Berichtssaison stellt die Weichen

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Nassie:

Berichtssaison stellt die Weichen

 
10.01.04 21:31
Weniger Jobs, mehr Autos
In Amerika kann die Berichtssaison in den nächsten Tagen für positive Überraschungen sorgen und die jüngsten Sorgen um den Aufschwung vertreiben
Frankfurt  -  Eigentlich schien die Bahn frei. Vor Optimismus strotzend waren die Aktienmärkte ins neue Jahr gestartet. All die Schwarzmalereien des Vorjahres - von double dip über Deflation bis jobless growth - waren abgeschüttelt. Doch seit Freitagnachmittag schimmert zumindest das Menetekel vom Wachstum ohne neue Arbeitsplätze wieder durch die Kurszettel.


Im Dezember ist die Zahl der Beschäftigten in den USA nur um 1000 gestiegen. Erwartet hatten die Analysten 130 000 neue Stellen. Zwar ging die Arbeitslosenquote von 5,9 auf 5,7 Prozent zurück. Dies liegt jedoch allein daran, dass fast eine halbe Million Amerikaner offenbar jede Hoffnung auf einen neuen Job fahren ließen und sich vom Arbeitsmarkt zurückzogen. Aktien- und Devisenmärkte reagierten prompt. Der Dax fiel wieder unter die Marke von 4000 Punkten, der Euro sprang auf ein neues Allzeithoch.


Auch in der kommenden Woche könnten etliche Konjunkturdaten wieder für Aufregung an den Finanzmärkten sorgen. So veröffentlicht die amerikanische Notenbank am Mittwoch ihr Beige Book, eine Zusammenfassung ihrer Markterwartungen. Einen Tag später gibt das Arbeitsministerium die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe bekannt. Diese Daten werden vor allem vor dem Hintergrund der Zahlen vom Freitag auf großes Interesse stoßen.


Das Gleiche gilt für die Statistik zu den Einzelhandelsumsätzen vom gleichen Tag. Die Analysten sind höchst unterschiedlicher Meinung, ob der amerikanische Verbraucher weiter fleißig kauft. Während beispielsweise die DZ Bank leicht geringere Zuwachsraten erwartet, glauben die Experten bei Crédit Suisse First Boston an eine Beschleunigung. Sie erwarten vor allem einen Anstieg der Autoverkäufe. Allerdings dürften diese mal wieder teuer erkauft sein. So hat General Motors gerade erst angekündigt, in den kommenden zwei Monaten insgesamt 1000 Fahrzeuge verschenken zu wollen.


Neben den Konjunkturdaten könnten die Aktienmärkte jedoch auch endlich mal wieder durch Unternehmensnachrichten bewegt werden - und zwar im positiven Sinne. In den USA beginnt die Berichtssaison für das letzte Quartal 2003. Der Aluminiumhersteller Alcoa hatte am Donnerstag den Anfang gemacht und gleich für gute Nachrichten gesorgt. Der Umsatz wurde 2003 um sechs Prozent gesteigert, der Gewinn hat sich verdoppelt.


In den nächsten Tagen werden Schwergewichte wie Intel, Yahoo, Apple, General Motors, Sun Microsystems, Bank of America oder Ebay ihre Zahlen vorlegen. "Nachdem schon das dritte Quartal mit einem Gewinnzuwachs von 21,4 Prozent sehr gut gelaufen war, wird jetzt mit einem Plus von 22,3 Prozent gerechnet", zeigen sich die Analysten der DZ Bank zuversichtlich.


Noch wichtiger als die Zahlen zum vergangenen Geschäftsjahr sind jedoch die Ausblicke der Unternehmen auf 2004. Zwar geht man an der Wall Street davon aus, dass die Gewinnzuwächse in diesem Jahr deutlich geringer ausfallen. Im Gesamtjahr wird dennoch mit einem Anstieg um 12,8 Prozent gerechnet - auch das würde für zusätzliche Kursgewinne sprechen.


Ganz andere Rechnungen macht man dagegen derzeit in Europa auf. Die DZ Bank hat soeben ermittelt, dass die Gewinne der Dax-Unternehmen bei einem Eurokurs über 1,25 Dollar um vier bis fünf Prozent unter den aktuellen Gewinnschätzungen der Analysten liegen werden. Der schwache Dollar dürfte daher die Märkte hier zu Lande auch in der kommenden Woche beschäftigten.


Besonderes Augenmerk wird dabei am Montag den Zahlen zur deutschen Industrieproduktion im November gelten. Denn die Datenreihen der vergangenen Jahrzehnte zeigen, dass die Industrieproduktion stets mit den Wechselkursen schwankte - ein schwacher Dollar ließ den Ausstoß der deutschen Unternehmen noch immer zurückgehen, mal mehr, mal weniger. Allerdings hatte sich das Geschäftsklima zuletzt trotz des Eurohöhenflugs deutlich verbessert. Daher könnte der allgemeine Aufschwung der Weltwirtschaft diesmal den Währungseffekt überlagern.  fhs


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