzin soll nach dem Willen der EU-Kommission bis zum Jahr 2005 aus den Zapfsäulen verschwinden. Das EU-weite Verbot von Sprit mit 91 Oktan solle die Luft sauberer machen, sagte eine Sprecherin von EU-Umweltkommissarin Margot Wallström in Brüssel am Donnerstag. Die Zahl der Autos, die noch mit Normalbenzin fahren, gehe ohnehin stetig zurück.

Die Kommission beruft sich bei ihrer Initiative auf eine Fußnote in der EU-Kraftstoffrichtlinie von 1998. Die damals festgelegten Ausnahmen, die für Deutschland mit dem hohen Anteil älterer Autos nach der Wiedervereinigung begründet wurden, sollen gestrichen werden. Von 2005 an dürfte dann nur noch Sprit mit 95 oder mehr Oktan angeboten werden. Dieses Superbenzin könne von modernen Motoren ohne Klopfgeräusche effizienter verbrannt werden, argumentiert die Brüsseler Behörde.



Normalbenzin mit hohem Marktanteil


Der Mineralölwirtschaftsverband und die Mineralölkonzerne ebenso wie Umweltschützer halten den EU-Vorstoß für unsinnig. Die EU-Begründung, dass Normalbenzin in Europa keine Rolle mehr spiele, gelte nicht für alle Länder, sagte der Leiter der Umweltabteilung des Verbandes, Michael Winkler. In Deutschland hat Normaltreibstoff nach Angaben des Verbandes noch immer einen Anteil von einem Drittel des gesamten Benzinverbrauchs. Von knapp 29 Millionen Tonnen Benzin, die an deutschen Tankstellen 2000 verkauft wurden, waren allein 9,6 Millionen Tonnen Normalbenzin.


Im EU-Entwurf heißt es: "Die Ausnahmen für unverbleites Normalbenzin wurden gestrichen, da dieser Kraftstoff nur einen geringen Anteil am Benzinmarkt der Gemeinschaft hat." Dies sei für die meisten EU-Länder richtig, weil dort überwiegend Kraftfahrzeuge mit kleineren, dafür aber leistungsstarken Motoren verkauft würden, die Superbenzin mit höherer Klopffestigkeit bräuchten, sagte MWV-Sprecherin Barbara Meyer-Bukow.



Mehrausgaben von einer halben Mrd. DM


Die von einem Normalbenzinverbot betroffenen Autofahrer müssten nach Berechnungen des Verbandes im Jahr bei einem Preisunterschied von vier bis fünf Pfennig je Liter insgesamt rund 500 Mio. DM mehr zahlen. Beim Mineralölkonzern Esso geht man davon aus, dass die EU ihren "Fehler" korrigieren werde, wenn die Bundesregierung genügend Druck mache.


Auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace hält nichts von einem Normalbenzinverbot. „Normalbenzin ist unter Umweltgesichtspunkten sogar weniger problematisch als Superbenzin", sagte Greenpeace-Kfz-Experte Wolfgang Lohbeck. In Superbenzin sei der Anteil von krebs erregenden oder -verdächtigen Stoffen wesentlich höher.



© 2001 FTD
Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen
--button_text--