"Würde mich schämen"
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat für weniger strenge Vorgaben der Bundesregierung im Zusammenhang mit dem Banken-Rettungspaket plädiert. Eine Entschuldigung, wie sie Bundespräsident Köhler von den Banken fordert, will Ackermann nicht geben. Sein Haus stehe gut da. Die Deutsche Bank brauche auch kein Geld aus dem Rettungspaket der Bundesregierung. Er würde sich "schämen" in der jetzigen Situation Geld vom Staat zu nehmen.
"Je strikter die Auflagen sind, desto geringer ist die Bereitschaft, von der Hilfe Gebrauch zu machen", sagte Ackermann in einem Interview mit der "Bild am Sonntag". "Oder die besten Kräfte, die gerade in schwierigen Zeiten gebraucht werden, suchen sich woanders einen Job." Er empfehle daher, "mit Augenmaß vorzugehen". Skeptisch beurteilte Ackermann eine Gehaltsobergrenze von 500.000 Euro für Bank-Manager: "Die Besten bekommen Sie dafür nicht."
Zugleich appellierte der Deutsche-Bank-Chef an gefährdete Banken, das Hilfsangebot der Bundesregierung anzunehmen. "Es darf jedenfalls nicht dazu kommen, dass aus falschem Prestige-Denken hilfsbedürftige Banken die von der Regierung angebotene Hilfe nicht in Anspruch nehmen." Wer nicht über ausreichend Kapital verfüge, solle es sich auf dem freien Markt oder beim Staat besorgen.
Rendite-Ziel von 25 Prozent steht
Der Chef der Deutschen Bank sieht auch keinen Grund für eine Entschuldigung, wie sie Bundespräsident Horst Köhler wegen der Finanzkrise von den Banken gefordert hat. Die Deutsche Bank habe sich in der Krise relativ gut geschlagen, sagte Ackermann der "Bild am Sonntag" laut Vorabbericht. Deshalb sehe er keine Veranlassung, künftig im Büßerhemd durchs Land zu ziehen.
Ackermann verteidigte auch die von seinem Institut mittelfristig angepeilte Rendite von 25 Prozent. Diese Marke sei nicht Ausdruck von Gier, sondern lediglich ein Beleg dafür, dass die Deutsche Bank möglichst erfolgreich sein und zu den besten Banken der Welt gehören wolle. Angesichts der Finanzkrise und des Wirtschaftsabschwungs räumte Ackermann jedoch ein: "In den nächsten Jahren erwarte ich daher geringere Renditen." Zuvor hatte Ackermann erklärt, wegen der Krise auf seinen Gehaltsbonus von mehreren Millionen Euro für dieses Jahr zu verzichten.
Ein Konjunkturprogramm zur Ankurbelung der Wirtschaft hält Ackermann derzeit nicht für erforderlich. "Das kann sich aber ändern, wenn sich das Wachstum weiter verlangsamen sollte." Die Deutsche Bank erwarte 2009 zwar nur eine Stagnation der Wirtschaft, aber es gebe auch Rezessionsgefahren.
Entscheidender Beitrag zur HRE-Rettung
Die Deutsche Bank benötigt nach Aussage Ackermanns keinerlei Hilfen aus dem Milliarden-Rettungspaket der Bundesregierung. "Die Deutsche Bank benötigt kein Kapital vom Staat", sagte Ackermann der "Bild am Sonntag". Ackermann begründete seine Linie mit der - trotz Finanzkrise - guten Verfassung seines Geldhauses. Die Deutsche Bank sei "zu keinem Zeitpunkt" in der Krise akut gefährdet gewesen. "Wir sind eine der stärksten und am besten kapitalisierten Banken der Welt." Dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" zufolge sagte Ackermann bei einem Führungskräftetreffen der Deutschen Bank: "Ich würde mich schämen, wenn wir in der Krise Staatsgeld annehmen würden."
Ackermann wies darauf hin, dass die Deutsche Bank bei der Rettung des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE) einen entscheidenden Beitrag geleistet habe. Ohne die weiterhin hohe Profitabilität der Bank wäre dies nicht möglich gewesen. "Wir haben selbst in der Krise bisher noch über drei Milliarden Euro netto verdient, eine hohe Kapitalquote und können uns Zukäufe wie zum Beispiel bei der Postbank leisten."