Entgegen den vielen optimistischen Stimmen, die der US-Wirtschaft eine baldige Trendwende voraussagen, hat Bill Gates am Sonntag auf dem Weltwirtschaftsforum in New York erklärt, er erwarte für dieses Jahr keine nennenswerte Verbesserung der weltweiten Wirtschaftslage.
Aufgrund der niedrigen Investitionstätigkeit der Unternehmen sowie Bergen von Überschussproduktionen in so hart getroffenen Branchen wie dem Telekommunikationssektor könnte sich das Wirtschaftswachstum 2002 seitwärts bewegen, so der Microsoft - Gründer. "Ich sehe keinen wirklichen Aufschwung. In Japan wird es ihn sicherlich nicht geben und in den USA voraussichtlich auch nicht. In Europa könnte die Lage hingegen ein wenig positiver aussehen."
Gates' Kommentare bezögen sich nicht nur auf den Hightechsektor, sondern auf die gesamte Wirtschaft, fügte Microsofts Chief Operating Officer (COO) Rick Belluzzo hinzu. Viele Kunden beschrieben ihnen, dass sich das Geschäft stabilisiere - und seitwärts tendiere. In einigen Branchen werde es seiner Meinung nach in zwei bis drei Quartalen wieder ein geringfügiges Wachstum geben, in anderen Sparten werde dies länger dauern.
Microsofts pessimistischer Erwartung gegenüber stehen beispielsweise die Prognosen des Conference Board. Dem jüngsten Bericht zufolge erwartet das Forschungsinstitut, dass die US-Wirtschaft die Welt im Laufe des Jahres 2002 aus der Rezession führen wird. Für 2003 wird ein Wachstum beim US-Bruttoinlandsprodukt von vier Prozent prognostiziert.
Zudem warnte Gates in seiner Rede davor, dass sich die internationalen Handelsbestimmungen zu sehr zugunsten der reichen Welt auswirkten. Dies erzeuge bei den benachteiligten Menschen die Art von Hass, die gefährlich für uns alle werden könne. "Ich denke es ist ein gutes Zeichen, dass auf den Straßen Menschen dagegen protestieren. Sie stellen die Frage: Gibt die reiche Welt genug zurück?"
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